The Greatest Showman

Ende 2017 kam der gleichnamige Film in die Kinos. Er beschreibt das Leben von P.T. Barnum, er war eine Art Zirkusdirektor im 19. Jahrhundert, der sein Publikum immer wieder mit Sensationen überraschte und anzog. Das Remake des Films können wir quasi gerade erleben. In der Hauptrolle ist diesmal allerdings kein Zirkusdirektor, sondern Hans Josef Fell. Einer der Väter der Energiewende in Deutschland. Ähnlich wie im Zirkus holt Fell hier etwas aus dem Zauberhut: es ist neue Batterietechnik, diese präsentiert er dann dem staunenden Publikum bei Telepolis. Es erinnert etwas an die Speicher ”noch und nöcher” von Claudia Kemfert.

Gleich dreimal greift Fell in den Hut und zaubert Natrium Batterien, Organic-Solid-Flow-Megabatterien und Stülpmembranspeicher hervor. Dumm ist nur, dass die Produktion der Natrium Batterien bisher nur angekündigt ist für 2023, bei der Organic-Solid-Flow-Batterie gibt es lediglich Bestellungen und vom Stülpmembranspeicher gibt es nur einen Protoypen für die Stadtwerke eines kleinen Ortes in Franken mit 13.000 Einwohnern. Das ist alles weit weg von Massenproduktion, die Fell mit seiner Überschrift aber suggeriert: Neue Batterietechnik: Energiewende hat kein Speicherproblem.

Man kennt diese Erzählungen. Sie fangen meist so an: wie ein kleines Dorf in Brandenburg (wahlweise Schleswig-Holstein oder auch Sachsen-Anhalt) sich energieautark machte. Wer findet den Fehler? Am Ende zaubert Fell aber noch was aus dem Hut, nämlich die nett verpackte Forderung, diese Techniken doch gefälligst zu subventionieren. Damit kennt er sich aus, verdanken die deutschen Stromkunden dem Erfinder der EEG-Umlage doch hohe Strompreise und die Betreiber von Erneuerbaren Energien ihm ihre saftigen Profite. Barnum und Fell, beide beherrsch(t)en die hohe Kunst des Entertainments und den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Sein Ziel dürfte es gewesen sein, den Rohstoffbedarf der Energiewende irgendwie kleinzureden. Ob ihm das mit den drei Beispielen gelungen ist, ist eher fraglich. Die Energiewende braucht viele Ressourcen und Lithium ist nur eine davon.

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Verrückte Sache. Axel Bojanowski beschreibt in der Welt (Bezahlartikel) das Stichwortgeben von Wissenschaftlern wie Johan Rockström vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung PIK beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos.

“Wissenschaftler, die Argumente zuliefern, steht die große Bühne offen: Vereinte Nationen und andere Institutionen befördern sie zu ihren Untergangspropheten und damit zu Stars. Das Weltwirtschaftsforum in Davos, wo eine globale Elite aus Wirtschaft und Politik jedes Jahr im Januar versucht, ihre Bedeutung zu mehren, bietet beste Voraussetzungen für die Beschwörung der globalen Apokalypse. Dieses Jahr übernahm die Rolle der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), der Umweltforscher, Johan Rockström. Es genügte ihm nicht, die robusten und ernsten Warnungen vor den Risiken einer globalen Erwärmung zu nennen. Rockström knüpfte an die Apokalyptiker der Sechziger- und Siebzigerjahre an, er warnte vor dem Untergang der Menschheit. Während seiner Rede vergangene Woche in Davos flimmerte eine riesige Karte der Erde hinter ihm, auf der 16 rot leuchtende Kreise die Orte zeigen sollten, an denen sich die Krise angeblich zuspitze: „Dies sind die 16 Kippelemente, die großen biophysikalischen Systeme, für die wir wissenschaftliche Beweise haben, dass sie den Zustand des gesamten Klimasystems regulieren“, rief Rockström.”

Gleichzeitig fliegen die Teilnehmer des Gipfels per Privatjets ein, wie sfr berichtet:

“Insgesamt sind es gut 1000 zusätzliche Flugbewegungen, die durch das WEF entstehen, schätzt die Schweizer Flugsicherung Skyguide. Viele kommen mit einem Linienflug nach Zürich, die Staatschefinnen und -chefs meist in Staatsmaschinen. Hinzu kommen auch etliche Hundert Flüge von Privatjets, die alleine laut Skyguide schon für 500 Starts und Landungen sorgen. Auf die Frage, wie dieser Flugverkehr in Zeiten des Klimawandels noch zusammenpasst, verteidigt sich der Direktor des WEF, Alois Zwinggi. «Das World Economic Forum misst seit Jahren den gesamten CO₂-Fussabdruck aller Beteiligten und kompensiert diesen gesamthaft durch Projekte im In- und Ausland.”

