Von Frank Bosse
Wir hatten mehrfach über Lehren des „Iberout“ (der Stromausfall auf der iberischen Halbinsel am 28.5.2025) berichtet, z.B. hier und hier. Es sind nun 4 Wochen vergangen, die Aufklärung der Angelegenheit machte große Fortschritte. Wir berichteten darüber, letzter Puzzlestein ist ein Video des „Akku Doktor“ Dr. Andreas Schmitz. Auch das hatten wir kurz erwähnt. Es lohnte sich jedoch ein näherer Blick. Gegen Ende (bei Min. 17:30-18:05) kommt das Fazit:
Er mahnt (dringend) neue Mittel an, die das Problem lösen können. Denn:
„Die gegenwärtigen PMUs (Phase Measurement Units, Einheiten, die die Phasenlage im Netz feststellen und Reaktionen auslösen, d.A.) basieren auf linearisierten Annahmen. Wenn man jetzt aber starke Nichtlinearitäten, z. B. durch Wechselrichter von dieser Leistungselektronik wie EE und Rechenzentren im Netz hat, dann ist das alles so „zapplig“, dass diese PMU’s das nicht mehr sauber abbilden können. … Und das bedeutet, für die stärker werdenden nichtlinearen Probleme sind wir aktuell teilweise blind.“
Es gibt Lösungen, die müssen „nur“ noch implementiert werden. Damit ist die Ursache auch hier klar benannt: Zu viel „Zappelei“ im Netz durch zu große Anteile von PV und Wind, die da eingesetzten Turbinen sind viel zu winzig, um das Netz puffern zu können.
Sie sind technisch nicht trivial und entsprechend nicht billig, werden sie massenweise im gesamten Europäischen Netz eingesetzt und das ist für die Wirksamkeit eine zwingende Voraussetzung.
Das geht nun auch zulasten der (bisher nahezu astronomischen) Gewinnmargen (ausschließlich) der Betreiber. Oder wird man es auch wieder mit Subventionen versuchen wollen? Die zahlt auch der geneigte Leser, der auf der Suche nach dem „edlen Spender“ zunächst beim Blick in den Spiegel fündig wird. So wird die “Kugel Eis” (J.Trittin) nochmals teurer.
Und: es wird dauern! Mit der bisherigen Technologie bleibt das Netz so empfindlich wie es das iberische war am 28.April 2025. Problem: Zu viel EE im Spiel an Sommertagen. Nicht zufällig war der Ausfall gegen 12:30 Uhr Ortszeit, dann „brummt“ PV wie nur sonst etwas.
Hier nun ein Blick ins Netz von Deutschland im bisherigen Mai 2025. Die Daten findet man alle bei „Agora“. Es ist zu beachten, dass der „Gesamtstromverbrauch“ NICHT die Erzeugung ist, um die Mittagszeit erzeugen wir mehr, das wird über Ländergrenzen „entsorgt“ für Gebühren.
Das inbegriffen ist hier der maximale stündliche Anteil an EE an den einzelnen Tagen dargestellt:

Der geringste Anteil wurde am 5. Mai festgestellt, es waren genau 67,6 %. Der 12. Mai (schon Gegenstand einer Betrachtung hier) erhält die „Goldmedaille“ des Zeitraums: 78%. Im Mittel betrug der Anteil via Wechselrichter (bisher hoch gefährlich!) bewerkstelligter Stromerzeugung 74%. Das sind mehr, als (nach bisherigen Erkenntnissen) in Spanien beim Black Out am Werke waren: ca. 65%.
Es wird wahrlich Zeit für entschärfende Lösungen. Der „Akku Doktor“ in seinem Video deutet es (ein wenig “weichgespült”) an, bei Min 18:15: „Daran arbeiten Experten und ich hoffe, dass die ein wenig mehr gehört werden, ich hoffe auch durch dieses Video, denn deren Arbeit ist wichtig“.
Er hofft zurecht! Vom (erhofften…) „ersten Hören auf Fachleute“ bis zur technologischen Massenanwendung ist es jedoch in der Regel ein weiter Weg, besonders wenn die Lösungen richtig Geld kosten. Das tun sie.
Bis dahin tanzt das Netz weiter „auf dem Vulkan“, wie die Abbildung oben zeigt.
Man kann unter die Aufarbeitung des Iberout wohl nun einen Strich machen. Fazit: Der Anlass kann klein sein und ist eigentlich unmaßgeblich. Die Ursache liegt in der potenziellen Instabilität des Netzes durch (nun zu) große Verbreitung von „Einweg- Leistungselektronik“, für den Zweck eigentlich nicht mehr geeignet. Auch in Europa, auch in Deutschland. Der „Handel“ kann daran kaum etwas ändern.
Das ist der gefährliche Zustand, mindestens in diesem Sommer. Sorgen werden also größer statt kleiner, auch weil auch wir für Netzprobleme “teilweise blind” sind, folgt man dem “Akku Doktor”!