Das Zahnpasta-Problem

Es ist zwar nur ein theoretisches, aber ein sehr anschauliches Problem. Einmal aus einer Tube gedrückte Zahncreme lässt sich nicht mehr in die Tube zurückbringen. Es steht eigentlich für unumkehrbare Prozesse oder Dinge, die man nicht mehr eingefangen bekommt. Oder um Informationen, Ansichten und Meinungen, die einmal in der Welt, nicht mehr zurückgeholt werden können. Das ist bei Klimaszenarien nicht anders. Obwohl bestimmte Szenarien längst als überholt gelten, werden sie dennoch beharrlich verbreitet. Einer, der sich einen Spaß aus der Verwendung des unplausiblen Scenarios RCP8.5 macht, ist Roger Pielke Jr. Er verzweifelt schier auf seinem Blog daran, wie oft dieses Szenario benutzt wird.

Aber auch IPCC-Autoren wie Zeke Hausfather bekommen die Zahnpasta nicht wieder zurück in die Tube. Er hatte schon vor einiger Zeit bei nature über einen Artikel (Bezahlschranke) über die business as usual Story verfasst, die er als fehlgeleitet bezeichnete. Wer ausschließlich ein Worst-Case-Scenario benutzt, der schafft sich viele Probleme. Auf Twitter können wir nun bei Zeke Hausfather eine interessante Grafik sehen. Zu beachten ist die Linie “Historical”.

Demanch befinden wir uns nicht auf dem Pfad RCP8.5 sondern auf RCP4.5. Warum ist das so wichtig? Erst kürzlich hatten wir einen Artikel über den ARD-Meteorologen Karsten Schwanke und dessen Erklärungen kritisch beleuchtet. Und jetzt schauen wir uns noch einmal an, wie Schwanke das grafisch dargestellt hat.

Deutlich zu erkennen, dass die Szenarien, die Zeke Hausfather zeigt, ausgefadet wurden. Die gut zu erkennenden aber leider unplausiblen Modelle liegen etwa 2 Grad Celsius zu hoch. Genau das ist das Problem oder besser die Zahnpasta, die man nicht mehr zurück in die Tube bekommt.  Statt also aufzuklären, wird lieber in die Irre geführt.

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Nun gut, man kann natürlich immer sagen, die Titanic wurde von Profis gebaut und die Arche Noah von einem Laien, und was ging unter? Aber warum der NDR auf seinem Infokanal ausgerechnet einen Laien wie Mycle Schneider über die Kernkraft befragt, das ist rätselhaft. Der Mann hat keinerlei Ausbildung im Bereich Kernenergie und wird in erster Linie von Grünen Ministerien durchgefüttert für seine Reports, die genau das liefern, was bestellt wurde. Wer würde seine Gesundheit jemandem anvertrauen, der nie ein Medizinstudium erfolgreich absolviert hat, sondern sich als Autodidakt weitergebildet hat?

Schneider spult in dem Beitrag seine gewohnten Narrative ab. Zu teuer, zu langsam, gibt es alles nur auf dem Papier. Warum fragt man sich, stellt ein Journalist ihm nicht mal die Frage, wie es sein kann, dass sich immer mehr Länder für die Kernenergie entscheiden? Immerhin es kommt auch Veronika Grimm zu Wort, die ist bei dem Thema zwar eher neutral, sie sagt aber auch klar, dass wir mit dem Weiterbetrieb der vorhandenen Anlagen einen günstigeren Strompreis hätten. Dazu passt ein Artikel (Bezahlschranke) aus der Welt, der mit einigen Falschbehauptungen aufräumt. Auch Dinge, die Schneider behauptet.

