Der Wissenschaftler Johan Rockström vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung machen mit einer neuen Studie auf sich aufmerksam. Die Planetaren Grenzen. Neu an der Studie ist die Gerechtigkeit. Ein eigentlich wissenschaftlich schwer zu messender Faktor. Die Tagesschau stellt die Studie vor.
“Das Problem dabei, so Rockström und sein Team: Sieben der acht Grenzen seien bereits überschritten. Der Verlust der Biodiversität oder auch die Erderwärmung ließen sich aber nicht mehr rückgängig machen, was übersetzt bedeutet: Ein sicheres und gerechtes Leben sei, so die Forscher für viele Menschen auf der Erde heute und in Zukunft nicht mehr möglich.
Immerhin gibt es auch kritische Stimmen zu der Studie. Die lesen sich so, dass die Forscher um Röckström, die Grenzen, die nun überschritten sind, vorher selbst definiert haben.
“Doch es gibt auch Kritik, etwa von Henrique Pereira, dem Leiter der Forschungsgruppe Biodiversität und Naturschutz am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung in Halle-Jena-Leipzig. „Mein Hauptkritikpunkt an dem Konzept ist, dass diese Grenzen nicht wirklich von der Wissenschaft definiert werden, sondern stattdessen von der Wissenschaft beeinflusst sind. Das heißt, alle Grenzen beruhen auf der Einschätzung von Expertinnen und Experten, was ein zulässiges Risiko und zulässige Folgen sind, aber eine andere Gruppe von Expertinnen und Experten könnte zu anderen Zahlenwerten für die Grenzen kommen.
Außerdem, so ergänzt Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, sei nicht in allen Bereichen gesichert, dass es wirklich unumkehrbare Kipppunkte gebe. „In der Zwischenzeit zeigt sich für die Biodiversität, dass es solche Kipppunkte wahrscheinlich nicht gibt. Wenn wir Biodiversität verlieren, scheint es keinen sicheren Bereich zu geben. Im Gegenteil scheinen wir mit jeder verlorenen Art Ökosystemfunktionen zu verlieren, mal mehr und mal weniger. Vor allem leidet mit jeder verlorenen Art die Robustheit und Stabilität von Ökosystemen.“
Ähnlich kritisch betrachtet Axel Bojanowski in der Welt (Bezahlartikel) die Studie. Er merkt an, dass die Medien die skeptischen Kommentare bei Nature, in dem die Studie erschien, unter den Tisch fallen lassen.
“Angesprochen auf die wissenschaftliche Robustheit der Ergebnisse, werden die Einschätzungen allerdings vorsichtig: „Man darf sich nicht vormachen, dass die Planetaren Grenzen wissenschaftlich genau bestimmbar wären“, ergänzt Böhning-Gaese.
„Mein Hauptkritikpunkt an dem Konzept ist, dass diese Grenzen nicht wirklich von der Wissenschaft definiert werden“, sagt Henrique Pereira vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung. „Das heißt, alle Grenzen beruhen auf der Einschätzung von Expertinnen und Experten, was ein zulässiges Risiko und zulässige Folgen sind, aber eine andere Gruppe von Expertinnen und Experten könnte zu anderen Zahlenwerten für die Grenzen kommen.“
Die Voraussetzungen der angeblichen natürlichen Grenzen erschienen willkürlich. Vermeintliche Kipppunkte und andere Annahmen der Studie seien zweifelhaft, und auch der Einfluss des Klimawandels auf ökologische Lebensgemeinschaften werde „zum Teil überschätzt“, erklärt Böhning-Gaese. Die „Planetaren Grenzen“ sehe sie „im Wesentlichen als ein ausdrucksvolles Kommunikationsinstrument“.
