Der fallende Bleistift

Wir berichteten kürzlich über Kipppunkte und bemühten dabei das Bild eines Bleistifts, der immer weiter an eine Tischkante geschoben wird und schließlich der Schwerkraft folgt und zu Boden fällt. Dieses Bild ist in Sachen Klima aber nicht ganz richtig, wie wir im zweiten Teil ausführen. Im ersten Teil wurde gezeigt: 

  1. Dass das Eis bei Überschreiten einer kritischen Schwelle der Erwärmung eben NICHT wegschmilzt bis auf wenige Restmengen.  
  1. Die angenommene arktische Verstärkung der Erwärmung („arctic amplification“), die entscheidend zum Erreichen der „kritischen Schwelle“ beiträgt, in Grönland nicht so stark beobachtet ist, wie in vielen anderen Teilen der Arktis. 

Heute wollen wir uns diese Verstärkung genauer ansehen. Sie entwickelte sich über die Jahre mit jährlichen Daten auf einen Wert von 3, was bedeutet: über das Gesamtjahr erwärmen sich die Breiten nördlich 65°N dreimal so schnell wie die Breiten 65°S – 65°N. Das Schmelzen in Grönland findet jedoch in der warmen Jahreszeit, April-September statt. Laut dieser aktuellen Arbeit gewinnt im Winter das Eisschelf da sogar mit der weiteren Erwärmung an Masse:  

„In response to reduced sea ice, the GrIS (Grönländischer Eisschelf, d.A.) SMB increases in winter due to increased precipitation, driven by the more humid atmosphere and increasing cyclones.” 

Das Schmelzen findet also auch in Zukunft nur in der warmen Jahreszeit statt. Wie ist es da um die arktische Verstärkung bestellt? Saisonal entwickelte sie sich so seit 2000:  

Die arktische Verstärkung über die Zeit. Während sie sich in der kälteren Jahreszeit auf ca. Faktor 4 einpendelte, erreicht sie in der grönländischen Schmelzsaison nur Faktor 2.  

Der Winter spielt jedoch da keine Rolle, da es dazu schlicht zu kalt ist und im Gegenteil mit der weiteren Erwärmung durch mehr Niederschlag aus einer feuchteren Atmosphäre das Eisschild anwächst. Ein Blick auf die räumliche Verteilung der Erwärmung in der kritischen Jahreszeit:  

        

Hier wird offenbar, dass in größeren Teilen Grönlands diese arktische Verstärkung nahe 1 liegt (also nicht wirkt), im Mittel vielleicht nur 1,5 ist, der arktische Treiber ist auch hier die östliche Arktis, viel weniger Grönland. So findet denn auch diese Arbeit eine kritische Schwelle, bei der sich das Abschmelzen beschleunigt, erst bei 2,7 °C globaler Erwärmung. Das ist weit entfernt von den 1,5 °C, die uns das PIK kommuniziert. Mit den neuesten Erkenntnissen zur Klimasensitivität und dem wahrscheinlichsten Emissionsszenario SSP245 werden wir wohl diese Schwelle nicht erreichen. Selbst wenn wir sie kurzfristig überschreiten sollten, so ist ein „Weglaufen“ des Grönlandeises wie bei einem „fallenden Bleistift“ sehr unwahrscheinlich, wie in Teil 1 der Grönlandeis-Analyse gezeigt. Mehr Rummel als Realität:  auch hier ist das leider wieder der Fall. 

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Der Salzgitter-Konzern baut seine Stahlherstellung um. Laut NDR wird er zukünftig große Mengen Wasserstoff benötigen. 

