Salz: Fluch und Segen

Eine ausgesprochen spannende Dokumentation gibt es noch bis zum 31.12.2023 bei Arte zu sehen. Es geht um das Thema Salz, gemeint ist Kochsalz. Dabei werden verschiedene Aspekte betrachtet. Dazu gehört die Versalzung von Landschaften wie die Camargue in Frankreich und das Problem der Trinkwassergewinnung in den Niederlanden.  

Aufsehenerregend ist dabei ein Verfahren, bei dem durch das Mischen von Salz und Süßwasser Energie entsteht. Es ist das Entsalzungsverfahren nur umgekehrt. Statt mit Energie Salz aus Salzwasser zu entfernen, kann hier Energie gewonnen werden. Es wird als blaue Energie bezeichnet. Die Niederlande sind dabei Vorreiter und erste Anlagen im etwas größeren Stil sind in Vorbereitung, nachdem die Wirkweise in einer Demonstrationsanlage bestätigt ist. In der Dokumentation wird geschätzt, dass allein der Rhein das Potential hat, 4 Millionen Haushalte in den Niederlanden mit Strom zu versorgen, und zwar zuverlässig ohne Wettereffekte. 
 
Salz spielt aber auch bei der Batterie-Entwicklung eine große Rolle, wie die Dokumentation zeigt. Ein Fraunhofer-Institut entwickelte Batterien auf Salzbasis mit entsprechenden Vorteilen. Der Rohstoff ist extrem gut und preiswert verfügbar. Aus dem Ankündigungstext: 

“Noch vor wenigen Jahrhunderten als “weißes Gold” gehandelt, ist Salz heute zu einem Massenprodukt geworden. Geschätzte 290 Millionen Tonnen Salz werden im Jahr weltweit produziert und verarbeitet. Längst dient das Salz nicht mehr nur als Würz- oder Konservierungsstoff für Lebensmittel. Einen Großteil verbraucht die chemische Industrie, wo das Salz zur Herstellung von Produkten wie Wasch- und Reinigungsmitteln zum Einsatz kommt. An anderer Stelle kreiert es aber auch Probleme: Bei der Produktion von Dünger oder in Meerwasserentsalzungsanlagen entstehen große Mengen Salzabfall, die Mensch und Umwelt belasten. Forscher haben das Salz jedoch ins Visier genommen und suchen nach nachhaltigen und zukunftsweisenden Lösungen, wie es zum Beispiel als Baumaterial verwendet werden kann. Parallel dazu sehen Ingenieure und Wissenschaftler großes Potenzial, wenn es um die Entwicklung nachhaltiger Energie geht. Denn schon bald soll unser Strom nahezu vollständig aus erneuerbaren Quellen kommen. Was fehlt, sind effiziente und kostengünstige Speichersysteme. Auch hier könnte Salz als Lösung dienen und den Weg in eine klimaneutrale Zukunft ebnen. Während der Rohstoff Salz in manchen Bereichen als Segen erscheint, bleibt er zugleich eine Herausforderung für die Erhaltung unserer Süßwasserressourcen. Von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt, gefährdet die Versalzung wertvolle Trinkwasservorkommen. Das uralte Mineral ist beides: Segen und Fluch.” 

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Jochem Marotzke ist das Gegenteil viele seiner Kollegen aus der Klimaforschung. Der Forscher hat auf der Seite des Max-Plank-Gesellschaft ein bemerkenswertes Interview gegeben, das völlig ohne Klimapanik auskommt, die Situation aber dennoch treffend beschreibt. 

Im Buch „Deutschland 2050“ haben zwei Journalisten sehr genau skizziert, wo der Klimawandel die Menschen bereits akut bedroht und wie es sich im Jahr 2050 in Deutschland leben wird, je nach Entwicklung. 

Ich kenne das Buch nicht, habe aber davon gehört. Wenn ich sage, es ist keine Krise, leugne ich damit nicht, dass es ernst ist.. 

Ist es also allen voran eine Frage der Kommunikation, ob ich einen wissenschaftlichen Konsens mit starken Bildern, Worst-Case Szenarien oder eher differenziert darstelle? 

Ja, und natürlich eine Frage der Intention. Möchte ich wachrütteln, zu Sofortmaßnahmen aufrufen oder möglichst präzises Wissen als Entscheidungsgrundlage vermitteln? Alles drei sind legitime Absichten, ich selbst versuche aber, möglichst differenziert zu kommunizieren.  

Es ist aber etwas anderes zu sagen, Deutschland sei nicht direkt vom Klimawandel bedroht. Das haben Sie in der FAZ gesagt. 

Das würde ich heute anders formulieren. Dass das zu Recht falsch gelesen werden kann, haben der Autor und ich damals übersehen. Was ich meinte ist, dass Deutschland nicht in seiner Existenz bedroht ist. Der Klimawandel ist keine Krise, die vorübergeht. Er wird bleiben. 

Trotz dessen hat der Klimawandel an vielen Orten schon krisenhafte Züge angenommen. Wie stellt man unangenehme Fakten so dar, dass die Gesellschaft nicht in Schockstarre verfällt und handlungsfähig bleibt? 

Es ist ein schmaler Grat. Um die Klimaziele zu erreichen, müsste sehr viel schneller und entschiedener gehandelt werden. Die Angst, wir überschreiten 1.5 Grad und dann kippt alles und wir haben keine Überlebenschance, ist aber völlig unbegründet. 

