Transparenz? Ach nö!

Als wenn die Finanzierung von NGOs nicht schon intransparent genug wäre. Durchreiche-Stiftungen sind nur ein Problem, wenn es darum geht, wer möglichweise Interessen hat, die durch NGOs befördert werden. Die Welt (Bezahlartikel) berichtet über den WWF und den Nabu, die zukünftig nicht mehr die Namen von Großspendern nennen wollen. Es gibt nämlich gute Spender und schlechte Spender. Die guten Spender möchte man zukünftig lieber nicht nennen. 

“Nabu und WWF empfehlen, für verschiedene Arten von Lobbygruppen künftig unterschiedliche Transparenzpflichten zu definieren: „Regeln, die bei wirtschaftlichen Akteuren ganz richtig sind, gefährden bei überwiegend spendenfinanzierten zivilgesellschaftlichen Akteuren die Existenz.“ Wichtig sei „die Chancengleichheit für zivilgesellschaftliche Akteure gegenüber Wirtschaftslobbyisten“, argumentieren sie. Dabei war ein Gründungsgedanke der Allianz für Lobbytransparenz, diese Unterscheidung nicht vorzunehmen. Das hatte der Nabu 2019 selbst noch so gesehen. Bei Transparency Deutschland stößt auch das auf Unverständnis: „Die Allianz hat stets betont, dass es keine guten oder schlechten Interessen gibt“, bekräftigte Transparency-Chefin Mertens: „Alle sollen daher den gleichen Regeln folgen.“” 

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Menschen mit offenbar viel Tagesfreizeit und großen Geltungs- und Mitteilungsbedürfnis reden sich gern mal um Kopf und Kragen. So ein Fall ist Stefan Holzheu, der auf Twitter auf einem Kreuzzug für die Energiewende unterwegs ist. Kürzlich hatte er den Gedanken, dass es doch ganz toll wäre, wenn der übergriffige Staat der alten Oma das Bewohnen eines Hauses irgendwie verleiden könnte. Nur eine Witwe, die genügend Geld für eine Wärmepumpe hat, ist nämlich eine gute Witwe im Sinne des Klimaschutzes. Alle andere können ins Heim und dürfen sich besinnen, warum sie zeitlebens so viel CO2 emittiert haben. Schuld und Sühne der Klimakirche. 

Holzheu ist zwar nach eigenen Worten Wissenschaftler aus Überzeugung, er scheint sich aber eher in den unteren Etagen der Wissenschaft zu tummeln, wer nach Veröffentlichungen sucht, der wird nicht viel finden. Das ist möglicherweise auch kein Wunder, denn ausweislich seiner Bio bei der Universität Bayreuth scheint Holzheu eine Art Administrator im Bereich IT der Regional-Universität zu sein. Nun gut, wenn schon kaum Veröffentlichungen, dann holzt er lieber auf Twitter. Beim Fußball könnte man ihm am ehesten mit dem Spieler Berti Vogts vergleichen, ruhig mal eine Blutgrätsche ansetzen, was soll schon schief gehen? Eine ganze Menge kann schief gehen, und wenn Rückwärtsrudern eine olympische Disziplin wäre, dann hätte er vermutlich gute Chancen auf eine Medaille in Paris in 2024. 

(Abbildung: Screenshot Twitter)  

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In der Wirtschaftswoche wird eine neue Batterietechnik bejubelt, die Natriumbatterie. Sie sei sehr günstig, vielleicht, möglicherweise, unter Umständen… Der Artikel steht hinter einer Bezahlschranke, es sei aber gesagt, dass er gespickt mit Konjunktiven ist, das Wort “könnte” taucht wiederholt auf. Auch die Aussage aus der Headline, dass ein E-Auto zukünftig günstiger ist, wie ein gebrauchter VW Polo lässt wenig Schlüsse zu. Vorsichtshalber wird die Überschrift mit einem Fragezeichen versehen. 

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Der Komiker Otto hatte einmal einen netten kurzen Witz. Rauchen ist gesund, gezeichnet Dr. Marlboro. Eine Art Remake kann man dieser Tage bei Vattenfall lesen. Dort hat man eine Studie über Windkraft und Seevögel in Auftrag gegeben und siehe da, es gibt keine Kollisionen von Seevögeln mit den Turbinen. 