“Dass dies möglich ist, zeigt nicht nur der geschichtliche Rückblick auf die schnelle Errichtung baugleicher Konvoi-Kraftwerke in Deutschland. Korea hat mit dem Bau von sechs großen Reaktoren in den Vereinigten Arabischen Emiraten gezeigt, dass AKW im Zeit- und Kostenrahmen errichtet werden können. Die gerade in Entwicklung befindliche Generation kleiner modularer Reaktoren, SMR abgekürzt, wird ohnehin billiger und schneller zu errichten sein. Das Problem großer Atomkraftwerke liegt darin, dass diese Technologie am Anfang einen ungeheuren Kapitaleinsatz erfordert. Sind die Kapitalkosten erst einmal abgeschrieben, produzieren AKW Strom günstig für drei oder vier Cent pro Kilowattstunde, und zwar nicht nur für 20 oder 25 Jahre wie etwa Windräder, sondern über 60 Jahre.”

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Noch einmal gefährdete Infrastruktur. Experten warnen vor Russland. Montelnews:

“Nach Kriegsbeginn im Februar 2022 wurden unter anderem die beiden Nord-Stream-Pipelines von Russland nach Deutschland durch einen Sprengstoffanschlag beschädigt. Nord Stream 2 war zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Betrieb, während Nord Stream 1 aufgrund von Wartungsarbeiten abgeschaltet war. Russland und die Ukraine bezichtigen sich gegenseitig, für den noch ungeklärten Anschlag verantwortlich zu sein. Auch die Beschädigung an der Pipeline Baltic Connector wurde bisher nicht abschließend aufgeklärt.”

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Science is settled, oder doch nicht? Gavin Schmidt bei nature mit einem eigenartigen Artikel. Die Erwärmung in 2023 haben die Modelle nicht vorhergesagt. Danach führt er alle möglichen Gründe auf, die er aber gleich wieder abtut.

“So, what might have caused this heat spike? Atmospheric greenhouse-gas levels have continued to rise, but the extra load since 2022 can account for further warming of only about 0.02 °C. Other theories put forward by climate scientists include fallout from the January 2022 Hunga Tonga–Hunga Ha‘apai volcanic eruption in Tonga, which had both cooling effects from aerosols and warming ones from stratospheric water vapour, and the ramping up of solar activity in the run-up to a predicted solar maximum. But these factors explain, at most, a few hundredths of a degree in warming (Schoeberl, M. R. et al. Geophys. Res. Lett. 50, e2023GL104634; 2023). Even after taking all plausible explanations into account, the divergence between expected and observed annual mean temperatures in 2023 remains about 0.2 °C — roughly the gap between the previous and current annual record.”

Sauberere Schifftreibstoffe,  oder El Niño können es auch nicht sein, jedenfalls seiner Meinung nach. Mit jeweils arg kurzen knappen Begründungen. Es muss noch etwas Anderes, Großes und Fürchterliches sein, was die Erwärmung verursacht hat.

“Much of the world’s climate is driven by intricate, long-distance links — known as teleconnections — fuelled by sea and atmospheric currents. If their behaviour is in flux or markedly diverging from previous observations, we need to know about such changes in real time. We need answers for why 2023 turned out to be the warmest year in possibly the past 100,000 years. And we need them quickly.”

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Endlich kann man Gefühle messen! Vorerst aber nur in Brasilien. msn.com:

“Über 62 Grad Celsius gefühlte Temperatur wurde laut Wetterdienst in Brasiliens Küstenmetropole Rio de Janeiro gemessen. Die Behörden warnen vor Folgen für die Gesundheit.”

Zum Zeitpunkt der Meldung waren in Rio die Temperaturen um die 35 Grad Celsuius. Dort ist aktuell Hochsommer.

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Pressemitteilung der Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung und Change Management:

Deutschland hat mit dem Ausstieg aus der Atomkraft die Chance auf zukunftsfähige Energieversorgung verspielt!

