Wir müssen nur genügend neue Kraftwerke bauen, dann hätten wir genügend Kraftwerke

Wer bei dem Eingangssatz jetzt leicht irritiert ist, er steht so sinngemäß in einer Mitteilung der Bundesnetzagentur. Ein Artikel dazu im PV-Magazin bejubelt erwartungsgemäß den Ausbau von Erneuerbaren Energien, kommt zum Schluss aber auch zu diesen Erkenntnissen.

“Der Bericht kommt auch zu dem Ergebnis, dass zusätzliche steuerbare Kraftwerke gebaut werden müssen. Diese decken die Stromnachfrage, wenn die Erzeugung von Wind und Sonne nicht ausreicht. Die Bundesregierung will im ersten Halbjahr 2023 eine Kraftwerksstrategie vorlegen. Damit will sie sicherstellen, dass die Anlagen gebaut werden, die für ein klimaneutrales Stromsystem notwendig sind. Sie sollen von Anfang an so geplant werden, dass sie auch mit Wasserstoff arbeiten können. Das will die Ampel-Koalition regulatorisch gewährleisten. Der Bericht der Bundesnetzagentur basiert auf zwei Studien, die vom Energieberatungsunternehmen Consentec in Zusammenarbeit mit dem Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universtität Stuttgart, der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V. (FfE) und r2b Energy Consulting erstellt wurde.”

Auch die Tagesschau nimmt sich des Themas an.

„Das gilt auch unter der Voraussetzung, dass der Kohleausstieg, der ja 2038 für die ostdeutschen Reviere vereinbart ist, vorgezogen werden sollte“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. „Ich formuliere bewusst im Konjunktiv, weil es dazu ja noch keine Einigung gibt.“ Ohne Kernkraft und ohne Kohle – das funktioniert aber nur, wenn in den verbliebenen 2020er-Jahren massiv investiert wird: in Erneuerbare Energien, Ersatzkraftwerke und den Ausbau der Stromnetze. „Sie wissen, dass wir in den letzten Jahren geschlurt haben, nicht schnell genug sind und dass wir an allen Stellen dran sind, das zu beschleunigen, schneller, effizienter und stärker zu werden in dem Bereich“, sagte Habeck.

Wer Wirtschaftsminister Habeck bei Phoenix zu dem Thema zuhört, der wird einige interessante Dinge feststellen. Entgegen der Grünen Linie spricht er von Grundlast – Claudia Kemfert würde sagen, Habeck denke analog –  und auch davon, dass der Wind nicht immer weht und die Sonne nicht immer scheint. Habeck will das mit zusätzlichen Gaskraftwerken lösen, die später einmal mit Wasserstoff laufen sollen. Wie Habeck damit Parteikolleginnen wie Sylvia Kotting-Uhl überzeugen will, das dürfte spannend werden. Sie erklärte die Grundlast bereits 2019 für abgeschafft. Was denn nun?

Wenn ihm jetzt noch jemand erklärt, dass dieser Wasserstoff aufgrund der Wirkungsgradverluste und damit verbunden extrem hohen Kosten unmöglich aus Deutschland stammen kann, dann wären wir schon viel weiter. So hergestellter Strom wird schlicht sehr sehr teuer, jedenfalls mit Wasserstoff aus Deutschland. Allerdings stellt sich die Frage, warum die aktuelle Regierung mehr als ein Jahr hat ins Land gehen lassen, bevor sie sich Gedanken zur Umsetzung macht. Der Bau solcher Anlagen braucht inkl. der Planung Jahre.

+++

EU produziert erstmals mehr Strom aus Erneuerbaren als aus Gas. Das berichtet ZfK und beruft sich auf eine Studie vom Ember Climate.

“Den Berechnungen zufolge konnten durch mehr Sonnen- und Windstrom auch Gaseinkäufe in Höhe von rund zehn Mrd. Euro vermieden werden. Demnach produzierten 20 der 27 EU-Staaten 2022 so viel Sonnenenergie wie noch nie. Am meisten Fortschritte beim Hochfahren von Solaranlagen machten unter anderem Deutschland, Spanien und Polen. Aus Wind produzierte die EU 2022 hingegen 420 Terawattstunden Strom – 33 mehr als 2021. „Der Anstieg der Windenergie wurde durch erhebliche Zuwächse in Deutschland sowie in Schweden und Polen angetrieben“, heißt es in der Analyse. „Die Krise hat die Umstellung der Stromversorgung in Europa zweifellos beschleunigt“, kommentierte Embers Datenexperte Dave Jones. Die Energiewende gehe gestärkt aus der Energiekrise hervor.”

