Niederschläge beenden Dürre in Kalifornien

Die Wärmewende war das Thema bei Maybrit Illner am 23.03.2023. Ob es jetzt besonders klug war, ausgerechnet die Vorsitzende der Grünen Ricarda Lang und Michael Kretschmer, den Ministerpräsidenten von Sachsen, als Gäste einzuladen, daran kann man nach der Sendung sicherlich weiter ein sehr großes Fragezeichen machen. Kretschmer hätte mit etwas Vorbereitung sicherlich die zu erwartenden Aussagen der Grünen Vorsitzenden parieren können. Stattdessen kam die Instandsetzung der Gaspipeline Nordstream 1 auf den Tisch. Unforced Error nennt man das im Tennis. 

Dabei ließ Lang doch so viele Scheunentore offen. Sie sprach sich immer wieder für Fernwärme aus, nur muss die ja auch erzeugt werden, sie fällt nicht vom Himmel. Sie erwähnte auch besser nicht, dass solche Wärme auch aus Kohle gewonnen wird. Kretschmer verpasste hier eindeutig einen Punkt zu machen oder wollte er besser nicht, weil Sachsen ein Kohleland ist? 

Mehrfach wurde Skandinavien als leuchtendes Beispiel genannt. Immerhin die ebenfalls eingeladene Wirtschaftsweise Veronika Grimm einiges klar, was den Stand der Fernwärme im Norden Europas ist. Sie vergaß dann aber explizit zu erwähnen, dass unsere Nachbarn im Norden einen hohen Anteil an Wasserkraft haben und Schweden und Finnland auf die Kernenergie setzen. Das sind verlässliche CO2-arme Stromproduktionen. Auch da hätte Kretschmer punkten können. 

Beim Thema neue Gaskraftwerke hätte er Lang deutlich zeigen können, wo es hakt. Nur ganz verschämt meinte Grimm, dass die 30-50 GW, die man als Gaskraftwerk ab 2030 bräuchte doch so langsam mal gebaut werden müssten. Auch das braucht Zeit. Ganz zu schweigen davon, dass diese Kraftwerke dann mit teurem LNG befeuert werden muss. Was dann auch für die Fernwärme aber Heizen mit Strom als Preisfaktor gilt. 

Eigenartig war sicherlich der Auftritt von Hermann-Josef Tenhagen vom Magazin Finanztipps. 
Er versuchte den Preis für eine Wärmepumpe runterzurechnen, um dann nur wenig höher als eine Gasheizung zu liegen. Er verschwieg, dass Strompreise genauso wie Gaspreise in der Zukunft steigen werden. Er sagte besser nicht, dass Wärmepumpen nur eine gewisse Lebenszeit haben. Das wäre, weil immer wieder 20-30 Jahre für Gasheizungen als Wert fielen, sehr interessant gewesen. 

Der ebenfalls eingeladene Spiegel-Journalist Gerald Traufetter sprach den ganzen Abend immer in der “Wir-Form”. Es war nicht ganz klar, ob er die Gesellschaft oder die Bundesregierung meinte. Fatal waren allerdings Signale wie die von Lang, dass Vater Staat am Ende schon irgendwie helfen wird. Der Haushalt eines Staates hat natürliche Grenzen, das scheint sie nicht zu wissen? So war die Sendung beim Vermehren der Erkenntnisse nicht wirklich hilfreich. Sie ist in der ZDF-Mediathek bis zum 23.03.2024 zu sehen. 

Es lohnt sich auch die Faktenbox auf der ZDF-Seite anzusehen. Die Aussagen von Experten stehen im krassen Widerspruch zu dem, was in der Sendung gesagt wurde. Das betrifft z. B. die Anzahl der lieferbaren Wärmepumpen. 

“Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich, zeigte sich skeptisch zum Referentenentwurf der Bundesregierung. 600.000 im gleichen Zeitraum installierte Gasheizungen zu kompensieren sei nicht möglich, „einfach, weil die Betriebe diese Anzahl an Wärmepumpen nicht haben.“ 

Die IG Metall sorgt sich außerdem um die zur Umsetzung notwendigen Fachkräfte.In den sanierungsrelevanten Gewerken fehlen bereits heute bis zu 190 000 Beschäftigte, sagte Vorstandsmitglied Ralf Kutzner der Deutschen Presse-Agentur. 

Helmut Bramann, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Sanitär, Heizung, Klima mahnt an, dass auch Lösungen für Gebäude gefunden werden müssen, bei denen aus baulichen Gründen keine Wärmepumpe installiert werden könne. 

Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) warnt „sehr viel Fingerspitzengefühl“ im Umgang mit den Millionen privater Hauseigentümer und Vermieter an. „Die Hauseigentümer dürfen weder mit komplexen Anforderungen zur Wärmeversorgung und energetischen Sanierung ihrer Gebäude verunsichert, noch dürfen sie finanziell überfordert werden. Hierfür gibt es keine Lösung von der Stange“, erklärte Verbandschefin Kerstin Andreae. Es sei richtig, dass Wärmepumpen und Fernwärme im Zentrum der Wärmewende stünden. Man brauche aber auch künftig bezahlbare praxistaugliche Lösungen, wie gasbasierte Hybrid-Systeme, die mit erneuerbaren Gasen ohne Kohlenstoff betrieben werden könnten. 

Der Präsident des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, Dirk Salewski, sagte der Deutschen Presse-Agentur, Klimaschutz müsse mit Augenmaß und Weitblick umgesetzt werden, nicht mit der Brechstange und nicht mit Vorhaben, die zu sozialen Verwerfungen führten. „Sonst schwindet die Akzeptanz für den Klimaschutz und die Wirtschaft wird nachhaltig geschwächt.“ Zudem übersteigen die entstehenden Kosten laut Salewski die Möglichkeiten der Eigentümer und die der Mieterinnen und Mieter. 

Der Vorstandspräsident des Eigentümerverbands Haus & Grund Deutschland, Kai Warnecke kritisiert: „Der Entwurf ist gespickt mit zahlreichen Pflichten und Detailvorgaben, ohne dass klar wird, wie diese in der Praxis umgesetzt werden können.(…) Bundeskanzler Scholz muss nun dafür sorgen, dass die Energiewende im Gebäudebestand die Bürgerinnen und Bürger nicht überfordert. Ansonsten enden Habecks Pläne in einem Desaster.“” 

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Thematisch passt ein Artikel aus der FAZ dazu. Der hessische Energieversorger Mainova rechnet mit immensen Kosten des Netzausbaus. Letztlich wird das über die Preise beim Verbraucher landen. Der erhöhte Strombedarf für Wärmepumpen ist in den Schätzungen für die Ertüchtigung der Netze noch nicht mal berücksichtigt. 

“Dafür investiert der Versorger in Solarparks und Windenergie, betreibt eine Abfallverbrennungs- und eine Biogasanlage. Zudem geht er davon aus, dass er das Heizkraftwerk West, in dem in Kraft-Wärme-Kopplung Fernwärme und Strom produziert wird, eines Tages nur noch mit sauberem Wasserstoff befeuert. Im Namen ist dieser Umstieg schon gelungen: Lange hieß es, Mainova baue neben dem heutigen Kohlekraftwerk bis 2026 ein Gaskraftwerk, jetzt ist nur noch vom Wasserstoffkraftwerk die Rede. Am Anfang wird es wohl dennoch Erdgas sein, das in die Brenner strömt. Auch damit sinken die Kohlendioxid-Emissionen erheblich. Geplant werde aber von vornherein so, dass auch hundert Prozent Wasserstoff verfeuert werden könnten, sagte der zuständige Mainova-Vorstand Martin Giehl. Spätestens 2030 will die Mainova in der Lage sein, rechnerisch alle Frankfurter Haushalte mit Strom zu versorgen, der ganz ohne zusätzlichen Kohlendioxid-Ausstoß erzeugt wird. Der massenhafte Einsatz von Wärmepumpen, für den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) gerade wirbt, ist in diesem Szenario allerdings nicht vorgesehen. Dafür müsste man erstmal ausreichend Strom in die Stadt bringen, sagt Giehl. In absehbarer Zeit halte er das für unmöglich. Ohnehin setzt die Mainova zuvörderst auf den Ausbau von Fernwärme. Der halben Stadt will sie damit künftig die Wohnungen heizen, dafür auch Quellen wie die Abwärme von Rechenzentren einbeziehen.” 

