So ganz scheint die Bundesnetzagentur dem Kohleausstieg nicht zu trauen. Ursprünglich war der endgültige Ausstieg für das Jahr 2038 geplant. Dennoch sollte dieser Termin vorgezogen werden, es wurde auch das Jahr 2030 ins Auge gefasst. Das würde aber bedeuten, dass bis dahin Ersatz bereitstehen muss und da bleibt letztlich nur Erdgas übrig, ggf. mit der Option dort auch Wasserstoff zu nutzen. Eine wirkliche Strategie gibt es aber bisher nicht, kürzlich monierte das der FDP-Politiker Köhler, wir berichteten. Er, wie auch viele andere, dürften wissen, dass die Planung und der Bau einige Jahre brauchen werden. Bevor aber geplant werden kann, müssen die wirtschaftlichen Eckpunkte für die Betreiber klar sein. Nun überrascht die Bundesnetzagentur laut Focus mit einem Veto, was den Ausstieg angeht. Kohlekraftwerke sollen auch nach 2030 als Reserve zur Verfügung stehen, auch wenn die Bundesnetzagentur sich keinen Einsatz wünscht.
„Bei der Ausweisung der vier Kohlekraftwerksblöcken als Netzreserve durch die Bundesnetzagentur bis Ende März 2031 handelt es sich um einen normalen technischen Vorgang, der bei einigen der genannten Blöcke zudem schon seit geraumer Zeit bekannt ist. Neu ist lediglich, dass aufgrund der langfristigen Netzanalyse 2030 der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) die Ausweisung der Systemrelevanz auch für einen längeren Zeitraum erfolgen kann. Es geht dabei nur um eine Vorhaltung der Kraftwerksblöcke in der Netzreserve, also als doppelte Sicherheit. Die Kraftwerke werden nicht aktiv am Markt teilnehmen und Strom erzeugen. Es geht hier um einen doppelten Boden, der sicherstellen soll, dass die Kraftwerke als Reserve bei Bedarf weiterhin zur Wahrung der Netzstabilität beizutragen. Die Kraftwerke werde am Markt aktiv sein. Die aktuelle Genehmigung der Anträge der ÜNB durch die Bundesnetzagentur zur Überführung der Blöcke in die Netzreserve stellt das Ziel, bis 2030 aus der Kohleverstromung auszusteigen, nicht in Frage.“
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Sturm Zoltan macht es möglich. Die deutschen Werte für die CO2-Emissionen sinken auf beachtliche 150 g/kWh. Das ist zwar nach wie vor weit entfernt von anderen Ländern wie z. B. Belgien, keinem ausgewiesenen Vorreiter in Sachen Erneuerbare Energie, dort liegt der Wert bei 63 g. Von Ländern mit hohem Nuklearanteil wie Frankreich (23 g) oder Schweden (18 g) ganz zu schweigen. Wir dürfen uns, solange der Sturm tobt, über zahlreiche Jubelmeldungen freuen. Vergessen wird gern, dass seit 2018 der Wert nur minimal sank. Damals lag er bei 402 g, sank in 2020 auf 314 g, um danach wieder anzusteigen. 2022 lag er bei 380 g, dieser Wert dürfte in 2023 unterschritten werden. Das alles vor dem Hintergrund eines Anstiegs von 25% beim Anteíl der Erneuerbaren seit 2018.
(Abbildung: Screenshot Nowtricity.com)
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Das Thema Klima spielte auch beim diesjährigen Jahresrückblick von Dieter Nuhr eine Rolle.
“Deutschland wird immer mehr zu Afrika, seit April haben wir genauso viele Atomkraftwerke wie Mali oder Burkina Faso. Und zwar exakt Null. Aber in Ruanda, das wurde im September gemeldet, sollen deutsche Physiker jetzt einen Kernreaktor bauen, der in der Lage ist, Atommüll runterzubrennen. Wenn wir so ein Ding bei uns bauen, wäre das Endlagerproblem weitgehen erledigt. Großartig, aber leider haben wir den Entwicklungsstand von Ruanda noch nicht erreicht.”
Der Rückblick ist noch bis zum 21.12.2024 in der ARD-Mediathek zu sehen.
(Abbildung: Screenshot ARD-Mediathek)
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Wie gern wird beim Import von Öl und Gas auf die Herkunftsländer verwiesen. Das kann regelrecht ausarten wie bei Hans-Josef Fell, der eine direkte Linie von deutschen Landwirten zur Terrorfinanzierung ausgemacht hat (wir berichteten). So weit so irre, China zieht die Zügel auch an, bei der Ausfuhr von Seltenen Erden oder besser bei der Technologie diese zu gewinnen. Das Land möchte offenbar den Westen daran hindern, diese Rohstoffe selbst zu gewinnen und zu produzieren. Rohstoff.net:
“Das am Donnerstag bekanntgewordene Verbot zum Export einer Reihe von Technologien zum Abbau und der Weiterverarbeitung Seltener Erden hat für ein großes mediales Echo gesorgt. Zwar sind davon nicht die Ausfuhren der Rohstoffe oder aus ihnen gefertigte Komponenten bedroht, den Bestrebungen zum Aufbau eigener Wertschöpfungsketten in westlichen Ländern könnte damit allerdings ein Dämpfer verpasst worden sein. China hat das eigene Know-how hierfür seit Jahrzehnten immer wieder verfeinert und kann auf eine stetig wachsende Zahl von Fachkräften zugreifen: 39 Universitäten im Reich der Mitte verleihen laut einer Studie der US-Regierung (PDF) Abschlüsse im Bereich der Mineralienverarbeitung und Metallurgie.”
