Heute etwas zum Wetter im April 2023 in Deutschland und global. Zunächst die deutschen April-Temperaturen seit 1881:
Die dicke Linie bezeichnet einen 30-jährigen Tiefpass (Loess). Der DWD stellte (vorläufig) für April 2023 7,5°C als Mitteltemperatur fest. Sie lag damit 0,3°C unter dem des Jahres 2022. Im Jahr 2021 war es noch kälter mit 6,0 °C. Die letzten kühlen Aprils lassen den Tiefpass leicht nach unten abbiegen, nach der wärmeren Periode 2007 bis 2020. Allerdings schätzt er die letzten Jahre, kann sich also in der Zukunft wieder verändern.
Beim Niederschlag gab es frohe Kunde für die Natur:
Es wurden aktuell ca. 65 mm im Mittel Deutschlands gemessen, das liegt deutlich über den Vorjahren, es regnete so viel wie seit 2008 nicht mehr. Auch April 2022 war bereits mit 56,5 mm gut dabei. Das Defizit seit dem Winter 2021/2022 ist zwar noch nicht ausgeglichen, bewegt sich jedoch wieder in eine normalen Rahmen von -8% in der Summe. Im Allgemeinen sehen wir hier sehr viel Variabilität. In den 10 Jahren ganz zu Beginn der Messungen sahen wir im Mittel 4,4 mm weniger Niederschlag als in den letzten 10 Jahren.
Wie ordnet sich der kühle April in den globalen Kontext ein? Hier die vorläufigen Monatsabweichungen der Temperaturen zum Mittel 1980:
Deutlich wärmer als im Mittel war es im nordwestlichen Afrika (auch die iberische Halbinsel ist davon betroffen) und südöstlich von uns bis nach Asien. Negative Abweichungen im westlichen Nordamerika einschließlich Alaska. Insgesamt ergibt sich global eine Anomalie von +0,45°C, das ist 0,17 °C weniger als im Vormonat. Im Vorjahr war der April global um 5/100 °C kühler, wenn die Angaben diese Genauigkeit zulassen. Insgesamt ein kühler und nasser April in Deutschland, der damit kälter ausfiel als die globale Abweichung vom Mittel im April 2023.
+++
Rupert Pritzl bei der Ludwig Erhard Stiftung:
KLIMASCHUTZPOLITIK: Ideologische Verbotspolitik im Gebäudebereich
Wo bleiben individuelle Freiheit und soziale Ausgewogenheit bei der Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes?
Die klimapolitisch motivierte Verbotspolitik in Deutschland will nun eine weitere Tür zuschlagen. Nach dem deutschen Ausstieg aus der Kernenergie, der Kohleenergie und – angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine – auch aus der Gaswirtschaft sowie dem avisierten Verbot des Verbrennermotors in der Europäischen Union ab 2035 hat die klimapolitisch motivierte Ausstiegspolitik nun auch die deutschen Heizungskeller mit voller Wucht erreicht. Mit der geplanten Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) will die Bundesregierung nach eigenem Bekunden die Wärmewende forcieren, die „nicht nur klimapolitisch, sondern auch geopolitisch und ökonomisch geboten ist.“ Am 28.2.2023 ist ein Referentenentwurf des zuständigen Bundeswirtschafts- und das Bundesbauministeriums zum GEG bekannt geworden, der einige Änderungen vorsieht und gravierende Konsequenzen nach sich zieht.1)
Pflicht zu 65-Prozent-Anteil erneuerbarer Energien
Gemäß dem Entwurf muss ab dem 1.1.2024 jede neu eingebaute Heizungsanlage mit mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden. Dies ist das neue klimapolitische Credo der Bundesregierung, welches sie als Diskussionsentwurf bereits am 14.7.2022 öffentlich lanciert hatte.2) Der 65-Prozent-erneuerbare-Energien-Anteil ist exakt so gewählt, dass er nur durch die folgenden klimapolitisch erwünschten Heizungssysteme erfüllt werden kann. Diese sind: Anschluss an ein Wärmenetz, Wärmepumpe (oder Wärmepumpen-Hybridheizung), Biomasseheizung (z.B. Holzpellets), Gasbrennwertheizung betrieben mit grünem Wasserstoff und eine Stromdirektheizung. Die Bundesregierung verlangt für die Ein- und Zweifamilienhäuser also im Regelfall die Wärmepumpe.
