Just an dem Tag, an dem in der Tagesschau die CO2-Emissionen im Jahr 2023 ein Thema waren, gab es eine Dokumentation in deren Mittelpunkt der Klimaforscher Mojib Latif stand. Aber zunächst zur Meldung. Die CO2-Emissionen stiegen weltweit an. In einigen ausgestrahlten Tagesschau-Sendungen wurden zunächst noch Prozentzahlen beim Zuwachs genannt, auf der Internetseite der Nachrichtenseite fehlen sie erstaunlicherweise bei den Rückgängen, denn die hat es auch gegeben.
Ein paar gute Nachrichten gibt es aber auch. Zum Beispiel sind die fossilen Emissionen in der EU und den USA gesunken. In anderen Ländern, die ebenfalls zu den größten Emittenten gehören, steigen sie allerdings noch immer. Das gilt gerade für China, wo viele auch von uns genutzte Produkte hergestellt werden. In Indien sind die Emissionen pro Kopf zwar noch deutlich unter denen der EU. Insgesamt steigt aber auch dort der Ausstoß noch immer an. Trotzdem sieht der Klimawissenschaftler Jan Minx vom „Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change“ in Berlin, der nicht an der Studie beteiligt war, uns in der EU in der Verantwortung: „Wir müssen hier unsere Hausaufgaben machen und besser werden im Klimaschutz. Aber wir müssen auch andere dazu bringen, besser zu werden und anderen, die nicht genug Mittel haben, helfen, besser werden zu können“, so Minx.“
Für die Vollständigkeit, die Zahlen zum Rückgang bei Scincexx:
“Bei den Emissionstrends gibt es jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Ländern. Insgesamt haben die OECD-Staaten ihre CO2-Emissionen im Schnitt um rund 1,2 Prozent pro Jahr verringert, wie die Bilanz ergab. In der EU ist der CO2-Ausstoß gegenüber 2022 sogar um 7,4 gesunken, in den USA immerhin um rund drei Prozent. Ursachen sind in den USA vor allem der Umstieg von Kohle auf Erdgas, in der EU wirkte sich die Energiekrise durch den Ukrainekrieg und der Ausbau erneuerbarer Energien positiv auf die Emissionsbilanz aus.
Nach wie vor steigende CO2-Emissionen gibt es jedoch in China und Indien und damit in den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Erde. China wird 2023 rund vier Prozent mehr CO2 ausstoßen als noch 2022, in Indien sind es sogar acht Prozent mehr. Ursache dafür ist vor allem die weiter zunehmende Nutzung von Kohle, Erdöl und Erdgas.”
Vielleicht passen solche Zahlen einfach nicht ins Konzept und werden besser weggelassen?
Später am Abend des 04.12.2023 hatte der Klimaforscher Mojib Latif dann seinen Auftritt. Er war der Mittelpunkt einer 45-minütigen Sendung in der ARD. Dort wurde ebenfalls die Prominenz der Klimamahner aufgeboten. Claudia Kemfert hatte ebenso Statements ebenso wie Stefan Rahmstorf. Die Aussagen der Beiden, Latif bestätigt diese noch einige Male, sind recht simpel: Wir haben es euch doch so oft gesagt und es passiert nichts. Im Übrigen ist es ausschließlich die Schuld der fossilen Lobby. So lässt es sich in etwa zusammenfassen.
Latif spricht in der Dokumentation mit einem Konfliktforscher, der keinen Hehl aus seiner Bewunderung für die Klimaproteste macht. Es wäre nur wichtig, dass der friedliche Teil (Fridays For Future) mit dem aggressiven Teil (Letzte Generation) immer noch am gleichen Ziel arbeitet und sich beide koordinieren. Das hätte bei der Anti-Atom-Bewegung doch auch schon gut funktioniert.
Die Dokumentation schickt Latif an verschiedene Plätze. Dazu gehört ein Wald bei Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern, der den Klimaforscher fassungslos hinterlässt, weil dort nur schwarze Baum-Ruinen nach einem Waldbrand zu sehen sind. Dass es sich um einen ehemaligen Truppenübungsplatz handelt, der nur unter Lebensgefahr zu löschen ist, erfährt der Zuschauer leider nicht. Er könnte es erahnen, wenn er sich fragt, was denn der Löschroboter da im Wald macht. Er kommt einmal kurz ins Bild.
Für Menschen wäre das Betreten wegen Munitionsresten zu gefährlich. Aus diesem Grund sind Brände in solchen Wäldern kaum beherrschbar. Oder anders gesagt: Wälder, die mit Löschfahrzeugen zu erreichen sind, werden erfolgreich gelöscht bei Bränden. Brände, vor allem im Bundesland Brandenburg finden in erster Linie auf solchen ehemaligen Übungsplätzen statt. Leider auch kein Wort über die Brandursachen: Menschen. Egal ob vorsätzlich oder fahrlässig, Wälder werden in Regel angezündet. Nicht einmal der interviewte Feuerwehrmann erwähnt die Munitionsreste oder dieser Teil war am Ende nicht zu sehen. Auch die Brandstiftung erwähnte er besser nicht.
(Abbildung: Screenshot ARD-Mediathek)
Interessant wird es aber zum Ende hin. Ein Gehirnforscher kommt zu Wort. Er erklärt, warum viele Menschen Probleme haben, ihr Verhalten zu ändern. Eine abstrakte Belohnung in der Zukunft motiviert nicht. Es müsste einen direkten Nutzen aus einer Verhaltensumstellung geben, so der Forscher. Und hier bemerkt Latif dann, dass die Erneuerbaren Energien doch so günstig seien, aber Strom wird immer teurer. Vielleicht ist ihm dieser Widerspruch ja gar nicht aufgefallen?
Ist ihm der Ausbau von Windkraft und Solar in Deutschland bei einem gleichzeitigen Anstieg der Strompreise nicht bekannt? Es hätte nur gefehlt, dass er sagt: Sonne und Wind schicken doch keine Rechnung. Ob ihm bekannt ist, das Strom nur ein Teil der in Deutschland benötigten Energie ausmacht? Man weiß es nicht. Man weiß ebenfalls nicht, ob ihm bekannt ist, dass das Umkrempeln des Stromsystems in Deutschland gigantische Kosten verursacht. Netzbetreiber müssen große Summen aufwenden, um aus einem zentralen System ein gleichzeitig dezentrales zu bauen. Das machen sie aber nicht aus altruistischen Gründen, sie holen sich jede Investition vom Stromverbraucher zurück. Daher steigen die Stromkosten.
Es wirkt schon etwas eigenartig, wenn Latif bereits sehr früh in der Sendung sagt, dass er doch schon so oft und so früh gewarnt hat, dennoch würden die globalen! Emissionen steigen. Da schließt sich etwas der Kreis. In vielen westlichen Ländern sinken sie (siehe die Meldung oben) und möglicherweise überschätzt Latif seinen internationalen Einfluss auch etwas. Die Sendung ist noch bis zum 28.11.2028 in der ARD-Mediathek zu sehen.
Von einer Besprechung der Sendung Hart aber fair am gleichen Tag in der ARD, sehen wir ab. Auch in dieser Sendung ging es um das Klima. Ob ein Moderator, der mit der Sprecherin von Fridays For Future liiert ist, durch so eine Sendung in der gebotenen Art und Weise führen kann, da gibt es große Zweifel. Immerhin wurden mit Peter Altmeier und Clemens Fuest zwei Gäste eingeladen, die ein Gegengewicht zu den drei anderen Gästen darstellten.