Rotoren im Reich des Rotmilans

Der Rotmilan und die Windkraft, ein ewiges Thema. Auf der Schwäbischen Alp scheint sich der Vogel besonders wohlzufühlen. Dort soll es ein Viertel des deutschen Bestandes geben. Augerechnet diese Gegend soll deutlich mehr Windkraftanlagen bekommen. Schwäbische.de:

“Die LUBW müsse aber Vorgaben für professionelle Kartierer machen. „Die können ja nicht sagen, geht so lange ihr wollt ins Feld – und wir bezahlen euch das nachher.“ In anderen Bundesländern seien die Erfassungszeiten für den Artenschutz sogar nochmals geringer. „Das, was die ehrenamtlichen Helfer sichten, das kann ein professioneller Kartierer zeitlich gar nicht leisten“, sagt Gschweng. Um eine Vergleichbarkeit von Daten zu erlangen, brauche es klare Vorgaben und eine einheitliche Methodik. Die aktuelle Methodik kritisiert die Biologin sehr wohl, weil sie sie nicht für ausreichend hält. Es sollte berücksichtigt werden, dass ein professioneller Kartierer nur eine geringere Zahl an Brutpaaren finden kann, meint Gschweng. „Wenn ein Kartierer beispielsweise fünf Brutpaare findet, kann man davon ausgehen, dass es wahrscheinlich eher acht sind. Man könnte also konsequent einen Prozentsatz von beispielsweise 30 Prozent an Brutpaaren dazurechnen – aber das macht natürlich keiner“, sagt die Milanexpertin. Sie kann trotz allem die behördliche Seite verstehen, die einen Mittelweg finden muss. „Die LUBW ist sicher nicht der Buhmann. Die politischen Entscheidungen in Berlin und Stuttgart sind hier das Problem“, betont die Biologin.”

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Juan Moreno hat nicht nur seinerzeit seinen ehemaligen Spiegel-Kollegen Claas Relotius der Lügen bei seinen Spiegelartikeln überführt, er hat beim Spiegel auch einen Podcast, wo er Gäste interviewt. Das Interessante ist, dass er auch Gäste einlädt, die andere Ansichten haben als er. So ein Gast ist Professor Antonio Hurtado. Sein Fachgebiet ist die Kernenergie und der Wasserstoff. Hurtado räumt mit einigen Ideologien auf und verweist auf die Physik, die auch die Politik nicht austricksen kann, obwohl sie es immer wieder versucht. Er kommt sogar zu dem Schluss, dass Deutschland die Kernenergie zwar verabschiedet hat, aber nur im eigenen Land. Für die deutsche Energiewende sind die Kernkraftwerke im Ausland wichtig und sie werden in Zukunft noch viel wichtiger werden. Die 38 Minuten lohnen sich, vor allem weil Moreno hier über seinen eigenen Schatten springt und jemanden interviewt, dessen Meinung er vorher nicht geteilt hat.

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Wie groß kann der Markt für Elektroautos werden? Nach einer Meldung der Tagesschau ging der Absatz in Deutschland gerade um 30% zurück.

“Die Nachfrage nach Elektroautos ist aktuell sehr schwach – trotz der hohen Rabatte, die viele Hersteller gegeben haben, um den Wegfall der Umweltprämie zu kompensieren”, urteilt Constantin Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West. Die Abschaffung der Kaufprämie habe potenzielle Käufer verunsichert. “Viele Kunden beginnen am Hochlauf der Elektromobilität zu zweifeln, wenn auch die Politik nicht mehr bereit ist, diese Technologie zu fördern.”

Toyota scheint nach einem Artikel bei Motor1 zufolge noch von einem langen Leben des Dieselmotors auszugehen.

Das “große Motorenentwicklungsprojekt” macht aus Toyota-Sicht durchaus Sinn. Akio Toyoda geht davon aus, dass reine Elektrofahrzeuge nie über einen Marktanteil von 30 Prozent hinauskommen werden. Die anderen 70 Prozent der Autos werden demnach weiterhin mit Verbrennungsmotoren ausgestattet sein, die mit Benzin und Diesel betrieben werden. Toyota ist der Meinung, dass synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff eines Tages eine echte Alternative sein könnten. Auf der anderen Seite wird es für Toyota immer schwieriger, Fahrzeuge mit Dieselmotoren in Märkten zu verkaufen, in denen die Vorschriften immer strenger werden. Das gilt vor allem für die Europäischen Union. Viele Autohersteller haben den Dieselmotor in der EU bereits aus ihren kleineren Fahrzeugen verbannt. Das erklärt zum Teil, warum der Marktanteil von Dieselfahrzeugen im letzten Jahr nur noch 13,6 Prozent betrug. Im Vorjahr waren es noch 16,4 Prozent.

Insgesamt muss man sich fragen, was im E-Automarkt schiefläuft. Wenn nach Jahren der Subventionen kein Markt entsteht, dann wird das Gründe haben. Dauersubventionen können nicht die Lösung sein. Wer den Artikel über Toyotas Einschätzung liest, der wird die europäische Strategie ohnehin nur schwer verstehen. Es würde bedeuteten, dass die Europäischen Hersteller zukünftig auf 70% des Marktes verzichten und sich in den verbleibenden 30% mit Herstellern wie Tesla oder BYD auseinandersetzen müssen. Ob das gut geht?

