Investieren in die Apokalypse

Ein englischer Meinungsartikel bei Aljazeera beschäftigt sich mit Investoren, die die Stimmung nutzen, um auch in Zeiten von Klimawandel im Geschäft zu bleiben.

“What is worse, governments and corporations have teamed up to turn the apocalypse into a money-making opportunity. They have rushed to put forward false solutions to the climate crisis: from the push to replace fuel-engine vehicles with electric ones, to so-called climate-smart agriculture, to protected areas for nature conservation and massive tree planting projects for carbon offsets.

All this trickery is called “greening” and it is designed to profit off of climate fears, not stop climate change. While guaranteeing high returns, this deception is tantamount to the genocide of the hundreds of millions of people who will perish from the effects of climate change within the next century because things are that bad.”

Etwas Gutes zu wollen kann auch bedeuten, etwas Schlechtes zu tun. Auch das haben wir in diesem Blog schon oft kritisiert, wenn bei tatsächlichen Problemen weggeschaut wird oder diese weggelächelt werden. Solange Umweltschäden weit entfernt entstehen, interessieren sie nicht sonderlich. Vor allem dann nicht, wenn sie das Grüne Gewissen vor Ort erleichtern.

“For example, the growing electric vehicle industry may help reduce carbon emissions but it will also cause a massive jump in the demand for lithium and other minerals. Scientists are already warning about the grave environmental impact the rush for mining lithium may have, including water pollution and loss, toxic waste spills, biodiversity loss and soil contamination.

Apart from making climate change worse, these “solutions” also disproportionately harm marginalised groups and Indigenous peoples, as UN special rapporteur Tendayi Achiume has recently warned. Not only are the impacts of ecological collapse felt more severely by those who encounter racism on a daily basis, but the extraction of minerals needed for “smart” technologies and renewable energy exposes these same people to pollution, violence and displacement.”

Der Artikel ist recht lang, es empfiehlt sich die Übersetzungsfunktion des Browsers zu nutzen. Wir hatten erst kürzlich passend dazu einen Artikel über Al Gore. Dem gelang das Kunststück sich seinen eigenen Markt zu schaffen. Er wurde mit dem Thema Klima zu Multimillionär.

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Tesla hebt die Preise für Ladestrom an. Das alte Rockefeller-Prinzip funktioniert immer noch. Während die Preise für die Tesla Autos fallen, steigen die Stromkosten an den Supercharger Ladestationen. Das berichtet teslamag.de.

“Die Senkung der Preise für Supercharging Anfang des Monats war eine willkommene Abwechslung, denn Ende 2022 hatte Tesla sie in zwei Schritten auf bis zu 70 Cent pro Kilowattstunde erhöht. Dabei gibt es seit Mitte November eine Differenzierung nach Zeiten – der teurere Tarif gilt nur von 16-20 Uhr, ansonsten bezahlt man etwa 10 Prozent weniger. In diesem Januar schien Tesla die zusätzliche Unterscheidung nach Standorten abzuschaffen: Der deutsche Supercharging-Preis wurde in der App mit einheitlich 47 Cent bzw. 52 Cent angegeben.

Seit diesem Dienstag aber ist er wieder höher und unterscheidet sich je nach Standort merklich. Am meisten scheint man nach Stichproben für Tesla-Strom an den Superchargern in Dasing, Leonberg und Kassel bezahlen zu müssen, für die in der App jetzt 59/65 Cent angegeben sind. Das macht gegenüber dem vorherigen Niveau einen Aufschlag von rund 25 Prozent. Als niedrigster neuer Tarif fanden sich 53/59 Cent pro Kilowattstunde für Supercharging in Irschenberg, 13 Prozent mehr als vorher. Weitere Tesla-Standorte lagen zwischen diesen Extremen.”

