Der Boden und die Luft

Vergleiche sind ja immer feine Sache. Man sieht direkt, worin sich zwei Dinge unterscheiden. Wenn man Temperaturen verschiedener Orte oder Zeiten vergleichen will, dann ist das allerdings nur dann sinnvoll, wenn der Ausgangspunkt identisch ist. Aus diesem Grund wurde für Lufttemperaturen eine Definition gefunden, dass diese in 2 Meter Höhe und unter anderen bestimmten Bedingungen gemessen werden muss. Nur so lassen sich Vergleiche anstellen. Bei Twitter wird gerade “Bodentemperaturen” nach oben gespült.  

Was war geschehen? Einige Medien wie der Spiegel berichten von Temperaturen von 48 Grad, die für Teile von Südeuropa erwartet werden. Ganz verschämt wird darauf verwiesen, dass es sich um Bodentemperaturen handelt, die Lufttemperatur geringer sein könnte. Das ist Äpfel mit Birnen vergleichen. Der Spiegel ist voll auf die Bodentemperaturen angesprungen. 

“Den Menschen in Südeuropa steht ein heißes Wochenende bevor. Vielerorts steigen die Temperaturen auf über 40 Grad. Der europäischen Raumfahrtbehörde Esa zufolge könnten am Wochenende sogar die höchsten Temperaturen erreicht werden, die jemals in Europagemessen wurden. Die Esa geht von bis zu 48 Grad Bodentemperatur auf Sizilien aus. Dafür wird direkt über der Erdoberfläche gemessen – die gängige Lufttemperatur kann zur gleichen Zeit deutlich niedriger liegen. Bislang liegt der Europarekord demnach bei 48,8 Grad, die im August 2021 in Floridia in der Region Sizilien erreicht wurden.“ 

Zweifelsfrei ist des in Floridia auf Sizilien gerade sehr heiß. Es werden dort 40 Grad Lufttemperatur erwartet, erst in der nächsten Woche gehen die Temperaturen dort auf Werte um die 35 Grad zurück. 40 Grad klickt aber nicht so gut wie 48 oder gar 60 Grad, die in einigen Prognosen genannt werden. Wie gesagt, Bodentemperaturen und nicht Lufttemperaturen! Folgt man der Logik, dann werden demnächst die Temperaturen auf Asphalt in Deutschland gemessen und prognostiziert, aber selbst heller Sand kann extrem warm werden. Es gibt Strände in Deutschland, die den Besuchern empfehlen, Schuhe anzuziehen bei starker Sonneneinstrahlung. Man kann sich ansonsten sehr schnell die Füße verbrennen. Das war übrigens schon der Fall bevor auch nur irgendjemand an Klimawandel dachte. 

Unbedarfte Politiker wie z. B. die Grüne Ricarda Lang können bei der Sache schon mal den Überblick verlieren. Es war irgendwie klar, dass die 48 Grad benutzt werden. 
Dass Lang ausgerechnet vom “Ignorieren der Realität” schreibt ist schon extrem peinlich, denn in Deutschland wurden am 14.07.2023 Temperaturen über dem Straßenasphalt von fast 50 Grad erreicht. Verbrannt ist dennoch niemand und es waren eben keine Lufttemperaturen. 

(Abbildung: Screenshot Twitter)  

Jörg Kachelmann schrieb einen Kommentar bei Twitter zu dem Thema. 

(Abbildung: Screenshot Twitter) 

Auch der Gesundheitsminister Lauterbach bekam noch einen Kommentar von ihm. In der Toskana ist es heiß, aber es ist keine spektakuläre Hitzewelle. 

(Abbildung: Screenshot Twitter) 

Der ZDF Heute-Sendung war das Thema am 13.07.2023 einen eigenen Beitrag wert. Wer extrem warmes Wasser erwartet, der muss schon in die Karibik gehen, vor Florida hat das Wasser ungewöhnliche 30 Grad und mehr. Weiter nördlich kocht der Atlantik allerdings nicht, auch wenn das so suggeriert wird. ZDF-Meteorologe Özden Terli verweist darauf, dass die warmen Meere das Wetter der nächsten Zeit massiv beeinflussen werden. Er rechnet mit Extremwetter. Die Frage ist nur wo. Ob er mit der Prognose richtig liegt, werden wir am Ende des Sommers sehen. Immerhin erklärt das ZDF das Phänomen El Nino sehr anschaulich und schiebt es nicht direkt den Menschen zu.  

