Die grüne Welle

Einer der spannendsten Kommentare der letzten Zeit in Sachen Grüne und Graichen kommt von Alexander Wendt auf seinem Blog. Wendt vergleicht einige aktuellen Entwicklungen in Deutschland mit denen in den USA zu Zeiten von Donald Trump. 

“Diese Formverstöße führen möglicherweise dazu, dass mehr Leute als vorher auch nach Sinn, Zweck und Nutzen des Komplettumbauprogramms fragen, das nicht nur Heizkeller betrifft. Weil also mehr auf dem Spiel steht als nur ein paar Posten in Berlin, müssen die Verteidiger zu Mitteln greifen, die über die bisher übliche Abwehr politischer Vorwürfe hinausgehen.  

Von Steve Bannon stammt angeblich die Empfehlung im Kampf mit Trump-gegnerischen Medien: „Flood the zone with shit“. Bannon blieb bekanntlich nicht lange Trumps Berater und es ist nicht ganz sicher, ob es sich bei der Methode wirklich um seine Erfindung handelt. Möglicherweise würde er auch antworten, es sei nur seine Antwort auf Medien gewesen, die Trump damals mit einer ganz ähnlichen Methode zusetzten. Jedenfalls basiert die Methode der Flutung nicht nur auf ein paar einzelnen taktischen Lügen wie bei Sherman McCoy.  

Ihre Idee liegt darin, durch einen Masseneinsatz von Gegenangriffen, Behauptungen, Falschbehauptungen und Verdrehungen die unerwünschte Kommunikation der Gegenseite regelrecht wegzuspülen. Es kommt nicht auf die Qualität der Wortmeldungen an, sondern auf eine möglichst hohe Zahl, auf Druck und den Willen, die öffentlichen Kommunikationszone so weit wie möglich von echten Debatten zu säubern.” 

Wir haben ja gestern schon mal auf den Gleichklang durch verschiedene Grüne Abgeordnete verwiesen, die brav durch die Parteizentrale vorgegebenen Parolen auf Twitter auffielen. Wendt fielen noch andere derartige Aktionen auf. Dazu gehört eine großzügige Förderung von 80% der Kosten einer Wärmepumpe, wie gütig von der Partei. Das Problem ist allerdings, dass die Voraussetzung für diese Förderung nur sehr wenige Menschen erfüllen werden. Man muss schon extrem arm sein, um an das Geld zu kommen. Dennoch tröteten etliche Grüne diese großzügige Förderung, als würde sie jeden Heizungsbesitzer betreffen, was aber nachweislich falsch ist. 

“Die Versicherung Achtzig Prozent entfaltet natürlich eine gewisse Suggestionskraft, wenn es erst einmal darum geht, den Widerstand gegen ein noch nicht beschlossenes Gesetz kleinzubekommen. Die Wirkung beruht allerdings darauf, dass kaum jemand nachschaut, für wen dieser achtzigprozentige staatliche Kostenersatz eigentlich gilt.  

Nach den aktuellen Plänen der Grünen qualifiziert sich dafür ein Single oder ein Paar, wenn das Haushaltseinkommen unter 20 000 Euro im Jahr liegt. Brutto, wohlgemerkt. Bei einem Haushalt mit zwei Verdienern dürften beide also weniger als 1000 Euro monatlich vor Steuern erwirtschaften. Unter dieser Grenze gibt es einige schlecht versorgte Rentnerehepaare, möglicherweise auch die einen oder anderen wirklich Armen im ererbten Haus. Aber die allermeisten Immobilieneigner dürften darüber liegen. Den gleichen Plänen zufolge endet die sehr viel bescheidenere 40-Prozent-Förderung schon bei einem gemeinsamen Haushaltsbruttoeinkommen von 60 000 Euro.” 

Ein anderes Narrativ, das momentan gern verbreitet wird, ist das der fossilen Lobby, die den Staatssekretär Graichen zu Fall brachte. Eines dieser “Kondolenzschreiben” hat Niklas Höhne vom New Climate Institute auf Twitter verfasst. 

(Abbildung: Screenshot Twitter) 

Wie mag die fossile Lobby es wohl angestellt haben, den Trauzeugen von Patrick Graichen in das Bewerbungsverfahren einzuschmuggeln? Die nächste Frage stellt sich sogleich, wie hat es diese Lobby geschafft, dass Patrick Graichen entgegen den Regeln des Ministeriums dem BUND, bei dem seine Schwester im Vorstand sitzt, eine erhebliche Menge Geld zuschustern wollte. War es ein kleiner Mann im Ohr oder wurden ganz andere Methoden angewandt? 

