Sollten Veganer einen Steakhouseführer schreiben? Eher nicht. Was kann schon dabei rauskommen? Offenbar ist der FAZ nicht aufgefallen, wer die Studie zum Thema Autos erstellt hat, auf die sich ein Artikel bezieht. ICCT ist eine Organisation, die erklärter Feind von Automobilen ist.
Ob die FAZ keine Lust hatte zu recherchieren?
Eine Verschrottungsprämie, aber auch mehr Einsatz von E-Fuels könnten die Emissionen des Autoverkehrs in Deutschland spürbar senken. Dies schreibt das International Council on Clean Transportation (ICCT). Der langlebige Fuhrpark an Autos, mit 60 Prozent der Emissionen des Transportsektors, erzeuge ein Risiko, dass die europäischen Staaten die Ziele, eine Senkung der Treibhausgasemissionen, nicht erreichten. Deutschland habe mit 49 Millionen Autos den größten Fuhrpark Europas. Weil die Flottengrenzwerte in den kommenden Jahren nur die Neuzulassungen beträfen, werde das Zwischenziel der deutschen Bundesregierung mit einer Reduzierung der CO2-Emissionen aus dem Autoverkehr um 60 Prozent bis 2030 deutlich verfehlt.
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Gleich zwei Meldungen über die Senkenwirkung bzw. CO2-Anstieg. Die taz stabil alarmistisch:
Neue Hiobsbotschaft für das Klima: Nie ist die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre so stark angestiegen wie im vergangenen Jahr. Demnach kamen binnen zwölf Monaten im Vergleich zum Vorjahr 3,37 ppm dazu. Die Konzentration der Treibhausgase wird in parts per million – abgekürzt ppm – gemessen: Teile Kohlendioxid pro Millionen Luftteilchen. Zu Beginn der Messungen 1958 lag der CO2-Gehalt bei 315 pm, als 1992 die Klimarahmenkonvention beschlossen wurde, registrierten die Wissenschaftler bereits 354 ppm. In diesem September liegt der Wert über 422 ppm.
Golem hat in seinem Artikel immer eine Erklärung parat: Waldbrände und Dürren in 2023.
Eine Forschungsgruppe hat gezeigt, dass die Kohlenstoffaufnahme an Land im Jahr 2023 – dem heißesten jemals aufgezeichneten Jahr – vorübergehend zusammengebrochen ist. Wälder, Pflanzen und Böden hatten fast keinen Kohlenstoff absorbiert.
Der Zusammenbruch der Kohlenstoffsenke an Land im Jahr 2023 könnte vorübergehend sein: Ohne den Druck von Dürren oder Waldbränden würde das Land wieder Kohlenstoff aufnehmen. Aber er zeigt die Anfälligkeit dieser Ökosysteme, mit massiven Auswirkungen auf die Klimakrise.
Bisher gibt es noch keine Technologien, die Kohlenstoff in großem Maßstab aus der Atmosphäre entfernen können. Die riesigen Wälder, Graslandschaften, Torfmoore und Ozeane der Erde sind die einzige Möglichkeit, die durch den Menschen verursachte Kohlenstoffbelastung zu absorbieren.
Dazu passt thematisch ein Artikel über ein Startup aus Kanada, das mittels Kalk CO2 binden möchte.
Futurezone:
„Technisch ist das nachvollziehbar. Im gewissen Umfang würde das auch dazu beitragen, dass sich die pH-Werte in sehr sauren Gewässern verbessern, die etwa durch sauren Regen oder Abwässer geschädigt wurden“, erklärt Tobias Pröll. An der Universität für Bodenkultur forscht er seit 20 Jahren am sogenannten Carbon Capture and Storage (CCS), Technologien zur Abscheidung und Speicherung von CO2. Diese Methode funktioniere aber nicht bei allen Gewässern. Als Beispiel nennt er die Flüsse des Alpenvorlandes, die von Natur aus sehr viel Kalkstein enthalten. Die Zugabe würde dort nichts ausrichten.
