Bei Phys.org gibt es Tipps, wie man die Ergebnisse des neuesten Synthese-berichts des IPCC mit der Familie und Freunden bespricht. Es erinnert an die Handreichungen, die der Spiegel-Kolumnist Stöcker vor Weihnachten 2022 einst gab (wir berichteten). Hier die deutsche Übersetzung:
“1. Hören Sie mehr zu, als Sie sprechen
Denken Sie daran, es ist ein Zwei-Wege-Gespräch, kein Vortrag. Konzentrieren Sie sich darauf, Fragen zu stellen – was denken sie über den Klimawandel? Wie fühlen sich die Schlussfolgerungen des neuen IPCC-Berichts an? Was sollten wir ihrer Meinung nach dagegen tun? Versuchen Sie wirklich, auf das zu hören, was sie zu sagen haben, anstatt Ihre eigenen Ansichten einzuwerfen, obwohl Sie natürlich auch Ihre Perspektive teilen können und sollten.
2. Emotionale Reaktionen bestätigen
Der Klimawandel kann bei verschiedenen Menschen unterschiedliche emotionale Reaktionen auslösen. Einige könnten sich wütend, ängstlich und besorgt fühlen, während andere sich hoffnungsvoll und optimistisch fühlen könnten. Wenn Ihr Gesprächspartner emotionale Gefühle ausdrückt, ist es nicht Ihre Aufgabe, diese Gefühle zu beurteilen. Bekräftigen Sie einfach, dass es sich um ein komplexes Thema handelt und dass es in Ordnung ist, sich so zu fühlen, wie sie es tun.
Scheuen Sie sich gleichzeitig nicht, sich gegen Behauptungen zu wehren, dass die Welt absolut zum Scheitern verurteilt ist. Sie könnten so etwas sagen wie: „Ich verstehe, woher Sie kommen, aber für das, was es wert ist, sagen Tausende von IPCC-Experten, dass es noch Zeit gibt, um zu handeln, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu vermeiden“.
3. Passen Sie das Gespräch an
Finden Sie Möglichkeiten, Ihr Gespräch an das anzupassen, was die Leute interessiert. Forscher nennen dies „Soring“. Sie müssen dies nicht heimlich tun – drücken Sie einfach aus, dass Sie erkunden möchten, was der Klimawandel für sie bedeutet. Wenn Ihr Freund zum Beispiel gerne Ski fährt, sprechen Sie über die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf Berghänge. Wenn sie Enkelkinder haben, sprechen Sie über die Auswirkungen der Generationen. Der Schlüssel ist, Wege zu finden, um den Menschen zu helfen, die Punkte zwischen dem, was ihnen bereits wichtig ist, und dem Handeln gegen den Klimawandel zu verbinden.
4. Unsicherheiten annehmen
IPCC-Berichte werden sehr sorgfältig mit einem Maß an wissenschaftlicher Sicherheit kalibriert. Ebenso müssen Sie nicht alle Antworten zum Klimawandel kennen. Haben Sie in Diskussionen keine Angst zu sagen, dass Sie es nicht wissen. Manchmal kann die beste Antwort sein: „Das ist eine gute Frage. Ich bin mir nicht wirklich sicher, also sollten wir es nachschlagen.“
5. Gemeinsam Aktionen erkunden
Bevor Sie Ihre Diskussion beenden, versuchen Sie, zum Handeln zu wechseln. Der neue IPCC-Bericht macht deutlich, dass es bereits für jeden Sektor praktikable Klimalösungen gibt und dass Einzelpersonen eine wichtige Rolle zu spielen haben. Erforschen Sie, welche Schritte Sie möglicherweise gemeinsam unternehmen können, sei es durch Lebensstilentscheidungen wie Ernährung oder Transport oder durch Maßnahmen, die sich an politische Entscheidungsträger richten (wie z. B. Abstimmung, Kontaktaufnahme mit gewählten Beamten oder Teilnahme an einem Protest).
Wenn Ihr Gesprächspartner bereit ist zu handeln, machen Sie Pläne. Wenn sie zögern, schlagen Sie vor, dass Sie zu einem späteren Zeitpunkt nachfassen können. Wenn sie negativ auf die Idee reagieren, persönliche Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen, stimmen Sie zu, anderer Meinung zu sein, und versuchen Sie, mit einer positiven Note zu enden. Auch wenn sich aus Ihrer Diskussion keine direkten Ergebnisse ergeben, denken Sie daran, dass es eine wichtige Leistung ist, einfach ein Klimagespräch zu führen.”
Wir stellen uns das einmal praktisch vor.
A: Hast du auch den Synthese-Bericht des IPCC gelesen?
