Viele werden es merken, die Tage werden länger, nach 18:00 ist es noch hell draußen und die Sonne gewinnt an Kraft. Kein Wunder, dass viele Hobbygärtner bereits Pflanzen auf der Fensterbank vorziehen. Und wer sich ein windgeschütztes Plätzchen sucht, der kann etwas für seinen Vitamin D Haushalt machen im Sonnenschein.
Die Sonne hat also so viel Kraft und dank stabiler Hochdruckgebiete gibt es aktuell wenig Wolken. Das schlägt sich in der Bilanz von Solarstrom bei Electricity-Map nieder.
Fast 50% der am 04.03.2025 um 12:00 benötigten 83,5 GW Leistung für das deutsche Stromnetz stammten aus Solar.
Theoretisch wären sogar mehr als 94 GW möglich, aber eben auch nur theoretisch.
Wie wir hier schon mal berichtet haben, kommt die Hälfte der Solarleistungen nicht durch große Anlagen. Dach und Balkonsolar haben einen Ausbau-Boom erlebt, allerdings ohne das Ende zu bedenken.
Diese wildgewachsenen Anlagen sind nämlich nicht steuerbar und da weiter fleißig ausgebaut wird, dürfte sich die Leistung, sprich Einspeisung mit steigendem Sonnenstand vergrößern.
Das wird Folgen haben.
Der Energie-Experte Amani Joas rechnet ab Ostern (die Sonne steht noch höher, die Last ist geringer, weil es Feiertage sind) mit Stress im Netz. Wir berichteten.
Wir haben mal in die Glaskugel geschaut: An Ostersonntag 2025 sinkt die Stromnachfrage während der Mittagsstunden auf etwa 40 Gigawatt, während Solaranlagen auf Dächern allein bis zu 34,2 Gigawatt produzieren. Zusammen mit 8 Gigawatt konventioneller Must-Run-Kapazität und weiteren 11,7 Gigawatt aus netzgekoppelten erneuerbaren Energien, die nicht abgeregelt werden, ergibt sich ein Gesamtangebot von 53,9 Gigawatt.
Viel zu viel Strom ist im Netz. Selbst bei einem optimistischen Export von 8 Gigawatt bleibt ein Überangebot von 5,9 Gigawatt bestehen, was der Leistung von fünf Kernkraftwerken entspricht. Nach der Nutzung der letzten marktlichen Notmaßnahmen, wie 3 Gigawatt negativer Regelleistung, verbleiben noch 2,9 Gigawatt Überschuss, ohne klare Lösungen für die weitere Bewältigung.
Dies könnte zu gravierenden Netzproblemen führen, darunter ein Anstieg der Netzfrequenz, Abschaltungen von Photovoltaik-Wechselrichtern, Schäden an Maschinen und potenzielle Brownouts, besonders in solarreichen Regionen wie Südbayern.Ein solches Szenario ist keineswegs unrealistisch. Bereits in den letzten Jahren gab es extreme Preisverläufe und erste Warnzeichen. Mit dem fortschreitenden Ausbau von Photovoltaik-Dachanlagen ist es nur eine Frage der Zeit, bis solche Probleme in größerem Maßstab auftreten.
Ab dem 18. April (Karfreitag) werden wir sehen, ob uns das Wetter viel Solarstrom beschert und es tatsächlich zu Problemen kommen wird. Denken Sie an diese Zeilen, wenn Ostern eitel Sonnenschein herrscht, und schauen sie gern mal nach, welche Anlagen abgeschaltet werden mussten.
In 5 Jahren sollen in Deutschland bereits 215 GW Solarleistung am Netz sein, außerdem 145 GW aus Windkraft. Bei optimalen Bedingungen wird das zu enormen Überschüssen führen. Das dürfte noch ein Spaß werden.
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Der Februar 2025 war in großen Teilen sehr trocken in Deutschland.
Und schon zerbröselt wieder ein Narrativ, dass Waldbrände etwas mit der Temperatur zu haben. Es ist die Abwesenheit von Niederschlag, die den Ausschlag gibt.
