Der Sommer in Deutschland und „Summer in the City“ 

Wir hatten bereits vom meteorologischen August berichtet und seinen Vormonaten hier und hier.  Nun also der gesamte Sommer im Mittel nach den offiziellen DWD-Daten, sie erscheinen stets etwas verzögert.  

Die reinen Fakten der letzten 101 Jahre:  


Die erreichten 18,3°C sind schon warm: Nur 9 Jahre gab es vorher, die höhere Werte verzeichneten, davon nur eines (1947 mit 18,5°C) vor 1980. Der Anstieg danach ist offenkundig. Vom Rekord (2003, noch 1,4°C wärmer) war 2025 jedoch gehörig weit entfernt. Allerdings „fühlte“ sich der vergangene Sommer nicht allzu warm an. Der Grund liegt wohl in der 30-jährigen Glättung (fett): Es gab da bis ca. 1980 nur ein leichtes Auf und Ab, in den 30er bis Mitte derer 50er Jahre war es leicht wärmer als in den 60er und 70ern. Wahrscheinlicher Grund dafür: eine natürliche Schwankung der AMO, sie beeinflusst die hiesigen Sommertemperaturen, wie schon länger bekannt.  Von 1975 bis 1981 war es dafür oft deutlich „zu frisch“, die AMO schaltete auf “negativ”. „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ schrieb Rudi Carrell im Jahre 1975 und hatte damals recht. Im letzten Jahr war es im Mittel fast 2°C wärmer, und trotzdem erlebte das Lied eine „Zitier-Renaissance“. Auch hier hilft die Glättung bei der Suche nach dem Grund weiter: Das „kollektive Gedächtnis“ ändert sich mit Erleben und an die Zeit länger zurück als 30 Jahre erinnert sich kaum einer ans Wetter, auch wenn er es könnte. Und da lag 2025 halt drunter! Dass dieses geglättete Mittel inzwischen 2,4°C höher ist als zum Zeitpunkt des Evergreens ist außerhalb des individuellen Erlebens. Die Daten lügen nicht, und es war am Ende wärmer, jedoch eher am niedrigen Ende des Erwartungsbereiches.  

Beim Niederschlag kann man sich kürzer fassen: In 75 Vorjahren war es feuchter, in 25 also trockener. Der Regen war in Summe „stinknormal“ mit rund 219 mm. Die Ernte war recht gut, im Gegensatz zu Befürchtungen im Frühjahr, zum Teil recht dramatisch formuliert: „Deutschland trocknet aus“. Manch einer rief wohl verfrüht nach Subventionen für die Landwirtschaft? Der eine oder andere muss auch noch lernen, dass Wasser in einem Kreislauf ist und nicht „verbraucht“ wird.  Was verdunstet wird, fällt anderswo früher oder später als Niederschlag wieder zur Erde.   

Ein echter Langzeittrend ist beim Niederschlag auch nicht zu verzeichnen, der 30-jährig geglättete Verlauf weist wohl noch bergab am Ende durch die wirklich niedrigen Werte von 2018 (129 mm) und 2022 (143 mm).  

Hitze in Berlin oder „Summer in the City“ 

Der Millionenhit von „Lovin‘ Spoonfull“ aus dem Jahre 1966 hat es wohl auch ins „kollektive Gedächtnis“ geschafft. Wir hatten uns einen Wert für „physiologische Hitze“ schon im Vorjahr angesehen (Ergebnis damals: schon kein Höllensommer in 2024, er war noch 2/10 °C im Mittel wärmer als dieser) und zu letzten Mal Anfang Juli des Jahres. 

Nochmals eine kurze Erläuterung hierzu. Wie „heiß“ es ist, wird nicht nur durch die Maximaltemperatur des Tages bestimmt. Wir verdunsten zur Kühlung aktiv und das funktioniert bei weniger feuchter Luft viel besser als bei schon feuchterer. Das lernte bestimmt auch Eckart v. Hirschhausen bei seinem Medizinstudium, „Physiologie des Menschen“ ist da Pflichtfach. Warum er also die aktive Kühlung des Menschen (“bei etwas über 42°C AUSSEN denaturiert das Gehirn”) unterschlägt, bleibt wohl nur sein Geheimnis. 

Ein sehr effizientes Feuchte-Maß ist der Taupunkt. Es ist die Temperatur, bei der sich Tau bildet. Kühlt man ein Gefäß mit Wasser (wahlweise auch Bier) mit Eis im Freien ab, so erreicht man irgendwann, dass das Gefäß beschlägt. Ist viel Feuchte in der Luft, so passiert das bei höherer Temperatur als bei trockener. Die Kombination mit den Maximaltemperaturen erfolgt nun durch einfach Addition der Werte Tag für Tag. Das wird aufsummiert und um reale Hitze zu unterscheiden von nur warmen Tagen ist da eine Grenze: überschreitet die Addition den Wert von 44°C so wird die Differenz zwischen dieser Schwelle und dem erreichten Wert aufaddiert. Bis 44°C also null.  

Im Vergleich der Jahre entsteht dann dieses Diagramm:  

Es wird schnell klar: In Berlin und Umgebung (im Südwesten Deutschlands wird es anders aussehen, die Langzeitbeobachtung für Hitze geht jedoch nur „örtlich“ und in Berlin leben nun mal die meisten Menschen einer einzelnen Stadt) war der Sommer hitzetechnisch nur recht genau im Mittel der Jahre 1981-2010. Die einzig wirklich ernsthafte Hitzewelle dauerte nur vom 12.8.-15.8. des Jahres. Dann allerdings auch knackig mit bis zu 35°C Maximaltemperatur und 18°C Taupunkt am 15. August. Nur dauerte das alles nicht so lange wie z.B. 2015 vom 2.-15. August und die „Hitze-Langzeitwirkung“ konnte sich kaum entfalten. Was erlebten die Einwohner auch noch in 2006 und 2019! Dagegen war 2025 förmlich „unterkühlt“. Und genau das wurde auch empfunden über den gesamten Juli bis zur „Mini-Hitzewelle“ Mitte August. Die hievte den finalen Wert wenigstens zum Mittel 1981-2010.  

So ist der Sommer 2025 definitionsgemäß zu Ende. Summa Summarum: Im Kontext der letzten 30 Jahre keineswegs allzu warm oder zu trocken. Ob einige Medien daraus lernen, wenn wieder „Forecasts“ mit dicken Schlagzeilen (=Clickbaits) produziert werden, genutzt für apokalyptische Aussagen? Der nächste Winter ist nicht weit und der Countdown für irres Zeug zum Wetter läuft schon.  

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