“Damit der Stahl am Ende tatsächlich „grün“ ist, wird der Stahlkonzern riesige Mengen Wasserstoff brauchen, die mithilfe von Strom aus Sonne und Wind gewonnen werden. In der Übergangsphase soll noch Erdgas eingesetzt werden, aber 2033 sind es dann ganze 300.000 Tonnen Wasserstoff, die der Konzern jährlich braucht. Und den es dann, im Gegensatz zu jetzt, hoffentlich gibt. „Es stimmt, grüner Wasserstoff ist eine Herausforderung“, räumt Konzernchef Groebler ein. „Einen kleinen Teil werden wir selbst produzieren und den Rest am Markt beschaffen, so wie wir auch heute Energieträger kaufen. Diesen Markt gibt es zwar noch nicht, aber wir sind mit verschiedenen Playern im Gespräch.“ Als Kunde sei man interessant, weil die Abnahmemenge riesig sei. Ein weiterer Vorteil: Salzgitter werde Teil eines Wasserstoff-Startnetzes und damit gut an Küstenregionen angebunden sein, wo in Zukunft Wasserstoff ankommen soll.” 

Absatzprobleme sieht man beim grünen Stahl offenbar nicht, auch wenn dieser deutlich teurer sein dürfte. 

“Gut für die Stahlbranche: Die Nachfrage nach grünem Stahl sei groß, Auto- und Haushaltsgerätehersteller stünden schon jetzt Schlange und seien auch bereit, mehr zu zahlen. Groebler bestätigt das, die erste Charge klimafreundlichen Stahls, die 2026 in Salzgitter produziert werden soll, sei schon jetzt verkauft.” 

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CO2-Speicherung, in Deutschland verboten aber offenbar dringend benötigt. Das Handelsblatt

“Das Kohlendioxid-Speicherungsgesetz (KSpG) von 2012 macht die CO2-Speicherung in Deutschland faktisch unmöglich. Die Bundesländer haben zudem die Möglichkeit, die CO2-Speicherung für ihr Territorium zu verbieten. Mehrere Bundesländer haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Unternehmen dürfen CO2 nicht einmal aus Deutschland heraustransportieren, um es woanders, etwa in Norwegen, Dänemark oder den Niederlanden, zu speichern. 

Dass sich Habeck schwertut, der CO2-Speicherung den Weg zu ebnen, dürfte in erster Linie mit Widerständen in der eigenen Partei zu tun haben. Zwar findet bei den Grünen ein Umdenken statt. So präsentierte die Partei Mitte September den Entwurf für ihr Europawahl-Programm, in dem es heißt, in den Bereichen, in denen CO2-Emissionen besonders schwer oder gar nicht zu vermeiden seien, wolle man „das CO2 direkt bei der Produktion abscheiden, speichern und gegebenenfalls nutzen“. Aber erst auf einem Grünen-Parteitag Ende November wird sich zeigen, ob eine Mehrheit der Delegierten diesen Passus im Wahlprogramm akzeptiert.” 

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Annika Joeres ist eine freie Autorin bei der Zeit. Sie fiel dort immer wieder mit schlecht-recherchierten Artikeln auf. Die betrafen auch das Thema Klima. Da wurde mal von 400-600 Milliarden Euro Subventionen für die französische Kernkraftindustrie geschrieben, was aber komplett falsch war, wir berichteten seinerzeit. 

Im Frühjahr 2022 kassierte die Zeit eine Einstweilige Verfügung, weil Joeres erneut eine Minderleistung bei der Zeit ablieferte. Der kuriose Fall wurde ebenfalls in diesem Blog behandelt. Ein anderes Herzensthema von Joeres ist Glyphosat. Sie lieferte auch hier einen Artikel ab und der muss derartig falsch gewesen sein, dass die Zeit ihn danach depublizierte. Warum solche Artikel nicht vor der Veröffentlichung kritisch geprüft, ist rätselhaft, zumal das ja auch nicht das erste Mal passierte. 

(Abbildung: Screenshot Zeit.de)  

Der Artikel ist zwar verschwunden, die Kommentare darunter aber nicht. Die lesen sich schon sehr interessant. 

“Und wieder einmal muss in den Kommentarspalten von Abonnenten die wissenschaftliche Einordnung vorgenommen werden, die eigentlich Aufgabe der Autorinnen gewesen wäre, das ist betrüblich. Dieser Artikel fügt der Diskussion absolut nichts hinzu, enthält aber diverse Lücken und Unwahrheiten, die in besseren Artikel zu diesem Thema bereits umfassend aufgearbeitet wurden. Besonders ärgerlich sind die dreisten Lügen, mit denen der Artikel dann noch garniert wird, um das denkfaul zusammengeschusterte Gerüst zu überdecken („In der seriösen Wissenschaft gibt es keinen Dissens“). Hier bekleckert sich die Wissenschaftsredaktion der ZEIT wahrlich nicht mit Ruhm.” 

