Das kleine Irland hat einen gewaltigen Bestand an Kühen. Ein Podcast vom SWR berichtet nun über den Klimaaspekt in dem Zusammenhang, allerdings eher unaufgeregt.
“In Irland fressen Milchkühe noch Gras. Dank des irischen Vollweidesystems dürfen die Tiere fast ganzjährig draußen auf der Weide stehen. Dort haben sie nicht nur mehr Auslauf als ihre Artgenossen im Stall, sondern erzeugen im Vergleich auch weniger Treibhausgas.
Naturnah und tiergerecht produzierte Weidemilch ist auf dem Weltmarkt gefragt. Darum setzten Politik und Agrarlobby lange auf Wachstum und Export. In den letzten 7 Jahren steigerte Irland die produzierte Milchmenge um 50 Prozent auf über 7 Milliarden Liter pro Jahr. 80 Prozent davon werden exportiert – als Milchpulver, Butter oder Käse.”
Neben der möglichen Reduzierung von Beständen wird an der Erforschung der Nahrung der Kühe gearbeitet.
“Aus der Perspektive der Wissenschaft geht es jetzt darum, Strategien der Anpassung an den Klimawandel zu entwickeln, betont der Institutsleiter Michael O’Donovan. Und der gibt sich zuversichtlich: Irlands Nitrat-Problem ist lösbar – zum Beispiel mithilfe von Kleegras.
Klee gehört zu den sogenannten Leguminosen. Diese binden den Stickstoff aus der Luft und können so den klimaschädlichen Kunstdünger ersetzen.”
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Polens Pläne beim Einstieg in die Kernenergie nehmen immer mehr Gestalt an, wie der Focus berichtet. Das Land will weg von der Kohle, die heute noch die Stromerzeugung dort dominiert.
“Polen plant den Bau von sechs Atomkraftwerken bis 2043. Seit September ist es offiziell: Das polnische Kernenergie-Unternehmen (PEJ) hat mit dem amerikanischen Konsortium Westinghouse-Bechtel eine Vereinbarung für den AKW-Entwurf unterzeichnet. 2026 soll mit dem Bau des ersten Kernreaktors, der 2033 ans Netz gehen soll, begonnen werden.
Der Meiler soll etwa 300 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt in Choczewo gebaut werden, einem Dorf an der polnischen Ostseeküste. Bereits Ende vergangenen Jahres schickte das Schweriner Umweltministerium eine Stellungnahme nach Warschau, die klarmachte, wie Berlin, Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern zu dem Thema stehen – nämlich mit wenig Begeisterung.”
Weiter gehen auch die Planungen in Schweden, wo am existierenden Standort Ringhals weitere Kernenergieanlagen geplant sind.
WNN:
In June 2022, Vattenfall announced it was initiating a pilot study to assess the conditions for proceeding with a decision to build at least two small modular reactors (SMRs) adjacent to the Ringhals plant. It aims to bring the new reactors into operation in the early 2030s. According to the application for planning permission, the operating area for the plant will accommodate reactors with associated buildings. In addition, an activity area is required with space for workshops, storage, office space, a dining room, sewage treatment plant, emergency services, etc, as well as an outer area that accommodates parking, staff housing, hotels and more. Vattenfall said it will investigate how much of the existing infrastructure at the Ringhals plant will be able to be shared with a new plant.
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Das Paradoxe Stromgeschäft.
Die FAZ widmet dem Thema einen längeren Bericht und geht dabei insbesondere auf die Haltung der FDP ein. Gemeint ist das Verschenken von Strom in Überflusszeiten und das teure Einkaufen, wenn Mangel herrscht.
„Die Inflexibilität der erneuerbaren Energien führt dazu, dass der überschüssige deutsche Strom unter anderem von der Schweiz und Österreich abgenommen und gespeichert wird“, schreibt Dürr mit Verweis auf die Pumpspeicherkraftwerke. „Dafür zahlt Deutschland eine Abnahmegebühr. An windschwachen Tagen kauft Deutschland diesen Strom zu hohen Preisen wieder zurück. Die ‚Entsorgung‘ von Ökostrom kommt den Steuerzahler teuer zu stehen.“
Für die Produzenten gilt das hingegen nicht, kritisiert Dürr. Sie erhalten für das Abschalten eine Vergütung und spüren negative Preise erst, wenn sie mehrere Stunden andauern. Laut Bundesnetzagentur betrugen die Entschädigungszahlungen im Jahr 2013 knapp 44 Millionen Euro, 2022 waren es schon 900 Millionen. Dafür kommen die Verbraucher über die Netzentgelte auf. Insgesamt schlage das Netzengpassmanagement mit 4,2 Milliarden Euro im Jahr zu Buche, rechnet Dürr vor. „Die Abschaltung der Anlagen wird nicht vom Markt, sondern planwirtschaftlich gesteuert“, resümiert er und fordert: „Diese Entschädigung sollte künftig entfallen.“
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Das Jahr 2023 könnte als das wärmste in der Geschichte seit dem Beginn der Aufzeichnungen eingehen. Das ZDF mit einem Bericht, der sich auf Daten der EU-Klima-Dienstes Copernicus stützt.