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Italien will mit Libyen Gas fördern. Das berichtet n-tv.

“Italiens größter Gasimporteur Eni und der staatliche libysche Ölkonzern NOC wollen demnach bis 2026 zwei Gasfelder nordwestlich von Tripolis erschließen, aus denen bis zu 21 Millionen Kubikmeter Erdgas täglich geholt werden sollen. Eni bezeichnete den Plan als “erstes großes Projekt in dem Land seit Anfang der 2000er Jahre”. Regierungschefin Meloni nannte die Unterzeichnung der Verträge durch die Chefs von Eni und NOC “einen sehr wichtigen, historischen Schritt” in der Kooperation der Länder. Für die Förderung des Gases werden zwei Plattformen errichtet; außerdem ist auf dem Festland eine Anlage zur CO2-Abscheidung und -Speicherung geplant, wie Eni weiter bekanntgab. Eni ist der größte Gasproduzent in Libyen und nach eigenen Angaben für 80 Prozent der Fördermenge verantwortlich.”

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Artenschutz ist wichtig und bleibt, das sagt Wirtschaftsminister Habeck, nachdem das Kabinett den Umweltschutz gerade verklappt hat. Gemeint hat er, es interessiert uns schlicht nur nicht mehr. Möglich macht es eine Notfallverordnung der EU. Die Tagesschau:

“Das Bundeskabinett hat neue Regelungen für einen beschleunigten Ausbau der Windenergie gebilligt. Im schriftlichen Umlaufverfahren stimmten die Minister der Ampelkoalition dem Wirtschaftsministerium zufolge der Umsetzung einer EU-Notfallverordnung zu. In vielen Fällen sollen Umweltverträglichkeitsprüfungen und artenschutzrechtliche Prüfungen künftig nicht mehr nötig sein, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte. Wirtschaftsminister Robert Habeck versicherte aber, dass der Artenschutz dennoch “wichtig ist und bleibt”.”

Eine Pressemitteilung des Nabu dazu liest sich in etwa so, als wenn man Geist nicht wieder in die Flasche bekommt.

“”Die Bundesregierung verschläft notwendige Maßnahmen zur Beschleunigung von Genehmigungsprozessen, während sie weiter Umweltstandards abbaut. Im Schnelldurchgang sollen drei Jahrzehnte etabliertes Planungsrecht einkassiert werden, ohne tatsächliche Chance auf schnellere Energieunabhängigkeit durch Offshorewind“, kritisiert NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Die Formulierungshilfe für das Raumordnungsgesetz sieht weitere Einschränkungen des Naturschutzrechts beim Ausbau der Windenergie in Nord- und Ostsee vor. So sollen die Umweltverträglichkeitsprüfung und die artenschutzrechtliche Prüfung für den Zubau von insgesamt 8,8 Gigawatt Offshore-Windstrom ausgesetzt werden, selbst auf bisher nicht voruntersuchten Flächen. Damit geht die so wichtige kumulative Folgenabschätzung tausender Windräder auf See und der europarechtlich verankerte Ökosystemansatz verloren, ohne gleichzeitig die strategische Umweltprüfung qualitativ zu stärken. „Eine Verdopplung der Kapazitäten auf See ohne ernsthafte naturschutzfachliche Vorbereitung grenzt an Russisch-Roulette. Trotz Datenlücken sollen Windparks genehmigt werden. Offensichtlich haben sich grüne Umweltpolitiker*innen erfolgreich um Schadensbegrenzung bemüht, doch erneut negiert das federführende Wirtschaftsministerium die gleichberechtigte Herausforderung des Natur- und Artenschutzes und auch die SPD versucht ökologische Standards zugunsten jeglicher wirtschaftlicher Infrastruktur abzubauen“, so NABU-Leiter Meeresschutz Kim Detloff.”

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Hart aber fair, die Geschichte der ARD-Sendung geht weiter. In der Ausgabe vom 30.01.2023 ging es auch um das Klima. Schon die Auswahl der Studiogäste war interessant, weil mit der Sprecherin der “Letzten Generation” Aimée van Baalen jemand eingeladen wurde, an dem sich die anderen Studiogäste gut reiben konnten. Die FAZ bespricht die Sendung und kritisiert die Aktivistin und ihr Verständnis von Demokratie.

