In Kittendorf (Mecklenburg/Vorpommern) will ein Investor sehr hohe Investitionen in einen Solarpark stecken. Nicht allen Bürgern passt das nicht. Ein 10 Minuten Video in der ZDF-Mediathek zeigt den Fall. Die hohen Pachten für Flächen machen Pächtern von Flächen schwer zu schaffen. Sie haben gegen die Solar-Investoren keine Chance. Die Pachtpreise liegen beim dem 15fachen dessen, was für die landwirtschaftliche Nutzung gezahlt wird. Die üppigen Strom-Subventionen machen es möglich, dass hier die Landwirtschaft Schaden nimmt.
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Was kostet Strom aus den Erneuerbaren Energien wirklich? Outdoor Chiemgau hat es in einem Video nachgerechnet und kommt zu interessanten Zahlen. Die Re-Dispatch-Kosten werden dabei den Erneuerbaren zugerechnet. Ebenfalls zugrechnet werden die Kosten für den Ausbau von Stromtrassen sowie die EE-Förderungen. Am Ende kommen 36,7 Cent pro kWh heraus. Alle weiteren Gebühren und Steuern kommen noch oben drauf. Keine guten Aussichten und vor allem ist das weit entfernt von zahlreichen Versprechen.
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Der Spiegel zitiert die Wirtschaftsexpertin Veronika Grimm, die über die hohen Energiepreise in Deutschland klagt.
“Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm beklagt die nach ihrer Darstellung hohen Energiepreise in Deutschland. »Wirtschaftliches Wachstum gibt es erst wieder, wenn von den Investoren künftig gute Standortbedingungen erwartet werden«, sagt sie der »Bild«-Zeitung einem Vorabbericht zufolge. »Die Energiepreise sind dafür weiterhin zu hoch. Es gilt, so schnell wie möglich Erzeugungs- und Netzkapazitäten auszubauen, damit die Strompreise für alle wieder sinken.«
Grimms Kollege von der Universität Düsseldorf, Jens Südekum, spricht sich ebenfalls für einen Industriestrompreis aus und fordert eine Erweiterung des Empfängerkreises. Der Strompreis sei für Investitionsentscheidungen zentral, sagte er in einem Interview mit der »Wirtschaftswoche«. Wenn sich die Unternehmen darauf verlassen könnten, dass der Strompreis nicht über sechs Cent gehe, dann würden sie ihre Investition auch in Deutschland tätigen. »Und dabei geht es nicht darum, dass nur BASF & Co. Geld bekommen.« Es gebe zahlreiche Industriezweige, die noch mit fossilen Energien operierten, die sich aber elektrifizieren wollten und müssten.”
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En-Former, der Energieblog von RWE, traut Ostdeutschland eine wichtige Rolle beim Hochlauf der Wasserstoffproduktion zu. Eine Rolle sollen dabei ehemalige Braunskohleabbauflächen spielen aber auch Gasleistungen und Kavernenspeicher könnten wichtig werden.
“Mit 33.000 Hektar ist die Bergbaufolgefläche in der Lausitz etwa 1,5-mal so groß wie das Rheinische Revier. Auch dort werden bereits Flächen zur erneuerbaren Energiegewinnung genutzt. Mitte 2023 beginnt RWE in Kooperation mit dem Forschungszentrum Jülich auf Rekultivierungsflächen des Tagebaus Garzweiler mit dem Bau einer Demonstrationsanlage zur Kombination von nachhaltiger Stromerzeugung und Landwirtschaft. Dies könnte eine Art der Folgenutzung nach dem für 2030 geplanten Ende des Braunkohleabbaus werden. In erster Linie werden mit dem Ökostrom aus dem Rheinischen Revier allerdings wohl die benachbarten Ballungszentren Köln, Düsseldorf und Ruhrgebiet mit Strom versorgt werden. Im dünner besiedelten Ostdeutschland könnte ein größerer Anteil des Ertrags zur Wasserstoffproduktion genutzt werden.”
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Warum brennen die Wälder in Kanada dieses Jahr so häufig? Der Mensch trägt eine Mitschuld laut Tagesschau:
“Alexander Held, Forstwissenschaftler und Brandexperte am European Forest Institute, sieht in den aktuellen Bränden eine „neue Qualität“. Zwar sei die Zahl der Brände nicht nennenswert gestiegen, aber diese seien öfter jenseits der Kontrollschwelle. „Das bedeutet, dass es vom Boden bis in die Baumkronen brennt. Diese Feuer entwickeln so viel Energie, dass das Löschen im Prinzip unmöglich wird, weil man wegen der enormen Hitze gar nicht nah genug rankommt. Und das, was man an Wasser zum Beispiel mit Löschflugzeugen dahin bringen kann, hat dann kaum einen Effekt.“
Waldbrände gibt es jedes Jahr in Kanada, sie gehören zum Ökosystem dazu – aber warum geraten sie aktuell so außer Kontrolle? Für Held gibt es einen „gefährlichen Cocktail an Ursachen“. Ein großes Problem sei eine verfehlte Forstwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten. „Wir haben dem Feuer den Tisch gedeckt. Durch große Monokulturen, kaum Durchmischung in den Wäldern und zu wenig Prävention hat sich ein enormes Potenzial für solche Großbrände angehäuft.“”
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Eigentlich müssten aktuell zahlreiche Gaskraftwerke schon im Bau sein, wenn der Kohleausstieg auf 2030 vorgezogen werden soll. Die Liste bei Wikipedia ist aber sehr ernüchternd.
