Heute die 3. und letzte Folge dieser Serie. Hier geht es zu den früheren Teilen: Folge 1, Folge 2.
von Dr. Hans-J. Dammschneider
Die atlantischen Wassertemperaturen folgen seit Jahrhunderten einem i.M. 60-jährigen Zyklus: Über rd. 30 Jahre steigen dabei die atlantischen SST (sea surface temperature) an, um anschliessend wiederum über rd. 30 Jahre abzufallen.
Dieser Rhythmus der weitflächigen mittleren Wassertemperaturen (siehe DAMMSCHNEIDER 2023), genannt Atlantic Multidecade Oszillation, ist erst seit 30 Jahren nachgewiesen und wird in Form des sogenannten AMO-Index protokolliert (Basis: Satellitendaten der amerikanischen NOAA).
Hierbei spielen im Ozean/im Atlantik offensichtlich Kenngrössen wie das CO2 keinerlei Rolle. Die Zyklizität ist absolut natürlichen Ursprungs, d.h. auch lange vor Beginn menschlicher Aktivitäten ist dieser 60 Jahre Rhythmus bereits nachweislich vorhanden. Es handelt sich vermutlich um (im weltweiten Maßstab ablaufende) reguläre thermohaline Tiefen-Wasserumwälzungen, man spricht auch vom `ocean conveyor belt` .
Allerdings ist diese ozeanische Temperaturschwingung in der Meereskunde tatsächlich erst seit relativ wenigen Jahren bekannt und wird in Klimabetrachtungen nun (verspätet und oftmals ´mutlos´?) nach und nach übernommen. Da die Hintergründe für dieses Phänomen noch weitgehend unbekannt sind und somit eine numerisch-mathematische Simulation verlässlich bisher kaum vorgenommen werden kann, besteht eine Art Handicap, was die Akzeptanz der AMO leider nachhaltig verzögert, zumal am dogma des CO2-geprägten `global warming` vom IPCC weiterhin festgehalten wird.
Es ist dies eine politisch gewollte Themen-Dominanz im Sinne einer weltweiten (?) Decarbonisierungsbewegung („grosse Transformation“), für die das CO2 als Kohlenstoffvertreter sozusagen herhalten muss.
Richtig ist, dass der allgemeine Anstieg der mittleren globalen Lufttemperaturen vermutlich in gewissen Anteilen auch menschengemacht ist. Allerdings eben nur zum Teil. Die Variabilität, wie wir sie z.B. auch im Harz sehen, hängt jedoch weit mehr von den o.a. ozeanischen Prozessen ab, als man gemeinhin bisher akzeptieren wollte … mit dem Einfluss des „Golfstroms“ werden über die sogenannte Westwinddrift grosse und dabei über die Jahre/Monate veränderliche Energiemengen atmosphärisch nach Europa transportiert!
Dieser Transport von mal `mehr` und mal `weniger` Energie schlägt sich über die Zeit in nahezu allen messbaren atmosphärischen Vorgängen nieder, also auch in den Windverhältnissen und den Niederschlagsmengen bzw. der mittleren Wolkenbedeckung/der Sonnenscheindauer in Deutschland.
Eine wirklich verlässliche Prognostik ist noch nicht möglich. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit für eine auch im Harz (in den nächsten 25 Jahren) tendenziell eher sinkende Sonnenscheindauer (also mehr Wolken)- trotz sogenanntem „Klimawandel“ – relativ hoch. Wie die Auswertungen des IFHGK zeigen, gilt dies vermutlich auch für den Niederschlag und die Windstärken.
Fakt ist, dass, entgegen einer weitverbreiteten Ansicht bzw. Darstellung der Medien und weiten Teilen der Politik, seit Ende des 2.Weltkrieges (also seit nahezu 80 Jahren) die Niederschläge, die Windstärke und die Sonnenscheindauer in den Sommermonaten im Harzgebirge im Mittel zurückgegangen sind (siehe lineare Trendlinien in Abb. 9). ´Über´ diesem tendenziellen Rückgang liegt die bereits erläuterte Schwingung der AMO, so wie die vorstehenden Folgen 2 bis 6 es erläutert haben.
Welche Auswirkungen IN DER PRAXIS dies alles für den Tourismus haben wird bzw. haben kann, ist z.Zt. noch nicht zu beantworten. Es bleibt der Spekulation eines jeden einzelnen Betrachters überlassen, sich ein Bild daraus zu machen. Die o.a. Erläuterungen können dazu beitragen.
