Wie Pellet-Kraftwerke den Klimawandel anheizen 

SWR3-Wissen mit einem Podcast über das Verbrennen von Holz in Europa. In Deutschlands Wäldern wird weniger Holz entnommen als nachwächst, in Europa in das allerdings anders. Dort verliert der Wald insgesamt an Fläche, was auch bedeutet, dass Kohlenstoffsenken verschwindet. Aber nicht nur das Abolzen ist ein Problem, Wälder speichern auch Wasser und geben es verzögert ab. Diese ”Schwämme” gehen nach einem Kahlschlag verloren. Offenbar sehen die Pläne der EU das Substituieren von Kohle durch Holz vor, das auch noch auszuweiten. Im Vereinigten Königreich verbrennt das ehemalige Kohlekraftwerk Drax erhebliche Mengen an Holz. 

“Fast neun Millionen Tonnen Pellets pro Jahr verbrennt das Drax-Kraftwerk. Das entspricht dem Dreifachen der deutschen Pellet- und dem Anderthalbfachen der britischen Holzproduktion. Mit dieser gewaltigen Menge Holz erzeugt das Kraftwerk sieben Prozent des britischen Strombedarfs und bekommt dafür reichlich Subventionen: 3,5 Millionen Euro pro Tag. Wie die Briten fördert auch die EU die Umstellung von Kohlekraftwerken auf Holz – mit ihrer 2009 erlassenen Erneuerbare-Energien-Richtlinie. Die Abgaben für CO2-Emissionen aus fossiler Energie steigen, die Holzverbrennung aber ist davon befreit.  

Mehrere Kraftwerke in den Niederlanden und Dänemark haben bereits von Kohle auf Holz umgestellt; der französische Kraftwerksbetreiber Veolia hat soeben verkündet, dass er ein Kohlekraftwerk in Ungarn auf Biomasse umrüstet. Deutsche Kraftwerksbetreiber zögern aktuell noch. Die Betreiber des Onyx-Kohlekraftwerks in Wilhelmshaven erwägen, jährlich 2,9 Millionen Tonnen Pellets zu verbrennen; das Vattenfall-Kraftwerk im Berliner Stadtteil Moabit soll umgerüstet werden; das ostdeutsche Energieunternehmen LEAG hat bereits zwei Pelletier-Unternehmen gekauft.” 

Holzpellets stammen zu einem Gutteil aus den USA. In diesem Zusammenhang noch einmal der Hinweis auf die US-Dokumentation Burned. Dort geht es um den Waldverlust im Südwesten der Vereinigten Staaten. Eine Besprechung des Films haben in diesem Blog 2020 schon einmal vorgestellt. Die Dokumentation hat nichts an ihrer Aktualität verloren. 

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Am 06. Mai 2023 spricht Fritz Vahrenholt auf einer Veranstaltung in Schwäbisch-Gmünd. Weitere Information gibt es auf der Webseite des Veranstalters. 

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Großbritannien stuft Atomkraft als umweltfreundlich ein. Das Land wird auch in den Bereich Kohlenstoffspeicherung investieren, wie die Zeit berichtet. Das ist der komplett andere Weg als Deutschland. 

“Ein Programm namens Great British Nuclear soll Hunt zufolge dabei helfen, Kosten zu senken. Ziel sei es, dass bis 2050 bis zu ein Viertel des Stroms im Land aus Atomkraftstamme, sagte Hunt. Zudem schreibt die Regierung kleine Atomreaktoren aus. In Großbritannien ist Atomkraft anders als in Deutschland kaum umstritten und gilt als Chance im Kampf gegen den Klimawandel. Das Land hat derzeit fünf Kernkraftwerke mit insgesamt neun Reaktoren in Betrieb, die etwa 13 Prozent des Strombedarfs im Land abdecken. Sie alle sollen bis spätestens 2035 das Ende ihrer Laufzeit erreichen. Hunt kündigte weiter an, die Entwicklung von Technologien zur Nutzung und Speicherung von Kohlendioxid mit bis zu 20 Milliarden Pfund (22,9 Milliarden Euro) zu unterstützen.” 

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Aus Braun wird grün. Kaum hat das finnische Kernkraftwerk Olkiluoto III seine maximale Stromproduktion aufgenommen, gibt es erste Auswirkungen auf das Nachbarland Estland, neben der Bilanz für Finnland selbst. Estland brauchte bisher viel Kohle, um Strom zu gewinnen und wird nun mit CO2-armer Kernenergie aus Finnland versorgt. Bei Electricity Map kann man die Veränderung in den letzten 24 Stunden sehr deutlich sehen. Fast 70% des Stroms stammten am 18.03.2023 aus dem Nachbarland Finnland. 

(Abbildung: Screenshot Electricity Map) 

Auf die letzten 30 Tage gesehen, sieht die Entwicklung so aus. 

(Abbildung: Screenshot Electricity Map) 

Im Vergleich dazu der gleiche Zeitraum in Deutschland. 

(Abbildung: Screenshot Electricity Map) 

Im April dürfte sich das nach dem Abschalten der letzten Kernkraftwerke noch mehr in Richtung Braun verändern. 

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Vielleicht sollte Markus Lanz zukünftig einfach weniger Gäste einladen und sich auf ein Thema konzentrieren? In der Sendung vom 15. März ging es mit zwei Gästen um Afrika, was im Hinblick auf Rohstoffe und die Energiewende sehr interessant war. Europa und ganz besonders Deutschland droht hier ins Hintertreffen zu geraten, weil wir zwar gerne Haltung und Moral in die Welt tragen, aber die eigenen Interessen gern vergessen. Das ist der große Unterschied zu Ländern wie China. 