Auf den Ansturm auf die Wärmepumpe hat die Bundesregierung die Wärmepumpenhersteller und die Öffentlichkeit bereits durch die beiden im Jahr 2022 veranstalteten „Wärmepumpengipfel“ vorbereitet und die Hersteller zu einem Produktionshochlauf animiert. Die Neuinstallation einer Wärmepumpe ist technisch bedingt mit erheblichen Umrüstungsmaßnahmen des bisherigen Heizungssystems verbunden (z.B. Austausch der Heizkörper und Einbau einer Fußbodenheizung in allen Räumen), die sich leicht auf bis zu 30.000 bis 40.000 Euro pro Einfamilienhaus belaufen können. Zuletzt sind sowohl die Liefer- und Einbauzeiten als auch die Preise von Wärmepumpen stark gestiegen.
Austauschpflicht für Heizungen und Verbot von Öl- und Gasheizungen
Immobilienbesitzer werden zu einem Austausch ihrer Heizungen verpflichtet. Fossile Bestandsheizungen (insb. Öl- und Gasheizungen) müssen nach spätestens 30 Jahren ausgetauscht werden, auch wenn sie sorgfältig gewartet wurden und noch voll funktionsfähig sind. Minimal länge Fristen gelten für Niedertemperatur- und Brennwertkessel. Der Austausch einer bisher rein fossilen Heizung (z.B. Erdgas) muss zum 1. Januar 2024 durch eine Heizungsanlage erfolgen, die den 65-Prozent-erneuerbare Energien-Anteil erfüllt. Neue Ölheizungen unterliegen gesetzlich ja eh schon einem Einbauverbot ab 2026; und fossile Heizungen werden ab 1. Januar 2045 komplett verboten. Im Falle von Heizungshavarien, bei geplanten Wärmenetzanschlüssen und bei Etagenheizungen gelten bestimmte Ausnahmen bzw. Übergangsfristen. Das Durchschnittsalter von Heizungsanlagen in Deutschland betrug im Jahr 2019 17 Jahre, heutzutage also nun 21 Jahre. Da rund 45 Prozent aller Heizungen in Deutschland älter als 20 Jahre sind, wird mit großer Wahrscheinlichkeit eine riesige Heizungssystemaustauschwelle in den nächsten Jahren auf die Immobilienbesitzer, auf die Handwerksbetriebe und auf die Wohnungswirtschaft zurollen.3)
Die Gasheizung ist nach wie vor die mit großem Abstand beliebteste Heizungsart in Deutschland. Im Jahr 2021 war sie mit einem Marktanteil von 70 Prozent die mit Abstand meistverkaufte Heizungsart bei der Gebäudesanierung.4) Die Tatsache, dass selbst im vergangenen Jahr von den insgesamt 980.000 verkaufen Heizungsanlagen in Deutschland rund 600.000 Gasheizungen waren (gegenüber rund 236.000 Wärmepumpen) zeugt von der großen Beliebtheit dieser Heizungstechnologie, die für ihr vernünftiges Kosten-Nutzen-Verhältnis und aus Gründen der Unabhängigkeit- und Zuverlässigkeit geschätzt wird.5)
Schätzungen der Wohnungswirtschaft zufolge müssen ab 2026 mehr als eine Million Heizungen in Deutschland aufgrund der politisch begrenzten Nutzungszeit ausgetauscht werden. Zusätzlich zu den jedes Jahr durch Neubau und durch die bisher übliche Sanierung eingebauten rund 900.000 Heizungen müsste das Heizungshandwerk also rund 2 Millionen Heizungen pro Jahr installieren. Wie dies tatsächlich umgesetzt und finanziert werden soll, darüber schweigt sich die Bundesregierung im Gesetzentwurf aus. Die verstärkte Nachfrage nach Heizungsaustausch und Sanierung wird die ohnehin schon bestehenden Knappheiten im Bausektor und im Fachhandel weiter verstärken und die Preise steigen lassen.
Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen erforderlich – „EU Gebäudeeffizienz-Richtline“ ante portas
Mit dem Austausch allein der Heizung ist es aber nicht getan: Denn mit einem Heizungstausch sind in den noch nicht oder nicht ausreichend sanierten Gebäuden weitere erhebliche Sanierungsaufwendungen für das Gebäude (insbes. Dacherneuerung, Außenwand- und Kellerdeckendämmung und Fenstertausch) erforderlich, damit die neu eingebaute Heizung mit geringeren Vorlauftemperaturen (meist Wärmepumpe) auch effizient funktionieren kann. Dies betrifft rund 60 Prozent der etwa 21 Millionen Wohngebäude in Deutschland, also rund 12,6 Millionen Wohngebäude, die vor der 1. Wärmeschutzverordnung im Jahr 1978 errichtet wurden. Wohnungsverbände beziffern diesen Sanierungsaufwand daher auf leicht über 100.000 Euro pro Gebäude.
Und es kommt noch schlimmer: Durch die Renovierungsinitiative der EU („Gebäudeeffizienz-Richtlinie“, englisch: „European Performance Building Directive“ (EPBD)) rollt im Hintergrund eine EU-weite und großangelegte weitere Renovierungsverpflichtung auf alle Immobilienbesitzer zu, ihre Gebäude in den nächsten Jahren umfassend energetisch zu sanieren und dabei die „ineffizientesten“ Gebäudeeffizienzklassen zu eliminieren. Der zuständige Fachausschuss des EU-Parlaments hat vor kurzem vorgeschlagen, dass alle Wohngebäude bis 2030 auf die Effizienzklasse E und bis 2033 auf die Effizienzklasse D „hinaufsaniert“ werden müssen. In Deutschland müssten damit fast 45 Prozent aller Wohngebäude in den nächsten 9 Jahren vollständig saniert werden. Die Wohnungswirtschaft warnt eindringlich vor den immensen wirtschaftlichen und sozialen Folgen dieser Renovierungsverpflichtung und vor der de facto Unmöglichkeit der technischen Umsetzung. Sie beziffert die Sanierungskosten auf etwa 180 Milliarden Euro pro Jahr, prognostiziert erhebliche Preis- und Mietsteigerungen und befürchtet dadurch erhebliche sozialen Verwerfungen. Nach Vorstellung der EU soll jedes Land selbst definieren, was es unter „ineffizientesten Gebäudeklassen“ versteht. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte bei den EU-Verhandlungen zur EU-Gebäudeeffizienz-Richtlinie im Oktober 2022 zu Protokoll gegeben, dass die Bundesregierung diese Renovierungsverpflichtung der EU „ambitioniert umsetzen“ werde.
Umfangreiche Regulierungen und detaillierte Kontrollvorschriften
Wo staatliche Vorschriften das Verhalten der Menschen reglementieren sollen, sind umfangreiche und detaillierte Kontrollmaßnahmen gegen unerwünschtes Umgehungs- oder Vermeidungsverhalten nicht weit. So auch hier: Der Gesetzentwurf beinhaltet weitreichende Pflichten zum Einbau von Mess- und Monitoring-Einrichtungen, zur verpflichtenden Information von Mietern, zum hydraulischen Abgleich und weiteren Maßnahmen zur Heizungsoptimierung sowie zur Betriebsprüfung von Wärmepumpen und zur Heizungsprüfung. Ab 1.1.2025 müssen alle Heizungen eine elektronische Messausstattung für die Wärmeproduktion und den Energieverbrauch erhalten. Die Kaminkehrer sollen als Heizungs-Kontrolleure in Dienst genommen werden und somit die 30jährige Höchstnutzungsdauer der Heizungsanlage überwachen sowie Verstöße an die Behörden melden. Verstöße gegen diese Vorgaben werden im GEG als Ordnungswidrigkeit eingestuft und mit einer Geldstrafe bis zu einer Höhe von 50.000 Euro geahndet (§ 108).
Weiterlesen bei der Ludwig Erhard Stiftung
+++
Wir berichteten an dieser Stelle bereits über fragwürdige Höchsttemperaturen in Thailand. Auslöser war ein schlecht recherchierter Beitrag in DLF. Wenige Klicks hätten gezeigt:
Der langjährige Jahresgang der Maximaltemperaturen:
Der April ist der wärmste Monat da, es sind über 35°C regelmäßig. Das sind die April-Max.-Temperaturen seit 1900:
Kein Trend! Daten: CRU TS 4.06 Maximaltemperaturen via KNMI Climate Explorer.