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Elektroantrieb, Wasserstoff und E-Fuels. Bei kaum einem Thema wird so erbittert gestritten wie hier. En-Former, der Energieblog von RWE, hat einen Artikel darüber.
“Von der elektrischen Energie, die irgendwo ins Netz eingespeist wird, kommen – nach Übertragung und mehreren Umspann- und Umrichtprozessen – rund 85 Prozent im Fahrzeug-Akku an. Davon können die Elektromotoren wiederum circa 85 Prozent in Bewegungsenergie umsetzen. Das ergibt einen Gesamtwirkungsgrad von 73 Prozent. Im Winter reduziert sich die Reichweite, weil nicht nur die Fahrgastzelle, sondern auch der Akku selbst beheizt werden muss, auf rund 55 Prozent.
Doch selbst das ist noch ein hoher Wert verglichen mit den Alternativen: Mit aktuell verfügbaren Technologien enthält nachhaltiger Wasserstoff circa 70 Prozent des für die Elektrolyse verbrauchten Stroms. Während Speicherung und Transport entstehen weitere Energieverluste, sodass im Durchschnitt nur etwa die Hälfte der aufgewendeten Energie im Tank des H2-Autos ankommt. Nach Rückverstromung per Brennstoffzelle schafft es nur noch ein Viertel des ursprünglich erzeugten Stroms bis zum Elektromotor. Dessen Wirkungsgrad eingerechnet werden also etwa 22 Prozent der gewonnenen Energie in Vortrieb umsetzt. Immerhin: Die Brennstoffzelle gibt genug Wärme für Fahrgäste und Akku ab.”
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Rewetting German marshes to blunt climate change impact
Amid the fields of northern Germany a vast expanse of bulrushes has been planted to form one of Europe’s largest reclaimed marshes.
Just four years ago, the 10-hectare (25-acre) plot close to the town of Malchin was a simple field.
Like 98 percent of Germany’s historic wetlands, the area slowly dried up over centuries as its peat was harvested and the soil cultivated for grain or keeping livestock.
Now, the land has been rewetted and planted with rushes that rise up to two meters (seven feet) high.
With rubber boots that go up to her knees and a GPS navigation device in hand, biologist Meline Brendel wades through the marshes‘ stagnant waters.
„Marshes cover three percent of the Earth’s surface and trap twice as much CO2 as all forests,“ says Brendel.
Left alone, such bogs are massive sinks for carbon locked into the peat and prevented from escaping as gas by the water that covers the ground.
Once dry, however, the earth releases the stored carbon when it comes into contact with oxygen.
„In this region, marshes therefore emit more CO2 than all forms of transport put together,“ says the scientist.
Over a year, one hectare of drained marshland produces as much CO2 as a car traveling 145,000 kilometers (90,000 miles), according to the Greifswald Mire Centre.
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How sea-ice anomalies in the Barents–Kara Sea are modulated by the ‚warm Arctic–cold Eurasia‘ pattern
„Warm Arctic—cold Eurasia“ is one of the most significant patterns of winter climate system changes in the mid-high latitudes of the Northern Hemisphere. In winter 2020/21, this large-scale pattern underwent a significant and intense subseasonal reversal between the early and late winter. At the same time, the sea-ice anomalies in the Barents–Kara Sea changed from being significantly negative in early winter to positive in late winter. For the slow-varying process of winter sea ice, the rapid freezing or melting of sea ice in winter is worthy of attention.
New findings from the team of Professor Zhicong Yin at Nanjing University of Information Science and Technology reveal the close relationship between, and key mechanism of, the subseasonal variation of Barents–Kara sea-ice anomalies in winter and the „warm Arctic–cold Eurasia“ pattern.
Furthermore, a more comprehensive schematic of the subseasonal reversal of the air–ice system in the Arctic–Eurasia region was depicted, which together contribute to a better understanding and predictability of extreme climate at mid-low latitudes.
WACE [the „warm Arctic–cold Eurasia“ pattern] is a phenomenon whereby the large-scale temperature gradient weakens, which can lead to an adjustment of atmospheric baroclinicity. Driven by such remarkable high-latitude atmospheric pattern reversals, an associated subseasonal transition of the sea-ice anomaly also occurs in the BKS [Barents–Kara Sea].
Under a warm Arctic and enhanced Ural high, abnormal downward turbulent heat flux and increased downward infrared radiation in the BKS are conducive to sea ice melting. The surface southerly wind drives the sea ice to drift from the thin to perennial ice area and further enlarges the open ocean surface.
The opposite mechanism occurs in the opposite phase of WACE, causing positive BKS sea-ice anomalies. When WACE reverses on the subseasonal scale, the above mechanisms occur in early and late winter, respectively, resulting in a significant subseasonal transition of BKS sea-ice anomalies.
More importantly, in the last decade, with a more frequent reversal of WACE, the subseasonal transition between early winter and late winter in BKS sea ice has enhanced. WACE and the BKS sea ice show consistent trend changes and correspond to the intensity of subseasonal variation. In the context of global warming, the trend changes of „Arctic warming–Eurasian cooling“ and Arctic sea ice are still uncertain, whose prediction faces huge challenges.
Whether subseasonal variation in BKS sea ice will continue to be as strong as that shown in the last decade under different warming scenarios in the future is worthy of further investigation, thus revealing the role of global warming in extreme events.
The paper is published in the journal Atmospheric and Oceanic Science Letters.
Paper: Yijia Zhang et al, Subseasonal transition of Barents–Kara sea-ice anomalies in winter related to the reversed warm Arctic–cold Eurasia pattern, Atmospheric and Oceanic Science Letters (2023). DOI: 10.1016/j.aosl.2023.100392. www.sciencedirect.com/science/ … ii/S1674283423000788