Der geneigte Leser wird spätestens an dieser Stelle resümieren, dass hier wunderbare Verschwörungstheorien gedeihen und man es mit Umschulden versucht: Aber die Anderen! Höhne war nicht der einzige Vertreter, der solche Tweets in die Welt setzte. Viele Grüne taten es.  

Womit sich die These von Wendt bestätigt. Als weiteren Beleg führt Wendt das Bejubeln einer anderen Meldung an. Sie betraf den Anteil Erneuerbarer Energie nach dem Atomausstieg und die Großhandelspreise für Strom. Kaum jemanden fiel auf, dass es in erster Linie auf die Jahreszeiten zurückging und andere Länder mit deutlich weniger Strom aus Erneuerbaren Energien noch ganz andere Rückgänge im Strompreis haben. Bei Ländern wir Finnland verstopft Kernenergie zudem nicht die Leitungen, ein anderes oft gelesenes Narrativ. Mehr Sonne bedeutet jedes Jahr einen Anstieg des Solarstroms, Länder wie Frankreich haben weniger Last, weil nicht mehr mit Strom geheizt werden muss usw. Alles also wie jedes Jahr, bei den Grünen wird aber eine eigene Jubelmeldung daraus. Man darf sich wirklich fragen, ob die Grünen die Bürger dieses Landes wirklich für so einfältig halten, solche Dinge nicht zu erkennen. 

Stichwort Dinge nicht erkennen: Eine neue Sau, die durch das Grüne Ideologie-Dorf getrieben wird, ist eine Meldung über das kürzlich in Betrieb gegangene Kernkraftwerk Olkiluoto 3. Das scheint einigen Grünen ein Dorn im Auge zu sein, denn sein Strom verstopft anders als deutscher Atomstrom die finnischen Netze nicht. Und das Teil folgt der Netzlast, eine Tatsache, die vielen Grünen ebenfalls sehr unangenehm ist, wurde doch jahrelang in Deutschland das Gegenteil behauptet. Erst kürzlich wurde die Produktion des Kernkraftwerks gedrosselt, wie Yle.fi berichtet. Da aber etliche Grüne offenbar nur die Überschrift, aber den Text nicht gelesen haben, verweisen wir auf den entscheidenden Teil des Textes. 

“Generally, the amount of electricity generated in Finland is regulated by increasing or decreasing the amount of hydroelectric power that is used. However, due to flood conditions in northern Finland, reducing hydroelectric-generated electricity is challenging at the moment. According to Aho, cutting back on nuclear power production due to excessively low electricity prices is very rare, but not unheard of.” 

Es sind die Wetterbedingungen in Sachen Wasserkraft, die dafür gesorgt haben, dass die Leistung des Kernkraftwerks gedrosselt werden mussten. Denn anders als dort kann man die Wasserkraft nämlich nicht einfach drosseln. Kommt nicht oft vor, aber ab und zu halt schon. 

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Ein Unternehmen aus Österreich will neuartige Wärmepumpen bauen, wie der Standard berichtet. 

“”Die Wärmepumpe wird so konzipiert, dass sie nicht mehr Platz als eine Gastherme benötigt, nicht lauter als ein Kühlschrank ist und alle bereits vorhandenen Anschlüsse für Strom und Wasser ohne große Stemmarbeiten nutzen könnte”, sagt Christian Köfinger, Wärmepumpenforscher am AIT. Auch der Strombedarf ist mit einer Anschlussleistung von maximal zwei Kilowatt überschaubar: “So viel verbraucht ein herkömmlicher Haartrockner oder Wasserkocher. Kritisch für das Netz würde das nicht werden.” 

Der Clou an dem Konzept: Der Kamin, an dem zuvor die Gastherme angeschlossen war, soll bei Installation der Wärmepumpe als Leitung zu einer Wärmequelle im Keller, der Erdwärmepumpe, oder aufs Dach, der Luftwärmepumpe, genutzt werden. “Unser Konzept soll dabei neutral gegenüber Kundenpräferenzen sein”, sagt Stephan Preisinger, Projektleiter beim AIT-Forschungspartner Ochsner. Beispiel Luft: Möchte man eine Wärmepumpe installieren, die der Luft Wärme entzieht, werden flexible Rohre, durch die eine Wasser-Glykol-Lösung zirkuliert, in Richtung Dach(boden) verlegt. Dort wird auf einer Fläche von rund einem Quadratmeter ein Wärmetauscher installiert, über den der Umgebungsluft Wärme entzogen wird.” 