B: Nein, du?
A: Äh nein, also nicht so ganz, aber ich habe in den Medien darüber gelesen. Es macht mich sehr betroffen.
B: ja und?
A: Was löst der Bericht in Dir aus?
B: Eigentlich wenig, ich verhalte mich schon seit eh und je sehr umweltbewusst.
A: Aber bist Du nicht Skifahrer?
B: Ja, wieso?
A: Das wirst Du bald nicht mehr können.
B: Das steht in dem Synthese-Bericht?
A: Naja, nicht so direkt, aber Tausende Wissenschaftler warnen doch.
B: Sag mal. So ganz im Ernst, was willst Du eigentlich von mir?
A: Dich sensibilisieren.
B: Danke, aber Du traust mir offenbar nicht zu, selbstständig zu denken und mir die Folgen meines Handels bewusst zu sein, oder? Wie war eigentlich Eure Reise nach Bali?
A: Die war super, wir haben uns sehr gut erholt.
B: Wunderbar, lass es uns doch einfach so machen, ich sage nichts zu Deinen jährlichen Fernreisen und Du hörst auf, mir was über das Skifahren zu erzählen, ok?
A: ok, schenke mir bitte noch ein Glas von chilenischen Rotwein ein, der passt ganz hervorragend zum neuseeländischen Lamm.
B: sehr gern. Ich mache dann mal den Fernseher an, die Formel 1 Übertragung startet gleich.
A: Oh super, mal sehen wer gewinnt.
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Wärmepumpen: Professor Gert Ganteför hat gleich drei Videos zu dem Thema auf YouTube.
1. Wie funktioniert eine Wärmepumpe?
2. Welche Wärmepumpe ist die richtige?
3. Wärmepumpe, klimaschädlicher als Gas?
Vor allem im dritten Video kommt er zu interessanten Schlüssen
(Abbildung: Screenshot YouTube)
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Das Handelsblatt (Bezahlschranke) charakterisiert den Staatssekretär Graichen in der praktischen Politik wenig kenntnisreich dafür aber sehr dogmatisch in Sachen Klima, in erster Linie aber kompromisslos. Im Zweifel ist es ihm dann auch egal, ob Bereiche der deutschen Industrie vor die Wand fahren. Wenn es weniger CO2 bedeutet, dann ist es ihm herzlich egal.
Graichen hatte in der ZDF-Dokumentation Blackout einen bizarren Auftritt (wir berichteten). Es läge nämlich alles an unseren Mindset, früher hätte man vermutlich Einstellung gesagt, aber denglish hört es sich interessanter an. Man muss nur wollen, dann geht auch alles. Was sind schon Physik, Mathematik und praktische Politik? Alles überbewertet. Wir schrieben seinerzeit über seinen Auftritt in der Dokumentation:
Das ist zum einen Patrick Graichen, ehemaliger Chef von Agora-Energiewende und seit Ende 2021 Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. Er scheint ein neues Wort gelernt zu haben und das lautet ”Mindset”. Er benutzt es zigmal. Unser Mindset müssen wir ändern, meint Graichen. Nicht mehr der Flughafen BER oder der Bahnhof Stuttgart 21 sollten Vorbilder sein, sondern andere Projekte. Danach folgt eine interessante Aussage. Wir müssten viel schneller planen, bauen und genehmigen. Richtig, er sagt es in dieser Reihenfolge.
Ob ihm da die Tesla-Herangehensweise in Grünheide vorschwebte? Die Reihenfolge ist nicht ganz richtig und sie war/ist für Tesla hochriskant. Welches Unternehmen hat das Geld für einen möglichen Rückbau von Bauten bei ausbleibender Genehmigung schon über und kann es als Sicherheit hinterlegen?
Aber noch besser wird es bei dem Ausblick in Sachen Stromverbrauch. Diesen zukünftigen Mehrverbrauch könne Deutschland mit Wind und Sonne decken, sagt Graichen, um dann kurze Zeit später die Notwendigkeit vom Bau von Gaskraftwerken zu betonen. Was denn nun? Graichen stört auch, dass Netzbetreiber so sehr vorsichtig sind. Alles wäre immer so schrecklich abgesichert. Schlimm. Wie gut, dass immer wieder Mitarbeiter von Netzbetreibern zu Wort kommen und die Situation schildern, was in Sachen Netz seit einiger Zeit läuft. Es sei wie jemand, der auf dem Bahnsteig steht und immer dichter an den einfahrenden Zug heranrückt, so sagt es ein Manager des Netzbetreibers Amprion.”
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Eigentlich sollte die Elektromobilität durchstarten. Doch zwischen Januar 2022 und Januar 2023 haben die Verkäufe in Europa nur um drei Prozent zugenommen. Alex Reichmuth hat im Nebelspalter die Zahlen präsentiert.