“Noch nie seit Messbeginn war es im Oktober auf der Erde so warm wie in diesem Jahr. 2023 sei mit Abstand der wärmste Oktober seit Beginn der Messreihe im Jahr 1940 gewesen, teilte der EU-Klimawandeldienst Copernicus am Mittwoch mit.
Das bisherige Kalenderjahr von Januar bis Oktober war demnach um 0,10 Grad wärmer als der Zehnmonatsdurchschnitt für 2016, dem bisher wärmsten Kalenderjahr.
Der vergangene Monat war global gesehen um 0,40 Grad wärmer als der bisher wärmste Oktober 2019.
In Europa war es demnach der viertwärmste Oktober.”
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Sabine Hossenfelder macht sehr interessante Videos über Physik auf YouTube. Sie hat mehr als 1 Millionen Abonnenten. In einem Artikel bei Heise geht es um ihre Aussage zum Thema Unsicherheiten in der Wissenschaft.
“Allerdings sind die Grenzen der Wissenschaft beispielsweise immer wieder ein heikles Thema, räumt Hossenfelder ein. „Ich empfinde es als großes Problem in der Berichterstattung über Klimawandel, dass diese Unsicherheit grundsätzlich heruntergespielt wird. Wenn es immer heißt, ja wir wissen, dass es so und so ist und gelegentlich ändert sich natürlich etwas, kommen die ganzen Klima-Leugner und sagen: ‚Hey, hey, hey, alles falsch, alles Quatsch! Haben wir doch schon immer gesagt.‘ Die Vorhersagen vom IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) zum Beispiel waren grundsätzlich sehr konservativ. Was man jetzt sieht, ist schlimmer, als sie vorausgesagt haben. Das ist nicht gut. Das hätte man vielleicht damals ein bisschen klarer darstellen sollen. Da wird aber nicht drüber geredet, weil man den Leuten nicht den Eindruck vermitteln will, dass es überhaupt irgendwelche Unklarheiten gibt.“”
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In Leipzig wurde das erste wasserstofffähige Kraftwerk der Welt eröffnet. Es bräuchte aber bis 2030 weitere 167 solche Kraftwerke, um den von Robert Habeck geforderten Backup von 21 Gigawatt bereitzustellen. Und woher dannzumal der viele Wasserstoff kommen soll, ist völlig unklar. Alex Reichmuth ist der Sache im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2023/11/robert-habecks-wasserstoff-illusionen) auf den Grund gegangen.
Reichmuths Faktencheck
Robert Habecks Wasserstoff-Illusionen
Der Vorgang: Im deutschen Leipzig wurde das weltweit erste Gaskraftwerk eröffnet, das auch mit Wasserstoff betrieben werden kann. Damit werde eine «neue Ära» eingeläutet, schrieb die «Welt» (siehe hier).
Warum das wichtig ist: Die ganze Hoffnung, die Energiewende klimaneutral zu gestalten, beruht auf wasserstofffähigen Kraftwerken. Vor allem Deutschland ist zwingend darauf angewiesen: Denn um den fluktuierenden Strom von Windrädern und Solarpanels auszugleichen, braucht es eine grosse Zahl an Backup-Kraftwerken. Nur wenn diese mit grünem Wasserstoff betrieben werden, kann der Ausstoss von CO₂ vermieden werden. Vorderhand läuft das Leipziger Kraftwerk aber mit klimaschädlichem Erdgas.
Mehr dazu im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2023/11/robert-habecks-wasserstoff-illusionen
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Dipl.-Ing. Klaus Maier auf re:look:
Flächenverbrauch von Wind- und PV-Anlagen in Deutschland
Unter der Annahme der Dekarbonisierung Deutschlands und der Beibehaltung der heutigen Nutzenergien für die Anwendungssektoren Strom, Wärme und Mobilität wurden einige Ausbauszenarien modelliert. Die Kernaussagen zum Flächenbedarfs von Windenergie– und Solaranlagen von Bundesländern, bzw. der Bundesrepublik sind:
- Bereits der 2-fache Ausbau überschreitet die angestrebte Flächengrenze von 2%, wobei die Eigenversorgung der Bundesländer mit Elektroenergie im Mittel nur zu einem Viertel erreicht wurde.
- Ein im Modell versuchter 3-fache Ausbau ist unter den betrachteten Voraussetzungen schon nicht mehr in allen Bundesländern möglich. In keinem Land konnte der angedachte 5-fache Ausbau der VE erreicht werden, weil die angenommenen Abstandsregeln das nicht zuließen.
- Insgesamt konnten sich die im Modell betrachteten 6 Flächenländer bei 3- bis 5-fachem Ausbauversuch durchschnittlich nur zu ca. 30 bis ca. 40% selbst mit Strom zu versorgen, wobei 4 bis 5% an Flächenverbrauch entstand.
- Die Arbeit enthält noch weitere wichtige Abschätzungen, aber eine Erkenntnis ist in jedem Falle eindeutig: Der Flächenbedarf für Wind und Solar ist für die Energieversorgung Deutschlands deutlich höher als politisch momentan behauptet. Der Effekt eines solchen Ausbaus ist immer noch dramatisch niedriger als das, was für das offiziell angestrebte Ziel der Dekarbonisierung nötig wäre.
Hier finden Sie die vollständige Arbeit als Bericht – eine Veröffentlichung der Kernergebnisse ist angestrebt.
Das pdf des vollständigen Beitrags ist hier.