Neuer Beruf: Klima-Buchhalter

Pressemitteilung der Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung und Change Management:

Klimaschutz: Bürger und Unternehmen in Deutschland sind bereit zu Veränderung im Denken und Handeln!

„Wer die Menschen allerdings vor den Kopf stößt, erweist Demokratie und Nachhaltigkeit einen Bärendienst!“

Viele Deutsche sind bereit, für den Klimaschutz den Lebensstil zu verändern. Diese Wahrnehmung macht der Leiter der Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung und Change Management, Dennis Riehle (Konstanz). Allerdings sorgt er sich darum, dass die Politik durch nicht zu Ende gedachte Forderungen und Vorhaben die Bürger vor den Kopf stößt und sie damit für weiteres Engagement verlieren kann: „Die Bundesrepublik hat ihre Klimaziele 2022 erreicht. Doch anstatt diesen Umstand zu würdigen, überrumpelt der Wirtschaftsminister die Menschen mit einem Heizungsverbot, der Landwirtschaftsminister will uns die Ernährung vorschreiben und die EU-Kommission will energetische Sanierungen zur Pflicht machen. Und das alles, ohne derartige Vorschläge vorab auf ihre Umsetzbarkeit zu überprüfen.

Wenn man die Bevölkerung bei der ökologischen Transformation mitnehmen will, braucht es eine Sozialverträglichkeit der Maßnahmen. Gleichzeitig offenbart sich immer mehr, dass die Praktikabilität der auf dem Tisch liegenden Schritte nicht gewährleistet werden kann. Beispielhaft zeigt sich das an Habecks Vorstellungen: Erstens fehlt es derzeit an Wärmepumpen auf dem Markt, Handwerker sind derart überlastet und herausgefordert, dass Termine erst in eineinhalb Jahren zu bekommen sind – während sich die Politik bereits ab dem Jahr 2024 eine Untersagung des Einbaus neuer Öl- und Gasheizungen ausgedacht hat. Viele Bestandsbauten sind darüber hinaus nicht für alle zur Verfügung stehenden Alternativen geeignet. Und nicht zuletzt ist der gleichzeitig einhergehende Zwang zur Dämmung von Häusern eine zusätzliche Belastung, die viele Eigenheimbesitzer ihre Altersversorgung kosten könnte“, beklagt der Berater die Ideen der Politik.

„Wenn man die Bürger für Umweltschutz begeistern will, geht das nur durch Überzeugung. Und nicht durch Entmündigung und den erhobenen Zeigefinger. Solange die Zivilgesellschaft und die Industrie den Eindruck haben, dass etwas verordnet werden soll, was sich im Alltag als nicht zu bewerkstelligen herausstellt, verlieren die Menschen die Motivation, einen Beitrag zum nötigen Umdenken zu leisten. Es bedarf daher innovativer Lösungen, die finanzierbar und niederschwellig zugänglich sind. Insofern scheint ein fixes Datum für Verbote völlig sinnlos und realitätsfremd. Es braucht langgezogene Übergangsfristen, um mögliche Errungenschaften der Technologieoffenheit abzuwarten und sich nicht auf einzelne Auswege zu konzentrieren, die in Wahrheit nicht den Praxistest bestehen“, erklärt Dennis Riehle.

Dass mittlerweile die Sorge um die Folgen der Klimaschutzpolitik größer sei als die Angst vor den Konsequenzen des Klimawandels selbst, müsse die Koalition in Berlin und das Europäische Parlament nachdenklich machen: „Wenn sich Politik immer weiter von der Wirklichkeit entfernt und ideologische Luftschlösser baut, erweist das nicht nur dem Anliegen der Ressourcen schonenden Zukunft einen Bärendienst, sondern beschädigt die Demokratie. Nachhaltigkeit bedeutet eben auch, dass Konzepte schlüssig sind und Bestand haben. Das ist mit den derzeit diskutierten Ambitionen mitnichten der Fall, weshalb man besonders SPD und Bündnis 90/Die Grünen den eindeutigen Vorwurf der Kurzsichtigkeit machen muss. Wer seine Ziele mit der Brechstange durchsetzen will, verliert nicht nur das Vertrauen des Souveräns, sondern riskiert einen langfristigen Schaden für die eigentlich bestehende Reformbereitschaft der Menschen“, so Riehle abschließend.