So wie aktuell in Sachsen, dort springen die Warnstufen für Waldbrandgefahr gerade hoch. In Teilen ist es schon Stufe 3 von 5.
Der Frühling ist in Sachen Waldbrand eine heikle Jahreszeit. Die Vegetation befindet sich noch in Winterruhe und trockenes Gras und Geäst brennen sehr gut.

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Cicero beleuchtet in einem Bezahlartikel den einzigartigen deutschen Energieweg.
Der deutsche Sonderweg, ohne verlässliche Alternative aus der Atomkraft auszusteigen und sich immer stärker den Launen der Natur auszuliefern, findet in Europa kaum mehr Nachahmer. Obwohl die Deutschen in der Vergangenheit massiven Druck ausübten. Innerhalb der Europäischen Union eskalierte im Frühjahr 2021 ein Streit darüber. Eine Allianz kernkraftkritischer Staaten, angeführt von Deutschland, stand einem pronuklearen Bündnis um Frankreich gegenüber. Anlass der Auseinandersetzung war die Einführung der EU-Taxonomie, eines Bürokratieungetüms, das privates Kapital in nachhaltige Investitionen lenken soll. Nun war die Streitfrage: Sind Kernkraftwerke nachhaltig?
Land für Land geht der Autor des Artikels in Europa durch.
Der Part über Schweden ist ausgesprochen interessant. Man könnte auch sagen, dass unsere Nachbarn die Nase voll haben.
Eine 300 Kilometer lange Gleichstromleitung sollte durch die Ostsee hindurch die Stromnetze Deutschlands und Schwedens miteinander verbinden. „Nach ihrer Fertigstellung wird die Hansa Powerbridge einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung des deutschen Strompreises, zur Sicherung des Übertragungsleitungsnetzes sowie zur indirekten Speicherung von Strom aus erneuerbaren Energien leisten“, versprach der deutsche Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, der das Projekt gemeinsam mit dem schwedischen Svenska kraftnät geplant hat. Mit indirekter Speicherung war die Idee gemeint, norddeutsche Windstromüberschüsse in skandinavische Pumpspeicher zu leiten.
Doch Schwedens Regierung hat die Hansa Powerbridge im Juni 2024 gestoppt. Sie hat erkannt, dass die Stabilisierung des deutschen Strompreises nicht das vordringlichste Interesse ihrer Wählerschaft ist. Vor allem dann nicht, wenn im Gegenzug dafür die Strompreise in Schweden steigen. „Wir können Südschweden, das ein großes Defizit in der Stromproduktion hat, nicht mit Deutschland verbinden, wo der Strommarkt heute nicht effizient funktioniert“, begründete die schwedische Energie- und Industrieministerin Ebba Busch ihre Entscheidung. „Dies würde zu höheren Preisen und einem instabileren Strommarkt in Schweden führen.“ Zuvor hat die schwedische Regierung – auch als Reaktion auf die durch den Ukrainekrieg ausgelöste Energiekrise – im November 2023 einen Plan zum Ausbau der Kernenergie vorgelegt.
Es wird sogar noch etwas verrückter, wenn man überlegt, dass Deutschland seit dem Kauf von Uniper an schwedischen Kernkraftwerken beteiligt ist.
Aus der Uniper Webseite:
Schweden hat drei aktive Kernkraftwerke: OKG, Ringhals und Forsmark. Als Miteigentümer an allen drei Kraftwerken, ist Uniper in einer einzigartigen Position. Wir sind Mehrheitseigentümer von OKG in Oskarshamn und Minderheitseigentümer von Ringhals und Forsmark. Wir sind ebenfalls Eigentümer von Barsebäcksverket, dem ersten kommerziellen Kernkraftwerk Schwedens, welches stillgelegt und gemäß dem schwedischen System zurückgebaut wird. Die Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus eines Kernkraftwerkes liegt bei den Eigentümern.
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