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Negative Strompreise waren bisher eine Spezialität von Deutschland. Nun scheint es auch in anderen Ländern solche Preise zu geben: Spanien und Frankreich. Montelnews:

“Der Preisrückgang in Spanien in den negativen Bereich am Montag sei auf mehrere Faktoren zurückzuführen gewesen, darunter eine „sehr geringe“ Nachfrage während der Osterfeiertage, so German Palomo, Strommarktanalyst und geschäftsführender Gesellschafter der Energieberatungsfirma AEC, in einem Beitrag auf LinkedIn. Kernkraftwerke hätten allerdings Abschaltungen vermieden, um spätere Anlaufkosten einzusparen, sagte er. Dabei verwies er auf zu viel konventionellen Strom im System am Montag. Die Flexibilität des spanischen Stromsystems hatte bisher verhindert, dass der Spotpreis an Tagen mit hoher Erzeugung aus erneuerbaren Energien unter 0 EUR/MWh fiel, anders als im restlichen Teil Europas. Jedoch hatte der spanische Intraday-Markt bereits im vergangenen Jahr negative Preise gesehen.”

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Als Patrick Graichen noch Staatssekretär im Wirtschaftsministerium war, hatte dieser das deutsche Gasnetz schon als Ziel auserkoren. Er wollte es so schnell wie möglich zurückbauen. Was ist aber eigentlich mit Biogas, das durch die Netze fließen könnte? Biogasanlagen-Betreiber setzen nicht mehr nur auf Verstromung sondern auch auf Einspeisung des Gases in die Netze. NDR:

“Mit dem Großhandelspreis für Erdgas kann das Biomethan bisher nicht mithalten. Dieser liegt nach der Energiekrise wieder auf einem niedrigen Niveau von 2,7 Cent pro Kilowattstunde. Allerdings lässt sich Biomethan deutlich teurer als Treibstoff für PkW mit einem Gastank verkaufen. Wenn Gülle und Mist die Grundlage bildeten, stehen 12 bis 15 Cent in Aussicht, so de Vries. Der Grund: Die besonders klimaschädlichen Methan-Emissionen, die entstehen würden, wenn die Gülle unbehandelt auf Feldern landet, können angerechnet werden. Mais und Zuckerrüben landen nur zu etwa einem Viertel in der Anlage. Die Gülle kommt aus dem Umfeld. Hühnermist wird allerdings aus Niedersachen herangefahren, weil nur dort große Mengen verfügbar sind. Der weite Weg senkt die Umweltbilanz. Das Material sei aber äußerst effektiv, lobt de Vries. Etwa die Hälfte läuft über die Tankstellenvermarktung, wo meist komprimiertes Bio-Erdgas (CNG) angeboten wird. Auch Bio-LNG als Flüssiggas für die Transportbranche wird schon vereinzelt hergestellt. Die Tankstellen entnehmen das Gas dem großen Erdgasnetz. Wie beim Ökostrom erfolgt die Zuordnung, was Bio ist und was nicht, allein über die Bilanzierung.”

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Miami Herald:

Melting ice reveals dozens of 7,000-year-old artifacts in Canada

Archaeologists surveyed melting ice patches in Canada and uncovered dozens of ancient artifacts spanning 7,000 years. Photos show the “unique” — and perishable — finds. After two winters with “extremely low snowpack,” researchers set out to survey several melting ice patches in Mount Edziza Provincial Park in the summer of 2019, according to a study published Oct. 31 in the Journal of Field Archaeology. Mount Edziza Provincial Park is a volcanic landscape that is “extremely significant” to the Tahltan, one of Canada’s indigenous First Nations, the study said. The Tahltan have used the mountains for seasonal hunts for centuries and continue to do so today.

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Tampere University:

Marine biota birth new atmospheric particles in the South Pacific Ocean

An international team of marine biogeochemist and atmospheric scientists have made a rare discovery in the almost uncharted atmosphere of the South Pacific Ocean. They found that nocturnal nanoparticle bursts that contain nitrogenous compounds originate when marine micro-organisms apparently shield themselves from UV radiation. These particles help form clouds over the ocean, which reduces warming of the climate.

Two researchers from Tampere University participated in this multinational research effort. The study was performed in air sea interface tank (ASIT) enclosures on the deck of a research vessel in several locations in the South Pacific Ocean. These simulated the local marine environment for three days in a row before the water in the enclosures was changed. Bursts of small particles were observed especially in the frontal water samples during the hours preceding dawn.

The research article, “Evidence of nitrate-based nighttime atmospheric nucleation driven by marine microorganisms in the South Pacific,” was published in Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) on 22 November 2023.

“Presumably they were from the marine organisms aiming to shield themselves from the upcoming harmful solar UV radiation. The observed particle formation was accompanied by signs of nitrogenous compounds, hinting at the origin of the observed nanoparticle bursts,” explains Associate Professor (tenure track) Matti Rissanen at Tampere University.

Observations from the remote South Pacific Ocean are rare because this isolated and wide open sea is a very demanding location for performing atmospheric measurements.

“These findings from the area are extremely important due to the scarceness of the observations and marine clouds being perhaps the biggest uncertainty relating to climate change predictions,” Rissanen adds.

Oceans absorb sunlight efficiently. A cloud cover on top of them reflects a significant portion of the light back into space. The birthing of clouds in these poorly measured regions remains particularly difficult to explain.

“Our study sheds important insight into the underlying processes of particulate production above the ocean. The possible role of living organisms in these processes is particularly exciting,” says Siddharth Iyer, who works as an Academy Research Fellow at Tampere University.

Paper: Evidence of nitrate-based nighttime atmospheric nucleation driven by marine microorganisms in the South Pacific, Proceedings of the National Academy of Sciences (2023). DOI: 10.1073/pnas.230869612www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2308696120

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