Die kostenlose Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung ist unter www.beratung-riehle.de erreichbar.

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Wärme wird nicht nur in der Atmosphäre oder im Ozean gespeichert, sondern auch im Boden. Interessante Ergebnisse des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung:

Unterschätzter Wärmespeicher

Berechnungen zeigen, dass die von den Landmassen gespeicherte Wärmeenergie deutlich zugenommen hat

Der Klimawandel hat viele Effekte – der bekannteste davon ist die globale Erwärmung. Die überschüssige Wärme wird zu 89 Prozent in den Ozeanen gespeichert, der Rest von Eis und Gletschern, der Atmosphäre und von Landmassen. Ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) hat nun die gespeicherte Wärmemenge an Land (inklusive der Binnengewässer) untersucht und deren Verteilung aufgezeigt. Die im Fachjournal Earth System Dynamics veröffentlichten Berechnungen zeigen, dass dort im Jahr 2020 mehr als das 20-fache im Vergleich zu 1960 gespeichert wurde, wobei der stärkste Anstieg unter der Erde stattfand. 

Die Zunahme der menschgemachten Treibhausgase in der Atmosphäre verhindert, dass Wärme ins All abgegeben wird. Folglich nimmt die Erde stetig mehr Sonnenstrahlung auf, als sie durch Wärmestrahlung abgeben kann. Diese zusätzliche Energie, das zeigen frühere Studien, wird gespeichert: vor allem in den Ozeanen (89 Prozent), aber auch in den Landmassen der Kontinente (5-6 Prozent), in Eis und Gletschern (4 Prozent) und in der Atmosphäre (1-2 Prozent). Noch hat dieses Wissen aber Lücken: Unklar war bislang etwa, wie sich diese zusätzliche Wärmemenge in den kontinentalen Landmassen genau verteilt.

Dem Forschungsteam unter Leitung des UFZ und mit Beteiligung von Wissenschaftler:innen des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), der Vrije Universiteit Brussel und anderer Forschungszentren gelang es, genauer zu quantifizieren, wie viel Wärme zwischen 1960 und 2020 in den kontinentalen Landmassen gespeichert wurde. Das Ergebnis: Insgesamt wurden dort zwischen 1960 und 2020 23,8 x 1021 Joule Wärme aufgenommen. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa dem 30-fachen Stromverbrauch(*) Deutschlands in der gleichen Zeit. Mit einem Anteil von rund 90 Prozent wird die meiste Wärme bis zu 300 Metern tief in der Erde gespeichert; 9 Prozent der Energie sorgen für das Auftauen von Permafrostböden in der Arktis, 0,7 Prozent werden in Binnengewässern wie beispielsweise Seen und Stauseen gespeichert. “Obwohl die Binnengewässer und Permafrostböden weniger Wärme speichern als die Böden, müssen sie dauerhaft beobachtet werden, denn die zusätzliche Energie sorgt für bedeutsame Veränderungen der Ökosysteme”, sagt der UFZ-Forscher Francisco José Cuesta-Valero, Erstautor der Studie. 

Nachweisen konnten die Wissenschaftler:innen auch, dass sich die gespeicherte Wärmemenge unter der Erde, in Permafrostböden und in Seen seit den 1960er Jahren kontinuierlich erhöht hat. So nahm sie im Boden im Vergleich der beiden Dekaden 1960-1970 und 2010-2020 fast um das 20-fache von 1,007 auf 18,83 x 1021 Joule zu, in den Permafrostregionen von 0,058 auf 2,0 x 1021 Joule und in Binnengewässern von -0,02 auf 0,17 x 1021 Joule. Die Forschenden hatten für die Berechnung der Wärmemengen in bis zu 300 Meter Tiefe weltweit mehr als 1.000 Temperaturprofile genutzt. Für die Schätzung der Wärmespeicherung in Permafrostböden und in den Binnengewässern setzten sie auf Modelle. Für die Modellierung der Gewässer kombinierten sie beispielsweise globale Seenmodelle, hydrologische Modelle und Erdsystemmodelle. Um die Wärmespeicherung in Permafrostböden abzuschätzen, nutzten sie ein Permafrostmodell, das verschiedene plausible Verteilungen des Bodeneises in der Arktis berücksichtigt. “Die Verwendung von Modellen ermöglichte es, den Mangel an Beobachtungen in vielen Seen und in der Arktis auszugleichen und die Unsicherheiten aufgrund der begrenzten Anzahl von Beobachtungen besser einzuschätzen”, erklärt Francisco José Cuesta-Valero.

