Schellnhuber: Neuer Versuch nach peinlichem Prognose-Fehlschlag

Die durchschnittliche Bauzeit von Kernkraftwerken betrug in den letzten 30 Jahren nur 6,5 Jahre. Gegenüber früher ist der KKW-Bau sogar etwas schneller geworden. Das sind die Befunde von Alex Reichmuth im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2024/04/die-bauzeit-von-kernkraftwerken-hat-sich-tendenziell-verkuerzt), die eingefleischte Atomgegner vielleicht überraschen mögen.

Reichmuths Faktencheck:
Die Bauzeit von Kernkraftwerken hat sich tendenziell verkürzt

Die Annahme: Es dauere 20, 25 Jahre oder noch länger, bis ein neues Atomkraftwerk einsatzbereit sei. Das gilt in der Schweiz weitherum als Fakt. Vor allem nimmt man an, dass die Errichtung eines neuen Werks wegen zunehmender Komplexität eher länger dauert als früher.

Das ist richtig: Die reine Bauzeit von Kernkraftwerken, die seit den 1990er-Jahren errichtet wurden, betrug im Schnitt gerade mal 6,5 Jahre. Das ist sogar etwas weniger als in den Jahrzehnten zuvor.

Die Grundlage dieses Artikels: Hannah Ritchie ist eine Datenwissenschaftlerin aus Schottland, die an der University of Oxford forscht und unter anderem für das Statistikportal «Our World in Data» arbeitet. Sie hat in ihrem Blog «Sustainability by Numbers» (Nachhaltigkeit in Zahlen, siehe hier) eine Auswertung zur Bauzeit aller Atomreaktoren publiziert, die seit den 1950er-Jahren weltweit errichtet worden sind und spätestens im März 2023 am Netz waren. Es handelt sich um über 600 Kernkraftwerke (siehe hier).

Weiterlesen im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2024/04/die-bauzeit-von-kernkraftwerken-hat-sich-tendenziell-verkuerzt). Der Beitrag kann nach 20 Sekunden Werbung freigeschaltet werden.

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afp via phys.org:

India hopes cloud seeding can wash away deadly smog

Indian scientists are preparing cloud seeding technology to clean poisonous smog in the capital with rain, but environmental critics fear it is an expensive distraction from tackling root causes.

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Leserzuschrift zum Blogartikel Professor „Harald Lesch und die Energiepolitik vor Lehrern“.

Quito, 1.April 2024

Sehr geehrte Redaktion der Klimanachrichten,

Sehr geehrter Herr Bosse.

Das über dem Artikel gezeigte Bild erinnerte mich im ersten Augenblick an die beeindruckenden Rechenmodelle, die von Ptolemäus im Sammelband ALMAGEST zusammengetragen wurden und der für nachfolgende Wissensgenerationen verbindlich war. Die Planetenbewegungen wurden darin auf Basis der Epizykeltheorie mit der Erde als Zentrum erklärt. ( Vgl. Leserbrief vom 1.Okt. 2023, “Von Kopernikus und Kepler zu Vahrenholt- zum Verständnis des Universums”). Wenn einzelne Personen oder Gruppen versuchten objektive Forschungen zu verlangen, so wurden sie damals von den Geozentrikern mit ihrer epizyklischen Denkweise diskriminiert und bekämpft.

Ganz ähnlich wird heute vorgegangen, wenn es um CO2 als Hauptverursacher des Klimawandels geht – In Summe wird ein destruktiver Glaubenskrieg gegen die eigenen Bürger, Unternehmen und Arbeitnehmer geführt, der zur De-Industrialisierung und Verarmung unserer Länder führen wird. Das von Prof. Lesch gegen Kernkraft vorgebrachte Plädoyer und seine Aussage: “Alles muss in Erneuerbare gehen,” ist nicht physikalisch begründet, sondern wie Herr Bosse klar feststellt eine politische Entscheidung und letztlich Unfug. Ähnlichen Unfug findet man oft auch in den Ausführungen von Prof. Claudia Kemfert, die ganz klar physikalische Erkenntnisse beiseite lässt (“Speicher noch und nöcher”) und nur politisch im Sinne der heutigen Geozentriker argumentiert. […]