Abb. 9 : Niederschlag, Windstärke und Sonnenscheindauer im Monat Juli im Harz (Station Braunlage) seit 1947 (nach Daten des DWD). Eingetragen je die lineare Trendgerade und der polynominale (Kurven-) Verlauf, Darstellungen des Verfassers
DAMMSCHNEIDER, H.-J. (2023): Zeitlich-räumliche Muster der nordatlantischen SST und die Zyklizität der AMO. In: Schriftenreihe des Inst.f.Hydrographie, Geoökologie und Klimawissenschaften, Bd. 15, 2023 (hier der link)
Die atlantischen Wassertemperaturen, die sich in ihrer zyklischen Veränderung offenbar in einigen klimatischen Parametern Europas/ des Harzes tendenziell niederschlagen, finden sich nach Abb. 10 auch in den Schneeverhältnissen des Harzes wieder: Genau in der Phase der AMO, in der die relativ geringsten Indexzahlen (also die in der Fläche des Atlantischen Ozeans relativ schwächsten´ Sea Suface Temperature´) auftreten, ist im Harzgebirge auch die vergleichsweise höchste Anzahl mit Schneetage zu beobachten.
Abb. 10 :
oben Anzahl der mittleren Schneetage je Jahr im Harz (Station Brocken) seit 1943 (nach Daten des DWD) und Verlauf der AMO. Eingetragen je der polynominale (Kurven-)Verlauf und Markierung der parallelen Min./Max-Zeiträume beider Parameter, Darstellung des Verfassers.
unten Globalstrahlung am Ort ZORGE/Harz im Winterzeitraum, Zeitraum 1985-2020, NOAA, Auswertung des Verfassers
Die Beobachtung, dass seit 1985 im Harz die Strahlungswerte im Winter deutlich zurückgegangen sind, lässt im Zusammenhang mit den ebenfalls rückläufigen Schneehöhen Überlegungen aufkommen, ob hier neben den Temperaturen nicht auch noch ganz andere Parameter Einfluss auf´s „Klima“ nehmen … .
Natürlich können diese Phänomene nicht zur Prognostik des zukünftigen Wintersports im Harzgebirge genutzt werden. Fakt ist dennoch, dass der Trend zu mehr Schneetagen ab 2040 durchaus als ´möglich´ angesehen werden kann. Klar muss allerdings auch sein, dass vermutlich die Anzahl dieser Tage mit „mehr“ Schnee zunächst nicht wieder das Niveau der1970-1980er Jahre erreichen wird. Denn wie OMRANI (2022, siehe Folge 4) gezeigt hat, sind mit den weltweit ansteigenden Temperaturen, auch wenn es AMO-bedingt vorübergehend zu einer Abnahme der Winter-„Wärme“ (bzw. einem leichten Abfallen der Lufttemperaturen und einem Absinken der Sonnenstunden, siehe Abb. 7) im Harzgebirge kommt, doch letztlich etwas weniger Schneetage als im zweiten Drittel des 20.sten Jahrhunderts zu erwarten.
Dass insgesamt das Bild der engen Beziehung zwischen dem Verlauf der AMO und dem Sonnenschein, den Niederschlägen und den Temperaturen im WINTER an der Station BROCKEN ähnlich gut erkennbar ist wie an der Station BRAUNLAGE, zeigen die Darstellungen in Abbildung 11.
Abb. 11 : Sonnenschein, Temperatur und Niederschlag im WINTER im Harz (Station Brocken seit 1947 (nach Daten des DWD). Eingetragen je der polynominale (Kurven-)Verlauf, Darstellungen des Verfassers
Der Erfolg unserer freien Gesellschaft beruht auf dem Konsens, dass bei allen Entscheidungen, die für Deutschland getroffen werden müssen, letztlich rationale Lösungen den Vorrang haben.
Das gilt natürlich auch für den Klimawandel … und seine „Bekämpfung“ ? Ein Klimaschutz, wie er begrifflich allerorten gefordert wird (und viele Beschäftigungsstellen generiert hat), ist allerdings inhaltlich ein Ding der Unmöglichkeit: Ein Klima kann man nicht ´schützen´, genauso wenig, wie man das Wetter ´ändern´ kann. Und, so haben wir ja in Folge 1 begonnen, Klima ist letztlich nichts weiter als das 30-jährige Mittel des Wetters.
Was wir schützen können, ist uns selbst. Was wir (vielleicht) beeinflussen können, sind die CO2-Emissionen. Allein in Deutschland wird das aber bereits sehr schwer werden und auf das Vorgehen China´s und Indien´s haben wir letztlich so gut wie keinen Einfluss.
Ebenso wie es nicht unserer menschlichen Macht unterliegt, wie sich die AMO verhält. Genau daran aber ´hängen´ vor allem auch unsere/ die europäischen Lufttemperaturen oder die Niederschläge im Harzgebirge … .
Die Grundvoraussetzung für Wege aus dem Klima-Problem (?) ist der offene und nicht zuletzt angstfreie Streit um den vernünftigsten Weg zu einer Gesamtlösung. Dazu gehört, die beste (von kompetenten Menschen getroffene) Auswahl aus den Vorschlägen, die es dazu gibt, ganz nach oben zu stellen.
