Die Unsicherheiten bei der AMOC

Von Frank Bosse

Ein „Zusammenbruch“ der AMOC (Atlantische Umwälzzirkulation) ist gar nicht „errechenbar“. Wir hatten hier verschiedentlich über einige Projektionen zur AMOC berichtet, zuletzt hier und hier.

Zu der damals sehr „gefeierten“ Studie (DD23 im Folgenden), die mit 95% Sicherheit (!) einen Kollaps der AMOC zwischen 2025 und 2095 vorhersagte, gibt es nun eine interessante Wendung. Sie gab es eigentlich schon im September 2023, als das Preprint erschien, also nur ca. 3 Monate nach der Publikation von DD23. Nun also die offizielle Veröffentlichung im Fachblatt „Science Advances“ (BY24 im Folgenden). Die Überschrift spricht schon Bände:

„Die Unsicherheiten sind zu groß, um „Kipppunkt Zeitpunkte“ von Haupt-Erdsystem Komponenten aus historischen Daten zu bestimmen“.

Längere Abschnitte der aktuellen Arbeit sind DD23 gewidmet. Die hatte aus den SST (Sea Surface Temperatures) des „Atlantischen Subpolaren Wirbels“ mithilfe von Varianz- und Autokorrelationsbestimmungen die (viel zu) weitgehenden Schlussfolgerungen begründet, und zwar allein mit dem Datenset HadiSST1. Das war so nicht zulässig, findet BY24. Die SST da sind nämlich NICHT nur einfach Beobachtungen, wenn diese nicht vorhanden sind in der geforderten räumlichen und zeitlichen Auflösung, wird da etwas hinzugefügt, im Prinzip ist es ein Modell.

Man nennt das „Infill“. Das handhabt jedes Datenprodukt ein wenig anders. Im Großen und Ganzen hat das wenig Einfluss auf Trends in größeren Gebieten etc. Wenn es jedoch ins Detail geht (kleines Gebiet des „Subpolaren Gyre“ und hohe zeitliche Auflösung bei mathematischen Analysen zur Varianz) gewinnen diese „Infill“-Methoden ein ganz anderes Gewicht.

In BY 24 ist nun vorgerechnet, dass bei der Nutzung verschiedener Datenprodukte (z.B. auch ERSSTv5 der NASA mit anderen „Infill-Methoden“) auch sehr verschiedene „Kollaps-Zeitpunkte der AMOC“ ermittelt werden: „zwischen 2000 und unendlich“. Also in Wahrheit ohne jede Aussage!

Da die realen Beobachtungen in alle SST-Datenprodukte eingehen, hängt es am Ende nur davon ab, wie man die Beobachtungen mithilfe eines Modells „ergänzt“, um einen Kollaps-Zeitpunkt zu bestimmen. Das ist offensichtlich Unsinn, die Ergebnisse sind sensitiv auf die verwendeten Daten.

Wenn Sie also mal wieder von irgendwelchen Zeitpunkten für „Kipppunkte“ lesen: Sie sind in Wahrheit gar nicht zu bestimmen, weil wir (noch) nicht genug belastbare Informationen zum System haben. Ob sich das auch zu „Die letzte Generation…vor den Kipppunkten“ -wie die Bewegung mit vollem Namen heißt- herumspricht? Ihr Name ist in sich unwissenschaftlich. Schlechte Nachrichten für „Science Follower“!

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Leserpost von Gerhard Keller zum „Untergang der Fidschi-Inseln“:

Übrigens ist der Rückgang inzwischen schon eingetreten. Siehe Daten von Fidschi Suva-B:

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Leserpost von K.- H. Geiger:

Sonne und Wind ergänzen sich m.E. nicht, weil

– die Sonne des nachts NIE schein (außer bei König Karl dem V.),

– bei Wolken des Tages kaum und

– im Winter vernachlässigbar.

– Solare Volllaststunden von 850 bis 1100 Std./a

– Windräder drehen sich ab ca. 30 km/h.  Der Wind weht zu unbestimmten Zeiten, also NIE bedarfsgerecht. Aber bei Volllast, so auch nachts mit 50 bis 60 km/ h ca. 1100 bis 1500 Std./a. Aber bei 30 km/h liefern die Windräder nur 1/8 ihrer Leistung (bei 4 MW dann nur 0,5 MW!) Das ist phys. Strömungsehre.

Das Jahr hat aber Ø 8766 Stunden. Fehlen also max. 6816 bis, die durch Kohle- und Erdgaskraftwerke (woher auch immer) bedarfsgerecht produziert werde müssen min. 6166 Vollaststunden.

Frage: Wie sollen also Sonne und Wind sich ergänzen? Im strengen Sinne von komplementär?

Die Formulierung „sichere Stromversorgung“ gibt es die überhaupt. Stattdessen würde ich den Begriff ersetzen durch „bedarfsgerecht“!

K.- H. Geiger

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Leserpost von Ernst-Jürgen Niemann:

Betreff: Montelnews-Negativerstrompreis

Die Info zum negativen Strombörsenpreis ist verkürzt und kann fälschlicherweise positiv vertstanden werden. Negative Strompreise entstehen, wenn PV in das Netz, zum grossen Teil nicht abschaltbar, einschiesst und Strom ins Ausland entsorgt werden muss. Abschaltung von Windkraft reicht da teilweise nicht aus. Wegen der garantierten Preise für Wind, Solar und Biogas wird der Differenzpreis von bis zu 20 ct/kWh und mehr vom Steuerzahler übernommen (früherere EEG Umlage). Das im Haushalt 2024 vorgesehene Budget von 10,8 Mrd. EUR wird nach aktuellen Netzbetreiberinformationen um etwa 8 Mrd. EUR überschritten. Damit liegen die vom Steuerzahler übernommenen Kosten bei etwa 9 Ct/KWh Solar-,Wind- und Biogasstrom. In den Abend- und Nachtstunden wird jetzt erheblich Strom importiert. Das allerdings zu Preisen von teilweise über 10 ct/kWh. Dass sinkende Börsenpreise durch den Steuerzahler kompensiert werden, ist der Teil der Wahrheit, die von R. Habeck verschwiegen wird, wenn er sich dafür feiert, dass man erfolgreich die Börsenpreise gedrückt habe. Quo vadis Germania?