Spannend ist sicherlich, dass Wind und Sonne gern addiert und gegen einzelne Energieträger abgewogen werden. Folgt man dieser Logik müsste man eigentlich alle fossilen Energieträger zusammenzählen und dann den Erneuerbaren gegenüberstellen. Es würden dann aber Schlagezeilen fehlen.

+++

Wenn der neue Boss schlimmer als der alte Boss ist. China erwägt nach einem Artikel beim PV-Magazin Ausführbeschränkungen für Polysilizium und Wafer. Wir machen uns hier symbolisch mal ein Eselsohr, wenn das nächste Mal von Freiheitsenergien gesprochen wird.

„Im Grunde ist die Absicht klar, China will seine Führungsposition in diesem Teil der Wertschöpfungskette behalten“, erklärte Haugwitz weiter. „Gleichzeitig ist dies nicht ganz verwunderlich, wenn man die jahrelangen erheblichen Investitionen in die Forschung und Entwicklung von Wafern berücksichtigt.“ Die Restriktionen würde zum einen Anlagenbauer, zum anderen Hersteller treffen, die sich mit dem Gedanken tragen, eine Wafer-Fabrik im Ausland zu bauen. Denn auch ein Technologietransfer ins Ausland wäre diesen Restriktionen unterworfen. „Das wäre schade für die Unternehmen, die sich gegebenenfalls mit solchen Überlegungen tragen“, erklärt Haugwitz.

+++

Bei Wattenrat.de sieht man das Schleifen des Arten- und Umweltschutzes durch die Ampelkoalition sehr kritisch.

“In der EU (vorneweg Deutschland) geht man von der irrigen Annahme aus, dass fehlendes Gas aus Russland (keine Sanktionen, sondern hausgemachter Boykott wegen des Angriffs auf die Ukraine) durch wetterabhängige Windkraftanlagen ersetzt werden kann, das soll auch „dem Klima“ dienen. Nur benötigen noch mehr Windkraftanlagen auch mehr Gas aus Gaskraftwerken zur Netzstabilisierungen der schwankenden Windstromeinspeisung. Gewonnen haben diesen Krieg schon die Kriegsgewinnler der Windenergiewirtschaft zu Lasten des Landschafts- und Artenschutzes. Die Grünen sind laut Sahra Wagenknecht (Die Linke) die „gefährlichste Partei im Bundestag“, womöglich nicht nur für den Artenschutz…”

+++

Daniel Stelter fasst auf seinem Blog zusammen, was die Financial Times UK zum Thema Kosten der Kernenergie zusammengetragen hat. Das ist sehr lesenswert.

+++

Modernes Fracking laut Karlsruher Institut für Technologie „absolut vertretbar“. Die Welt hat sich mit dem KIT-Wissenschaftler Schilling unterhalten.

“Statt teuer auf dem Weltmarkt einzukaufen, könnte man sich unabhängiger machen und eigenes Gas aus dem Boden schöpfen. Hinzu kommt für KIT-Forscher Schilling: „Von den Kohlenstoff-basierten Brennstoffen ist in Deutschland produziertes Erdgas die klimafreundlichste Alternative.“ Verschiedene Fracking-Verfahren sind auch heute schon zugelassen, etwa beim Bohrlochbergbau, bei der Geothermie und bei der Förderung von Erdgas aus konventionellen Feldern. Die wirtschaftliche Förderung aus unkonventionellen Gaslagerstätten ist aber bundesweit verboten. Außerhalb umweltsensibler Gebiete könnten vier wissenschaftlich begleitete Bohrungen im Schiefer-, Ton-, Mergel- und Kohleflözgestein zugelassen werden, um Erfahrungen zu den Auswirkungen auf Umwelt und Untergrund zu sammeln.”