Die Quantifizierung der thermischen Energie ist wichtig, weil mit ihrer Zunahme Prozesse einhergehen, die Ökosysteme verändern können und somit Folgen für die Gesellschaft haben. Dies gilt zum Beispiel für die dauerhaft gefrorenen Böden in der Arktis. “In Permafrostböden mag die Wärmemenge zwar nur neun Prozent der kontinentalen Wärmespeicherung ausmachen, der Anstieg in den letzten Jahren verstärkt aber durch das Auftauen des Permafrostes die Freisetzung von Treibhausgasen wie Kohlendioxid und Methan”, sagt Francisco José Cuesta-Valero. Nimmt die gespeicherte Wärmeenergie im Boden zu, erwärmt sich die Erdoberfläche und gefährdet damit beispielsweise die Stabilität des Kohlenstoffpools im Boden. Auf landwirtschaftlichen Flächen könnte das die Ernten und damit die Ernährungssicherheit der Bevölkerung gefährden. In Binnengewässern könnte sich der veränderte thermische Zustand auf die Dynamik der Ökosysteme auswirken: Die Wasserqualität verschlechtert sich, der Kohlenstoffkreislauf gerät durcheinander; es kommt vermehrt zu Algenblüten, was wiederum die Sauerstoffkonzentration und die Primärproduktivität verändert und sich damit auf den Fischfang auswirken könnte.

Co-Autor Prof. Dr. Jian Peng, Leiter des UFZ-Departments Remote Sensing, bilanziert deshalb: “Es ist wichtig, die von den kontinentalen Landmassen absorbierte zusätzliche Wärmemenge genauer zu quantifizieren und zu überwachen. Denn dies ist ein wichtiger Indikator, um zu verstehen, wie sich aufgrund der Wärmespeicherung die Veränderungen der natürlichen Prozesse künftig auf die Natur und den Menschen auswirken werden”.

(*)Wir haben die Zahl korrigiert. In der früheren Fassung hieß es fälschlicherweise: “Das entspricht in etwa dem 1.800-fachen Stromverbrauch Deutschlands in der gleichen Zeit.” Wir bitten um Entschuldigung.

Publikation:
Francisco José Cuesta-Valero, Hugo Beltrami, Almudena García-García, Gerhard Krinner, Moritz Langer, Andrew H. MacDougall, Jan Nitzbon, Jian Peng, Karina von Schuckmann, Sonia I. Seneviratne, Wim Thiery, Inne Vanderkelen, and Tonghua Wu. Continental Heat Storage: Contributions from the Ground, Inland Waters, and Permafrost Thawing. Earth System Dynamics. https://doi.org/10.5194/esd-14-609-2023

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Was ziemliches Verrücktes brachte jetzt die Colorado State University. Jetzt werden bald wohl nicht nur Kalorien, Zusatzstoffe, und Herkunftsländer, sondern sondern bald auch CO2-Emissionen für die Speisekarte zu recherchieren sein. Muss bald jedes Restaurant einen gesonderten Klimabuchhalter einstellen?

Restaurant menu labels could help fight climate change, new research says

If people had more information about the carbon footprint generated by the food they eat, would they make different decisions when ordering in restaurants?

About a third of all man-made greenhouse gas emissions are produced by the global food system—and some restaurants have begun taking steps to mitigate their climate impact by providing customers with information about the emissions associated with specific menu items.