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Leserpost von F.N.:

Windrad- und PV-Systeme verbrauchen Ressourcen u CO2 sowie die Herstellung der Produktionsanlagen. Warum wird immrr nur ab Steckdose gerechnet? Immerhin trauen sich machmal einige Menschen von einen CO2-Rücksack der E-Fahrzeugevzu sprechen. Aber die CO2-Beträge für die Produktionsanlagen werden nicht dazu berechnet. Wenn täglich 100 LKWs je 6 Tesla auf einem Flugplatz zwischenlagern, wo ist das Diesel-CO2 u das der Herstellung für den LKW mit Produktionsanlage? Der Zusammenhang CO2 400ppm u Tempetaturanstig sollte öfters physikalisch beschrieben werden. In meinem PKW ist bei Aussen 25 Grad Innen schnell auf 45 Grad aufgeheizt … woher kommt das viele CO2?

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Leserpost von Wolfgang Richter zu KlimaNachrichten vom 22.4.2024:

Zum Beitrag „Neue Studie: Deutsches Klima-Institut arbeitet für Angstmache mit „irreführenden, konstruiertem Szenario““

ist noch zu ergänzen, dass ja sogar im aktuellen IPCC-Bericht AR6 nachzulesen ist, dass das Szenario RCP8.5 weniger wahrscheinlich geworden ist. Die Fundstelle ist der Teil III des AR6 page 317,  Box 3.3 | The Likelihood of High-end Emissions Scenarios.

Der Abschnitt endet mit: „All in all, this means that high-end scenarios have become considerably less likely since AR5 but cannot be ruled out. It is important to realise that RCP8.5 and SSP5-8.5 do not represent a typical ‘business-as-usual’ projection but are only useful as highend, high-risk scenarios. Reference emission scenarios (without additional climate policy) typically end up in the C5–C7 categories included in this assessment.“

Diese Aussage bedeutet, dass es unpassend ist das Szenario RCP8.5 als normale Arbeitsbasis (business-as-usual) zu verwenden, wie es aber in der beschriebenen PIK-Studie und auch sonst immer wieder gemacht wird, selbst vom IPCC, der dieses Szenario im AR6 laufend verwendet ohne an anderer Stelle wie im Teil 1 des AR6 auf die geringe Wahrscheinlichkeit hinzuweisen. „Pikant“ ist auch, dass man da lesen kann, dass ausgerechnet die Entwicklungsländer auf dem Emissionspfad von RCP8.5 sind und diese die „Klimatreiber“ sind. Diese Aussage sollten mal die Klimaaktivisten kennen, die meinen Deutschland müsse besonders viel zur CO2-Reduzierung tun, obwohl gerade Deutschland zu den Musterländern gehört, das schon besonders viel getan hat.

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Leserpost von Bernhard Mayer-Blasig:

Betreff: Klimanachrichten 16.04.2024

Zur Studie der Fr. Prof. Grimm, die in den Klimanachrichten vom 16.04.2024 behandelt wird:

Der Satz im Fazit am Schluß der Studie sagt doch alles:  “ Die Stromkosten dürften also nicht –wie erhofft –mit dem Ausbau der EE deutlich sinken. Die substanziellen Kosten, die durch die Deckung der Versorgungslücken entstehen, können zwar durch politische Entscheidungen verschleiert werden –zum Beispiel, wenn man einen großen Teil der notwendigen Gas-und Wasserstoffkraftwerke staatlich fördert, sie außerhalb des Marktes betreibt oder Netzgebühren erlässt. Die Kosten verschwinden dadurch aber nicht, sondern müssen von den Bürgerinnen und Bürgern entweder als Stromkunden oder (wenn sie nicht auf den Strompreis umgelegt werden) über heutige oder zukünftige Steuern getragen werden“.

Vereinfacht formuliert es der Autor in den Klimanachrichten: Den Rattenschwanz an Kosten muss man stets mitbedenken.

Genau daran scheitert es doch! Man sollte annehmen, dass auch ein gelernter und sogar promovierter Kinderbuchautor- zur Zeit noch Wirtschaftsminister – mit Hilfe seiner „Experten im Haus“ mitdenken kann und diese bewußt einfach gehaltene Studie zumindest inhaltlich versteht. Es müssen noch nicht einmal die Berechnungen im Einzelnen verstanden werden, es reicht, nur den Text zu LESEN!

Aber was macht dieser Minister? Mit schüchternem Augenaufschlag sagt er uns im Öffentlich Rechtlichen Rundfunk nur die halbe Wahrheit, um nicht zu sagen, er belügt uns damit! Das ist m.E. eine klare Verfälschung der eigentlichen Wahrheit durch WEGLASSEN von existenziell wichtigen Details. Wie oben gesagt: …“diese können durch politische Entscheidungen verschleiert werden“!  Dabei wäre es diesmal so leicht gewesen, uns erstmalig „reinen Wein“ einzuschenken…..

Mit frustriertem Gruß
Bernhard Mayer-Blasig

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