Pack den Klärschlamm in den Tank

Immer neue Ideen, wie man Energie nutzen kann. Einmal vollmachen dem Tankwart zugerufen, bekommt eine neue Bedeutung bei Energie aus Klärschlamm. Der Tagesspiegel berichtet über die Möglichkeit “Synergy Fuels” herzustellen. 

“Es wäre also sinnvoll, die Biosprit- und E-Fuel-Produktion zusammenzubringen. Genau das tun Burger und weitere Fachleute im Projekt „Synergy Fuels“ (Synergien durch Integration von Biomassenutzung und Power-to-X in der Produktion erneuerbarer Kraftstoffe). Sieben Partner aus Forschung und Industrie sind beteiligt, jeder bringt eigene Erfahrungen ein, von Bioprozesstechnik bis zur Kraftstoffprüfung. Gefördert vom Bundesverkehrsministerium werden bei „Synergy Fuels“ acht Anlagen in Ostbayern neu beziehungsweise ausgebaut, um sich gegenseitig mit Rohstoffen zu beliefern und so eine Biokraftstoff-Raffinerie aufzubauen.  

In drei Jahren, hofft Burger, könnte diese kontinuierlich laufen und acht bis zehn Tonnen Kraftstoff jährlich liefern. „Das ist zunächst eine kleine Menge, aber ein wichtiger Schritt, um die Verfahren anschließend auf Industriegröße zu bringen.“  

Wie bei einer großen Raffinerie kommen am Ende verschiedene erneuerbare Kraftstoffe heraus, für die sich bereits Testanwender gefunden haben: Diesel für Donauschiffe, Sprit für Kettensägen, Kerosin für einen Regionalflughafen.” 

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Die Esten sehen das Thema Kernenergie ausgesprochen positiv. Bei einer Umfrage sprachen sich 75% der Befragten für eine Nutzung von Kernenergie aus. 

“The survey, commissioned by the Government Office and conducted by Turu-urungite, found that 75 percent answered in favor of a nuclear power plant in Estonia, while 17 percent expressed their opposition, and the remaining 8 percent were undecided. 

More men (85 percent) supported the move than women (65 percent) respondents, though no significant differences were found in relation to respondents’ age group. 

By region, however, respondents from Northeastern Estonia were more skeptical on the topic than nationwide, with 66 percent supporting the construction of a nuclear power plant, and 22 percent opposed.” 

Eastland verbrennt sehr viel Kohle und ist stark auf Stromimporte aus Finnland angewiesen. Das demnächst in Volllast laufende Kernkraftwerk Olkiluoto 3 – wir berichteten – wird daher auch die CO2-Bilanz des Landes verbessern. 

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Schon wieder die Kipppunkte. Kaum war der Bericht über das Thema in der Welt erschienen (wir berichteten) folgte das Echo in den Sozialen Netzwerken mit den üblichen Beschimpfungen. Mit dem Text hatte sich kaum jemand auseinandergesetzt. Die Welt nahm sogar die Bezahlschranke des Artikels weg, damit es nicht nur Hörensagen ist. Der Welt-Journalist Axel Bojanowski nutzt seinen Blog, um vertiefende Berichte zu verfassen, die den Umfang einer Tageszeitung sprengen dürften. Er hat es auch diesmal gemacht und es ist in der Tat sehr spannend. 

“Die spektakulärste Nachricht aber gab es aus der Klimaforschung. Am Vormittag des 26. August 2004 hielt der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Hans Joachim Schellnhuber, einen Vortrag über „Achillesfersen der Erde“. 

In manchen Regionen drohte die globale Erwärmung unwiderruflich katastrophale Umwälzungen anzustoßen, erläuterte der Physiker anhand einer anschaulichen Weltkarte, auf der die Orte künftiger Großkatastrophen eingetragen waren. 