(Abbildung: Screenshot Ventusky) 

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Auch wer noch nie etwas für die ”Letzte Generation” gespendet hat, kommt in den Genuss mit Mails bombardiert zu werden von den Aktivisten. Das deutsche Recht schreibt ein sogenanntes ”Double-Opt-In” vor bei Newslettern. Man muss einen Newsletter immer noch einmal aktiv bestätigen. In der Regel geht das über einen Link in einer Mail. Das verhindert, dass die eigene Mailanschrift auf irgendwelchen Listen unerwünscht erscheint. Wer es aber schon mit dem deutschen Strafrecht nicht besonders genau nimmt, dem ist deutscher Datenschutz vermutlich auch vollkommen egal. Immerhin, einem 81jährigen hat die Aktion, die Rollfelder in Hamburg und Düsseldorf zu blockieren, überzeugt. Seine Spenden wird die Aktion auch brauchen, weil die Flughäfen Schadenersatzklagen angekündigt haben. 

(Abbildung: Screenshot Newsletter, Letzte Generation) 

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Es erinnert an die Versteigerungen der UMTS-Lizenzen vor einigen Jahren. Damals jubelten einige über die Einnahmen des Staates. Die Kehrseite war allerdings, dass die Unternehmen sich solche Investitionen zurückholen, in dem Fall von den Mobilfunkkunden. Ob es bei der Versteigerung des Rechts Windkraftanlagen zu errichten auch so sein wird? Der Focus jubelt jedenfalls, denn die Erlöse sollen der Senkung der Strompreise dienen. 

„Es ist ein historischer Moment für den Ausbau der Windkraft in Deutschland – und eine gute Nachricht für Stromkunden: Erstmals hat die Bundesnetzagentur vier Flächen für Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee versteigert und dabei einen Erlös in Höhe von 12,6 Milliarden Euro erzielt. Das teilte die Aufsichtsbehörde am Mittwoch in Bonn mit. Immerhin 90 Prozent der eingenommenen Gelder sollen zur Senkung der Stromkostendienen. Jeweils 5 Prozent fließen in den Meeresnaturschutz und die Förderung einer umweltschonenden Fischerei. 

„Die Ergebnisse bestätigen die Attraktivität von Investitionen in Offshore-Windenergie in Deutschland““, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. „Der Wettbewerb um die Offshore-Windenergie ist hoch wie nie.“ Erfolgreiche Bieter waren am Ende die Mineralölkonzerne BP und Total Energies, die sich jeweils zwei Flächen sicherten. Die Inbetriebnahme der Windparks ist für das Jahr 2030 vorgesehen.” 

Interessant ist sicherlich, dass zwei Konzerne aus dem Erdölbereich Lizenzen erhalten haben. 

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Rachel Fritts von der American Geophysical Union beschreibt ein Defizit bei den Klimamodellen:

Carbon sink models need nitrogen, says study

Nitrogen is necessary when predicting how land plants will take up atmospheric carbon. That’s because nitrogen’s future trajectory will diverge from that of other factors of plant growth in the coming decades, according to a new study.

The terrestrial carbon sink sequesters a third of anthropogenic carbon dioxide emissions. To project how carbon sequestration might change in the coming years, scientists need to predict how plant biomass will grow or shrink—a challenging task.

One factor affecting plant growth is carbon dioxide (CO2) itself. CO2 kicks plants into photosynthesis overdrive in an effect called CO2 fertilization, which has resulted in a global „greening“ over the past several decades. But atmospheric carbon is far from the only factor influencing plant growth.

Nitrogen from fertilizers, agriculture, and fossil fuels has an effect too. Still, models of the terrestrial carbon sink, called terrestrial biosphere models, include nitrogen only about half of the time. In a new study published in Geophysical Research Letters, Kou-Giesbrecht and Arora test how including or omitting nitrogen affects model projections.

