Professor Harald Lesch und die Energiepolitik vor Lehrern

Von Frank Bosse

Im zweiten Teil der kritischen Würdigung seines Vortrages an der Uni Duisburg Essen zum Thema MINT und Klima soll hier eingegangen werden auf seine Vorstellungen über Energie und Abwärme. Seine Bemerkungen dazu sind ab Min 19:25 im Video des Vortrages dokumentiert. Er lehnt -kurz zusammengefasst- thermische Kraftwerke, insbesondere Kernkraft und Kernfusion, allein schon deshalb ab, weil sie Abwärme produzieren. Am Ende dieser Ausführungen dazu steht dieses Bild:

Im Hintergrund gut zu sehen: die „ikonische“ Graphik des CO2-Gehalts der Atmosphäre, gemessen auf dem Mauna Loa, Hawaii. Der Zusammenhang zur Erwärmung wird im Vortrag ebenfalls referiert. Hier soll es um den Teil der Abwärme gehen, in der Literatur als „Waste Heating“ bekannt.  Harald Lesch ruft aus: „Alles muss in Erneuerbare gehen, alles. Denn diese Kurve hört nicht auf zu steigen“.

Da macht er einen schönen Spagat von der Abwärme thermischer Kraftwerke, die „wir nicht wollen“ zu steigenden CO2-Emissionen! Mit seiner steilen These widerspricht er zunächst einmal dem IPCC AR6 WG III, der ausdrücklich Wege zur Reduktion von Treibhausgasen empfiehlt: „When switching to low-carbon energy sources – renewable sources, nuclear power, and fossil or bioenergy with CCS…” (Box TS.9 hier) und Kernenergie ausdrücklich zusammen mit Erneuerbaren Energien (EE) und CCS (CO2-Abscheidung und Speicherung) als Weg sieht. Also NICHT Kernkraft oder CSS gegen EE!  Das ist mutig, denn die Autoren des IPCC sind gewiss auch nicht blutige Laien. Wer liegt falsch?

Das mit der Abwärme ist ein eigen Ding, letztlich wird am Ende aller Umwandlungen alle erzeugte irdische Energie zu Wärme, thermodynamisch wird immer die Entropie (das Maß der Unordnung) erhöht. Für das System Erde ist es dabei gleichgültig ob bei ihrer Erzeugung oder ihrer Nutzung. Auch die (Abwärme arm) erzeugte Energie mithilfe von EE wird letztlich zu Abwärme. 

Und wie verhält sich Abwärme bei der Erzeugung im Verhältnis zur CO2-Einsparung, wenn die thermischen Kraftwerke „low carbon energy sources“ (IPCC) wären?  Antwort der Literatur:  Treibhausgase erwärmen 13 Mal mehr als Abwärme. Das kommt daher, dass sich die Wirkung bei CO2 akkumuliert, bei Abwärme eben nicht.  

So kommt es wie es kommen muss: Bei genauerer Betrachtung hat Lesch Unrecht. Sein Plädoyer gegen Kernkraft (oder vielleicht zukünftig Kernfusion) ist nicht physikalisch begründet. Man kann aus Gründen gegen Kernkraftnutzung sein: Das Abfallproblem ist ein großes und die Zuverlässigkeit der Technologie (und der beteiligten Menschen) der Kernspaltungstechnologie sind Herausforderungen.

Es ist eine politische Entscheidung, was gegen die viel größere Herausforderung des „Global Warming“ mit „Kipppunkten“ außer EE eingesetzt wird, weil diese allein durch die Nutzung von Energie geringer Dichte laut IPCC es wohl nicht richten können, zu unstet.

Das, was Lesch vorbringt ist jedoch Unfug.

Hoffen wir ein weiteres Mal darauf, dass die Lehrer, vor denen der Vortrag gehalten wurde, die Sache richtig einordnen und Leschs Fehler nicht auch noch übernehmen.        

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Wir wünschen allen Lesern Frohe Ostern!

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