Ein BBC-Kollege bat Schellnhuber um verständlichere Formulierungen. Schellnhuber, so erzählt er es in seiner Biografie, fiel das populärwissenschaftliche Buch „The Tipping Point“ ein, das er gerade gelesen hatte, und dessen Konzept er nun „spontan auf die ganze Klimaproblematik ausdehnte“, wie Schellnhuber sich erinnert.” 

Wir haben in diesem Blog schon einmal über das Buch “The Tipping Point” von Malcom Gladwell hingewiesen, welches aber einen ganz anderen Kontext hat. Dort geht es eher um die Kraft von Mund-zu-Mund-Propaganda und anhand von Beispiel wird gezeigt, wie Marken selbst ohne große Werbebudget erfolgreich werden konnte. Wann ist der Punkt erreicht, wo so viele Menschen über eine Marke wissen, dass diese erfolgreich ist. Es ist also etwas Positives gemeint. Aus dem Klappentext: 

“Eine totgesagte Schuhmarke, die über Nacht zum ultimativ angesagten Modeartikel wird. Ein neu eröffnetes Restaurant, das sofort zum absoluten Renner wird. Der Roman einer unbekannten Autorin, der ohne Werbung zum Bestseller wird. Für den magischen Moment, der eine Lawine lostreten und einen neuen Trend begründen kann, gibt es zahlreiche Beispiele. Wie ein Virus breitet sich das Neue einer Epidemie gleich unaufhaltsam flächendeckend aus. So wie eine einzelne kranke Person eine Grippewelle auslösen kann, genügt ein winziger, gezielter Schubs, um einen Modetrend zu setzen, ein neues Produkt als Massenware durchzusetzen oder die Kriminalitätsrate in einer Großstadt zu senken. „Tipping Point“ zeigt, wie wenig Aufwand zu einem Mega-Erfolg führen kann.” 

In dem Buch wird ein Experiment beschrieben: Verschiedene Personen bekamen die Aufgabe einen Brief von der Westküste zu einem Empfänger an der Ostküste zu bringen. Und zwar nicht simpel, in dem er adressiert wird und in den Postkasten geworfen wird, sondern er musste einer Person gegeben werden, von der man annahm, dass sie irgendeine Verbindung zum Empfänger oder dem Wohnsitz hat. Das kann z. B. ein ehemaliger Klassenkamerad sein oder ein Ex-Kollege, der verzogen ist. Dieser bekam die gleiche Aufgabe. Am Ende waren im Schnitt 5 Stationen nötig, und der Brief wurde dem Empfänger persönlich übergeben. Und weil auf der “Welt” jeder mit jedem über nur 5 Stationen (so die Theorie) zusammenhängt, kann Mund-zu-Mund-Propaganda so erfolgreich sein. 

Hans Joachim Schellnhuber hat den Sinn des Wortes dann für die Klimadebatte zweckentfremdet und einen deutschen Touch gegeben, sprich negativ und beängstigend. Kippunkte haben etwas Unangreifbares. Sie sind allerdings “nur” Möglichkeiten und wer will schon Möglichkeiten ausschließen? Sie werden in der Klimadebatte allerdings als Tatsachen verkauft und da beginnen die Schwierigkeiten. 

“Jochem Marotzke beispielsweise, Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie, sagte kürzlich: „Ehe wir uns auf künftige Nichtlinearitäten im Klimageschehen einstellen, sollten wir uns vergewissern, dass es sie überhaupt gibt“, er. 

„Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass die Nichtlinearitäten umso weniger sichtbar werden, je komplexer wir unsere Modelle konstruieren“, sagte Marotzke. Je realistischer das System, das auf dem Computer simuliert werde, desto stabiler scheine es zu werden. Auf die Frage, welcher Kipppunkt ihm am meisten Sorge mache, erwiderte Jochem Marotzke 2020: „Keiner.” 

Knackige Formulierungen sind offenbar ein Spezialgebiet einiger Klimaforscher, wie Bojanowski ausführt. Es folgt “Endgame” – so wie in einem Computerspiel.  