Als Kommunikationsinstrument, nicht als wissenschaftliche Größe, haben die „Planetaren Grenzen“ Karriere gemacht. Die Theorie erntete schon am Tag ihrer ersten Veröffentlichung 2009 ungewöhnlich ausführliche Kritik. Der Originalstudie der Rockström-Gruppe stellte „Nature“ sieben skeptische Kommentare hinzu. Doch medial findet die Kritik kaum Beachtung.”
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Wie war der Mai 2023? Etwas zu warm und im Osten Deutschlands deutlich zu trocken, wie der Deutsche Wetterdienst mitteilt.
“Der Mai 2023 war in Deutschland etwas zu warm, deutlich zu trocken und sonnenscheinreich. Die zahlreichen Niederschläge der vorhergehenden Monate setzten sich nicht fort. Ziemlich nass und zeitweise auch drückend schwül blieb es in den ersten beiden Dekaden vor allem im Westen und Süden. Im Nordosten dominierte dagegen seit Monatsbeginn starke Trockenheit. Am Monatsende wurde es bundesweit trocken und ausgesprochen sonnig.”
Insgesamt war das Frühjahr 2023 aber eines der nassesten der letzten 15 Jahre laut dem Deutschen Wetterdienst.
Der diesjährige deutsche Frühling war insbesondere in Sachen Niederschlag auffällig. So brachte der März 2023 so viel Niederschlag wie seit 2001 nicht mehr. Und auch der April war in diesem Jahr so verregnet wie zuletzt vor 15 Jahren. Erst im Maiverlauf ging der Niederschlag landesweit zurück. Dabei wurde im Nordosten die Trockenheit so markant wie selten zuvor. In der Summe war das Frühjahr eine Spur zu feucht und ebenso leicht zu mild. Die Sonne schien in den letzten drei Monaten insgesamt durchschnittlich lang, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen mitteilte.
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Über den Bock, den der Grüne EU-Politiker Bloss in Sachen Gardasee geschossen hat, haben wir ja bereits berichtet. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung nimmt sich der Sache noch mal an und übt Kritik an den Medien.
“Die Geschichten über den halb leeren Gardasee folgen einem weit verbreiteten Fehler in der Kommunikation. Eine absolute Veränderung (der Wasserstand im Gardasee ist 53 Zentimeter niedriger) wird unnötigerweise in Prozent kommuniziert (ca. 50 Prozent weniger) und damit wird es leicht, die Referenzklasse zu verwechseln, auf die sich die Prozentangabe bezieht. Und diese ist eben nicht das Fassungsvermögen des Gardasees, sondern der Pegelnullpunkt an der Messlatte. Mit „53 Zentimeter weniger“ hätte man wohl auch nicht die große Aufmerksamkeit und Aufregung erzeugen können, die die Nachricht vom halb leeren Gardasee erzeugte. Zahlenblind zu sein, kann also gut für das Geschäft sein, solange die Leser es auch sind. Viele Medien warnen uns vor Fake-News. Manche produzieren diese allerdings gleich selbst, ohne es zu bemerken. Denken mit Zahlen sollte endlich Teil der Allgemeinbildung werden.”
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Die Zukunft der Kernenergie – Teil 2
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„237 Gigawattstunden Strom erzeugt“: Verbannen die Norweger jetzt deutsche Windräder?
In Norwegen ernten die Windparks gerade reichlich Kritik. Warum auch Deutschland involviert ist und vielleicht auf viel Strom verzichten muss.
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Klimawandel macht dumm
Wie der omnipräsente Klimareduktionismus in die Irre führt
Gewalt in Schwimmbädern nehme zu – wegen des Klimawandels, meldet der WDR. Der Klimawandel erleichtere Punkterfolge beim Baseball, ergab eine medienbeliebte Studie:
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Die Clintel-Kritik am 6. Klimabericht des Weltklimarats gibt es jetzt auch bei Amazon als Kindle-Ausgabe:
The Frozen Climate Views of the IPCC: An Analysis of AR6
The IPCC has completed its sixth climate change assessment cycle consisting of seven reports in total, collectively known as „AR6.“ A team of eight scientists, in addition to several anonymous expert reviewers, from the Clintel network, have analyzed several claims from the Working Group 1 (The Physical Science Basis) and Working Group 2 (Impacts, Adaptation and Vulnerability) reports. The team and reviewers are from Spain, Canada, Italy, Germany, Norway, The Netherlands, the U.K., and the U.S. In every chapter, this book documents biases and errors in the IPCC assessment. The errors are worse in the WG2 report but are also present in the WG1 report.