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Frankreich will Erneuerbaren-Ausbau beschleunigen. Das berichtet En-Former, der Energieblog von RWE. 

“Im März 2022 haben Regierung und Industrie dazu den Offshore-Windpakt (Link in Englisch) unterzeichnet. Er sieht vor, dass bis 2035 Windparks mit einer Kapazität von mindestens 18 Gigawatt (GW) vor den Küsten installiert werden, bis 2050 werden 40 GW angestrebt. Noch ist Frankreich davon weit entfernt: Derzeit ist nur der Offshore-Windpark St. Nazaire mit einer Kapazität von 480 Megawatt (MW) in Betrieb. Der erste Strom wurde dort 2022 erzeugt. 

Um den Ausbau voranzutreiben, hat die Regierung in den Jahren 2021 und 2022 bereits fünf Ausschreibungen für insgesamt sechs neue Windparks mit einer Gesamtkapazität von 4,2 GW veröffentlicht. 750 MW davon entfielen auf schwimmende Windparks. Insgesamt wurden bisher sieben GW ausgeschrieben oder befinden sich in der Entwicklung. Ab 2025 sollen jährlich mindestens 2 GW an neuer Kapazität versteigert werden (Link in Englisch). 

Denn Frankreichs Offshore-Windressourcen sind riesig: Nach Angaben des Global Wind Energy Council verfügt das Land über ein technisches Potenzial für 169 GW an festinstallierten und 454 GW an schwimmenden Windparks. Durch die Fokussierung der Politik auf diese Ressource könnte diese künftig einen großen Beitrag zur Versorgungssicherheit und zum Erreichen der Netto-Null-Emissionsziele leisten.” 

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Entspannung in Sachen Dürre in Kalifornien. Starke Niederschläge haben auch den Stauseen dort geholfen, wie eseuro berichtet.

“Rippey sagte, dass die Lagerung Ende Februar in den 154 großen innerstaatlichen Stauseen des Staates für den späten Winter tatsächlich normal sei. “Aber der Speicher enthält noch nicht die unglaubliche Schneedecke, die in den kommenden Monaten schmelzen wird.”   […] „Wir haben zu diesem Zeitpunkt nur noch etwa 9,2 Milliarden Kubikmeter in der kalifornischen Speicherung aus dem letzten Jahr, also wird die Wasserversorgung bereits erheblich gesteigert, und diese Schneedecke wird den Stauseen zugute kommen, im Gegensatz zum Schmelzen im Frühjahr“, sagte Brett Whitin. Hydrologe beim California Nevada River Forecast Center. “Aber es wird eine Herausforderung sein, diese ganze Schneedecke zu bewältigen. Ich meine, es gab Rekordschneefälle und viele dieser Flüsse haben eine begrenzte Kanalkapazität stromabwärts, also wird es eine Herausforderung sein, dieses Wasser sicher zu bekommen.” Aber insgesamt sagte Andrew Schwartz, leitender Wissenschaftler am Central Sierra Snow Lab in Berkeley, zuvor gegenüber CNN, er sei „vorsichtig optimistisch“, dass all dieser Schnee in diesem Jahr einen großen Beitrag zur Linderung der Stauseenprobleme des Staates leisten werde.” 

Hinweis: Der eseuro-Artikel bezieht sich auf einen CNN-Artikel. Leider unterliefen eseuro bei der Angabe der Einheiten Fehler (acre-foot, Gallonen etc.). Ein Leser wies uns darauf hin. Dafür vielen Dank.

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