Wie lange wird sich die Zeit diese Entwicklung noch ansehen? 

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taz:

Streit um MLPD-Plakat in Bremen: Mit Stalin gegen den Klimawandel

Beim Klimastreik in Bremen im September weigert sich ein MLPD-Mann, sein Plakat zu entfernen. Daraufhin nimmt ihn die Polizei in Gewahrsam.

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Prof. Dr. Appel ist Pressesprecher NAEB e.V. Stromverbraucherschutz, via EIKE:

Bundesregierung und EU treiben Energiekosten in die Höhe

Trotz teurer und knapper Energie und Abwanderung der Industrie wird die preistreibende und Energie vernichtende Energiewende im Namen der Weltklimarettung weiter getrieben.

Inzwischen sollte es jedem klar geworden sein, der kritisch die Energiewende hinterfragt, sie wird mit jedem Schritt teurer. Ohne zunehmende Subventionen geht es nicht. Doch woher soll das Geld kommen, wenn durch die hohen Energiekosten die Wirtschaft nicht mehr wettbewerbsfähig ist und die Einkommen sinken? BP und Total haben daher ihre Pläne, mehr als 1.000 Windkraftanlagen in der Ost- und Nordsee zu bauen, auf Eis gelegt. Gleiches geschieht in England und an der Ostküste der USA. Die Investoren befürchten offensichtlich hohe Verluste, wenn die staatlichen Subventionen nicht mehr gezahlt werden können.

Energiewende-Gesetze verstoßen gegen die Physik

Doch die EU und die Bundesregierung treiben die Energiewende weiter. Gesetze dazu werden von den rot-grünen Abgeordneten mit Hilfe der FDP gebilligt, selbst wenn sie gegen elementare physikalische Gesetze verstoßen. Das heißt, sie sind nicht durchsetzbar, auch wenn dafür beliebig viele Subventionen winken. Die Energieversorgung mit Wasserstoff ist dafür ein herausragendes Beispiel.

Das Heizungsgesetz spart weder Energie noch Geld

Auch das Gebäude-Energien-Gesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz,  gehört dazu. Haueigentümer sollen die Heizungen auf Wärmepumpen umstellen und die Außenwände stärker isolieren. Für die vom Gesetz geforderten Umbauten wird weitgehend fossile Energie, vorwiegend Erdöl zum Antrieb von Maschinen und Kohle für die Metallherstellung, gebraucht. Nach frühesten 10 Jahren kann eine Energieersparnis  erwartet werden. Bis dahin wird mehr Energie durch das Heizungsgesetz  verbraucht. Bei den Kosten sieht es noch schlimmer aus. Die Umbaukosten von über 50.000 Euro pro Wohnung sind erst nach 50 Jahren durch die Heizkostenersparnis bezahlt. Rechnet man Zinsen dazu, ist eine Abzahlung nicht möglich. Das heißt, wirtschaftlich wird der Wohnungseigentümer enteignet. Das Heizungsgesetz soll nach massiven Protesten in Teilen erst später in Kraft treten. Doch von einer Änderung oder gar Aufhebung ist keine Rede.


Erhöhte Autobahn-Maut verteuert Lebensmittel

Die Verdopplung der Autobahn-Maut und Ausdehnung auf Lastwagen ab 3,5 Tonnen bei gleichzeitiger Erhöhung der CO2-Steuer auf Treibstoffe um 10 auf 40 Euro/Tonne CO2 im nächsten Jahr führt zu einer empfindlichen Verteuerung der Transportkosten. Die Preise für Lebensmittel dürften um 10 % steigen. Die weitere Verteuerung wird viele Unternehmen zum Aufgeben zwingen. In Frankreich würden solche Verordnungen zum Blockieren aller Fernstraßen mit LKW führen. Werden wir das auch Deutschland erleben?


CO2-Bepreisung und Energiewende verdoppeln Stromkosten

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