Von Frank Bosse
Das war der (NICHT-Höllen-) Sommer 2024, meteorologisch. Ganz nüchtern die Zahlen: Deutschland erlebte eine Mitteltemperatur von 18,5°C und einen Niederschlag von 240 mm. Das ordnet sich so in den Kontext ab 1980 ein:
Die Werte sind bei weitem nicht extrem, liegen beide auf der Trendlinie seit 1980. Nur dass die Sommertemperaturen seitdem mit 0,05 K/Jahr (hoch signifikant) ansteigen, der Sommerniederschlag jedoch keinerlei Trend aufweist. Es war zumindest in Deutschland kein „Höllensommer“, den Kriminalbiologe Marc Benecke noch im März ankündigte: Wir berichteten ausführlich darüber.
„Hölle“, so wurde mit den Daten bis Juli im Beitrag festgestellt, kann ein Sommer für Menschen auch bedeuten, dass Maximaltemperaturen und Luftfeuchtigkeit in Hitzewellen nahezu unerträglich werden. Im Beispiel für Berlin wurde gezeigt, dass das schlimmste Jahr in dieser Beziehung bisher 2015 auftrat. Nun ist der Sommer 2024 komplett und hier ein Blick auf diesen Index:
Zur Erinnerung: Die Reihen summieren die Werte von Maximaltemperatur+ Taupunkttemperatur auf, die den Wert von 44°C überschreiten. Sehr deutlich sieht man dadurch längere Hitzewellen, bisher schoss 2015 den „Vogel ab“, zwischen dem 2.8. und 17.8. war es nahezu täglich richtig heiß und/oder schwül. Dagegen sieht der Sommer 2024 wie ein „Waisenknabe“ aus, die größte Belastung trat zwischen dem 12.8. und 17.8. auf. Auch in dieser Beziehung also nichts von „Höllensommer“.
Am Ende des Beitrages vom 2. August 2024 wurde auch eine Schätzung der Sommertemperatur für Berlin/Brandenburg abgegeben. Sie betrug 19°C +- 1°C mit einer Wahrscheinlichkeit von 95%. Es traten 19,3°C ein. Auch kein Rekord, bei weitem nicht. Der liegt bei 20,6°C in 2019.
Damit sei es genug mit der Prüfung der völlig irren Prophezeiung des Marc Benecke. Schon im März schüttelten alle Experten den Kopf ob der Torheit des Kriminalbiologen, einen einzelnen Sommer und eine „Höllenglut“ Monate vorher zu antizipieren.
Was richtet so etwas an? Die Menschen und Wähler könnten sich sehr wohl auch an den Blödsinn und seine mediale Ausschlachtung erinnert haben, als sie in Thüringen und Sachsen am 1.9. 24 (nach dem meteorologischen Sommer) an die Wahlurnen traten. Manche Stimme landete womöglich auf dem Stapel, der mit ca. 30% aller Stimmen zu den höchsten zählte, weil die ankreuzende Person sich schlicht verscheißert vorkam, auch durch den nun nicht eingetretenen Höllensommer, im März 2024 so vehement mit viel Alarm vorgetragen.
Aus solchen Meldungen werden nicht selten dann auch “Notwendigkeiten” bei der Gestaltung der Energieversorgung abgeleitet, die auf völliges Unverständnis in großen Teilen der Bevölkerung stoßen, weil sie so viel Schaden (“Keine Wirkung ohne Nebenwirkung”) und Kosten anrichten und für das Klima (hier die CO2-Reduktion) kaum etwas bringen, wir berichteten ebenfalls.
Seriösere Berichterstattung in Klimafragen, das wäre eine sehr wünschenswerte Schlussfolgerung. Dazu gehört es auch, über einzelne Stimmen, die da plakativ dröhnen, mit Milde und Nichtachtung hinweg zu gehen, wenn sie offensichtlich wirr daherreden. Hier haben alle Medien einen journalistischen Auftrag, damit sich so etwas möglichst nicht wiederholt.