While these labels successfully influence consumers’ choices, they can also have unintended consequences, according to new research from Colorado State University’s College of Business and colleagues at the University of Arkansas. The research was a result of Garrett Rybak’s dissertation on the topic.

The marketing department’s Chris Berry and his co-authors examined consumers’ reactions to three different menu labels that restaurants could use to show the carbon dioxide equivalent (CO2e) emissions required to produce a particular meal.

Their research, which was recently published in a special issue on climate change in Journal of the Association for Consumer Research, is among the first to address CO2e emissions labeling from a marketing perspective. Berry and his co-authors were able to apply the same conceptual frameworks that have been used for decades in nutrition labeling research to find ways that we can reduce our carbon dioxide emissions.

Berry hopes it will serve as a foundation for future research that will help us fight climate change.

“We’re beginning to see a number of papers looking at different ways consumers can make more environmentally friendly decisions across contexts,” he said. “This area is just beginning to take off—and, I hope, gaining traction in our field.”

Adding CO2e labels to menus works, research shows

To determine how consumers respond to receiving information about their food’s carbon footprint, Berry and his co-authors conducted two studies using three types of menu labels.

The first menu label simply presents the numeric information about each menu item’s carbon footprint. The second flags items that are below a specific emission threshold, such as the “Cool Foods Meals” menu program developed by the World Resources Institute and recently implemented by Panera Bread. The third option uses stop signs on the menu to indicate which foods have high emissions.

“The numeric information works in the appropriate directions, so that’s good,” Berry said. The potential unintended consequence arises with the “Cool Foods Meals” option, which the researchers found could lead consumers to incorrect conclusions.

“If you have an item that’s just above the threshold and then an item that’s just under the threshold, then what a number of consumers are doing is they’re choosing the item that’s just under the threshold—so, the one with the ‘Cool Foods’ menu icon,” Berry said.

If two menu items are very similar in their environmental impact, but one is eligible for the icon and the other isn’t, the icon could be driving perceptions in an unhelpful direction. While consumers should be focused on the value of ordering a salad instead of a hamburger, for example, they might be stuck debating various types of salads.

Ultimately, all three types of labels were found to have potential benefits to consumers when compared with control groups that had no information, but adding numeric information about a meal’s CO2e emissions to a restaurant’s menu may be the most objective and least likely to mislead consumers, the studies show.

The research also found that the presence of menu labels could lead consumers to view the restaurant more positively.

“Even in the presence of that stop sign warning, they’re actually perceiving the restaurant to be more concerned about the environment,” Berry said.

Building on decades of nutrition labeling research

Berry has spent much of his career examining consumers’ responses to food labeling and nutrition disclosures, from calorie labeling on menus to health warnings in advertisements for tobacco products.

“I’m applying my expertise on disclosures and health communications to an environmental sustainability context, which, personally, I feel is extremely important as we combat climate change,” Berry said.

Although CO2e emissions labeling can in some ways be compared to familiar practices such as adding calorie counts to menus, there’s one crucial difference: Calorie labeling became mandatory for many restaurants in 2018, but CO2 emissions labeling is unregulated and completely voluntary.

“There’s no mandate—there’s not even self-regulation around this yet—which provides the opportunity to look at potential avenues for disclosure,” Berry said.

Finding ways to encourage consumers to make climate-conscious food decisions is just one way that we can combat climate change, he said. Consumers should be more aware of how the decisions they make every day could affect the environment, from selecting what to have for lunch to choosing how to commute to work.

“In my opinion, this is just one piece of the puzzle—an important piece, but one piece of the puzzle in fighting climate change,” Berry said. “I hope that this motivates additional research thinking about CO2e communications and disclosures in other contexts as well.”

Paper: Garrett Rybak et al, Examining the Effects of Carbon Emission Information on Restaurant Menu Items: Differential Effects of Positive Icons, Negative Icons, and Numeric Disclosures on Consumer Perceptions and Restaurant Evaluations, Journal of the Association for Consumer Research (2023). DOI: 10.1086/724994

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