“Seevögel weichen den Rotorblättern von Windturbinen offshore gezielt aus – so lautet das wichtigste Ergebnis einer neuen Studie, die die Flugwege Tausender Vögel in der Nähe von Windturbinen in der Nordsee erfasste. Das wichtigste Ergebnis ist, dass während der zweijährigen Überwachung mit Kameras und Radar kein einziger Vogel aufgezeichnet wurde, der mit einem Rotorblatt kollidierte.” 

Die Studie widerspricht anderen Studien, über die wir im Jahr 2019 schon einmal berichtet hatten. Dort gab es Berichte über einen 40% Rückgang an Seevögeln in der Irischen See in der Nähe von Windparks. Vielleicht sind die Vögel dort aber einfach nicht schlau genug, um auszuweichen. Sie könnten in etwa genauso blöd sein, wie die Vögel an Land, die gern mal mit Windkraftanlagen kollidieren. Können die Seevögel ihren Trick nicht einfach mal den Kollegen verraten? Es ist davon auszugehen, dass diese Vattenfall-Studie bei jeder Gelegenheit aus der Tasche gezogen wird.  

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Lust auf Verschwörungstheorien? Dann haben wir zwei Tipps. Wer Apple TV+ nutzt, der kann sich die Serie Extrapolations ansehen. Bereits die erste Folge zeichnet so hanebüchene Stereotypen vor, dass die nachfolgenden Folgen schon jetzt absehbar sind. Gierige Unternehmer, die die Welt ins Elend stürzen und sich über das schmelzende Eis vor Franz-Josef-Land freuen, weil sie dort ein Ressort für Superreiche errichten wollen. Die gesamte Welt brennt, daher wird auch gehustet, was das Zeug hält. 

Immerhin erfährt man, dass die Weltklimakonferenz 2035 in Israel stattfindet. Die Frau eines Delegierten flieht hochschwanger vor einem Waldbrand, natürlich hustend, und das Baby kommt, wie sollte es anders sein, durch den Rauch geschädigt auf die Welt. Auf der gesamten Welt gibt es nur ein einziges Patent, wie man Meerwasser entsalzen kann und das hält logischerweise ein übler Unternehmer. Man könnte glauben, das Drehbuch wäre in Potsdam entwickelt worden. Das Schöne an gestreamten Serien ist der Ausschaltknopf auf der Fernbedienung. Man kann ihn hier bereits bei Folge 1 sehr früh nutzen.  

Der zweite Tipp betrifft ein Buch, und zwar ein lustiges Taschenbuch von Walt Disney. Michael Blume hat sich eine Ausgabe im Spektrum der Wissenschaft angesehen. Es beschäftigt sich mit dem Schneemangel. 

“Beim Wandern führt die Füchsin Susi die vier auf die Spuren des verrückten Wissenschaftlers “Doktor Dösbadloff“, der sie gefangen nimmt und fesselt. (S. 20) Der nach dem Hamburger Schimpfwort “Dösbaddel” für “dösiger Barthel, Tollpatsch” benannte Weißkittel erzählt den gefangenen Ducks, nach einem Skiunfall einen Hass auf Schnee entwickelt und dagegen “einen kleinen Satelliten in eine Umlaufbahn um die Erde” geschickt zu haben. (S. 23)  

Damit könne er als Superverschwörer das Wetter weltweit manipulieren: “Ich werde das Wetter überall auf der Welt nach Belieben ändern, schneller als die Natur es jemals könnte!” Trick kommentiert: “Als hätten wir nicht schon Klimakrise genug!” und Tick (rote Mütze) stellt fest: “Die Irren werden nicht alle!” (S. 25) 

Mithilfe der Füchsin Susi können sich die vier dann befreien, Dösbadloff stoppen und seinen Wetter-Satelliten zerstören. Der Schnee kehrt zurück – nach Schneehalden und auch Entenhausen.” 

Nun erheben die lustigen Taschenbücher sicherlich nicht, dass sie wissenschaftlich korrekt arbeiten, aber die Story geht Blume offenbar dennoch auf den Geist. 

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Leserpost von Armin Ulrich mit Gedanken zum BeitragCoffin? Casket? Cremation? How to make your death more environmentally friendly“:

Mein Ideal: ich werde mich von einer New Orleans Blaskapelle auf den Teufelsberg in Berlin begleiten lassen (Jazz Funeral). Bei einer besonders starken Westwindböe öffnet der Pstor die Urne und streut die Asche in den Wind, so daß die Werte in der Feinstaubzone im berliner S-Bahnring noch einmal erhöht werden. Ich möchte im Gedächnis der vielen Grünen dort bleiben.