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Kann die NDR-Journalistin Anja Reschke auch lustig? In ihrer ersten Ausgabe des Satire-Magazins Reschke-Fernsehen versucht sie sich am Thema Energiewende. Aber eigentlich ging es eher um Bayern und die CDU. Der Wahlkampf für die Landtagswahl lässt grüßen. Frank Ueberding von der Welt hat sich die Sendung angesehen und fand sie in seinem Kommentar (Bezahlartikel) nur mäßig witzig.

“Es hätte aber auch ein weiteres Wunder geschehen können. Frau Reschke hätte sich in ihrer ersten Sendung einem dringenden Thema wie der gescheiterten Energiewende annehmen können. Jener Idee, die einst mit Windrädern und Sonnenkollektoren den Energiebedarf unserer Industriegesellschaft zu decken versprach, aber in der Dunkelflaute leider keinen Strom liefern kann, weil der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Sie hätte also karikieren können, dass man für diese Energiewende eine doppelte Energieproduktion braucht. Schließlich lassen sich erneuerbare Energien nicht speichern, weshalb dieses Land nicht nur in Windräder und in Sonnenkollektoren investieren muss, sondern auch in Gaskraftwerke. Sie wissen schon, weil manchmal der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint.

Leider ist aber das Gas aus den bekannten Gründen so teuer geworden, dass man jetzt auf die Kohleverstromung setzen muss, um nicht sprichwörtlich im Dunkeln zu sitzen. Was hätte also für ein neues satirisch-politisches Format im ÖRR näherliegen können, als sich im rheinischen Braunkohletagebau umzusehen, wo die Widersprüche der von den Grünen so vehement vertretenen Energiewende in ihrer vollen Pracht zu erblicken waren? Nichts, wie sich der Leser denken kann. Es wäre auch sinnvoll gewesen, sich satirisch zum Beispiel mit einer Projektgruppe Atomstrom an die Öffentlichkeit zu wenden. Schließlich ist kein nachvollziehbarer Grund erkennbar, warum man diese Form der klimaneutralen Stromproduktion ausgerechnet in einer Energiekrise abstellen will. So hätte es sein können, wenn in den Redaktionsstuben des NDR ein weiteres Wunder geschehen wäre.”

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Indien setzt auf Kohle. Reuters berichtet, dass das Land dazu Notgesetze benutzt. Kraftwerke, die mit teurer Importkohle betrieben werden, sollen begünstigt werden.

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Alles außer Abholzung: Unterschätzte Gefahren für den Regenwald. Wissenschaftler der Universität Kassel haben sich die Gefahren für den Regenwald angesehen.

“Degradation kommt zum Beispiel durch Dürren, Waldbrände, Holzentnahme oder infolge landwirtschaftlicher Nutzung angrenzender Flächen zustande. Zusammengenommen führen sie nach Einschätzung der Forschenden zu einem vergleichbaren Verlust an Biodiversität und mindestens ebenso hohen CO2-Emissionen wie die Abholzung der Tropenwälder. Diese negativen Folgen zeigen sich allerdings oft schleichend. Bei einer anhaltenden Baumsterblichkeit infolge eines Waldbrandes beispielsweise stoßen betroffene Wälder in einigen Fällen über einen langen Zeitraum mehr Kohlenstoff in die Atmosphäre aus, als sie absorbieren, ohne dass dieser Effekt sofort absehbar ist.

„Wir haben es darüber hinaus mit vielschichtigen Rückkopplungseffekten zu tun“, so Prof. Dr. Rüdiger Schaldach, einer der beteiligten Forschenden und Leiter der Forschungsgruppe Globale und Regionale Dynamiken an der Universität Kassel. „Es kommt aufgrund des Klimawandels mittlerweile häufiger zu Dürren im Amazonasgebiet. Diese begünstigen Brände, welche einen vermehrten Ausstoß von CO2-Emissionen zur Folge haben und damit letztlich wiederum zum Klimawandel beitragen.””