“Eine Gruppe um Rockström und Schellnhuber veröffentlichte 2022 erneut eine dramatische Warnung vor Kipppunkten: „Climate Endgame – Erforschung katastrophaler Klimawandelszenarien“ lautete der Titel einer weiteren „Perspective“ in PNAS. Die Thesen: Die Welt wäre auf dem Weg in ein Extremszenario, Extremszenarien würden vernachlässigt, ihre Betonung könnte Klimaschutz-Handeln beschleunigen. 

Bislang hatten Klimaforscherkollegen zwar die Nase gerümpft über all die schillernden Kipppunkt-Publikationen, aber öffentlich meist geschwiegen. Das „Climate Endgame“ aber provozierte Kritik. 

„Meiner Meinung nach gibt es kaum Beweise dafür, dass der Klimawandel schlimmer ist, als wir dachten, noch dass Bewertungen die Risiken herunterspielen oder dass wir dem Untergang geweiht sind“, erklärte der Klimatologe Reto Knutti von der ETH Zürich. Der Artikel spiegele „nicht das Mainstream-Denken zum Thema Klima wider“.” 

Andere wissenschaftliche Theorien und Erkenntnisse haben gute Chancen bei der cleveren Vermarktung der Kippunkte komplett ignoriert zu werden. 

“Keine Schlagzeilen lieferte die neue Studie eines internationalen Forscherteams von Mitte Februar, die Luft aus der Kipppunkte-Hysterie ließ: „Die meisten Kippelemente besitzen nicht das Potenzial für abrupte zukünftige Änderungen innerhalb von Jahren“, resümierten die Experten im Fachblatt „Reviews of Geophysics“. 

Bei manchen würde es sich wohl nicht mal um Kipppunkte handeln, gleichwohl könnte die Erwärmung die Phänomene in „schwerwiegender Weise“ verändern.  

Klimaforscher Stocker warnt vor Übertreibungen: Er habe mal in einer Debatte den Standpunkt vertreten, „dass wir noch nicht genug über Kippelemente wissen“, doch die Stimmung sei so aufgeheizt gewesen, dass er nicht mehr zu Wort gekommen wäre, erzählte der Klimaforscher.” 

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Eine ganz neue Art von Erziehungs-TV : Huch wird mancher gedacht haben, als der ZDF-Meteorologe Özden Terli am 15.03.2023 das Wetter nach dem Heute-Journal ankündigte. Ob eine für Mitte März überraschende Warmfront die Grillsaison 2023 spontan einläutet? 

(Abbildung: Screenshot ZDF-Mediathek) 

Nein, ganz und gar nicht. Terli versuchte die Zuschauer zu belehren, dass Fleisch das Übel dieser Welt ist, weil Platzbedarf, Futter und dann noch das üble Methan zusammenwirken. Wir sind gespannt, welche weitere Lebenshilfe wir noch beim Wetterbericht erwarten dürfen. 

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Irgendwo wird schon genügend Wind wehen in Europa, oder? Ein Blick auf die Seite von Windy.com zeigt am 16.03.2023 um 12:00, dass das nur weit draußen auf dem Atlantik der Fall ist. Über weiten Teilen Europas herrscht die Farbe Blau und die bedeutet für die Ausbeute nichts Gutes. Das ist natürlich nur eine Momentaufnahme, aber solche Lagen haben wir sehr häufig. 

(Abbildung: Screenshot Windy.com) 

Für Deutschland bedeutet das einen Windstromertrag von 16,7 GW bei einem theoretischen Potential von 72,4 GW, also 25,3% der installierten Leistung. 

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Paola Magni et al. auf The Conversation:

Coffin? Casket? Cremation? How to make your death more environmentally friendly

We can all agree humans need to reduce their impact on the environment. And while most of us think of this in terms of daily activities – such as eating less meat, or being water-wise – this responsibility actually extends beyond life and into death.

The global population is closing on eight billion, and the amount of land available for human burial is running out, especially in small and densely populated countries.

To minimise environmental impact, human bodies should return to nature as quickly as possible. But the rate of decay in some of the most common traditional disposal methods is very slow. It can take several decades for a body to decompose.

