Ab nach Bali

Es gibt Meldungen, da reicht ein Kopfschütteln nicht aus, wenn man sie liest. Der Focus meldet, dass Klimaaktivisten einen Gerichtstermin versäumt haben, weil sie sich auf Urlaubsreise nach Bali befunden haben. Wir lernen aber, wer als Privatperson CO2 emittiert, der ist ab sofort raus aus der Diskussion.

“Die beiden sollen erst nach Thailand und von dort weiter nach Bali geflogen sein. Mehrere Tonnen CO2 verursacht solch ein Langstreckenflug, was die beiden Klimaaktivisten offenbar in Kauf nahmen. Ein Sprecher des Aktionsbündnisses „Letzte Generation“ verteidigte die Reise gegenüber Bild mit den Worten: „Sie haben den Flug als Privatleute gebucht, nicht als Klimaschützer. Das muss man auseinanderhalten können.“”

Wir leben in verrückten Zeiten.

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Wer in diesen Tagen die Jahresabrechnungen seines Stromanbieters bekommt, der kann schon mal ins Staunen kommen. Auf 54% der Summe kommen regulierte Bestandteile, Umlagen und Steuern. Das ist im Vergleich zu den üblichen 75% sogar noch ein guter Wert. Die hohen Energiepreise in Deutschland sind also gewollt.

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Während Illusionisten wie Hans-Josef Fell noch mit den üblichen Methoden versuchen, die Rohstoffproblematik bei der Energie- und Verkehrswende wegzuzaubern (wir berichteten), kommen Ministerien und Journalisten zu anderen Schlüssen. Laut der FAZ (Bezahlartikel) wird der Bedarf die verfügbaren Mengen übersteigen, wenn tatsächlich 15 Millionen E-Autos in Deutschland fahren sollen. Die Berechnung hatte das Verkehrsministerium durchführen lassen.

“Der geplante Wechsel zum Elektroauto könnte in den kommenden Jahren schwieriger werden als vorhergesehen. Denn die Nachfrage nach einigen wichtigen Rohstoffen für Batterien und Elektromotoren wird womöglich in den kommenden Jahren die verfügbaren Mengen übertreffen. Dies geht aus internen Berechnungen des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) hervor, die der F.A.Z. vorliegen. Das Ministerium hat sich mit der Frage befasst, welche Mengen von strategischen Rohstoffen notwendig sind, um die 15 Millionen batterieelektrischen Autos (BEV) zu produzieren, die nach den Plänen der Berliner Regierungskoalition bis 2030 auf deutschen Straßen fahren sollen. Bisher wird die Zahl der batterieelektrischen Autos auf deutschen Straßen zum Jahresende 2022 erst auf 1 Million geschätzt. Das Ministerium geht in seinen Berechnungen davon aus, dass für ein durchschnittliches Elektroauto mit einer Batterie von 60 kWh und einem Elektromotor mit 150 kW (204 PS) Leistung – den Werten für die Einstiegsversionen der Volkswagen-Modelle ID3 und ID4 – je Fahrzeug 6 Kilogramm Lithium und 8 Kilogramm Kobalt nötig seien. Für 15 Millionen batterieelektrische Autos wird ein Bedarf von 90 000 Tonnen Lithium und 120 000 Tonnen Kobalt errechnet. Diese Mengen scheinen auf den ersten Blick überschaubar, bei einer jährlichen internationalen Fördermenge von 105.000 Tonnen Lithium und 165.000 Tonnen Kobalt.”

Dazu passt ein Artikel in der Tagesschau, der sich mit dem Thema “Seltene Erden” beschäftigt. Auch hier gibt es Zielkonflikte, wie z. B. in Australien.

“Australien verarbeitet die Seltenen Erden aktuell nicht selbst. Es hat dafür keine Anlagen, sondern exportiert die Stoffe nach Malaysia oder Vietnam. Ein Teil der Rohstoffe wird nach China exportiert, weil deren eigene Produktion den Bedarf nicht deckt. Im Rahmen von Pilotprojekten soll die Verarbeitung der Seltenen Erden dieses Jahr jedoch erstmals in Australien erfolgen. Das Land will seine Produktion unabhängiger machen. Fast alle Minen liegen in Gebieten der indigenen Bevölkerung im Westen Australiens. Wasser-, Boden- und Luftverschmutzung durch den Abbau und die Verarbeitung Seltener Erden könnten eine Bedrohung für die Anwohner darstellen, kritisieren Umweltschützer.”