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Die Energiewende frisst ihre Kinder, die nächste Folge der beliebten Staffel. Wegen der hohen deutschen Strompreise wird es laut Spiegel kein zweites Werk von Volkswagen für Batterien geben. 

“Batteriezellen benötigen in der Produktion viel Energie, gelten aber als zentrale Zukunftstechnologie. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der auch im VW-Aufsichtsrat sitzt, hatte sich deshalb mehrfach für eine zweite sogenannte Gigafactory am Standort Emden eingesetzt. Mittlerweile habe man Weil aber vorgerechnet, dass eine solche Fabrik derzeit nicht wirtschaftlich zu betreiben sei, heißt es im Konzern.” 

Über das Zahlenverständnis von Ministerpräsident Weil hatten wir erst kürzlich berichtet

“Aber dann wurde es interessant. Stefan Weil machte sich bei Lanz nämlich große Sorgen um die deutsche Industrie, insbesondere um die energieintensive Industrie. Er hatte aber auch gleich eine gute Idee. In Deutschland müsse ein Industriestrompreis von 7 Cent pro Kilowattstunde gelten. Ein Blick auf die Industriestrompreisentwicklung in Deutschland laut Statista:  

(Abbildung: Screenshot Statista.de) 

Deutschland ist also meilenweit von 7 Cent entfernt. Das ist auch nicht wirklich verwunderlich. Allein für Windstrom beträgt die garantierte Vergütung 7,35 Cent bei Dach-Solar liegt sie bei 11,25 Cent laut Bundesnetzagentur. Jeder Kaufmann würde hier schon graue Haare bekommen, wenn er Waren günstiger verkauft als er sie einkauft, denn Entgelte und Steuern sind in dieser Betrachtung noch gar nicht enthalten. So ein Verlustgeschäft wäre der Ruin eines jeden Kaufmanns. Es grenzt also etwas an Zauberei, was Weil da vorschwebte.”  

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NASA:

International sea level satellite spots early signs of El Niño

Kelvin waves, a potential precursor of El Niño conditions in the ocean, are rolling across the equatorial Pacific toward the coast of South America.

The most recent sea level data from the U.S.-European satellite Sentinel-6 Michael Freilich indicates early signs of a developing El Niño across the equatorial Pacific Ocean. The data shows Kelvin waves—which are roughly 2 to 4 inches (5 to 10 centimeters) high at the ocean surface and hundreds of miles wide—moving from west to east along the equator toward the west coast of South America.

When they form at the equator, Kelvin waves bring warm water, which is associated with higher sea levels, from the western Pacific to the eastern Pacific. A series of Kelvin waves starting in spring is a well-known precursor to an El Niño, a periodic climate phenomenon that can affect weather patterns around the world. It is characterized by higher sea levels and warmer-than-average ocean temperatures along the western coasts of the Americas.

Water expands as it warms, so sea levels tend to be higher in places with warmer water. El Niño is also associated with a weakening of the trade winds. The condition can bring cooler, wetter conditions to the U.S. Southwest and drought to countries in the western Pacific, such as Indonesia and Australia.

The Sentinel-6 Michael Freilich satellite data shown here covers the period between the beginning of March and the end of April 2023. By April 24, Kelvin waves had piled up warmer water and higher sea levels (shown in red and white) off the coasts of Peru, Ecuador, and Colombia. Satellites like Sentinel-6 Michael Freilich can detect Kelvin waves with a radar altimeter, which uses microwave signals to measure the height of the ocean’s surface. When an altimeter passes over areas that are warmer than others, the data will show higher sea levels.

“We’ll be watching this El Niño like a hawk,” said Josh Willis, Sentinel-6 Michael Freilich project scientist at NASA’s Jet Propulsion Laboratory in Southern California. “If it’s a big one, the globe will see record warming, but here in the Southwest U.S. we could be looking at another wet winter, right on the heels of the soaking we got last winter.”

Both the U.S. National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) and the World Meteorological Organization have recently reported increased chances that El Niño will develop by the end of the summer. Continued monitoring of ocean conditions in the Pacific by instruments and satellites such as Sentinel-6 Michael Freilich should help to clarify in the coming months how strong it could become.

“When we measure sea level from space using satellite altimeters, we know not only the shape and height of water, but also its movement, like Kelvin and other waves,” said Nadya Vinogradova Shiffer, NASA program scientist and manager for Sentinel-6 Michael Freilich in Washington. “Ocean waves slosh heat around the planet, bringing heat and moisture to our coasts and changing our weather.”

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