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Kohleausstieg bis 2030? Alles kein Problem. Jedenfalls nach einer Studie, über die die Tagesschau recht kritiklos berichtet. Spätestens wenn man dann liest, dass das DIW an der Studie beteiligt war, wird klar, dass man offenbar von Speichern noch und nöcher ausging. In 6 Jahren dann sowieso… 

“Die Studie “Switch coal profitably to renewable energy” kommt zu dem Ergebnis, dass die Stilllegung von rund 90 Prozent der weltweit etwa 2.500 Kohlekraftwerke dem Klimaschutz erheblich nutzen würde und zugleich auch profitabel sei. Demnach könnten dadurch rund 25 Prozent der klimaschädlichen Kohlendioxidemissionen im Energiesektor bis 2030 eingespart werden. An der Studie beteiligt waren Experten unter anderem des “Zero Emission Think Tanks”, des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und weiterer internationaler Forschungseinrichtungen. 

Um die Stromproduktion der Kohlekraftwerke zu ersetzen, sollten möglichst an gleicher Stelle Fotovoltaik- und Windkraftanlagen sowie Stromspeicher errichtet werden. Somit könnten die bestehenden Anschlüsse an das Stromnetz weiter genutzt werden, wodurch Planung und Bau schneller und billiger würden. Die benötigten Batteriespeicher wurden für die Berechnungen so konzipiert, dass sie die Schwankungen bei Sonnenschein und Wind ausgleichen könnten.” 

Wie so ein Ausgleich aussehen könnte, das wird bei der Betrachtung der letzten 7 Tage deutlich.  Die graue Fläche wäre die auszugleichende Erzeugung. Wieviel Speicher müsste man dafür haben? Die Wahrheit dürfte sein, dass es größtenteils über Importe und Gaskraftwerke gelöst wird, aber nicht über Speicher.  
 
 (Abbildung: Screenshot Agora Energiewende) 
 
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Die Tagesschau lässt den Faktenfinder von der Leine und der findet, dass die augenblickliche Kälte mit viel Schnee vor allem in Süddeutschland kein Widerspruch beim Klimawandel ist. Vielleicht ist die Erkenntnis, dass wärmere Luft mehr Wasserdampf speichern kann auch erst nach dem Jahr 2000 herausgefunden worden, als der Klimaforscher Mojib Latif seine berühmte Winterprognose abgab. Von der wissen wir aber, dass sie nur falsch verstanden wurde. Seine Aussagen müssen Andere jetzt allerdings wieder einfangen. 
 
Viel interessanter ist allerdings das, was Ryan Maue, US-Meteorologe, auf Twitter/X zu dem Thema schreibt. Während es über Nordamerika eine Stratosphärische Erwärmung gibt, passiert über Sibirien genau das Gegenteil. Dort sorgt hoher Luftdruck für extreme Kälte und das großflächig, weil viel Schnell liegt. Diese Kälte hat das Potential die globale Temperatur-Anomalie in der nächsten Zeit beträchtlich zu senken. Maue schätzt, dass es bis zu 0,7 Grad Celsius sein können. Wohlgemerkt, das ist temporär! Maue verweist auf einen Artikel, der die Gründe extremer Kälte in Eurasien untersucht. 

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FINO 1:

Untersuchungen zum Vogelzug im Bereich der Deutschen Bucht – wie groß ist das Konfliktpotential mit Offshore-Windparks?

Avitec Research GbR

In der Deutschen Bucht sind bisher außerhalb der 12 Seemeilenzone über zwanzig Windparks durch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) genehmigt worden. Bis heute sind zwar erst wenige Windenergieanlagen (WEA) offshore in Betrieb gegangen, aber in mehreren möglichen Ausbaustufen könnten sich einmal mehrere tausend WEA in der Deutschen Bucht drehen.

Der Bereich der südlichen Nordsee ist zugleich ein zentrales Drehkreuz des ostatlantischen Zugsystems paläarktischer Vögel. Der größte Teil des Vogelzuges findet dort überwiegend nachts unter dann eingeschränkten Sichtbedingungen statt.

In diesem Zusammenhang sollen mehrere durch das Bundesumweltministerium finanzierte Forschungsvorhaben die Fragen beantworten, ob der Bau und Betrieb von Offshore-Windparks negative Auswirkungen auf Zugvögel bei ihrem Flug über die Deutsche Bucht haben wird: Kommt es zu Kollisionen oder Barriere-Effekten?

[…]

Ergebnisse

Zwei bereits abgeschlossene Forschungsprojekte des Instituts für Vogelforschung “Vogelwarte Helgoland” und die derzeit laufenden Forschungsarbeiten von Avitec Research GbR im vom BSH koordinierten und beauftragten Teilprojekt “Ökologische Begleitforschung – Testfeldforschung zum Vogelzug” der RAVE-Forschungsinitiative sowie dem FINO3-Projekt erbrachten kurz zusammengefasst folgende Ergebnisse: Vogelzug findet im Offshore-Bereich das ganze Jahr über statt, wobei die Höhe der geplanten WEA häufig beflogen wird. In Zugnächten mit schlechter Sicht und Gegenwind wird dieser Höhenbereich besonders oft genutzt. Die Intensität des Vogelzuges variiert von Tag zu Tag, zwischen den Jahreszeiten mit den Hauptzugzeiten Frühjahr und Herbst und von Jahr zu Jahr stark, ist aber großräumig korreliert mit einer Konzentration auf wenige Tage bzw. Nächte je Zugperiode. Das Artenspektrum von Tag- und Nachtziehern sowie von nahrungssuchenden Vögeln ist überraschend groß. Vor allem bei Tagziehern nimmt die Zugintensität nach See hin ab. Die Plattform selbst zieht tags und nachts Vögel zur Rast an, was offensichtlich bei ungünstigen Wetterlagen zu Kollisionen geführt hat.

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