Bezüglich des Abfallproblems der Kernkraftnutzung und der Zuverlässigkeit der Technologie darf ich auf die inhärent sicheren Kernkraftwerke der 4. Generation, die heute einen weltweiten Siegeszug beginnen und auf den Dual Fluid Reaktor (DFR) hinweisen, welcher nicht nur inhärent sicher wäre, sondern auch die abgereicherten Uranbrennstäbe von Atomkraftwerken der 3. Generation als Brennstoff verwenden kann und somit eine Lösung zum Abbau der Endlager bieten wird. (weitere Details zum Vorteil der Kernkraftnutzung finden Sie in den Klimanachrichten von 4. Feber, in der Besprechung von Judith Curries Buch “ Climate Uncertainty and Risk….” und in meinem Leserbrief vom 16. Feber 2024).

Hoffen wir im Sinne einer seriösen Klimadiskussion, dass die Forschungsarbeiten von Prof. Vahrenholt den heutigen Geozentrikern wie Lesch, Rahmstorf, Kemfert, Schellnhuber, u.a. mit ihrer Theorie der anthropogenen CO2-Emissionen als Hauptverursacher des Klimawandels die Basis entziehen werden, ebenso wie durch Johannes Kepler  die Epizykeltheorie als Unsinn bewiesen und überflüssig wurde. Da in meiner Heimat Österreich der Ostermontag noch als Osterfesttag gilt, darf ich Ihnen noch frohe und friedliche Ostern wünschen.

Mit den besten Grüssen
Dr. Gerhard Reinmüller
dzt. Quito, Ecuador.

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Eos:

Bolstered by Buoys: Predicting El Niño

Scientists investigate the importance of a Pacific buoy network in monitoring and predicting the El Niño–Southern Oscillation.

The El Niño–Southern Oscillation (ENSO)—the climate phenomenon comprising the warm El Niño, cool La Niña, and neutral climate phases—occurs on a cycle that lasts 2–7 years. When it forms, ENSO drives irregular weather that can spark wildfires, cause drought or flooding, and disrupt agricultural production. Because of its global impacts, accurately forecasting ENSO’s extremes is vital for human health and economies.

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Pressemitteilung der Uni Gießen vom 27.11.2023 zu einer Arbeit mit Hans-Joachim Schellnhuber:

When is a dangerous El Niño coming?

Physicists from Giessen and Potsdam develop a method for the early prediction of El Niño events with high hazard potential

Fortunately, this “Christ Child” does not come back every year: at irregular intervals, a momentous weather phenomenon called El Niño (Spanish for “Christ Child”) occurs in the Pacific. The warm surface water initially driven by the trade winds towards the coasts of Indonesia and eastern Australia then sloshes back eastwards, which can have devastating consequences. Physicist  Armin Bunde from Justus Liebig University Giessen (JLU), together with  Josef Ludescher and  John Schellnhuber from the Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK), has succeeded for the first time in developing a method that can be used to predict, with high accuracy and about one year in advance, how dangerous a coming El Niño will be. Their results have now been published in the scientific journal “npj Climate and Atmospheric Science”.

There are two different forms of this weather phenomenon: Often the warm surface water that sloshes back only reaches the center of the Pacific, in which case it is referred to as a Central Pacific El Niño. In some cases, however, the warm water reaches the eastern Pacific, which then warms significantly – this is the Eastern Pacific El Niño. Both types can impact the climate, but the Eastern Pacific El Niño is much more dangerous, as it can cause severe droughts as well as heavy rainfall and flooding in many parts of the world. In addition, the high water temperatures off the coast of Peru and Chile ensure that the majority of fish retreat to cooler regions,leaving the  fishing nets  empty.

The method used by the physicists from Giessen and Potsdam to predict the type of an El Niño is based on the analysis of the water temperatures in the Western and Central Pacific since 1950. Previously, the scientists could only predict the onset of an El Niño about one year in advance, with the help of a climate network they had introduced earlier. However, the new method also makes it possible to forecast its type and thus its hazard potential.

