Von Frank Bosse
Wir hatten kürzlich über den Artikel in der Berliner Zeitung berichtet.
In ihm wird die „wundervolle Wirkung“ von Klimathemen als Würze für so ziemlich alles beschrieben:
„Denn in Bezug auf Klimatisches ist gefühlt jeder am Start, der irgendwas mit Medien macht. Klima ist wie früher Maggi, fast jedes Thema wird damit gewürzt…“
Welch Purzelbäume da manchmal geschlagen werden, verdeutlicht dieser lange Artikel im „Tagesspiegel“ vom 4. August 2025, hinter einer Bezahlschranke.
Die Überschrift macht es deutlich:
„Was ist das denn für ein Sommer? Warum er sich zu kalt anfühlt – aber zu warm ist“
Er zeigt den Widerspruch zwischen dem, was Menschen fühlen (hier einen kühlen, nassen Sommermonat Juli 2025) und dem, was Daten sagen. Lang und breit wird erklärt, warum der Sommer bisher „zu warm“ ist. Auch wir hatten über die Sommertemperaturen berichtet, jedoch ganz bewusst jede Wertung wie „zu warm“ unterlassen. Warum? Diese Einordnung ist immer die Abweichung von einem langjährigen Mittel, hier sind es 30 Jahre. Welche Periode ist gültig? Der DWD sagt dazu völlig eindeutig:
„Mit Ende des Jahres 2020 wurde die Vergleichsperiode für aktuelle klimatologische Bewertungen durch die Periode 1991 bis 2020 ersetzt.“
Was wer auch immer verwendet: Die gültige Referenzperiode ist klar und eindeutig geregelt: 1991-2020. Das Mittel dieser Periode ist für den Juli in Deutschland nach den Angaben des DWD: 18,3 °C.
Mit 18,4°C machte der aktuelle Juli daher eine „Punktlandung“, war also „normal“. Das sagt auch der fragliche Tagesspiegel-Artikel:
„Verglichen mit dem aktuelleren Klimamittel von 1991 bis 2020 ergibt sich ein leichter Überschuss von 0,1 Grad. „Eine Punktlandung also“, sagt Walter.“
Woher dann also die „Verwirrung“? O-Ton „Tagesspiegel“:
„Trotzdem empfinden viele den Monat als durchweg kühl und nass.“
Nass war er zweifellos, es regnete mehr als im Juli-Mittel. Da also schonmal keine Verwirrung. Die kommt ausschließlich durch die Verwendung der nicht mehr gültigen Referenzperiode 1961-1990 für die Temperaturen, um das aktuelle Sommerwetter in den Klimazusammenhang zu zwängen, also von „Klima- Maggi“ (ein sehr schönes Bild der Autorin Anne Mücke der „Berliner Zeitung“) in der Wettersuppe, um sie entsprechend klimatisch zu „aufzuwürzen“. Eine längerfristige Entwicklung zeigt sich viel besser in einem Diagramm, eines wie wir im oben verlinkten Artikel zum Thema zeigten:

Und da wird deutlich, dass ausgerechnet die Juli- Temperaturen in den 60er und 70er Jahren um 0,4°C kühler waren als vorher in den frühen 50ern, wie der 30-jährige Loess -Filter (fett) zeigt. Das ist nicht die Folge der üblichen Klimatreiber, der Treibhausgasemissionen. Vielmehr kommt hier die Wirkung des „Phasenwechsels“ der AMO in diesen Jahren zum Tragen (Atlantische Multidekadische Oszillation, der Zusammenhang zu den Sommertemperaturen in Deutschland ist altbekannt), womöglich ist auch damals zunehmende Luftverschmutzung im Spiel. Alles nichts, was man den gegenwärtigen Entwicklungen anlasten könnte! Die Wahl des Referenzzeitraumes 1961-1990 nimmt diese kühlenden (alten) Effekte voll mit, ist also für neuere Vergleiche eher schlecht geeignet.
Daher ist es kein Wunder, dass der Juli 2025 dann „deutlich zu warm“ erscheint. In Wahrheit sind die 18.4°C ein „Allerwelts-Wert“ im Diagramm!
Bleibt noch die Frage, warum auch der als unterdurchschnittlich wahrgenommen wird.
Was macht einen Sommer subjektiv aus? Die Tages-Mitteltemperaturen, in die auch die Nachttemperaturen gleichwertig eingehen? Eher nein, bei Sommer denkt jeder an Baden, Sonne satt, hohe Maximaltemperaturen. Wie sah es damit im Juli 2025 aus? Wir hatten bereits vor Jahresfrist eine Bewertung nach „Hitze oder nicht Hitze“ durchgeführt. Dabei spielt auch die Luftfeuchtigkeit eine große Rolle. Der menschliche „Apparat“ zur Thermoregulation funktioniert bei weniger Feuchte besser, wir können besser verdunsten und uns damit abkühlen. „Feuchte Wärme“ empfinden wir also folgerichtig als „heißer“ als trockene. Das berücksichtigt ein Index, der beides verarbeitet. Über die Dauer des meteorologischen Sommers entsteht so ein Diagramm, das nun auch das Jahr 2025 bis zum 6.8.2025 beinhaltet:


Die täglichen Werte von Maximaltemperatur +Taupunkt werden jeweils aufaddiert, wenn sie den Wert von 44°C (=“Hitze“) überschreiten. Den Vogel in jüngerer Vergangenheit bisher schoss 2015 ab in Berlin. Da ereignete sich eine länger andauernde Hitzewelle Anfang Juli, auch im weiteren Verlauf des Julis kamen öfters Hitzetage hinzu, vom 2.-16.8. dann praktisch durchgehend eine starke Hitzewelle über mehr als 2 Wochen Dauer.
Schauen Sie bitte, was der bisherige Sommer 2025 zu Wege brachte! Er ist aktuell noch deutlich unter dem Mittel 1981-2010 (gestrichelt). Da liegt der Hase im Pfeffer! Es gab bis auf einzelne Tage (z.B. am 26.6. und 1.7.) kaum richtig warme Tage, zumindest in Berlin, dafür gilt das Diagramm. Auch der Juni riss keine Bäume aus, man beachte das Jahr 2019 in dieser Beziehung. Der Juni 2025 war dagegen ziemlich normal, an vielen Tagen sogar ebenfalls unter dem Mittel 1981-2010.
Wenn Sie. lieber Leser also den heurigen Sommer bisher als zu kühl und zu feucht empfinden, so haben Sie zu 100% recht und es ist eben nicht „wirr-war“! Er war auch nicht objektiv „zu warm“, das kommt schlicht nur daher, dass das Klima-Maggi versagt: Wenn die Empfindung der Mehrheit der Menschen es als “Überwürzung” wahrnimmt, sollte man das lassen. Sonst wird die Küche zukünftig gemieden…
So einfach und widerspruchslos können Erklärungen auch sein, wenn man nicht für jeden Sachverhalt „Maggi“ zur Klimawürze verwenden muss. Ob sich das auch in andere Medien „durchschweigt“? Hoffen wir es!