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Klimaneutrales Fliegen – eine Illusion. Die Tagesschau mit einem Ausblick und einer Einschätzung zum Fliegen in der Zukunft. Synthetische Kraftstoffe sollen es richten. 

“Doch noch sind die Herausforderungen bei der Entwicklung riesig. Unklar ist auch, wo die gigantische Menge an erneuerbarer Energie herkommen soll, die benötigt wird. Allein um den aktuellen Kerosinbedarf synthetisch zu decken, wäre mindestens dreimal so viel Solar- und Windenergie nötig, wie weltweit 2021 insgesamt produziert wurde. Alles, was gerade geplant sei, werde bei weitem nicht reichen, sagt der Verkehrsexperte Gössling. “Wir brauchen gewaltige Mengen an Treibstoffen.” Und dafür sind weltweit Hunderte, möglicherweise sogar Tausende neuer, großer Produktionsanlagen nötig.” 

Wasserstoff und Batterien werden in dem Artikel wenig Chancen eingeräumt. 

“Um klimaschädliche Emissionen zu vermeiden, werden auch Batterie- und Wasserstoffflugzeuge entwickelt. Doch die können selbst in optimistischen Szenarien nur zu einem kleinen Teil helfen. Denn Batterien sind für große Flugzeuge viel zu schwer, ihre Energiedichte ist im Vergleich zu Kerosin viel geringer. Zum Einsatz werden sie deshalb wohl nur in Kleinstflugzeugen auf kurzen Strecken kommen. Auch Wasserstoff ist nur bedingt geeignet. Er braucht viel mehr Platz als Kerosin und wird deshalb voraussichtlich auch nicht für Langstrecken eingesetzt werden können. Airbus etwa entwickelt derzeit mögliche Flugzeugmodelle für mittlere Distanzen. Ein erster Prototyp solle bis Ende dieses Jahrzehnts entwickelt werden, teilte Airbus auf Anfrage mit. Die Zulassung werde dann noch einige Jahre dauern. Frühestens 2035 soll es in Betrieb gehen.” 

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Nach 3 Jahren mit La Niña Bedingungen im Pazifik deutet sich eine Kehrtwende an. Das Climate Prediction Center (NOAA) geht von neutralen Bedungen bis zum Frühsommer aus. Danach könnte eine El Niño Lage herrschen. 

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Wageningen University:

Study finds that forest protection is key for reliable rainfall

There won’t be many places in the world that have escaped the recent impacts of unusual droughts, floods and unseasonal temperatures. These are often ascribed to the role of greenhouse gases, leading to climate change. But there are additional causes. An international research team has found an additional threat: the impacts of changes in vegetation cover, especially forest loss.

For many parts of the world rainfall depends on what happens to land and water in distant countries. For example, a molecule of moisture that enters Europe from the Atlantic Ocean, may fall as snow or rain and be reevaporated to the atmosphere several times, before it reaches a rainfed field in Central Asia or China.

A new study, recently published in Heliyon, aimed to identify the vulnerability of the atmospheric circulation processes—the drivers of “winds”—that maintain inland rainfall. Temperature and humidity are key and both heavily influenced by a region’s vegetation cover.

Rainfall sustained by suitable vegetation

The key finding is that high temperatures, and lack of suitable vegetation and resulting atmospheric moisture, can block the processes that sustain rainfall over land. In contrast, sufficient moisture being returned to the atmosphere sustains these processes and makes them more resilient.

The research team compared their theoretical predictions against several areas in the Northern Hemisphere, including Western Europe, North America and China. They indicate that current conditions are already close to the threshold where rainfall becomes unstable. The research explains the apparent instability in the systems, leading to droughts and floods.

Large-scale threats require large-scale solutions

The work underlines that forest loss, wetland drainage and other land use changes exacerbates these threats, while conserving and regenerating forests and wetlands reduces them. Furthermore, the results emphasize that these large-scale threats require large-scale solutions that recognize the interconnection that flow across national borders and continents.

The international research led by Dr. Anastassia Makarieva at the Technical University of Munich, Germany, developed the fundamental ideas this research is based upon. The team identified a threshold in terms of temperatures and atmospheric moisture where the processes that maintain the dominant wind patterns cease—something the authors note is already seen in some recent European summers.

Conserve forests and wetlands

Dr. Anastassia Makarieva emphasizes that Russia’s forests have an particularly important role for the Eurasian continent: “The region has been becoming progressively drier, suffering increasingly erratic wind and rain. One important solution is to protect and recover the region’s vast northern forests.”

Professor Douglas Sheil from Wageningen University & Research, a co-author on this study, says he is alarmed by the findings: “Our research shows that we are close to major disruption of the processes that keep much of the world green, pleasant and habitable.”

Douglas notes that while the study is technical, the results and implications are profound.

“The conservationist in me is unsurprised that we have yet more evidence that we disrupt the natural work at our peril,” he says.

“But there is also a positive message: we need nature, and we can defend it and achieve many other benefits at the same time. This study is about the reliable rain that we all depend on. But the solution is to maintain and regain forests and wetlands, that also protect biodiversity, store carbon, and provide many other vital goods and services.”

Paper: Anastassia M. Makarieva et al, Vegetation impact on atmospheric moisture transport under increasing land-ocean temperature contrasts, Heliyon (2022). DOI: 10.1016/j.heliyon.2022.e11173

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