“We can now correctly predict the type of an upcoming El Niño with a probability of 86 percent,” says Josef Ludescher, first author of the study and former PhD student of Armin Bunde. “This means that if we obtain a forecast from our climate network at the end of the year that an El Niño is on its way and our new method indicates a Central Pacific El Nino, then we can already give some all-clear for the coming fall and winter.  However, extreme caution is advised if the method points to an East Pacific El Nino. The long lead time coupled with the high accuracy is important to be able to initiate suitable adaptation measures in the affected areas at an early stage and thus prevent or at least mitigate possible disasters and protect human lives.”

Armin Bunde also emphasizes the high quality of the new El Niño forecasting option:  “Our early warning system is clearly superior to even the latest generation of   Earth system models in terms of advance warning time and accuracy. Using our method, we had already predicted this year’s East Pacific El Niño in December 2022.”

Paper: Ludescher, J., Bunde, A. & Schellnhuber, H.J. Forecasting the El Niño type well before the spring predictability barrier. npj Clim Atmos Sci 6, 196 (2023). https://doi.org/10.1038/s41612-023-00519-8

Sehr beeindruckend. Das neue Modell hat schon den im Dezember 2022 einsetzenden El Nino “vorhergesagt”, behaupten die Forscher im November 2023. Warum haben sie ihre Prognose nicht bereits Mitte 2022 publiziert? Vorhersagen zu veröffentlichen, wenn das Ereignis schon vorbei ist, ist einfach. Die Gruppe Ludescher/Bunde/Schellnhuber hatte aber gute persönliche Gründe, die Prognose zurückzuhalten. Denn die Wissenschaftler sind schonmal kräftig auf den Bauch gefallen. Am 4.11.2019 brachte das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) nämlich eine Pressemitteilung der gleichen Gruppe mit ähnlichem Thema:

Frühwarnung: Physiker aus Gießen, Potsdam und Tel Aviv prognostizieren „El Niño“ für 2020

04.11.19 – Das folgenreiche Wetterphänomen „El Niño“ könnte schon bald erneut in der Pazifikregion auftreten. Forscher der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und der Bar-Ilan Universität in Ramat Gan, Israel, gehen gemeinsam davon aus, dass es zum Jahresende 2020 wahrscheinlich wieder einen „El Niño“ geben wird. Die üblicherweise verwendeten Vorhersage-Modelle sehen dafür noch keine Anzeichen. Die bahnbrechend frühzeitige Prognose basiert auf einem von den Forschern entwickelten neuartigen Algorithmus, der auf einer Netzwerk-Analyse der Lufttemperaturen im Pazifikraum beruht und bereits die beiden letzten „El-Niño“-Ereignisse mehr als ein Jahr im Voraus korrekt prognostizierte. Solche langfristigen Vorhersagen können z.B. Bauern in Brasilien, Australien oder Indien helfen, sich vorzubereiten und die Aussaat entsprechend anzupassen.

[…]

„Die konventionellen Methoden sind nicht zu einer verlässlichen ‚El Niño‘-Prognose mehr als sechs Monate im Voraus in der Lage. Mit unserer Methode haben wir die bisherige Vorwarnzeit in etwa verdoppelt“, betont JLU-Physiker Prof. Dr. Armin Bunde, der gemeinsam mit seinem ehemaligen Doktoranden Dr. Josef Ludescher die Entwicklung des Algorithmus initiiert hatte.  Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor Emeritus des PIK, erklärt: „Diese geschickte Kombination aus Messwerten und Mathematik ermöglicht uns einzigartige Einsichten – und diese stellen wir den betroffenen Menschen zur Verfügung.“

Was dann kam, war ein Klassiker. Die Prognose schlug fehl. Ende 2020 gab es nicht den vorhergesagten El Nino, sondern eine La Nina. Ob das neue Modell nun wirklich besser ist, kann man nur erfahren, wenn man VOR dem Ereignis die Prognose publiziert und dann gemeinsam schaut, ob es geklappt hat.

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