Johan Mörnstam, CEO von E.ON Schweden erklärt in einem Interview, was sein Land anders macht als z. B. Deutschland. Er räumt zudem auf mit den halbgaren Aussagen in Deutschland zum Thema Wärmepumpe. Schweden setzt in seinen Ballungsräumen schon lange auf Fernwärme, während bei uns so getan wird, als gäbe es dort nur Wärmepumpen.
Was kann Europa von Schweden lernen?
Im europäischen Vergleich will Schweden zukünftig stärker auf Kernenergie setzen. Was bedeutet das konkret?
Die Kernkraftwerksbetreiber haben zwar einige Anlagen geschlossen, die schwedische Regierung steht dem Bau neuer Werke aber positiv gegenüber. Teile der Gesetzgebung werden jetzt verändert, um den Bau zu erleichtern. Das haben sowohl die frühere als auch die aktuelle Regierung befürwortet. Beispielsweise war bisher die Anzahl der Reaktoren und der Standorte begrenzt. Kernenergie mag eine Option der Stromerzeugung sein, aber die Regierung hat nur begrenzte Möglichkeiten, bestimmte Produktionstechnologien zu subventionieren. Die Kosten müssen die Betreiber selbst tragen.
Bringen solche Pläne die Stimmung in der Bevölkerung nicht ins Wanken?
Die öffentliche Meinung darüber, ob Kernenergie gut oder schlecht sei, hat sich gewandelt. Fast alle Parteien im Parlament sind jetzt für neue Kernenergie. Auch die Windenergie wird immer noch stark befürwortet, allerdings mit abnehmender Tendenz. Die Nachfrage nach Elektrizität wird in naher Zukunft drastisch steigen, wenn wir die Energiequellen von Öl und Gas auf Elektrizität umstellen. Wir werden alle verfügbaren Quellen der fossilfreien Energieerzeugung benötigen, Wasserkraft, Windkraft, Sonnenenergie, Wärme und Energie aus Biokraftstoffen und rückgewonnener Energie und vielleicht sogar mehr Kernenergie, um einen zu 100 % dekarbonisierten Energiemix aufrechtzuerhalten.
In Deutschland wird derzeit heftig über Fernwärme debattiert, vor allem wegen der teuren Umsetzung. In Schweden hat inzwischen jeder vierte Haushalt eine Wärmepumpe. Wie hat Schweden das geschafft?
Man muss wissen, dass die Fernwärme in Schweden bereits seit den 1950er Jahren eine sehr wichtige Wärmequelle ist. In vielen Städten, wie z.B. Malmö, werden über 90% der Haushalte mit Fernwärme beheizt. Im Vergleich zu Deutschland ist die Fernwärme hier also bereits gut etabliert. Zu Beginn war Kohle der Hauptbrennstoff, dann Öl, aber jetzt dominieren Biomasse und Müllverbrennung. Tatsächlich hat die Fernwärme einen großen Anteil an der Verringerung der Emissionen in Schweden. Außerdem hilft uns die Fernwärme auch bei der Energiewende, weil sie keinen zusätzlichen Strom verbraucht. Statt für die Heizung können wir Strom also für die Elektrifizierung von Industrieprozessen und des Verkehrssektors verwenden.
Wer die Fernwärme kritisiert, unterschätzt ihre große Rolle. Wenn es sie in Schweden nicht gäbe, könnten wir den Strom nicht für den Verkehr und die Industrie nutzen. Fernwärme ist eine Voraussetzung für die Elektrifizierung Schwedens.
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Noch ein Interview und auch das ist spannend. Bruno Berger vom Fraunhofer Institut mag Kernenergie nicht. Das bringt er gegenüber n-tv auch klar zum Ausdruck. Allerdings vermisst man bei seinen Aussagen so einiges. Das wäre zum Beispiel, dass Deutschland sehr wohl Strom aus Kernenergie importiert. In erster Linie aus Frankreich und aus Schweden. Kein Wort dazu, dass Deutschland bei Strom im Überfluss zu geringen Preisen und sogar zu Minuspreise Strom ins Ausland bringt. Im Gegenzug wird Strom bei Knappheit dann deutlich teurer eingekauft. Eigentlich dürfte Berger die Salden kennen, aber er mutet den Lesern das dann besser nicht zu, denn es ist ein schlechtes Geschäft. Berger spricht auch von Windstrom-Importen aus Dänemark. Dabei sollte er wissen, dass Dänemark in erster Linie durchleitet und zwar Strom aus Wasserkraft aus Schweden und Norwegen und Kernenergie aus Schweden. Die vier großen Exportnationen in Sachen Strom in Europa waren dieses Jahr Norwegen, Schweden, Frankreich und Spanien, nicht aber Dänemark.
ntv.de: Wir haben unsere AKW abgestellt und sind zum „Strombettler“ geworden – diese Behauptung findet man häufiger. Sie machen sich jedes Mal die Mühe und erklären, warum dem nicht so ist. Was verstehen die Leute denn falsch?