Der Berater für Nachhaltige Entwicklung und Change Management Dennis Riehle (Konstanz) kritisiert die Verweigerungshaltung – insbesondere der Grünen – gegenüber der Kernenergie als einen unbegründeten  und ideologisch motivierten Reaktionismus. Er sagt:

In Zeiten einer apokalyptisch anmutenden und durch rhetorische Eskalierung angeheizten Debatte über die sogenannte „Klimakrise“ melden sich in angenehmer Unaufgeregtheit und ohne den Anspruch an Belehrung und Bevormundung immer wieder Kenner zum Thema Energiewende zu Wort, auf deren mit großer Plausibilität und Kontinuität gestrickter Argumentation bezüglich einer Zukunft der Kernkraft nicht nur manch ein Politiker hören sollte. Insbesondere die sich immer wieder als fortschrittlich bezeichnende Umweltschutzbewegung, die in verschiedenen Schattierungen von einer gemäßigten Klientel bis hin zum Extremen der Letzten Generation auftritt, müsste den Ausführungen der Kühlen-Kopf-Bewahren-Vertreter eigentlich mit gespitzten Ohren lauschen und vor der Prägnanz der Entlarvung erstarren. Immerhin zeichnen sie ein Bild der Transformation, das nahezu alle Dimensionen der Nachhaltigkeit bedient.

Dass wir uns gerade in Deutschland in einer reaktionären Entscheidung von der Atomenergie losgesagt haben und dafür nach außen hin die hanebüchene Begründung eines Tsunamis in einer fernen Weltregion heranzogen, scheint nicht nur mit Blick auf das Dilemma, in welches die Bundesrepublik nicht zuletzt durch den Ukraine-Krieg hineingerutscht ist, ein völliger Fehlgriff und eine falsche Folgeneinschätzung der Verantwortlichen gewesen zu sein. Dabei waren es zum damaligen Zeitpunkt nicht einmal die Grünen, die vorrangig für den letztendlichen Entschluss zuständig waren. Dennoch sind sie diejenigen, die es über Jahrzehnte nicht geschafft haben, sich von einem Trauma zu lösen. Vorbehalte und Panik vor einer vermeintlichen Unsicherheit von Kernreaktoren hegt die Partei seit Anbeginn ihrer Existenz. Eine nahezu reflexartige Phobie der Ablehnung ist über die Dekaden hinweg geblieben – und zeigt sich dabei derart zementiert und festgefahren, dass ihre Anhänger nicht einmal in der Lage scheinen, ihre möglicherweise einst sogar begründeten Vorurteile einer Überprüfung durch die gegenwärtigen Entwicklungen – beginnend beim Fortschreiben von technologischer Präzision über die neuen Möglichkeiten des Schutzes vulnerabler AKW, Konzepte zu einer perspektivischen Lösung der Endlagersuche, Ambitionen für ein Recycling von Brennstäben bis hin zur Aussicht auf die großen Chancen der Kernfusion – zu unterziehen.

Dass wir uns gerade in einem sicheren Mitteleuropa gegen den Weiterbetrieb von Anlagen ausgesprochen haben, kann letztlich nur mit einem ideologischen und fanatischen Antiautoritarismus erklärt werden, welcher in den vormaligen Jahrzehnten gerade in linken Kreisen ein anerkanntes Merkmal der Rebellion war – welches dort für Ansehen und Karriere gesorgt hat, wo man das Bewährte ja ganz prinzipiell ablehnte. Die psychologischen Ursachen einer nahezu allergischen Reaktion auf die Atomkraft arbeiteten zuletzt immer wieder Autoren heraus und konfrontierten uns alle mit Urängsten vor der vermeintlichen Unbeherrschbarkeit des scheinbar Unbekannten, die gerade mit dem selbstbewussten Transhumanismus des 21. Jahrhunderts kaum mehr etwas gemein haben – und eher duckmäuserisch wirken.

