Ein ganz erstaunlicher Kommentar in der eher als links geltenden taz über E-Fuels.
“Bisweilen hilft es, einfach mal die Praktiker zu fragen. Die Firma Stihl, bekannt durch ihre Kettensägen, rechnete jüngst vor: Ein Waldarbeiter bräuchte 60 Kilogramm schwere Akkupakete, um fünf Liter Sprit zu ersetzen. Speziell in unwegsamem Gelände ist das keine sinnvolle Option. Waldarbeiter brauchen also entweder Biokraftstoffe oder E-Fuels, wenn sie in Zukunft ohne fossile Treibstoffe auskommen wollen. Allein dieses Beispiel zeigt schon: Wer die allumfassende Energiewende will, tut gut daran, E-Fuels nicht pauschal zu verteufeln, mit ins Kalkül zu ziehen – schlicht, weil die Energiedichte von Flüssigkeiten ungeschlagen ist.”
Der Kommentator schlägt zudem vor, selbst bei schlechten Wirkungsgraden synthetische Kraftstoffe zu gewinnen, statt Windkraftanlagen abzuschalten.
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Wirtschaftsminister Habeck bereist Südamerika. Dort durfte der Grüne die Brasilianer belehren, dass es wichtig ist, nachhaltig zu wirtschaften. Eine ganz andere Mission erwartet ihn in Kolumbien. Das Land ersetzt mit seinen Kohleexporten die Einfuhr russischer Kohle nach Deutschland und Kohle wird dringend gebraucht in Deutschland. Die Tagesschau beschreibt das Grüne Dilemma, denn der Abbau von Kohle ist alles andere als nachhaltig in Kolumbien. Aber, hier hilft ein bewährtes Mittel: die Augen verschließen. Das funktioniert auch in vielen anderen Bereich wunderbar, also auch bei der Kohle.
“Doch wegen des Russland-Embargos brauchte man Alternativen zur russischen Kohle. Die Kohleimporte aus Kolumbien nach Deutschland sind deshalb von sechs Prozent im Jahr 2021 auf 16,3 Prozent im Jahr 2022 gestiegen, so Zahlen des Vereins der Kohleimporteure. Der tatsächliche Anteil dürfte aber noch höher liegen. Deutschland bezieht auch Kohle aus den Niederlanden, die wiederum zweitgrößter Kunde Kolumbiens sind.
Wenn Wirtschaftsminister Robert Habeck nun das Land besucht, nimmt er sich nicht die Zeit, die ökologischen Folgen in La Guajira anzusehen. Viele Menschen dort haben nichts vom Bergbau, die Region ist eine der ärmsten Kolumbiens. Habeck lobte stattdessen, dass der linksgerichtete Präsident Gustavo Petro die Dekarbonisierung des Landes voranbringe. Fakt ist allerdings auch, dass wegen der Energiekrise kolumbianische Kohle gefragt ist wie lange nicht. Und Kolumbien zeigt sich bisher als verlässlicher Lieferant – auch nach Deutschland. Die Konzession der Mine Cerrejon läuft noch bis 2034.”
Den staunenden Zuhörern in Brasilien erklärte Habeck zudem, dass Deutschland quasi keinen Wald mehr hat. Die Ruhrbarone haben das zum Anlass für einen Artikel genommen.
“Nun ist er richtig, dass zu der Zeit, als mit den Römern zu ersten Mal zivilisierte Menschen dieses Land betraten und schriftliche Berichte über seinen Zustand verfassten, das heutige Deutschland fast vollständig bewaldet war. Die Menschen lebten in kleinen Siedlungen, sie waren arm und die Angst vor dem Hungertod ihr ständiger Begleiter. Aber natürlich wurde der Wald nicht komplett abgeholzt. 30 Prozent der Fläche Deutschlands sind bewaldet und diese Zahl ist stabil. Und das seit über 600 Jahren, wie die Zeit 2013 vorrechnete: „Doch insgesamt änderte sich der Bewaldungsgrad Deutschlands seit dem 14. Jahrhundert kaum noch.