In a one-of-its-kind study, our team analysed 408 human bodies exhumed from grave pits and stone tombs in the north of Italy to find out what conditions help speed up decay.

The environmental cost of traditional burials

Funeral rituals should respect the dead, bring closure to families and promote the reaching of the afterlife in accordance with people’s beliefs. This looks different for different people. Although the Catholic church has allowed cremation since 1963, it still prefers burials. Muslims are always supposed to be buried, while most Hindus are cremated.

In Australia, however, the latest census revealed almost 40% of the population identifies as “not religious”. This opens up more avenues for how people’s bodies may be handled after death.

Most traditional burial practices in industrialised countries have several long-lasting harmful effects on the environment. Wood and metal fragments in coffins and caskets remain in the ground, leaching harmful chemicals through paint, preservatives and alloys. Chemicals used for embalming also remain in the ground and can contaminate soil and waterways.

Cremation also has a large carbon footprint. It requires lots of trees for fuel and produces millions of tons of carbon dioxide each year, as well as toxic volatile compounds.

There are several alternatives to traditional burials. These include “water cremation” or “resomation” (where the body is rapidly dissolved), human composting, mummification, cryonics (freezing and storage), space burials, and even turning the body into trees or the ashes into diamonds or record vinyls.

However, many of these alternatives are either illegal, unavailable, costly or not aligned with people’s beliefs. The vast majority choose coffin burials, and all countries accept this method. So the question of sustainable burials comes down to choosing between the many types of coffins available.

What leads to faster decomposition?

Coffins range from traditional wooden caskets, to cardboard coffins, to natural coffins made from willow, banana leaf or bamboo, which decompose faster.

The most environmentally sustainable choice is one that allows the body to decompose and reduce to a skeleton (or “skeletonise”) quickly – possibly in just a few years.

Our research has presented three key findings on conditions that promote the skeletonisation of human bodies.

First, it has confirmed that bodies disposed in traditionally sealed tombs (where a coffin is placed inside a stone space) can take more than 40 years to skeletonise.

In these sealed tombs, bacteria rapidly consume the oxygen in the stone space where the coffin is placed. This creates a micro-environment that promotes an almost indefinite preservation of the body.

We also found burial grounds with a high percentage of sand and gravel in the soil promote the decomposition and skeletonisation of bodies in less than ten years – even if they are in a coffin.

That’s because this soil composition allows more circulation of air and microfauna, and ample water drainage – all of which are helpful for degrading organic matter.

Finally, our research confirmed previous suspicions about the slow decomposition of entombed bodies. We discovered placing bodies inside stone tombs, or covering them with a stone slab on the ground, helps with the formation of corpse wax (or “adipocere”).

This substance is the final result of several chemical reactions through which the body’s adipose (fat) tissues turn to a “soapy” substance that’s very resistant to further degradation. Having corpse wax slows down (if not completely arrests) the decomposition process.

A new, greener option

In looking for innovative burial solutions, we had the opportunity to experiment with a new type of body disposal in a tomb called an “aerated tomb”.

Over the past 20 years aerated tombs have been developed in some European countries including France, Spain and Italy (where they have been commercialised). They allow plenty of ventilation, which in turn enables a more hygienic and faster decomposition of bodies compared to traditional tombs.

They have a few notable features:

  • an activated carbon filter purifies gases
  • fluids are absorbed by two distinct biodegrading biological powders, one placed at the bottom of the coffin and the other in a collecting tray beneath it
  • once the body has decomposed, the skeletal remains can be moved to an ossuary (a site where skeletal remains are stored), while the tomb can be dismantled and most of its components potentially recycled.

Aerated tombs are also cheaper than ordinary tombs and can be built from existing tombs. They would be simple to use in Australia and would comply with public health and hygiene standards.

Most of us don’t spend much time thinking about what will happen to our bodies after we die. Perhaps we should. In the end this may be one of our most important last decisions – the implications of which extend to our precious planet.

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