Immerhin wissen wir mittlerweile sehr genau um die überzeugenden Vorteile der zivilen Nutzung der Kernenergie. Insbesondere die markante Überlegenheit bezüglich der Emissionen, aber auch die Unabhängigkeit von Wetter und Natur, unterstreichen nochmals, mit welch einfachen Mitteln sich unsere Zivilisation auch künftig in größtmöglicher Unbekümmertheit hinsichtlich der Energieversorgung bewegen könnte – würde man denn die völlig überalterten Scheuklappen ablegen und zum Eingeständnis kommen, dass im Jahr 2023 das nepotistisch animierte Verbreiten von Falschinformationen über die Kosten und die Gefahren von Atomkraft nur noch ein Feigenblatt zum Verdecken der Wirklichkeit ist. Denn setzt man die harten Fakten in Kontrast zueinander, so ergibt sich gerade für die Regenerativen Energien nahezu in allen Aspekten ein Desaster. Weder in Sachen Effizienz, noch in der Praktikabilität, in Wirtschaftlichkeit, Sozialverträglichkeit oder der breitflächigen Verfügbarkeit sind sie in der Lage, der Nuklearkraft das Wasser zu reichen. Stattdessen fordern sie Unsummen an Investitionen ein, stehen mit Blick auf den ökologischen Output in keinem Verhältnis.

Stattdessen stellen sie ein lobbyistisches Wolkenkuckucksheim dar, das vorrangig dazu dient, das eigene Gewissen zu entlasten – obwohl man sich gleichzeitig doch der Doppelmoral bewusst ist, welche mit dem Pushen der sogenannten “Erneuerbaren” eigentlich obsessiv einhergehen muss. Ob es nun die Wärmepumpe, das E-Auto oder das Windrad ist: Sie sind weder “klimaneutral”, noch in der Herstellung oder Entsorgung in irgendeiner Weise als umweltfreundlich zu bezeichnen. Wer sie zur Selbstbeweihräucherung wie eine Monstranz vor sich herträgt, scheint sich in einen Elfenbeinturm der Zeitgeistigkeit zurückgezogen zu haben, aus dem heraus der wirtschaftliche Untergang, der Verlust von Wohlstand und das Ansehen unseres Landes auf internationalem Parkett mitverfolgt werden kann. Denn kaum eine andere Nation auf diesem Globus ist derart strikt in eine Sackgasse eingebogen wie die Bundesrepublik – und hat sich damit zu einem mit der Brechstange krampfhaft verordneten Umbruch verpflichtet. Mittlerweile wird den Bürgern dieser Geisterfahrerkurs zunehmend offenbar.

Nicht nur, dass immer mehr Zweifel daran aufkommen, inwieweit es überhaupt eine ausschließlich anthropogene Verantwortung für die Klimaveränderungen gibt, die uns immer wieder als vermeintlicher Wissenschaftskonsens vermittelt wird. Auch werden die Grenzen greengewashter Energieformen unübersehbar: Wir kommen mit dem Bauen von Stromtrassen nicht hinterher, können keinen Spiegel an Energiesicherheit aufbauen. Gleichzeitig steigen die Preise für die Kilowattstunde teilweise ins Unermessliche, Menschen sorgen sich um den Wert ihrer für neue Wärmetechniken aufzurüstenden und zu sanierenden Häuser. Der Wegwendung von Vernunft und Pragmatik sollten wir uns mit einem Appel für Ehrlichkeit in der Debatte gegenüberstellen. Mit einem sachlichen Stil und in allen Belangen bestens recherchierten und mit konkreten Daten untermauerten Aussagen und einer leidenschaftlichen, aber nicht missionierenden Sprache kann es uns gelingen, in der von Einseitigkeit bestimmten Atmosphäre aus Richtig und Falsch einen schattierten Kontrapunkt zu setzen, welcher an sich durchaus das Prädikat eines Ausweges aus unserer irrlichternden Orientierungslosigkeit in Sachen Energiequellen von Morgen anlegen kann. Solch ein Weckruf wäre das nötige Aufwachsignal im Schlafwagen des idealistischen Ökologismus.

Die Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung ist kostenlos unter www.beratung-riehle.de erreichbar. Weitere Informationen auch auf www.riehle-news.de.

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