“Aimée van Baalen, Sprecherin der „Letzten Generation“, wurde nicht geschont, sondern beinahe schon vorgeführt, was die Schlichtheit mancher Vorstellungen von Rechtsstaat und parlamentarischer Demokratie angeht. Sie kündigte an, vom 6. Februar an die Proteste auf ganz Deutschland auszuweiten, womöglich „in jede Stadt, in jedes Dorf“. Klamroth ging sie hart an: die Klimaaktivistin baue „ein apokalyptisches Szenario“ auf, um dann „ein läppisches Tempolimit, ein billiges Zugticket und einen runden Tisch“ dagegenzusetzen. Wie „diese läppischen Forderungen mit dem Untergangsszenario“ zusammenpassen, „das Sie jeden Tag beschwören“, wollte der Moderator von der Sprecherin wissen. Das war der Tenor der Kritik, der Aggressivität auch, die die Vertreterin der „letzten Generation“ auf sich zog. Van Baalens Vorstellungen zu den von Experten begleiteten Bürgerräten, die in monatelangen Gesprächen darüber befinden sollen, was gegen den „Klimanotfall“ zu tun ist, welche Maßnahmen umzusetzen sind, kamen ohne Basiswissen der Bürgerkunde aus.”

Auch bei n-tv ist die Haltung der Aktivistin av Baalen zur Demokratie aufgefallen.

“Natürlich werde es die parlamentarische Demokratie weiter geben, erklärt van Baalen, aber in dem Gesellschaftsrat sollten Bürger “wie du und ich” zusammenkommen und beraten. Bürger seien die Abgeordneten auch, sagt Connemann. Aber im Bundestag gebe es zu viele Lobbyisten, erklärt van Baalen. “Sie sind auch Lobbyistin”, kontert Connemann. Und Kuhle fügt hinzu: “Das öffnet doch dem Willkürstaat Tür und Tor. Das ist undemokratisch. Das hat mit unserem Grundgesetz nichts zu tun.” “Das ist Anarchie”, flüstert Connemann. Für van Baalen ist klar: Das sei schon Demokratie, aber in einer neuen Form. Am Ende versucht Kuhle, der Klimaaktivistin ins Gewissen zu reden – ohne sichtbaren Erfolg: “Passen Sie auf, dass Sie sich nicht weiter radikalisieren. Denn so werden Sie Ihre Ziele nicht erreichen. Ich bin dafür, dass man sich auf die demokratischen Mittel konzentriert.””

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University of Surrey:

Toward a more localized, impact-based alert system for extreme weather to mitigate heat waves

England’s extreme weather warning system could be further refined to help mitigate the public health effects of heat waves, according to a new study from the University of Surrey.

While the current alerting system is already effective in mitigating these effects, researchers found that moving further towards an impact-based alert system which focuses on the repercussions of extreme weather conditions could enable participants, including the NHS and local government, to make more informed decisions.

In practice, this would mean providing a more detailed picture of the specific conditions each area of the country will likely face when an alert is issued. Temperature levels within a Level 3 alert, for example, can range significantly, with wide-ranging impacts, and this must be clearly communicated so appropriate risk assessments can be made.

The research also emphasized that any new system would have to be able to make clear distinctions between different types of weather events and provide a clear indication of affected geographical regions.

Dr. Tom Roberts, co-author of the study at the University of Surrey says that “Early warning systems are central to improving the resilience of emergency workers, and they are an important tool that allows us to adapt to a changing climate that features more frequent extreme weather events.”

“Our research suggests that the current tools in place are effective, but could begin to provide richer information to first responders and other stakeholders to help further mitigate the impacts of these extreme weather events.”

The summer of 2020 saw an estimated 2,556 excess deaths during episodes of heat in England—the highest since the Heatwave Plan introduced by the U.K. government in 2004.

According to modeling undertaken as part of the third Climate Change Risk Assessment (CCRA3) for the U.K., excess deaths due to hot weather could rise to around 7,000 by 2050 and around 12,500 per year by 2080.

Ross Thompson, principal environmental public health scientist at the U.K. Health Security Agency, says that “although our current alert system is working well, it is kept under constant review and we will continue to focus on how it can be further refined to reduce the impacts of heat waves.”

“Understanding the relationship between extreme weather alerting systems, public health and the delivery of health and social care services is of central importance when planning an effective response to future extreme events.”

“As we have been clear, extreme weather events lead to increased weather-related illness and excess deaths, and we are likely to see an increase as a result of climate change. We welcome this important research which will help inform our development of the current systems.”

Excess deaths also occur due to extremely cold temperatures, and both ends of extreme temperatures present a significant risk to public health, particularly those with pre-existing chronic medical conditions, older people (especially those over 65) and those who are frail or socially isolated.

Roberts says that their “research also raised the issue of alert fatigue, particularly when the geographical focus of the alerts covered a very broad geographical area and could lead to alerts being sent out to emergency planners and health and social care delivery staff in unaffected areas.”

“Research participants agreed that focusing on the potential impact and likelihood of an event happening would lead to better-informed decision making.”

The research was published in Environmental Science & Policy.

Thomas Roberts et al, Stakeholder perspectives on extreme hot and cold weather alerts in England and the proposed move towards an impact-based approach, Environmental Science & Policy (2022). DOI: 10.1016/j.envsci.2022.07.012

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