Die Problematik begrenzter Ressourcen ist nicht neu. Ein Artikel in der BBC (wir berichteten) hat es einmal für das Vereinigte Königreich durchgerechnet.

„The UK, for instance, wants all new cars to go electric from 2030. But to switch Britain’s 31.5 million petrol and diesel vehicles over to a battery-electric fleet would take an estimated 207,900 tonnes of cobalt, 264,600 tonnes of lithium carbonate, 7,200 tonnes of neodymium and dysprosium, and 2,362,500 tonnes of copper.

Scientists estimate Earth’s total carbon store

Humans help cook up mineral bounty

Earth’s rarest minerals catalogued
Scientists estimate Earth’s total carbon store

Humans help cook up mineral bounty

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This amounts to twice the current annual world production of cobalt (used in battery electrodes), an entire year’s world production of neodymium (to make electric motor magnets) and three-quarters of the world production of lithium (battery electrolyte).

Replacing the estimated 1.4 billion internal combustion engine vehicles worldwide would need 40 times these quantities, and that’s before the metal and mineral requirements of all the wind turbines and solar farms are considered.“

Ende 2021 haben wir schon einmal das Wunschdenken in Sachen Energiewende beschrieben. Ausgangspunkt war ein Konzept für eine 100% Versorgung in Berlin und Brandenburg mit Erneuerbaren Energien. Es ist kein Wunder, dass auch dieses Konzept von Hans-Josef Fell stammt. Ob nun Speicher, die es in der Form nicht gibt und die sich wirtschaftlich auch gar nicht darstellen lassen, ungeahnte Steigerungen bei Geothermie oder Ausweitung vom Anbau von Energiepflanzen, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

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In der Slowakei ist der Kernkraft-Reaktorblock Mochovce 3 ans Netz gegangen. Der 4. Block soll im Sommer 2025 folgen. Nuklearia berichtet:

“Die ursprünglich veranschlagten Kosten für die Fertigstellung von Mochovce 3 und 4 lagen bei 2,7 Milliarden Euro mit einer Inbetriebnahme im Jahr 2012. Aufgrund des langen Baustillstands mussten jedoch zusätzliche Arbeiten durchgeführt werden, was zu Verzögerungen führte. Daraus ergaben sich Kostensteigerungen auf 6,2 Milliarden Euro. Umgerechnet sind das Kosten von 7.045 Euro pro installiertes Kilowatt. Das liegt am oberen Ende des EU-Durchschnitts für neue Kernkraftwerke. Allein schon während des Baus waren Mochovce 3 und 4 als größtes Investitionsprojekt in der jungen slowakischen Geschichte ein Gewinn für die Wirtschaft. Während der Bauzeit wurden 10.000 Arbeitsplätze geschaffen, und die hohen Investitionssummen flossen hauptsächlich an rund 100 slowakische Unternehmen. Dies hatte einen positiven Effekt auf die Wirtschaftsentwicklung der Slowakei. Im Vergleich zu alternativen konventionellen Stromerzeugern wie GuD-Kraftwerken und Wirbelschichtkessel-Kohlekraftwerken liegen die Kosten für Mochovce 3 und 4 bei einer hohen Auslastung im Schnitt niedriger. Anders als Kohlekraftwerke emittieren Kernreaktoren im Betrieb jedoch keinerlei Schadstoffe oder klimaschädliches CO₂. Mochovce 3 und 4 tragen somit nachhaltig zu den europäischen Zielen CO2-Neutralität bis 2030 und vollständige Dekarbonisierung bis 2050 bei.”

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Lukrative Einnahmen winken, wenn Landwirte in Deutschland Flächen für Solaranlagen verpachten. Der Teufel steckt aber im Detail wie der Nordkurier berichtet.