Das Geschäft mit Elektromobilen harzt weltweit
Im Januar 2023 wurden weltweit nur rund halb so viele Elektrofahrzeuge verkauft wie im letzten Dezember. Gemäss einer vertraulich gehaltenen Studie des amerikanischen Vermögensverwalters Bernstein betrug der Rückgang horrende 48 Prozent. Der wichtigste Grund für die Abnahme ist offenbar die Kürzung von Subventionen. Darüber berichtete die deutsche FAZ (siehe hier).
Auch im Jahresvergleich fallen die Verkaufszahlen von E-Mobilen ernüchternd aus. Laut Bernstein betrug die Zunahme im Januar 2023 gegenüber Januar 2022 auf der ganzen Welt nur gerade neun Prozent. In Europa wurden gar nur drei Prozent mehr Fahrzeuge abgesetzt. Das ist äusserst mager für eine Technologie, von der behauptet wird, sie starte durch.
Weiterlesen im Nebelspalter.
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Deutsche Rohstoffagentur (DERA):
Preismonitor Februar 2023
Primärrohstoffe: Im Februar sind die Preise der LME-Basismetalle um durchschnittlich 4 % gefallen. Vor allem die Preise für Nickel und Blei gaben um über 5 % gegenüber den Januarnotierungen nach Die Metalle der Platingruppe verbilligten sich um fast 10 % und die Edelmetalle um ca. 5 %. Die Eisenlegierungselemente konnten dagegen um rund 9 % zulegen.
Die größten Preisanstiege waren, wie schon im letzten Monat, bei Molybdän (+22 %) und Ferromolybdän (+15 %) zu beobachten. Nachdem es bei Molybdän in den vergangenen Monaten zu einem starken Preisanstieg kam, sank der Preis gegen Ende Februar wieder leicht.
Die größten Preisabschläge waren bei den Batterierohstoffen Kobalt (-24 %) und Lithium (-12 %) zu beobachten. Die im Vergleich zum Dezember 2022 stark rückläufigen Verkaufszahlen von Elektrofahrzeugen in China haben auch auf den Märkten für Batterierohstoffen Auswirkungen gezeigt. Aber auch Palladium (-11 %) und Platin (-10 %) verbilligten sich deutlich im Vergleich zu den Notierungen im Januar.
Recyclingrohstoffe: Der Preis für Bleischrott orientierte sich am LME-Bleipreis und sank um 6,5 % im Vergleich zum Vormonat. Der Preis für Zinkschrott (Zebra) blieb trotz des gesunkenen LME-Preises im Februar stabil.
Weiterlesen hier.
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Joachim Dengler hat eine begutachtete Veröffentlichung zum Zusammenhang von Emissionen und CO2-Konzentration geschrieben, die jetzt im Fachblatt „atmosphere“ erschien:
Emissions and CO2 Concentration—An Evidence Based Approach
The relation between CO2 emissions and atmospheric CO2 concentration has traditionally been treated with more or less complex models with several boxes. Our approach is motivated by the question of how much CO2 must necessarily be absorbed by sinks. This is determined by accepted measurements and the global carbon budget. Observations lead to the model assumption that carbon sinks, similar to oceans or the biosphere, are linearly dependent on CO2 concentration on a decadal scale. In particular, this implies the falsifiable hypothesis that oceanic and biological CO2 buffers have not significantly changed in the past 70 years and are not saturated in the foreseeable future. A statistical model with two parameters is built from the global carbon budget and two testable assumptions. This model explains the relation between CO2 emission and historical CO2 concentration data very well. The model gives estimates of the natural emissions, the pre-industrial CO2 equilibrium concentration levels, the half-life time of an emission pulse, and the future CO2 concentration level from a given emission scenario. It is validated by an ex-post forecast of the last 20 years. The important result is that, with the stated polices emission scenario of the International Energy Agency (IEA), the future CO2 concentrations will not rise above 475 ppm. The model is compared with the carbon module of the Bern model, mapping their complex impulse response functions (IRFs) to a single time variant absorption parameter.
Das aus Daten und Annahmen (IEA-Scenario „stated policies“, CO2-Sensitivität von 1.92°) gewonnene Ergebnis ist, dass, wenn die Welt ohne besondere Klimamaßnahmen einfach so weiterlebt wie bisher, wir gegen 2080 bei 475 ppm den „Net-Zero“ Zustand erreichen. Judith Curry ist von dem Paper angetan („I like it“), und hat auf ihrem Blog eine allgemein verständliche Kurzfassung davon veröffentlicht.