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: … quasi keinen Wald mehr …

Sehr geehrte Damen und Herren,

eine Anmerkung zum Blog vom 16. 03. 23. In einem Artikel wird über die Südamerikareise von Robert Habeck berichtet. In Brasilien habe er den Zuhörern erklärt, dass Deutschland quasi keinen Wald mehr hat. Vielleicht gibt Robert Habeck nur die Meinung wider, wie er sich die Zukunft vorstellt.

Sollen dann die noch bestehenden Waldgebiete in Deutschland mit Windrädern vollgepflastert sein? Die Bereiche zwischen den Windrädern können dann ja auch gut mit Photovoltaikparks ausgefüllt werden. Als Alibi werden einige Bäume stehen gelassen. Das kann man dann jedoch nicht mehr als Wald bezeichnen. Wäre das eine erstrebenswerte Zukunft?

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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Unveröffentlichter Leserbrief von Dipl.-Ing. Peter Schewe an die Mittelbayerische Zeitung:

Zum Artikel ‚Energie’ in der heutigen Ausgabe auf S. 21

Herr Prof. Sterner, ein Mann der „harten Physik“ und zum „Energiepapst“ geadelt, meint, die REWAG könne das russische Erdgas durch Photovoltaik ersetzen. Dazu folgende Rechnung:

1 m² Photvoltaikfläche erbringen im Jahr im Durchschnitt 125 kWh elektrischer Energie. Um die Menge von jährlich  2,588 Millionen Megawattstunden Erdgas (das sind 2,6 x 109 kWh) zu ersetzen, bedarf es einer Fläche von 2,6/125 x 109 = 20,8 x 106 m² = 20,8 km².

Berücksichtigt man dabei, dass der damit erzeugte Strom Erdgas als Wärmequelle ersetzen soll und der nächtliche Strombedarf über Speicher (Wasserstoff) abgedeckt werden müsste, erhöht sich der Bedarf wegen des geringeren Wirkungsgrades dieser Technologien (0,60 bzw. 0,31)  um mindestens das Doppelte auf etwa 40 km². Soviel zur „harten Physik“.Das Stadtgebiet von Regensburg umfasst eine Fläche von 80,8 km². Das gesamte Dachflächenpotential für Photovoltaik wird in Deutschland laut der Deutschen Energieagentur (DENA) auf 1.200 km² geschätzt.

Wo, Herr Prof. Sterner, wollen sie die Photovoltaik aufstellen? Windräder dürften im Stadtgebiet wohl keine Option sein.

Peter Schewe
Regenstauf

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Der neue Newsletter von climate4you.com ist da. Zwei Beobachtungen: Das arktische Meereis (blaue Kurve) hat sich in den letzten Jahren vergrößert.

Zweite Beobachtung: Der PDO ist nach einem Zwischenhoch um 2015 wieder im negativen Bereich.

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Dániel Johannes Moerman (2022):

Documentary evidence of urban droughts and their impact in the eastern Netherlands: the cases of Deventer and Zutphen, 1500–1795

Compared to other parts of Europe, very little is known about pre-instrumental drought periods in the Netherlands. Existing reconstructions are based primarily on data from England, France, and Germany, while more precise, local studies on drought and its impact are still absent. This article thus aims to further our knowledge of droughts in the Netherlands between 1500 and 1795, by focusing specifically on drought in an urban context to provide a more precise and local idea of the impact and severity of drought. The main case studies are cities in the eastern part of the country, Deventer and Zutphen. Both cities lay in relative close proximity to each other and share similar geological and hydrological conditions, as well as extensive archives that can be used to gather documentary data regarding historical drought periods. The three primary aims of the article are: 1) to examine the potential use of documentary data from the city archives of Deventer and Zutphen for historical drought reconstruction; 2) to establish droughts for both cities on the basis of the year, month/season in which they took place, as well as ranking the droughts according to the impact-based Historical Severity Drought Scale (HSDS) and 3) to compare the data from this analysis with that of other indices. In the end, the article strengthens the need to focus on documentary data from local case studies regarding drought, not only to provide more precise local reconstructions of drought-severity compared to regional studies, but also to take into account the long-term effects on urban waterscapes and the provisioning of fresh water.

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