The researchers compared two terrestrial biosphere models called CLASSIC-CN and CLASSIC-C. The first includes nitrogen, and the latter does not. They tested whether each model could accurately predict historical carbon sinks, and then they extrapolated the models to future scenarios. Specifically, they applied the models to three of the five Shared Socioeconomic Pathways, which represent a range of climatic and societal possibilities that might play out over the remainder of the 21st century.

Looking back in time, both models could accurately predict historical terrestrial carbon sinks. However, the two models diverge when predicting future carbon sequestration.

The carbon-only model overestimated the terrestrial carbon sink. The reason is that it lumps nitrogen’s fertilizing effect in with carbon dioxide. In the future, as carbon dioxide levels outpace atmospheric nitrogen inputs and nitrogen fertilization, the model will also overpredict how much plant growth, and therefore carbon sequestration, might occur.

The difference is particularly stark in the pathway involving the highest increase in atmospheric CO2, with the nitrogen-inclusive model predicting up to 64% less carbon sequestration than the carbon-only model at the end of the century. The authors say that accurate and policy-relevant terrestrial biosphere models must take nitrogen into account.

Paper:  S. Kou‐Giesbrecht et al, Compensatory Effects Between CO 2 , Nitrogen Deposition, and Nitrogen Fertilization in Terrestrial Biosphere Models Without Nitrogen Compromise Projections of the Future Terrestrial Carbon Sink, Geophysical Research Letters (2023). DOI: 10.1029/2022GL102618

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Aalto University:

Land uplift protects the Finnish coast from rising sea levels, but not endlessly

A recent study calculated new projections for mean sea level rise on the Finnish coast by 2100. In the worst-case scenario, the sea level in Helsinki would rise by more than half a meter.

The sea level is rising at an increasing rate due to the melting of glaciers and ice sheets caused by global warming and the thermal expansion of sea water. In Finland, the phenomenon of land uplift protects the coast from rising sea levels, but in the future, the speed of land uplift will not be enough to completely compensate for sea level rise. The coastal flood risk is expected to increase, particularly on the southern coast of Finland, by the end of the century.

The newly published joint study between the Finnish Meteorological Institute and Aalto University has calculated new projections for future mean sea level in Finland by 2100. Sea level rise will increase flood risks on Finland’s southern coast in the coming decades. On the coast of the Bothnian Bay, the rate of land uplift is faster, but there too, the decline in sea level will slow down.

However, the greatest effects of sea level rise will only be felt after 2100. If we do not succeed in mitigating greenhouse gas emissions, sea level may rise by several meters over the following centuries. Such a great increase would have significant impacts in Finland as well. The work is published in the journal Natural Hazards and Earth System Sciences.

Emission trends affect future projections

The new projections are based on extensive international research data and climate model results. In addition to rising sea levels and land uplift, they have taken into account special characteristics of the Baltic Sea region, such as the effect of changes in the wind climate on water exchange between the Baltic Sea and the Atlantic Ocean in the Danish straits.

The projections have been calculated for three different emission scenarios representing different future pathways of how greenhouse gas emissions by humanity may develop. If global emissions could be mitigated quickly, the sea level in Helsinki would rise by about 9 cm by the end of this century. The corresponding figure under the medium emission scenario would be 25 cm and under the high emission scenario 54 cm.

On the coast of the Bothnian Bay, land uplift is stronger, so in Vaasa, for example, according to the most probable scenario, the sea level is not yet expected to rise during this century.

Glaciers and ice sheets may melt faster than expected

There are major uncertainties associated with the projections of sea level rise, especially as regards the melting of the ice sheets of Greenland and Antarctica. The melting of Greenland would only have a minor effect on the sea level in Finland, as the change in the gravity field related to the melting of glaciers and ice sheets overrules the rise in the proximity of where it takes place. The melting of Antarctica, on the other hand, would have a full effect in our region.

The possibility of the glaciers and ice sheets of West Antarctica melting faster than expected cannot be completely ruled out. Therefore, the new sea level rise projections have been calculated comprehensively for different probability distributions so that the possibility of higher sea level rise can also be taken into account in high-risk applications.

Havu Pellikka et al, Probabilistic projections and past trends of sea level rise in Finland, Natural Hazards and Earth System Sciences (2023). DOI: 10.5194/nhess-23-1613-2023

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