1900 waren – wie 1400 auch – rund 26 Prozent des Landes bewaldet, erst danach wuchs der Wald langsam wieder: 1950 hatte Deutschland drei Prozent mehr Waldfläche als 50 Jahre zuvor, im Jahr 2010 waren 31 Prozent unseres Landes bewaldet.“ Bedenkt man die Bevölkerungsentwicklung, ist das ein Wert, der sich sehen lassen kann: Um das Jahr 50 lebten zwischen Rhein und Weichsel 1,6 – 2,4 Millionen Menschen. Heute sind es zwischen Rhein oder Oder 80 Millionen. Gut, die leben nicht mehr in Lichtungen und ehren ihre Götter in Hainen, wie der römische Historiker Tacitus berichtete, aber dafür haben sie auch keinen Hunger, wenn sie nicht gerade eine Diät machen.”
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Weniger Bauteile in E-Autos bedeuten nicht zwangsweise weniger Pannen, wie der ADAC feststellen durfte. FLZ berichtete:
“Die ADAC-Pannenhilfe hatte im vergangenen Jahr wegen des milden Winters etwas weniger Einsätze. Deutlich zugelegt haben aber die Pannen bei Elektroautos, wie der Verein in München mitteilte: Die Pannenhelfer mussten demnach 52.000 Mal liegengebliebene E- und Hybrid-Fahrzeuge versorgen. Weitaus häufigste Ursache waren defekte Starterbatterien mit einem Anteil von weit über 50 Prozent. Das sei umso auffälliger, als E-Autos durch die geringere Zahl an Bauteilen weniger pannenanfällig seien, sagte der Leiter der ADAC-Pannenhilfe, Thomas Reynartz. Bei einzelnen Modellen sei die Technik aber offensichtlich noch nicht ausgereift: „Das Auto springt dann nicht an“, unabhängig davon, ob der Fahrakku voll ist. „Aufgrund der rasanten Zunahme an Elektrofahrzeugen und heute noch vorliegenden Schwächen im Batterie-Management vieler E-Autos erwartet der Club ein deutlich steigendes Pannenaufkommen.“
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Das ZDF-Magazin Frontal beschäftigt sich mit Holzöfen. 300.000 vorzeitige Todesfälle in Europa wegen Luftverschmutzung, so schätzt die WHO die Situation ein. Vor diesem Hintergrund mutet es extrem bizarr an, dass die Deutsche Umwelthilfe die Holzverbrennung unter dem Label Clean Heat promotet. Was auch immer geschützt werden soll von der Organisation, Menschen gehören nicht dazu. Die Sendung ist in der ZDF-Mediathek noch bis 14.03.2025 zu sehen.
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Olkiluoto 3, das neueste finnische Kernkraftwerk, geht in den Vollbetrieb. Anfang April 2023 soll es so weit sein, danach werden 30% der elektrischen Energie aus Olkiluoto stammen, wie das Unternehmen TVO in einer Pressemitteilung schreibt.
“The most important objective of the 24-hour performance test is to demonstrate the electricity production capacity of the plant at full power. Thereafter, a trial of just over a week will begin in order to demonstrate the reliability of OL3, i.e. trouble-free, continuous production capability. The final stage of the demonstration run is reserved for testing the control properties of OL3, with the output briefly reduced to several different levels. OL3´s regular electricity production will begin after these last trials in April. Then, about 30 percent of Finland’s electricity will be produced in Olkiluoto.”
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Wie falsch dürfen Journalisten berichten? Diese Frage stellt sich beim Schweizer „Blick“, der am Montag behauptet hat, das Atomunglück von Fukushima habe 20’000 Todesopfer zur Folge gehabt. Alex Reichmuth hat sich den Fall im Nebelspalter genauer angeschaut.
Der «Blick» und die 20’000 Fukushima-Toten
Blick-Redaktorin Lea Hartmann schrieb gestern Montag: «Am Samstag hat Japan der Opfer der Tsunami- und Reaktorkatastrophe von Fukushima gedacht. Zwölf Jahre ist es seit dem Atom-GAU her, der 20’000 Menschen das Leben kostete. Es hatte zur Folge, dass diverse Länder, darunter die Schweiz, den Atomausstieg in Angriff nahmen.»
Weiterlesen im Nebelspalter.