For example, the IPCC ignored 52 highly relevant peer-review articles showing that „normalised disaster losses“ saw no increase attributable to climate change yet highlighted one, out of 53 papers, that claimed there is an increase in losses. That one paper is – not surprisingly – flawed, but apparently its conclusions were so appealing to the IPCC that they fell for it. The strategy of the IPCC seems to be to hide any good news about climate change.
„We are on a highway to climate hell„, said UN-boss Guterres recently. But an in-depth look at mortality data shows that climate-related deaths are at an all-time low. Well-known economist Bjorn Lomborg published this excellent news in a 2020 peer-reviewed paper, but the IPCC chose to ignore it.
Back in 2010, errors in the fourth WG2 report led to the investigation of the IPCC by the InterAcademy Council. This IAC Review recommended, among other recommendations, that „[h]aving author teams with diverse viewpoints is the first step toward ensuring that a full range of thoughtful views are considered.“ This important recommendation is still ignored by the IPCC.
The AR6 Working Group 1 report is not free from bias and misleading conclusions either. The IPCC tries to rewrite climate history by erasing the existence of the Holocene Thermal Maximum, a warm period between 10,000 and 6000 years ago, by embracing a new hockey stick graph, that is the result of cherry-picked temperature proxies. They ignore temperature reconstructions that show significantly more variability in the past.
The IPCC claims there is an acceleration in the rate of sea level rise in recent decades. We show this claim is flawed because the IPCC ignores decadal natural variability in the sea level rate. We also show that the IPCC sea level tool – made available for the first time – shows a mysterious and unlikely jump upward in 2020.
Canadian economist Ross McKitrick, pointed out that all models used by the IPCC, show too much warming in the troposphere, both globally and in the tropics (where models predict a ‚hot spot‘). Observed warming indicates a moderate climate sensitivity between 1 and 2.5 degrees Celsius, while the IPCC claims a climate sensitivity of 3 degrees.
On top of that, the IPCC is ‚addicted‘ to its highest greenhouse gas emission scenario, the so-called RCP8.5 or now SSP5-8.5 scenario. In recent years, several papers have demonstrated that this scenario is simply not plausible and should not be used for policy purposes. Deep inside the WG1 report the IPCC acknowledges that this scenario has a ‚low likelihood‘, but this very important remark was not highlighted in the Summary for Policy Makers, so the media and policy makers are unaware of this. This implausible scenario is commonly used in the report.
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„Der Regierung fehlt wirtschaftlicher Sachverstand“ | Carsten Linnemann bei „Viertel nach Acht“
Carsten Linnemann im BILD-Talk „Viertel nach Acht“: „Immer höhere Strom- und Energiepreise, immer mehr Bürokratie, die Regierung macht es Industrie und Handwerk immer schwerer, gesund zu wirtschaften. Immer mehr Großkonzerne wandern ab, Handwerker geben auf. Diese Regierung würgt die Konjunktur immer weiter ab, und ihr fehlt jeglicher wirtschaftlicher Sachverstand.“
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Jutta Blume hängt bei Telepolis einer naiven Utopie hinterher:
Hedonismus im Klimawandel: Warum wir uns auf Verzicht einstellen sollten
Der Klimawandel wird kommen und unser Leben beeinträchtigen. Darauf sollten wir uns einstellen. Aber der Widerstand gegen notwendigen Verzicht ist sinnlos. Eine Replik.