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Das seit 2011 Grün regierte Baden-Württemberg wird wegen seiner Klimapolitik vom Klimasachverständigenrat kritisiert. Tagesschau:
“Der Klima-Sachverständigenrat fürchtet, dass der Klimaschutz angesichts vieler anderer Krisen aus dem Blick geraten könnte. Es sei nachvollziehbar, dass angesichts täglicher Schreckensmeldungen zwangsläufig eine Konkurrenz der aktuell bedrohlichsten Szenarien entsteht, sagte die Vorsitzende des Gremiums, Maike Schmidt, bei der Vorstellung der Stellungnahme zum Fortschritt des Klimaschutzes am Freitag. „Wir können aber nicht akzeptieren, dass klimawandelbedingte Katastrophen zunehmend als neue Normalität oder schlicht als unabwendbar hingenommen werden.“
Ihre Klimaschutzmaßnahmen muss die Landesregierung aus Sicht ihres eigenen Expertenrats konsequent umsetzen. „Die verbleibende Zeit der laufenden Legislaturperiode muss eine Zeit der Umsetzung sein, nicht mehr der Ziele und Strategien“, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Klima-Sachverständigenrats.”
Das Land ist ein Phänomen. Es liegt in Sachen Ausbau der Windenergie etwa auf dem Level von Bayern, schafft es aber dafür nicht kritisiert zu werden, obwohl dort seit 13 Jahren die Grünen in der Regierung sitzen.
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Ein frühes Opfer der Wasserstoff-Wirtschaft. Die Sächsische meldet die Insolvenz von Wolf Energetik.
Die sächsische Wasserstofftechnologie-Branche muss einen Rückschlag verkraften. Die Wolf Energetik GmbH, ein auf die Speicherung von Energie und Wasserstoff spezialisiertes Unternehmen mit Sitz in Dresden, hat am 2. Oktober Insolvenz beantragt. Das Amtsgericht Dresden ernannte Andreas Hiecke, einen Fachanwalt im Insolvenz- und Sanierungsrecht, zum vorläufigen Verwalter des Firmenvermögens. Auf Anfrage von Sächsische.de teilte Hiecke mit, derzeit werde der Geschäftsbetrieb „vollumfänglich mit allen Arbeitnehmern fortgeführt“. Die Versuchsanlage der Wolf Energetik solle weiter betrieben werde, dazu stehe man mit allen Beteiligten in Kontakt. „Parallel dazu arbeiten wir an einer langfristigen Lösung, um die bisher erzielten Forschungsergebnisse zu erhalten und eine Marktreife zu erzielen.
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Nachklapp zur Meldung über den frühen Schnee in Sibirien in diesem Jahr. Noch wurden so früh so tiefe Temperaturen mit – 30 Grad Celsius in Werchojansk gemessen. Seit Ende September herrscht dort Dauerfrost. Über Schneeflächen kann sich die Luft extrem abkühlen.
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Pressemitteilung der Freien Universität Berlin. Urteilen Sie selbst, ob es diese Studie gebraucht hätte:
Tödliche Klimazerstörung: Sprachwissenschaftler plädiert für medizinische Sprache in der Klimakommunikation
Neue Studie zu Klimakommunikation in Fachmagazin erschienen
Nr. 152/2024 vom 23.07.2024
„Globale Erwärmung“, „Treibhauseffekt“, „Klimakatastrophe“: Diese Begriffe werden in der öffentlichen Debatte über die drohenden Folgen des Klimawandels in Deutschland und international am häufigsten verwendet. Diese Begriffe scheinen allerdings nicht sehr effektiv zu sein: „Eines der zentralen Probleme der derzeitigen Klimakommunikation besteht darin, dass sie die Ernsthaftigkeit des Problems nicht zum Ausdruck bringt. Die Sprache selbst stellt ein Hindernis für eine offene gesellschaftliche Debatte und die notwendigen politischen und rechtlichen Regelungen dar“, sagt der Neurolinguistiker der Freien Universität Berlin, Dr. Bálint Forgács. In einer neu erschienenen Studie schlägt er eine medizinische Terminologie als neue Methode zur Klimakommunikation vor, um in öffentlichen Debatten zu produktiveren politischen Lösungen zu kommen.