Bruno Burger: Es gibt keine Strombettler. Wir haben einen europäischen Strommarkt, auf dem Strom verschiedener Länder und Quellen angeboten wird. Länder mit günstigen Stromquellen kommen zum Zug, teure nicht. Die erneuerbaren Energien sind immer die günstigsten, aber davon haben wir bislang nicht genug. Wenn unsere Erneuerbaren also nicht ausreichen, kaufen wir Strom von unseren Nachbarländern dazu. Das ist günstiger, als fossilen Strom selbst zu erzeugen.
War es denn trotzdem richtig, unsere AKW abzuschalten?
Wir hatten bis 15. April noch drei Kernkraftwerke am Netz, die mit verminderter Leistung gelaufen sind und nur noch zwei oder drei Prozent zur Stromerzeugung beigetragen haben. Ich empfinde diese Diskussion als müßig. Wir haben den ersten Kernenergieausstieg 2000 beschlossen. Dann gab es 2010 kurzzeitig die Laufzeitverlängerung, die ein Jahr später nach dem Unfall in Fukushima wieder zurückgenommen wurde. Wir müssen dieses Kapitel schließen. Die deutschen Kernkraftwerke sind aus. Jetzt sollten wir den Blick nach vorn richten und überlegen: Wie bauen wir die Erneuerbaren aus?
Aber man hört wieder und wieder: In einer Situation, in der unsere Energieversorgung unter Druck steht, hätte man die AKW nicht abschalten dürfen. Mit ihnen hätte man CO2-Emissionen eingespart. Hätte der Weiterbetrieb einen Unterschied gemacht?
Die Frage ist, ob der importierte Strom mehr CO2-Emissionen verursacht hätte als die Kernenergie – das möchte ich bezweifeln. Wenn die Strompreise so niedrig sind, dass es sich in Deutschland nicht rentiert, fossilen Strom zu erzeugen, rentiert es sich auch nicht bei unseren Nachbarländern. Denn die Kosten für CO2-Zertifikate, Gas und Steinkohle sind ähnlich. Der importierte Strom ist also hauptsächlich erneuerbarer Strom aus verschiedenen Quellen: Je nach Monat und Verfügbarkeit, kann das Wasserkraftstrom aus der Schweiz und Österreich sein, Wasserkraftstrom aus Norwegen oder Windstrom aus Dänemark. Insofern denke ich nicht, dass es einen Unterschied macht, ob wir erneuerbaren Strom importieren oder drei Kernkraftwerke weiterlaufen lassen.
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“Biokraftstoff aus Frittenfett”
Eine etwas flappsige Überschrift bei der Tagesschau zum Thema HVO. Das sind Kraftstoffe, die aus Biomaterial gewonnen werden, häufig Reststoffe, daher gibt es die Teller oder Tank Diskussion hier auch nicht. Eigentlich. Muss man erwähnen, dass dieser Kraftstoff in Deutschland verboten ist und nur zu Testzwecken benutzt werden darf?
“Die ökologische Alternative zum Diesel wird ausschließlich aus biologischen Rest- und Abfallstoffen – vor allem pflanzliche Öle und tierische Fette – in einem aufwändigen Umwandlungsprozess hergestellt. Frittenfett wird so zu einem Dieselersatzstoff. Laut Bahn ist er frei von Palmöl und tritt nicht in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelerzeugung. Er fördert demnach auch keine schädlichen Anbaumethoden.
Umstieg auf HVO100 bringt „sofortigen CO2-Effekt“
„Der Umstieg von Diesel auf HVO100 bringt – trotz der Primärenergie, die bei der Herstellung benötigt wird – einen sofortigen CO2-Effekt“, sagte auch Verkehrsexperte Hans-Jürgen Hennig im Gespräch mit rbb|24: „Nicht der Motor ist das Problem, sondern das, was ich einfülle. Damit wird ganz wesentlich entschieden, was hinten bzw. oben rauskommt.“ Auch der ADAC hat den Kraftstoff geprüft – neben dem CO2-Vorteil stößt ein mit HVO100 betanktes Fahrzeug auch weniger andere Schadstoffe aus, so das Ergebnis.”
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University of Bristol (via EurekAlter!):
New research reveals why and when the Sahara Desert was green
A pioneering study has shed new light on North African humid periods that have occurred over the past 800,000 years and explains why the Sahara Desert was periodically green.
The research, published in Nature Communications, showed periodic wet phases in the Sahara were driven by changes in Earth’s orbit around the Sun and were suppressed during the ice ages.
For the first time, climate scientists simulated the historic intervals of ‘greening’ of the Sahara, offering evidence for how the timing and intensity of these humid events were also influenced remotely by the effects of large, distant, high-latitude ice sheets in the Northern Hemisphere.