(Abbildung: Screenshot Wikipedia)
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Klimaarchive unter dem Vergrößerungsglas
Klimaarchive liefern Einblicke in vergangene Klimaveränderungen. Für Menschen und Ökosysteme ist die Variabilität in Zeiträumen von Wochen bis Jahren – das Wetter –entscheidend. Mit einer am MARUM entwickelten Methode wurden die Aspekte zusammengeführt. Nature hat die Ergebnisse veröffentlicht.
In marinen Sedimenten sammeln sich fossile Überreste von Algen an, mittels derer vergangene Zustände des Ozeans rekonstruiert werden können. Von großer Bedeutung sind dabei molekulare Fossilien, so genannte Lipid-Biomarker: Zellbausteine von Algen, die einst den Ozean bevölkerten. Sterben diese Algen, sinken sie zum Ozeanboden und bewahren in ihren Lipiden Informationen über die durchlebten Bedingungen. Die Analyse solcher Klimaarchive hat seit Jahrzehnten fundamentale Informationen zum Verständnis vergangener Klimaveränderungen geliefert.
Werkzeug für verborgene Details
In ausgewählten Lokationen, zum Beispiel dem Cariacobecken vor der Küste Venezuelas, entstehen ganz besondere, laminierte Archive. „Das Besondere am Cariacobecken ist, dass die Ablagerungen seit tausenden Jahren schön ordentlich nach Jahreszeiten sortiert sind, jeweils eine dünne Lage für den Sommer und eine für den Winter. Es liegt dort also ein Archiv vor, mit ganz grundlegenden Informationen über vergangene, kurzfristige Klimaschwankungen in den Tropen, das aber bisher nicht gelesen werden konnte“, sagt Erstautor Dr. Lars Wörmer vom MARUM. Er und seine Kolleg:innen vergleichen das mit dem Kleingedruckten, für dessen Lektüre spezielle Lesehilfen notwendig sind. Solche eine Lesehilfe ist ein Laser, der gekoppelt mit einem Massenspektrometer die Verteilung von Lipid-Biomarkern in jeder dieser Millimeter breiten Lagen ermöglicht.
Prof. Kai-Uwe Hinrichs, in dessen Arbeitsgruppe die Methode entwickelt wurde, bezeichnet sie als „Werkzeug, um bisher verborgene Details in Klimaarchiven zu entschlüsseln“. In einem vom Europäischen Forschungsrat ERC geförderten Projekt haben Hinrichs und seine Kolleg:innen ein molekulares, bildgebendes Verfahren entwickelt, um Klima- und Umweltprozesse der jüngeren Erdgeschichte zeitlich hoch aufgelöst – das heißt nahezu in Monatsschritten – abzubilden. Mit anderen Analysemethoden werden verlässlich Intervalle von hunderten oder tausenden Jahren abgebildet – bei einer Erdgeschichte von über vier Milliarden Jahren gilt das bereits als sehr detailreich.
Globale Veränderungen wirken sich auf lokale Temperaturen aus
Im nun untersuchten Zeitintervall liegt die letzte erdgeschichtliche Periode mit drastischer – und nicht menschengemachter – Erwärmung. „Das ist die Parallele zu heute“, betont Lars Wörmer. „Die Erwärmung vor 11.700 Jahren hat die Menschheit ins Holozän gebracht, unserem aktuellen Zeitalter. Jede weitere Erwärmung bringt uns vom Holozän ins so genannte Anthropozän, das von einer durch den Menschen versursachten Klimaerwärmung und Umweltveränderung geprägt ist.“ Das Team um Kai-Uwe Hinrichs und Lars Wörmer konnte nun zeigen, dass sich während dieses Intervalls der Unterschied zwischen Sommer- und Wintertemperaturen im tropischen Ozean verdoppelt hat. Somit ist belegt, wie sich globale Klimaveränderungen auf lokale, saisonale Temperaturschwankungen auswirken.
Bereits im September ist eine MARUM-Studie in Nature Geosciences erschienen, die ebenfalls auf der neu etablierten Methode basiert. Hier wurden Daten erstellt, die die Meeresoberflächentemperatur mit einer Auflösung von einem bis vier Jahren zeigen. Dafür hat Erstautor Dr. Igor Obreht mit seinen Kolleg:innen einen Sedimentkern aus dem östlichen Mittelmeer untersucht, in dem die Temperatur aus dem letzten Interglazial (vor etwa 129.000 bis 116.000 Jahren) aufgezeichnet ist. Die Studie von Obreht und seinen Kolleg:innen nimmt also eine Zeit in den Fokus, die als letzte wärmer war als die heutige war.