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Martin Schlumpf berichtete am 6. März 2023 im Nebelspalter:
Mit der Energiewende steigt der Strompreis – Schlumpfs Grafik 67
Verfechter der Energiewende behaupten immer wieder, Wind- und Solarstrom seien die billigsten Stromquellen. Ihr Strom sei insbesondere günstiger als Strom aus Kernkraftwerken. So zum Beispiel von Jürg Rohrer, Professor an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Im Interview mit Alex Reichmuth im Nebelspalter (siehe hier) sagte er: «Die Gestehungskosten von Strom aus neuen AKW sind schon heute wesentlich höher als aus alpinen Solaranlagen.»Rohrers Aussage ist falsch. Ich bin schon früher auf die Gestehungskosten bei einzelnen Energieträgern eingegangen (siehe hier, hier und hier). Nun aber frage ich nach den Folgen für die Preisentwicklung beim Strom für Konsumenten, die mit dem geplanten Ausbau der Fotovoltaik sowie der Elektrifizierung des Verkehrs und des Heizungsbereichs einhergehen.
Was wichtig ist:
– Die Strompreise für einen typischen Vier-Personen-Haushalt schwanken in diesem Jahr zwischen 8 und 71 Rappen.
– Rund 45 Prozent des Strompreises wird im Schnitt durch die Netznutzung verursacht.
– Die geplanten Elektrifizierungen im Rahmen der Energiewende verursachen Kosten, die den Tarif für die Netznutzung in die Höhe treiben.
– Alle Spezialangebote mit einem erhöhten Anteil an «grünem» Strom sind teurer als die Standardangebote.
Weiterlesen im Nebelspalter. Auch verfügbar auf schlumpf-argumente.ch.
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Shantanu Mullick et al. in The Conversation:
Cooking from meal boxes can cut household food waste by 38% – new research
The amount of food wasted by households each year was estimated at 570 million tonnes in 2019. This is food that has been produced, packaged and taken to shops and homes, only to end up in the bin. Not only is the food wasted, but the greenhouse gases emitted during the entire process – from raising livestock, making packaging, transporting fruit and vegetables in refrigerated vehicles – are a pointless ecological burden.
Once in landfills, the food rots and releases gases that are highly toxic for the environment, such as methane. Studies have shown that food waste accounts for between 6-8% of all the greenhouse gas emissions fuelling climate change. Food waste not only squanders natural resources, money and effort, it degrades the environment. It’s also ethically wrong to waste so much food while so many people are hungry.
The fact that households waste such vast quantities of food in the first place may come as a surprise. Most people tend to believe they waste very little and often trivialise the consequences of wasted food. But the amount of food being sent to landfill suggests we are not so good at predicting how much food we actually need when cooking. One way to limit the chance of cooking too much or buying too many ingredients may be to cook from subscription meal boxes.
In a recent study, we looked at whether cooking from meal boxes helps reduce food waste. Are people better off outsourcing part of the cooking process with a subscription that sends pre-portioned ingredients in the exact quantities needed for each recipe?
Our research suggests that the answer is yes. We found that households wasted on average 38% less food when they prepared dinner using a meal box compared to when they bought the ingredients from a shop. This was largely due to there being less food left in pots and pans after cooking with a meal box.
Six countries, 914 kitchens, 8,747 meals
We surveyed 914 households from six countries (the US, Canada, the UK, Germany, Belgium and the Netherlands) that subscribed to a meal box scheme during November and December 2019. A subscription meal box provider helped by allowing us to run our survey on their customers.
Households reported the amount of food waste from multiple dinners over the course of four weeks. Participants weighed the food they wasted while preparing their dinner and the uneaten leftovers in pots and pans and on plates after the meal. We measured food waste from 8,747 meals, of which around a third were cooked using meal boxes. We compared the food waste from these dinners to the food waste that accumulated when people cooked a meal from scratch with store-bought ingredients.
Our results showed that most of the food waste from dinner is food left in pots and pans that isn’t served and eaten, and is instead thrown away. Meal box dinners reduced this type of waste by 34% compared with store-bought equivalents. Meal box dinners also cut food waste during preparation by 45%, but increased the amount of food wasted as leftovers on plates compared to meals made with store-bought ingredients by 15%. This may be because these recipes offer instructions for how to arrange the food on a plate which can induce people to dole out larger portions before serving.
Combining these three different types of food waste, cooking from meal boxes reduced how much food was wasted at dinner by more than a third compared to traditional meals. By providing people with ingredients in amounts tailored to the number of people eating in a household, meal box providers can offer a convenient way to cut waste.
Even without subscribing to a meal box provider, our results suggest that taking care to measure and weigh the exact amount of ingredients you need before cooking is a good way to lower the amount of food sent to landfill.