Lead author Dr Edward Armstrong, a climate scientist at the University of Helsinki and University of Bristol, said: “The cyclic transformation of the Sahara Desert into savannah and woodland ecosystems is one of the most remarkable environmental changes on the planet.
“Our study is one of the first climate modelling studies to simulate the African Humid Periods with comparable magnitude to what the palaeoclimate observations indicate, revealing why and when these events occurred.”
There is widespread evidence that the Sahara was periodically vegetated in the past, with the proliferation of rivers, lakes and water-dependent animals such as hippos, before it became what is now desert. These North African Humid Periods may have been crucial in providing vegetated corridors out of Africa, allowing the dispersal of various species, including early humans, around the world.
The so-called ‘greenings’ are thought to have been driven by changes in Earth’s orbital conditions, specifically Earth’s orbital precession. Precession refers to how Earth wobbles on its axis, which influences seasonality (i.e. the seasonal contrast) over an approximate 21,000-year cycle. These changes in precession determine the amount of energy received by the Earth in different seasons, which in turn controls the strength of the African Monsoon and the spread of vegetation across this vast region.
A major barrier to understanding these events is that the majority of climate models have been unable to simulate the amplitude of these humid periods, so the specific mechanisms driving them have remained uncertain.
This study deployed a recently-developed climate model to simulate the North African Humid periods to greatly advance understanding of their driving mechanisms.
The results confirm the North African Humid Periods occurred every 21,000 years and were determined by changes in Earth’s orbital precession. This caused warmer summers in the Northern Hemisphere, which intensified the strength of the West African Monsoon system and increased Saharan precipitation, resulting in the spread of savannah-type vegetation across the desert.
The findings also show the humid periods did not occur during the ice ages, when there were large glacial ice sheets covering much of the high latitudes. This is because these vast ice sheets cooled the atmosphere and suppressed the tendency for the African monsoon system to expand. This highlights a major teleconnection between these distant regions, which may have restricted the dispersal of species, including humans, out of Africa during the glacial periods of the last 800,000 years.
Co-author Paul Valdes, Professor of Physical Geography at the University of Bristol, said: “We are really excited about the results. Traditionally, climate models have struggled to represent the extent of the ‘greening’ of the Sahara. Our revised model successfully represents past changes and also gives us confidence in their ability to understand future change.”
The research, including climate scientists from the University of Birmingham, is part of a Kone Foundation-funded project at the University of Helsinki, which studies the impacts of climate on past human distributions and evolution of their ecological niche.
Co-author Miikka Tallavaara, Assistant Professor of Hominin Environments at the University of Helsinki, said: “The Sahara region is kind of a gate controlling the dispersal of species between both North and Sub-Saharan Africa, and in and out of the continent.
“The gate was open when Sahara was green and closed when deserts prevailed. This alternation of humid and arid phases had major consequences for the dispersal and evolution of species in Africa. Our ability to model North African Humid periods is a major achievement and means we are now also better able to model human distributions and understand the evolution of our genus in Africa.”
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Martin Schlumpf berichtet am 9. Oktober 2023 im Nebelspalter:
Kernkraftwerke sind viel zuverlässiger als Solaranlagen – Schlumpfs Grafik 85
Grüne und Linke behaupten immer wieder, Kernkraftwerke seien unzuverlässige Stromerzeuger, und diese Unzuverlässigkeit steige mit zunehmendem Alter der Anlagen. Die folgende Analyse mit offiziellen Zahlen des Bundesamtes für Energie (BFE) zeigt, dass dies für die Schweizer Kernkraftwerke in der kritischen Winterzeit in keiner Weise zutrifft – ganz im Gegenteil: Im Vergleich mit der Zuverlässigkeit der Stromproduktion von Solaranlagen liegen die Kernkraftwerke meilenweit voraus.
Was wichtig ist:
– Im Winter kommt fast die Hälfte des inländisch erzeugten Stroms von den Kernkraftwerken.
– Nur in zwei der letzten 33 Jahre hatten die Kernkraftwerke Probleme im Winter, sodass ihr Anteil auf ein Drittel gesunken ist.
– Im letzten Winter, als die Versorgungslage besonders kritisch war, lag die Arbeitsauslastung der Kernkraftwerke bei 99 Prozent. Die Solaranlagen schafften nur zwei Prozent.
Wer sich um die Zuverlässigkeit der Stromerzeugung in der Schweiz Gedanken macht, muss den Winter betrachten. Und dort sind es vor allem die vier Monate November, Dezember, Januar und Februar, in denen wir unseren Stromverbrauch nicht mit der eigenen Erzeugung decken können. Folglich sind alle Statistiken, die sich nur mit Jahreszahlen beschäftigen, nicht geeignet, Aussagen über die Sicherheit unseres Stromsystems zu machen.
Weiterlesen im Nebelspalter. Auch verfügbar auf schlumpf-argumente.ch.