+++

Wie war der Januar 2023? Der Deutsche Wetterdienst dazu:

“Der Temperaturdurchschnitt lag im Januar deutschlandweit bei 3,5 Grad Celsius (°C) und damit 4,0 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Hinblick auf die aktuelle und wärmere Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung 2,6 Grad. Entsprechend lag das diesjährige Januar-Temperaturmittel auf dem Niveau eines typischen Monats März (Periode 1961 bis 1990). Außergewöhnlich waren auch die landesweiten frühlingshaften Rekordtemperaturen am Neujahrstag. Den Spitzenwert präsentierte dabei Freiburg am Oberrhein mit 19,5 °C. Am 19. wurde in Meßstetten auf der Schwäbischen Alb mit -16,8 °C die kälteste Temperatur im Januar erreicht.”

Sowohl der DWD als auch der ZDF-Wetterpräsentator Özden Terli fremdeln immer noch mit der aktuellen Referenzperiode 1991-2020 und nutzen weiterhin den alten Zeitraum 1961-1990. Natürlich klingen 3,5 Grad Celsius (Mittelwert) auch dramatischer als 2,6 Grad Celsius.

(Abbildung: Screenshot ZDF-Mediathek)

Was den Niederschlag betrifft, gab es im Januar 2023 mehr davon als in den Vergleichsperioden.

“Die milden und feuchten atlantischen Winde bescherten vor allem dem Westen eine regenreiche erste Monatshälfte. Am 12. registrierte Wipperfürth-Gardeweg im westlichen Sauerland mit 71,9 Litern pro Quadratmeter (l/m²) die bundesweit höchste Tagessumme. Insbesondere im Stau der Mittelgebirge erreichten die Januarmengen lokal über 200 l/m². Erst in der zweiten Januarhälfte verwandelten sich die Niederschläge gebietsweise in Schnee, der dem Bergland auch bis Monatsende erhalten blieb. In der Fläche brachte der Januar mit rund 67 l/m² knapp zehn Prozent mehr Niederschlag (Referenzperiode 1961 bis 1990: 61 l/m²). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 war die Niederschlagsmenge in etwa ausgeglichen (65 l/m²).”

Diese gute Nachricht hat es leider nicht in die Wettervorhersage der Heute- Sendung geschafft.

+++

WUWT:

LA Times reveals 2020 CA Wildfire CO2 Wiped Out 18 Years of the State’s Emissions Reductions

An L A Times article shown below revealed the results of a UCLA and University of Chicago study showing that:

“A nearly two-decade effort by Californians to cut their emissions of planet-warming carbon dioxide may have been erased by a single, devastating year of wildfires”

Weiterlesen auf WUWT.

+++

Li et al. 2022:

Possible Increase of Air Temperature by Irrigation

Abstract

Irrigation cools near surface air temperature by increasing evapotranspiration from wetter soil. However, elevated evapotranspiration can also increase atmospheric albedo and enhance the local greenhouse effect via increased atmospheric water vapor. Their net effects on daily air temperature remains controversial. Here we show that in several considered regions, Northwest India and Central Valley of California, irrigation could result in warmer air temperature if night-time warming is stronger than daytime cooling by irrigation. During the daytime, air temperature reduces through evaporative cooling and reduced solar radiation from increased atmospheric albedo outweighing the local greenhouse effect. At night-time, the increased atmospheric water vapor by irrigation tends to make a stronger local greenhouse effect that increases night-time temperature. Our results highlight the possible increase of air temperature by irrigation and the importance of considering sub-daily processes when assessing the impact of irrigation on daily air temperature and temperature related socioeconomic phenomena.

Key Points

–Irrigation may result in warmer night-time temperature by enhancing the local greenhouse effect

–The temperature response of local irrigation can be influenced by irrigation practices over nearby areas

–Highlight the importance of water vapor as a greenhouse gas in climate change

Plain Language Summary

Irrigation can influence air temperature in two contrasting ways. Evaporative cooling from wetter soil can reduce air temperature. However, evaporated water is a greenhouse gas, which can increase air temperature. The impact of these two influences differs for daytime and night-time air temperature. Here, we examine the impact of irrigation on daytime and night-time air temperature under two different assumptions. Our simulations show that the warming influence of irrigation on night-time temperature could be greater than the cooling influence on daytime temperature in several considered regions, Northwest India and Central Valley of California. Our results underline that the impact of irrigation is a complex interplay of evaporative cooling and greenhouse warming and still needs to be further investigated.

Teilen: