Wasserstoff aus Chile – auf Kosten der Natur

Ein zugegeben ungewöhnliches Thema für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk. Dennoch wagt es der SWR das Thema kritisch zu betrachten. Wir kennen es ja ansonsten, damit Deutsche ein gutes Gefühl bei der Energiewende haben, werden Probleme, die an anderer Stelle der Welt entstehen, gekonnt weggelächelt. Wer auf Probleme hinweist ist eigentlich sofort ein Verhinderer oder gar ein Leugner. Die Umwelt zerstören, um das Klima zu retten ist also ein bekanntes Phänomen und betrifft viele Bereiche.

Der Podcast nimmt sich der Sache an und benennt die Problemfelder. Chile ist in mehrfacher Hinsicht ein Beispiel für ein Land, dass sich große Hoffnung macht bei der Energiewende in Europa . Es fördert Kupfer und Lithium, wenn auch mit katastrophalen Auswirkungen auf Menschen und Umwelt. Zudem hat es eine sonnenreiche trockene Wüste, die nach Photovoltaik schreit und sehr windreiche Küsten vor allem im Süden des Landes.

“Ganz im Norden des längsten Landes der Welt, in der Region Antofagasta, werden seit langer Zeit Kupfer und Lithium abgebaut. Es gibt große Minen, Industrieanlagen, Häfen und einige Kohlekraftwerke für deren hohen Strombedarf. Teile der Region sind so verschmutzt, dass sie als Opferzonen gelten. Ausgedehnte Flächen für PV-Module und große Elektrolyseure, die gebraucht werden, um Wasser mit dem Solarstrom in Sauerstoff und Wasserstoff zu spalten, stoßen in der Bevölkerung auf Zustimmung. Dafne Pino Riffo von der regionalen staatlichen Behörde für Energie in Antofagasta:

“Die Industrie in Antofagasta hatte lange einen schlechten Ruf, denn der entstehende Giftmüll wurde nicht richtig entsorgt und das Grundwasser teilweise verschmutzt. Jetzt kommt der grüne Wasserstoff ins Spiel, der unsere Wirtschaft nachhaltiger machen kann.””

Die Dimensionen sind gewaltig.

“Das entspricht der Installation von 125 Gigawatt Windenergie in der Region Magallanes. Und das würde bedeuten, die ganze patagonische Steppe mit Windturbinen zuzupflastern.

Heraldo Norambuena ist Ornithologe und Evolutionsbiologe. 125 Gigawatt, das wären doppelt so viele Windräder wie sich derzeit in ganz Deutschland drehen. Maria Ojeda von der Regionalbehörde für Energie hält diese Schätzung allerdings für übertrieben.”

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Noch eine Stippvisite beim „Helmholtz Dürremonitor“. Wir haben seit ca. ½ Jahr (das erste man hier am 1.11.23) auf Probleme des Dürremonitors aufmerksam gemacht. Wir wollten nun schauen, ob der „Trocken Bias“ da überwunden ist. Seit einigen Tagen zeigt er im Süden von Sachsen wieder das für den Gesamtboden an:

Abb.1: Der Dürremonitor für Sachsen (Quelle) für den Stand 27.4.2024. Die zugehörige Legende lässt die Bedingungen für die Gegend um Oberwiesenthal (bei 13°E) ablesen:

„Außergewöhnliche Dürre“ im Gesamtboden bis 1,80m Tiefe. Im Vergleich dazu das Bodenprofil wie man es von hier beim DWD beziehen kann:

Am 27.4.2024 war da bis in 2m Bodentiefe mehr als 90% Durchfeuchtung zu verzeichnen. Fazit: Nach wie vor liefert der „Dürremonitor“ unglaubhafte, offenbar “gebiaste” Werte für eine „Dürre“, die es so nicht gibt. Da ist noch viel Arbeit!

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Ein weiterer Nachtrag zum Cicero Artikel zum Atomausstieg. Anna-Veronika Wendland hat dem Cicero ein Interview gegeben, welches erfreulicher nicht hinter einer Bezahlschranke steht.

“Frau Wendland, die von Cicero freigeklagten Atomkraft-Akten des Wirtschaftsministeriumszeigen, wie Strippenzieher der Grünen 2022 die Entscheidung über eine Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke manipuliert haben. Hat Sie das überrascht?

Ich bin über die Dreistigkeit überrascht, mit der der Abteilungsleiter Gerrit Niehaus im Bundesumweltministerium offensichtlich eine Fachstellungnahme seiner eigenen Leute unterdrückt und sie sogar ins Gegenteil verkehrt hat. In der Stellungnahme wurde von den Fachbeamten dargelegt, dass eine Laufzeitverlängerung der drei letzten Atomkraftwerke mit den Erfordernissen der kerntechnischen Sicherheit vereinbar sei – zwei Tage später wurde daraus, sie sei sicherheitstechnisch nicht vertretbar.

Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus den Enthüllungen?

Sie zeigen, dass grüne Ministeriale bereit sind, Tatsachen zu verfälschen, um ihre Mission nicht zu gefährden. Schon vor 2022 kamen im Zuge der Klimadebatte skeptische Stimmen auf, die anmerkten, es sei nicht ratsam, sich als Klimaregierung zu inszenieren und dann zuerst den Ausstieg aus der klimafreundlichen Kernenergie statt den aus dem Klimakiller Kohle anzugehen.

Die Enthüllungen zeigen in aller Deutlichkeit, dass man für die Etablierung der Energiewende letztlich die gleichen Filzstrukturen wieder aufbaute – nur mit anderen Akteuren. Grüne und Sozialdemokraten etablierten in den Ministerien in den folgenden Jahrzehnten eine Art staatliche Energiewende-Lobby. Beamten und Staatssekretäre trieben das große Projekt des Atomausstiegs systematisch voran. Insbesondere das Bundesumweltministerium, das mit wenigen Ausnahmen seit 1998 fast ausschließlich von Grünen oder Sozialdemokraten geleitet wurde, verbreitete häufig Falschinformationen, die eine atomfeindliche Stimmung erzeugen sollten.”

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Der Europäische Automobilverband mit Zahlen zur Ladeinfrastruktur, die bedenklich stimmen. Bis 2030 werden 3,5 Millionen öffentliche Ladepunkte benötigt. Per Ende 2023 waren es 630.000, in 2023 wurden 150.000 neue Ladepunkte installiert. Um das Ziel bis 2030 zu erreichen müsste sich diese Zahl pro Jahr vervielfachen.

“There were 632,423 public charging points available across the EU at the end of 2023, and around 3 million battery-electric vehicles (BEVs) on the road.

In 2023, a total of around 153,000 new public charging points were installed.

The European Commission is calling for 3.5 million charging points by 2030 to support the level of vehicle electrification necessary to reach the proposed 55% CO2 reduction for cars. Reaching this target would require the installation of nearly 2.9 million public charging points in the next seven years. That’s almost 410,000 per year or 7,900 per week.

ACEA’s projections suggest a significantly higher demand, estimating the necessity of 8.8 million charging points by 2030. Reaching this would require 1.4 million chargers to be installed per year or 22,438 per week.

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