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Die altehrwürdige ETH Zürich spielte bei der Energiewende in der Schweiz bislang eine zweifelhafte Rolle: Eine Studie der Hochschule von 2011 bezeichnete die Energiestrategie als technisch machbar ohne wesentliche Wohlstandsverluste. Damit spielte die ETH die Rolle der wissenschaftlichen Steigbügelhalterin für die links-grüne Energiepolitik des Landes. Doch jetzt scheint sich ein Gesinnungswandel abzuzeichnen: Lino Guzzella, ETH-Professor und ehemaliger Präsident der Institution, hat in einem Referat gezeigt, dass die Energiewende hinten und vorne nicht funktioniert und der Schweiz im Winter viel Strom fehlen wird. Beitrag von Alex Reichmuth im Nebelspalter.

Ehemaliger Präsident leitet Gesinnungswandel bei der ETH ein

Die Energiestrategie der Bundes geht bei weitem nicht auf. Das ist das Fazit eines Referats, das Lino Guzzella, Professor für Thermotronik an der ETH Zürich, vor kurzem an einem Parlamentarieranlass des Wirtschaftsverbands Economiesuisse gehalten hat. Konkret fehlen der Schweiz im Jahr 2050 laut Guzzella während der vier Wintermonate November bis Februar zehn Milliarden Kilowattstunden Strom – und das selbst unter der Annahme, dass die Energiestrategie äusserst gut umgesetzt werden kann.

Weiterlesen im Nebelspalter.

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New York University:

Intensified meat production in response to climate change would bring short-term rewards, long-term risks

As climate change threatens global food supplies, countries will need to increase the efficiency of food production, bringing about short-term gains, such as decreased deforestation, but long-term risks, including future pandemics stemming from animal-borne diseases, finds a new analysis appearing in the journal Science Advances.

Much of this current and anticipated “intensification” of agriculture centers on increasing meat production through more efficient means, including factory farming, which keeps animals in closely confined environments and raises the risk of the spread of zoonotic diseases, such as avian influenza.

“As long as meat consumption continues to rise globally, both climate change, from deforestation and methane, and pandemics will likely continue to rise,” says Matthew Hayek, an assistant professor in New York University’s Department of Environmental Studies and the author of the analysis, which reviews more than 100 articles studying the effects of intensifying animal agriculture on the environment and on zoonotic diseasesinfectious diseases that come from animals.

As the climate warms, researchers have concluded that countries will need to produce more food, and more efficiently, than ever before. To address these current and future needs, the agriculture industry has adopted “intensification” practices: adding more “inputs,” such as machinery, hormones, and antibiotics, while increasing production.

Hayek’s Science Advances analysis shows that intensification can, in the short term, reduce animal feed requirements and land use because animals are sedentary and gaining weight as fast as possible when placed in intensive facilities—rather than grazing on open land. This can decrease deforestation, helping to maintain wild animal habitats and buffering against diseases that come from those wild animals by keeping them far from regular human contact.

However, intensification can accelerate diseases that come from domestically farmed animals.

“This is because intensive production facilities confine animals close to each other,” explains Hayek. “This confinement, most typically used for pigs and chickens, allows diseases to quickly spread and mutate rapidly between many thousands of animals in one facility.”

More specifically, the Science Advances examination revealed that raising chickens requires three times more antibiotics and 170 times more animals to produce the same quantity of meat as raising cattle, raising risks of diseases such as avian influenza (“bird flu”) and antibiotic-resistant bacteria. Therefore, although shifting meat consumption from beef to chicken can benefit the climate, Hayek says, it could hasten the spread of costly, potentially pandemic diseases.

“Meat consumption creates a “trap’ of disease risks: extensive ‘free-range‘ production that requires wildlife habitat clearing on one hand or intensive animal confinement on the other,” concludes Hayek. “To prevent both climate change and costly pandemics in tandem, we should rapidly reduce meat consumption as well as support forest protections and better farmed animal health through veterinary services. Policies can help accelerate the shift to plant-rich options by changing our food landscape: making plant-based choices easier to access, more affordable, and more appealing.”

Matthew Hayek, The infectious disease trap of animal agriculture, Science Advances (2022). DOI: 10.1126/sciadv.add6681www.science.org/doi/10.1126/sciadv.add6681

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