Die im Fachmagazin „Frontieres in Climate“ erschienenen Studie „A medical language for climate discourse“ zeigt, dass die bisherige wissenschaftliche Kommunikation rund um den Klimawandel häufig missverstanden wird oder nicht die nötige Dringlichkeit vermittelt. Dies liegt an der oft euphemistischen und technisch-jargonhaften Sprache, die von Klimaforschenden häufig verwendet wird. Diese Sprache entspricht zwar den wissenschaftlichen Normen der Zurückhaltung und Bescheidenheit, doch die versteckten Implikationen erschweren es Nicht-Experten, die Schwere der Klimakrise vollständig zu begreifen.
Kernergebnisse der Studie:
1. Metaphorische Sprache und ihre Auswirkungen: Wissenschaftliche Metaphern können mehrdeutig sein und aufgrund ihrer Ausdruckskraft den Diskurs unverhältnismäßig stark beeinflussen. Diese Mehrdeutigkeit kann jedoch zu Missverständnissen führen, besonders bei nicht-wissenschaftlichem Publikum.
2. Vorschlag einer medizinischen Terminologie: Durch die Verwendung medizinischer Begriffe könnten Klimafragen in einem Kontext dargestellt werden, der lebensrettende Maßnahmen betont. Beispielsweise könnte man klimatische Kipppunkte als „Metastasen“ beschreiben, was eine ernstere und dringlichere Reaktion hervorruft.
3. Verbesserung der politischen Debatten: Eine sprachliche Umstellung von technischer Forschung hin zu einem medizinischen Kontext könnte dazu beitragen, eine ehrliche Bewertung der notwendigen rechtlichen und regulatorischen Schritte zur Erhaltung der Lebensfähigkeit unseres Planeten zu fördern.
4. Vergleich zu anderen Risikobereichen: Die Studie stellt fest, dass die Umsetzung von wissenschaftlichem Wissen in der Klimapolitik im Vergleich zu anderen Bereichen mit hohem Risiko, wie der Luftfahrt oder der Medizin, deutlich zurückbleibt. Diese Bereiche regulieren Verantwortung und Sicherheit strenger, was in der Klimapolitik bisher nicht im gleichen Maße der Fall ist.
Der Neurowissenschaftler hebt hervor, dass die aktuelle Klimasprache oft positive Emotionen (z.B. „grün“, „öko-freundlich“) oder passive Töne (z.B. „Katastrophe“, „Krise“) verwendet, die die Dringlichkeit der Situation abschwächen. Der Einsatz einer negativeren (z.B. „globale Überhitzung“, „globale Verbrennung“), aktiveren (z.B. „Klimazerstörung“, „Klimaselbstmord“), und direkteren Sprache (z.B. „Hochofeneffekt“) könnte die Öffentlichkeit und politische Entscheidungsträger dazu motivieren, effektiver zu handeln.
Ausblick und Empfehlungen:
„Die Einführung einer medizinischen Sprache in der Klimakommunikation könnte einen Paradigmenwechsel darstellen. Dieser Ansatz könnte helfen, die Ernsthaftigkeit der Klimakrise klarer zu kommunizieren und eine breitere Akzeptanz für notwendige Maßnahmen zu schaffen“, betont Bálint Forgács. Forschende, Medienschaffende und Aktivist*Innen sollen mit der Studie ermutigt werden, neue, kraftvolle und emotionale Metaphern zu entwickeln und zu verbreiten, die die Dringlichkeit und die Risiken des Klimawandels prägnant und verständlich darstellen. (cxm)
Die vollständige Studie ist unter dem Titel „A medical language for climate discourse“ in der Fachzeitschrift *Frontiers in Climate* veröffentlicht und bietet tiefere Einblicke in die vorgeschlagenen Kommunikationsstrategien: https://www.frontiersin.org/journals/climate/articles/10.3389/fclim.2024.1384753/full