Alles hat seine Zeit

Dieses Sprichwort bewahrheitet sich gerade für Klimademos.

Zwar wurden diese mittlerweile von Freitag auf Samstag verlegt aber selbst das und das gute Wetter am 20.09.2025 brachte nicht die Teilnehmerzahlen, die noch 2019 erreicht wurden.

Wir hatten ja erst kürzlich über die Krisen-Müdigkeit in Deutschland berichtet und dass Klima bei den Problemen der Menschen nur noch einen hinteren Platz einnimmt.
Irgendwann ist die Luft raus und bei den Klimademos ist das gut zu sehen.

Kamen 2019 noch geschätzt 300.000 – 500.000 Teilnehmer zusammen, so dürften es dieses Jahr maximal 10% davon sein. Natürlich schätzen Veranstalter die eigenen Zahlen immer höher als dieses z. B. die Polizei macht, daher muss immer etwas abgezogen werden bei Nennung durch die Veranstalter.

Den Grünen gelingt bei den Demos allerdings ein kleines Kunststück.
Die liefen unter dem Hashtag: #ExitGasEnterFuture und eigentlich hätten die Grünen gar nicht mitlaufen dürfen.
Unter Robert Habeck waren Gaskraftwerke fest geplant und im Grunde haben die Grünen stets ja zu Gas gesagt, weil sie die Kernenergie loswerden wollten.
Jetzt gibt es also gute und schlechte Gaskraftwerke. Die, die Habeck plante, waren die guten, die, die seine Nachfolgerin plant, sind die schlechten.
Der einzige Unterschied zwischen beiden war Wasserstoff, den Habeck irgendwann mal zur Erzeugung nutzen wollte.
Aber davon sind wir weit entfernt. Wasserstoff-Projekte werden momentan eingestellt oder ruhen, wir berichteten.

Wirtschaftsministerin Reiche wird momentan nicht nur auf den Demos hart kritisiert. Lobbyisten der Erneuerbaren Energie beschwören das Ende der Welt, wenn die Einspeisevergütung für Dachsolar beendet wird.
Reiche hatte darauf hingewiesen, dass sich solche Anlagen Dank Speicher mittlerweile von alleine rechnen. How dare she?

Einen erstaunlich sachlichen Artikel hat die Zeit zu dem Monitorbericht.
Dort wird nicht reflexartig draufgehauen.

Die ehrliche Antwort zur Energiewende lautet also: Zwar kommt der Ausbau der erneuerbaren Energien voran, vor allem dank des Einsatzes des grünen Wirtschaftsministers Robert Habeck. „Aber wir haben die Kosten ein bisschen aus den Augen verloren“, sagt Alexander Kox, Chef der Beratungsfirma BET Consulting. Am Montag stand er in Berlin neben der neuen Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) und stellte den von ihr beauftragten Zwischenbericht zur Energiewende vor, den sein Unternehmen mit dem Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln verfasst hat. „Wir müssen das alles ein bisschen intelligenter machen“, sagt Kox.

Vor allem bei Solar wird deutlich, was Ministerin Reiche möchte und der Artikel versucht die Gründe zu verstehen.

Beeindrucken lässt sie sich davon bei ihrem Auftritt jedenfalls nicht. Sondern spricht wieder einmal erstaunlich schmerzfrei unbequeme Dinge aus. Zum Beispiel, dass sich private Solaranlagen auf Hausdächern auch ohne staatliche Strompreisförderung lohnen, vor allem wenn sie mit einer Batterie im Keller kombiniert werden. Eine Subventionierung sei „nicht mehr notwendig“, sagt Reiche also. „Wir brauchen die Förderungen für die großen PV-Freiflächenanlagen.“ Und für die werde man künftig einen Höchstpreis beim Verkauf ihres Stroms festlegen. Dann müssen die Betreiber bei hohen Energiepreisen einen Teil ihrer Übergewinne abgeben. Für die Steuerzahler ist das eine gute Nachricht.

Ein Aspekt in dem Zeit-Artikel ist ausgesprochen interessant.
Es geht um Kapazitätsmärkte.
Konkret könnte es bedeuten, dass z. B. die Betreiber von Gaskraftwerken sich nicht mehr ausschließlich über den Verkauf von Strom finanzieren, sondern durch das Bereitstellen von Kapazität.
Das ist in gewisser Weise nachvollziehbar. Wer baut ein Gaskraftwerk, wenn er quasi auf das Wetter angewiesen ist, also nur liefern muss, wenn Wind und Sonne mal wieder nicht liefern?
Eines ist klar, günstiger wird das am Ende nicht. Denn auch die Bereitstellung von Kapazitäten wird vergütet und das wird sich auf der Stromrechnung wiederfinden. So viel ist sicher. 
Wie allerdings ein Batteriespeicher Kapazität garantieren soll, das ist rätselhaft. Wenn ein Speicher leer ist, dann ist er leer. Er kann dann nichts liefern. 

Hier wirkt die Ministerin bislang tatsächlich recht gasfreundlich, weil sie es den anderen Technologien wohl noch nicht zutraut, die nötigen Mengen verlässlich liefern zu können. Doch bald schon dürfte sich dieses Problem lösen. Reiche will übernächstes Jahr einen sogenannten Kapazitätsmarkt in Deutschland einführen. Dann würde die Regierung die benötigten verlässlichen Kraftwerksleistungen ausschreiben – und jeder könnte sich dafür bewerben, auch die Betreiber von Batteriespeichern. Die günstigste Lösung bekommt am Ende den Zuschlag. Dann zeigt sich, wer wirklich liefern kann – und zu welchem Preis.

Auch die Wirtschaftswoche ist gnädig mit Frau Reiche.

Nun also „mehr Markt, mehr Technologieoffenheit“. Klar, das sind Schlagworte, die Reiche ausfüllen muss. Das aber macht sie nicht falsch. Und da das Wort Technologieoffenheit verbrannt ist, wie wäre es mit Technologieeuphorie?Ein Beispiel: 215 Gigawatt Solarenergie ist das Ziel bis 2030. Keine Sorge, das bleibt. Es ist aber zu teuer und nicht zielführend, überall im Land, auf jedem Dach, Balkon und Acker Photovoltaik­anlagen zu errichten – und jede teuer zu subventionieren. Nur weil man hier deckelt und gezielt dort zubaut, wo Strom benötigt wird, hat man noch längst keine Rückkehr ins fossile Zeitalter.

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