Szenarien für eine solch wärmere Welt werden am MARUM innerhalb des hier angesiedelten Exzellenzclusters „Ozeanboden – unerforschte Schnittstelle der Erde“ entwickelt. Das im Rahmen des oben genannten ERC-Projekts etablierte GeoBiomolecular Imaging Lab gehört inzwischen zur Infrastruktur für die Erforschung der Kernthemen im Exzellenzcluster.Originalveröffentlichung:
Lars Wörmer, Jenny Wendt, Brenna Boehman, Gerald Haug, Kai-Uwe Hinrichs: Deglacial increase of seasonal temperature variability in the tropical ocean. Nature 2022. DOI: 10.1038/s41586-022-05350-4
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Richard Washington auf The Conversation:
African plumes bring heat of the Sahara to UK – but climate change could make them less frequent
It’s not often that the UK feels as hot as the central Sahara, but there were certainly a few days in the summer of 2022 when that was the case. Such heat waves can occur when the Sahara arrives on our doorstep on the back of unusual winds. How do these events work and what can we expect from them in the future?
Heat waves are made in several ways, starting with intense sunshine. But as the early weeks of the summer of 2023 in the UK have shown, you can have noticeably cool air and bright, near-peak summer sunshine at the same time.
What really raises the temperature is the importing of heat from somewhere else. That process is often very efficiently carried out by the wind and that somewhere is the Sahara, when a southerly wind blows for long enough. We have come to call these events African plumes, or sometimes Iberian plumes as you may have heard them described in recent weather forecasts. They only visit the UK a few times a year.
Where plumes come from
African plumes are characterised by a hazy atmosphere laden with dust from the Sahara – the biggest source of that material anywhere on the planet come the summer months in the northern hemisphere.
Very large particles of dust are raised from the desert surface by gusts blowing over hundreds of kilometres, produced by the outflow of energy from thunderstorms. The big bonus following the arrival of this air in the UK is very colourful sunsets, as the setting rays are scattered by the dust, leaving only the red colours of the more elusive longer wavelengths of light for us to see.
While the process of importing heat from afar might sound exotic, it isn’t really. That is exactly what the weather is geared to do. Every day the Earth’s atmosphere has to respond to a never-ending problem of being inundated by an unfathomable amount of energy from the sun and to make things interesting, that energy is unevenly distributed so that some regions, such as the tropics and subtropics receive lots and other regions, notably the high latitudes and polar regions, very little.
Outside the tropics, the number one method for sorting out that discrepancy in energy is to move heat in the winds. In the northern hemisphere, winds from the south are warm and those from the north cool. A constant supply of cool northerly wind has been a key reason why decent June sunshine hasn’t raised temperatures just yet this summer. By crossing latitudes, cool winds going south and warm winds going north help to even up the problem of uneven heating from the sun.
At the latitudes of the UK, weather systems transport more than 3 petawatts of heat polewards. That is about 300 times the installed electricity generation capacity worldwide. If the climate system is so good at carrying out this heat transport, what is it that makes the African plume events infrequent?
First, to line up a wind which blows all the way from the Sahara to the UK takes a special configuration of pressure systems. No one low or high pressure system is quite big enough to do this on its own. And second, that configuration has to stay in place for at least three days because the wind has to travel the better part of 3,000 km.
Assuming those things are to hand, the UK can experience Sahara-like conditions. Of course, the temperature of the wind will be modified as it makes its journey, in this case, cooling slightly the further it gets from the furnace of the Sahara. But that cooling process is much less efficient than you might think. Air retains the conditions at its origin quite stubbornly, and crossing the hot Iberian Peninsula as African plumes have often done in the past – a part of the world which is warming steeply as a result of climate change – doesn’t help.
What the future has in store
Will warming in the UK in future decades result in more African plumes? Well, here’s the surprise. Meticulous work by the Met Office which involved slicing up British weather into 30 different types showed that three out of four of the patterns which can generate southerly winds from the overheated Sahara are actually projected to become less frequent in future, and only one (a southerly wind driven by a high pressure system over Scandinavia) is expected to increase.
Likewise, the persistence or longevity of those weather patterns (and remember, to get the Saharan heat to the UK requires it persisting for three days or more) decreases for three out of four patterns, again only increasing in the case of the Scandinavian high. Meanwhile, there are also weather patterns which can transport heat from central Europe to the UK. And the Met Office work shows that these patterns are set to increase in frequency in the future – and also extend into the autumn months.
Dry soils over Europe reinforce the heat-making pressure pattern. Sunshine warms a dry surface much more readily than a wet one. So Europe is a source of intense heat for Britain too, with temperatures not far off those of the Sahara.
This plume of heat forecast for early June is a good example. We might lose those striking sunsets made of Saharan dust, but the heat is here to stay.