Die Zukunft des Fliegens

Das schwedische Energieunternehmen Vattenfall hat auf seiner Firmenwebseite einen recht guten Abriss über die verschiedenen Möglichkeiten, um im Bereich Luftverkehr Emissionen einzusparen. Dabei werden verschiedene Alternativen beleuchtet.

“”Ich denke, dass wir die ersten Flugzeuge mit E-Fuel als Kraftstoff – zumindest auf Testflügen – bereits um 2030 in der Luft sehen werden“, sagt Mikael Nordlander. E-Fuels und andere fossilfreie Alternativen erhielten vor kurzem auch einen wichtigen regulatorischen Impuls: Letztes Jahr verabschiedete die EU die Luftfahrtinitiative RefuelEU. Die Verordnung fordert einen Mindestanteil an „nachhaltigen Flugkraftstoffen“ (SAF) ab 2025, zu denen auch zertifizierte Biokraftstoffe gehören, und einen Mindestanteil an synthetischen Kraftstoffen beziehungsweise E-Fuels ab 2030. Beide prozentualen Anteile nehmen bis 2050 schrittweise zu. Die Kraftstofflieferanten müssen 2025 zwei Prozent SAF, 2030 sechs Prozent SAF und 70 Prozent SAF im Jahr 2050 in ihre Angebote integrieren. Ab 2030 müssen 1,2 Prozent der Kraftstoffe synthetische Kraftstoffe sein. Diese Quote steigt bis 2050 auf 35 Prozent an.

Die EU stellt außerdem die kostenlosen Zertifikate für den Luftverkehr im Rahmen des Emissionshandelssystems EU ETS bis 2026 schrittweise ein.

Alle diese Lösungen sind jedoch teurer als Kerosin auf fossiler Basis, und die Kraftstoffkosten machen etwa 20-30 Prozent der Gesamtausgaben der Fluggesellschaften aus. Wenn die Kosten jedoch gleichmäßig auf alle Fluggäste umgelegt werden, wie es nach den EU-Vorschriften zur Mindestbeimischung vorgesehen ist, müssen die Preise nicht so stark steigen und werden mit der Zeit sinken, ist Mikael Nordlander überzeugt.”

Ganz uneigennützig denkt Vattenfall nicht, es will laut eigenen Angaben eine Testanlange für die Produktion von für SAF (Sustainable Aviation Fuel) in Schweden bauen. In Schweden sind solche Projekte möglich, weil das Land über eine stabile und vor allem günstige und vergleichsweise sehr saubere Gewinnung von Strom verfügt. In Deutschland ist so etwas nicht denkbar, es sei denn in Teilzeit.

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Stichwort CO2-Minderung. Es tut sich etwas bei der Zementproduktion. Der Blog Cleanteching stellt neue Verfahren vor.

“Sublime Systems aus den USA hat eine Lösung für beide Prozesse gefunden. Mithilfe eines neuen elektrochemischen Verfahrens können sie auf das CO₂-intensive Kalkbrennen und sehr hohe Temperaturen verzichten. Ihr Prozess läuft bei gemütlichen 200 Grad Celsius ab. Das ist eine Wärmeregion, die heute schon direkt mit elektrisch ladenden Wärmespeichern versorgt werden kann. Das Cambridge-Forscherteam plant, Lichtbogenöfen zu nutzen. Das ist clever, weil sich diese Technologie sich sowieso gerade in der Stahlindustrie durchsetzt. Und es zeigt, wie grüne Innovation in einem Bereich grüne Innovation in einem anderen ermöglicht. Der grundlegende Prozess ist nicht neu, aber in fossil betriebenen Öfen nicht effizient (wegen der Chemie), daher sind Stromöfen erforderlich.

Diese neuen Ansätze in der Bauindustrie reizen mich, weil sie nicht auf unerprobte, teure und wenig effektive CO₂-Abscheidung (CCS) setzen, die bisher als Königspfad für die Dekarbonisierung von Zementwerken gilt (u.a. Holcim und Heidelberg Materials in Deutschland), sondern an die Wurzel gehen. Es soll überhaupt kein CO₂ mehr freigesetzt werden. Das britische Team hat seinen Zement patentiert und Sublime Systems will eine Pilotanlage bauen, die 30.000 Tonnen des neuen Zements pro Jahr herstellen soll, unterstützt von der US-Regierung. Das ist winzig im Vergleich zum weltweiten Bedarf von 3,3 Milliarden Tonnen.”

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Die taz steht recht stabil an der Seite der Hungerstreiker in Berlin. Die Protestler wollen Bundeskanzler Scholz zwingen auf ihre Forderungen einzugehen. Wir haben hier schon einige Mal auf das US-Satire-Magazin National Lampoon hingewiesen. Die hatten ein legendäres Cover, wo einem Hund eine Pistole an den Kopf gehalten wurde, Bildunterschrift: Wenn Sie dieses Magazin nicht kaufen, erschießen wir diesen Hund. Am Ende des Meinungsartikels kommen dann aber doch leise Zweifel auf, ob es der richtige Weg ist.

“Aber Hungerstreik ist doch der falsche Weg, sagen auch viele derjenigen, die die Bewertung der Klimakatastrophe und die Forderungen teilen. Und ja, die Radikalität eines Hungerstreiks verstört; man möchte sich damit lieber nicht auseinandersetzen. Doch es hilft nichts: Sowohl vor den Folgen des Klimawandels als auch vor dem drohenden Tod des Aktivisten kann man die Augen nicht verschließen. Für Debatten über die richtigen Aktionsformen ist es nicht nur zu spät, sie führen auch zu nichts. Stattdessen müssen wir über den Klimawandel reden und darüber, wie wir ihn stoppen können. Wir alle. Und Olaf Scholz.”

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Klima: Erwärmung im Rekordtempo. Unter dieser Überschrift verbreiten einige Medien aktuell eine neue Studie. Wie immer recht unkritisch. Aber, immerhin wird das Thema Aerosole angesprochen, es lässt sich nicht verheimlichen. Natürliche Quellen und Zyklen für Temperaturschwankungen fehlen allerdings, es bleibt bei CO2.

“Ursache der beschleunigten Erwärmung und der Temperaturrekorde sind laut Forschenden zum einen die Treibhausgas-Emissionen, die in den letzten zehn Jahren auf einem anhaltenden Höchststand von jährlich 55,4 Milliarden Tonnen Kohlendioxid lagen. „Die Emissionen fossiler Brennstoffe machen dabei rund 70 Prozent aller Treibhausgasemissionen aus und sind eindeutig der Haupttreiber des Klimawandels. Doch auch die Zementproduktion, die Landwirtschaft und die Abholzung von Wäldern tragen zur Erwärmung bei“, erklären Forster und sein Team. Zum anderen trägt jedoch auch die Verringerung der Luftverschmutzung mit Schwebstoffen wie Schwefelaerosolen zur Erwärmung bei. Der Grund: Schwefelaerosole wirken kühlend, weil sie das einfallende Sonnenlicht zum Teil reflektieren, gleichzeitig fördern sie die Bildung heller, ebenfalls reflektierender Wolken.  Durch strengere Auflagen zur Luftreinhaltung für die Industrie und sinkende Emissionen beispielsweise aus der Schifffahrt haben sich die Emissionen solcher Aerosole jedoch in den letzten Jahrzehnten reduziert. Zwar haben die ausgedehnten Waldbrände im Jahr 2023 durch ihren Rauch wieder mehr Aerosole erzeugt, diese reichten aber nicht aus, um den Effekt auszugleichen. Dem Report zufolge wird sich der Trend zur abnehmenden Aerosolkühlung langfristig weiter fortsetzen.”

Ganz am Ende sieht man in dem Artikel, der dazu bei Scinexx.de erschienen ist, wer die Quelle der Studie ist: Das aktivistische Mercator Research Institute on Global Commons und Climate Change gGmbH.

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Montelnews interviewt den Chef von RWE. Deutschland hat immer noch keinen Plan bei der Kraftwerksstrategie. RWE überlegt daher im Ausland zu investieren. Zur Erinnerung: die Ampelkoalition ist seit 2,5 Jahren im Amt.

“Herr Krebber, auf die Kraftwerksstrategie warten Sie schon lange. Sind Sie enttäuscht, dass es bisher keine konkreten Eckpunkte, gar ein Gesetz gibt?

Krebber: Die Versorgungssicherheit muss mit dem Ausstieg aus Kernenergie und Kohlekraft gesichert bleiben. Das ist seit Jahren bekannt – ebenso, dass der Kapazitätsmarkt das richtige Instrument dafür ist. Die Kraftwerksstrategie soll die Brücke zum Kapazitätsmarkt sein. Vor dem Hintergrund der Abstimmungen mit der EU-Kommission und den am Sonntag anstehenden EU-Wahlen haben wir große Fragezeichen, wie schnell der Prozess jetzt gehen kann.

Hinzu kommt die parlamentarische Sommerpause in Deutschland, die in weniger als einem Monat beginnt. Wie optimistisch sind Sie, dass die ersten Auktionen noch in diesem Jahr kommen?

Krebber: Die Zeit für Ausschreibungen noch in diesem Jahr wird knapper und damit werden sie unwahrscheinlicher. Wenn aber die Auktionen nicht spätestens in diesem Jahr kommen, dann schließen wir die Planungs- und Bauprozesse für neue wasserstofffähige Gaskraftwerke erst jenseits dieser Dekade ab. Insofern drängt die Zeit.

Was bedeuten die Verzögerungen in der Kraftwerksstrategie für die Investitionspläne von RWE?

Krebber: Wir haben in unserem internationalen Investitionsportfolio viele Optionen. Wenn in Deutschland keine Klarheit über den Investitionsrahmen entsteht, werden wir zwangsläufig die Investitionen in den nächsten Jahren woanders tätigen.”

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Vor drei Jahren kam eine junge Belgierin bei einem Hochwasser ums Leben. An diesem tragischen Todesfall soll nun der französische Ölkonzern Total mitschuldig sein. So sieht es zumindest eine Reihe von Umweltorganisationen, die eine Klimaklage gegen das Unternehmen eingereicht haben. Den Tod einer jungen Frau politisch zu instrumentalisieren, sei  „schamlos“, schreibt Alex Reichmuth im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2024/05/die-klimaklaeger-werden-immer-dreister).

Klage gegen Total Energies: Die Klimakläger werden immer dreister

Die Fakten: Mehrere Umweltorganisationen haben eine Klimaklage gegen das französische Unternehmen Total eingereicht. Der Ölkonzern soll unter anderem schuld sein am Tod einer jungen Belgierin, die in einem Hochwasser ums Leben gekommen ist.

Warum das wichtig ist: Der Kampf gegen den Klimawandel verlagert sich mehr und mehr in die Gerichtssäle. Dabei schrecken die klagenden Aktivisten bald vor nichts mehr zurück. Nun wird sogar der tragische Tod einer 15-Jährigen für politische Zwecke instrumentalisiert.

Das Zitat: «Sie war der tollste Mensch, den ich je getroffen habe.» (Der Klimaaktivist Benjamin Van Bunderen Robberechts über Rosa Reichel, die 2021 vor seinen Augen in einem Hochwasser umgekommen ist. Der 17-Jährige tritt nun als Kläger gegen Total auf.

Die ganze Story gibt es im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2024/05/die-klimaklaeger-werden-immer-dreister).

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