“Aber Vorsicht: Der deutschen Energiewende stehen juristische Hürden entgegen. Denn Bauern, die Ländereien für Solarflächen verpachten, könnten Probleme bekommen, wenn sie ihren Hof einmal vererben wollen. Bislang sind Finanzämter nämlich großzügig bei Erbschaften von landwirtschaftlichen Flächen und es fallen nur geringe Steuern an. Wird eine Fläche aber nun mit einer Photovoltaik-Anlage bestückt, wird die Fläche plötzlich nicht mehr als landwirtschaftliche, sondern als gewerbliche Fläche bewertet. Und das kann richtig teuer werden.”

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: Stromerzeugung 2030, Ausbau der Windenergie

Sehr geehrte Damen und Herren,

einige Anmerkungen zum Blog vom 1. 02. 23, sowie zu aktuellen Nachrichten. Im Blog wird in einem Artikel über die Ideen von Herrn Hans Josef Fell berichtet, welcher behauptet, dass es ausrechend Batteriespeicher gibt, bzw. geben wird. Dazu passen Meldungen in den aktuellen Nachrichten, dass nach Angaben von Wirtschaftsminister Habeck die Stromerzeugung in Deutschland nach 2030 auch ohne Kohlekraftwerke gesichert ist, obwohl der Strombedarf durch E-Autos und Wärmepumpen massiv zunimmt. Dabei wird vom Wirtschafts- und Klimaministerium auch flexible Speicher, wie die Speicherkapazität der Elektroautos.

Es wird immer wieder einmal über entsprechende Batteriespeicher berichtet, doch wie bereits mehrfach in diesem Blog berichtet, sind die Kapazitäten bei weitem zu gering. Die Idee, die Batterien der E-Autos als Energiespeicher für Zeiten von Stromengpässen zu nutzen, ist doch eine irrwitzige Idee. Die E-Autos haben ohnehin das Problem, dass diese lange Ladezeiten benötigen und über kurze Reichweiten verfügen. Wenn der Strom in den Batterien der E-Autos, die zum Laden angeschlossen sind,  zeitweise auch noch entladen werden, um das Netz zu stabilisieren, dann kann der Nutzer nie sicher sein, wie weit er noch fahren kann. Damit wird die ohnehin dürftige Flexibilität der E-Autos noch weiter eingeschränkt.

Ein weiterer Artikel im Blog berichtet vom verstärkten Ausbau der Windenergie. Neue Regelungen sind jetzt zum 1. Februar in Kraft getreten. Damit sollen Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Umweltverträglichkeitsprüfungen und Prüfungen zum Artenschutz werden eingeschränkt. Das sind echt tolle Regelungen, man könnte das auch “Landschaftsverschandlungsgesetz” nennen. Auch Offshoreanlagen sollen verstärkt installiert werden, natürlich ohne große Umweltschutzprüfungen. Ich bin gespannt, ob Organisationen wie die “Deutsche Umwelthilfe” protestieren werden oder den Weg vor Gericht gehen werden? Als vor einigen Monaten ein Flüssiggasterminal erstellt wurde, gab es im Vorwege erhebliche Proteste, weil die erforderlichen Rammarbeiten bestimmte Wale stören könnten. Doch solche Arbeiten sind zeitlich eingeschränkt, der Betrieb der Windkraftanlagen stellt ein Dauerproblem dar und das noch über eine große Fläche. Dafür wäre zumindest eine eingehende Prüfung erforderlich, wie sich die verschiedenen Störungen (Vibration, periodischer Schall, …) auf die Tiere der Unterwasserwelt auswirken.

Ich glaube nicht daran, dass sehr viele Umweltschutzorganisationen gegen den Bau der Windkraftanlagen protestieren werden. Für eine “Umweltschutzpartei” wie die Grünen und eine Reihe von Umweltschutzorganisationen ist Umweltschutz eben nicht so wichtig, wenn der nicht in zu den eigenen Vorstellungen passt.

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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Vortrag von Dr. Frank Stefani bei AKEN – Aktionskreis Energie & Naturschutz:

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