Dabei muss man/jeder sagen dürfen was er/sie/es meint oder weiss. Eine bewusste Ausgrenzung von Forschenden oder Bürgern, die „Klima“ (fachlich begründet) anders auffassen als ein mehr oder weniger verständiger/gebildeter mainstream, ist in einem solchen Vorgehen inakzeptabel.
Und das garantiert unser Grundgesetz (eigentlich) auch prinzipiell.
Im Zuge der (emotionalisierten) Klimakrise scheint es jedoch an Toleranz und Akzeptanz zu hapern. Man bekommt zeitweise den Eindruck, in einer Art ´Diktatur der gefühlten Mehrheit´ zu leben.
Es ist genau deshalb vielleicht Zeit, die Frage zu stellen, ob die Klimapolitik der Bundesregierung wirklich jene Ansprüche erfüllt, die eine vernunftbegabte Gesellschaft an sie stellen muss. Dazu gehören eine ausgewogene/ abwägende Beurteilung der wirklichen Veränderungen in der Atmosphäre … und nicht die Verbreitung von Panik ob der herbeigeredeten „denkbaren“ Folgen, die ein Klimawandel auslösen könnte. AGORA und andere NGO´s lassen grüssen.
Eine auch technisch-wirtschaftliche Gesamtsicht von (hier vor allem physikalischen) Ursachen und Wirkungen gehört dazu. Sich nur auf ein politisch korrektes Gefühl oder eine vermeintliche „Moral“ bei der Beurteilung des Klimas zu verlassen, kann kein ausreichender Handlungsmaßstab sein.
Natürliche Veränderungen im Wasserkörper des Atlantiks, die (wie wir in Folge 1 bis 8 gesehen haben) nachweislich Einfluss auf die Verläufe z.B. der europäischen Lufttemperaturen nehmen, sind eine der vielen faktischen Prozessketten, an denen sich aus der mittleren und jüngsten Vergangenheit nachvollziehen lässt, wie „Wandel“ auch aussieht.
Dass diese bisher oft vehement bekämpften Schwingungsbetrachtungen nun peer-reviewed vorliegen (OMRANI et al 2022) und von sozusagen höchster Stelle sogar ´zugelassen´ wurden, lässt allerdings gesellschaftspolitisch wiederum auch tief blicken … bereitet man hier die Bevölkerung darauf vor, dass demnächst auch mal ein (wenn auch eventuell nur über 20-30 Jahre andauernder und somit vorübergehender) Rückgang der mittleren Lufttemperaturen zugegeben werden muss?
Schlimm genug wäre das wohl für einige bereits … .
Lösungen zum ´Klima´ dürfen in keinem Fall einer zwanghaften Ideologie unterworfen werden, sondern müssen ausgewogen und auf Basis nachprüfbarer naturwissenschaftlicher Fakten gefunden werden. Der „Druck der Strasse“, vulgo die mit nicht legitimierter Gewalt unterlegten Forderungen der sogenannten Klimakleber beispielsweise, können und dürfen nicht zum Maßstab des politischen Handelns werden.
PS:
Der Klimawandel, wie er in den Folgen 1 bis 9 für den Harz aufgezeigt wurde, besitzt seit geraumer Zeit eine Komponente, über die (noch) nicht viel gesprochen wird: Das sogenannte „wind stilling“.
Was auch immer letztlich hinter dem beobachtbaren/nachweisbaren „abflauen“ der mittleren Windstärken in vielen Gebieten der Erde stecken mag, eine Sache dürfte (zumindest in Deutschland) eine gewisse Rolle spielen: Der zunehmende Ausbau der Windkraftanlagen. Und dabei vor allem deren immer grösser/ höher werdenden Exemplare, die nicht nur als Einzel-„Räder“ in der Landschaft zu finden sind, sondern oft als Wind-Farmen gehäuft ´quer zum Luftstrom´ stehen.
Es ist davon auszugehen, dass die Entnahme von Energie aus der Atmosphäre (vulgo einer Wind-Ernte mit der Umwandlung von Bewegungsenergie in elektrische Energie), zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann. Nicht nur (Greif-)Vögel, Fledermäuse und (massenhaft) Insekten werden per Rotorschlag/ Unterdruck aus der Luft eliminiert, vor allem die grossräumigen Luft-Verwirbelungen können in Lee/ im Windschatten der Anlagen zu einem Anstieg der bodennahen Temperaturen und nicht zuletzt einer Verringerung der Luftfeuchte führen … Trockenheit und Dürrezonen als Folgewirkung einer (ökologischen?) Energiewende?
Es wird sich zeigen, ob auch der Harz quantifizierbar betroffen ist. Dies könnte dann vermehrt der Fall sein, wenn westlich/nordwestlich der Harzhöhen eine Verdichtung der Windkraftstandorte vorgenommen wird. Es sollte sich niemand Illusionen hingeben: Sobald man in ein atmosphärisches System eingreift, sind ´Veränderungen´ zwangsläufig die Folge … .