Damit ist zu schlussfolgern, dass die Klimaerwärmung sich in den April-Maximaltemperaturen in Thailand gerade NICHT auswirkt. Die Meldung ist irreführend und alle die sie dankend angenommen haben für viel Rhetorik sind auf Quatsch reingefallen. Mit solchem Irrsinn werden Menschen verängstigt und „Last Generation … vor den Kipppunkten“ (wie die Bewegung sich komplett nennt) stößt, wenn überhaupt, dann vor allem bei Naiven auf Zustimmung. Denn je weniger man weiß, desto mehr hat man Angst, wie diese Studie unlängst feststellte. Daher auch ein wenig Nachsicht: Die sich da ankleben sind verängstigte Mitbürger, die zu wenig wissen.
+++
Leserpost von Paul Schwedtke:
Was nun Deutschland?
Was hätte Ludwig Erhard zu Habecks Wirtschaftspolitik gesagt? Die Ampel entwickelt immer mehr Aspekte dirigistischer Natur, das Vertrauen zur sozialen Marktwirtschaft über Bord werfend. Bekannt waren solche Handlungen aus der DDR. Der Staat soll helfen, hat sich in den Köpfen der Ampel festgesetzt. Statt bei steigenden Preisen das Angebot zu erhöhen, wird das reduziert, die Differenz mit finanziellen Mitteln aus Sondervermögen, Schulden, ausgeglichen. Geht das gut? Die Schweizer Weltwoche ist da ziemlich direkt: „Habeck verschrottet Europas größte Industrienation“.
Da kann man erschrecken. Doch Fakten stützen die Aussage. Statt nach dem Überfall der Russen auf die Ukraine alle verfügbaren Bereiche der Energieversorgung zu mobilisieren, wurden die erst die drei ruhenden Kernkraftwerke nicht aktiviert, zudem die laufenden AKWs abgeschaltet. Bloß nicht nach eignen Gasquellen suchen. Das Angebot der Bohrindustrie, eigene Vorräte über 20 Jahre zu fördern, wurde abgelehnt. Dafür wird LNG-Frackinggas über 20 Jahre aus USA und Katar gekauft. „Wie kann man nur so dumm sein?“ kam aus der Slowakei.
Waren wir wirtschaftlich einst auf Platz 2, sind wir jetzt Mittelfeld auf der schiefen Ebene nach unten. Klar, sind andere besser, fleißiger. China, Japan, Südkorea. Alle drei setzen auf Kernkraft für eine ausreichende Energieversorgung ihres Landes. Südkorea hat nicht nur die Werftindustrie einst von uns übernommen, sondern baut für die halbe Welt, von Saudi-Arabien bis Polen, Kernkraftwerke. Wir lehnen Kernkraft, in der wir mit Kanzler Helmut Schmidt, einst führend waren, als riskant ab. Dummheit hat zu Unfällen in Tschernobyl und Fukushima geführt, nicht Technikversagen. Zwar ist deren Herstellung nicht CO2-frei, aber das sind Windkraftanlagen auch nicht. Den Beton sieht man beim Kernkraftwerk, 2.000 cbm Beton in die Fundamente der Türme der WKA nicht. Und die wird ein Landwirt nie wieder aus der Erde holen.
Das IPCC, die EU, FfFThunberg haben erkannt, dass Kernkraft die Klimabilanz entlastet. Schweden und die Schweiz setzen auf Wasser- und Kernkraft, ihr Strom ist CO2-frei.Wie das mit den 17 aktivierten Kohlekraftwerken aufgeht, bleibt das Geheimnis der Ampel. Kernkraft liefert Strom-Grundlast. Wind und Sonne nur Strom, wenn das Wetter mitspielt. Kann unsere Industrie darauf bauen? Nein, sie geht , wie die Linde AG und VW in die USA, die BASF nach China und Biontec will nach England. Viessmanns Wärmepumpen mit USA-Hilfe nach Polen. Andere werden folgen. Denn mit unseren Strompreisen ist man am Weltmarkt nicht konkurrenzfähig. Hat sich die Politik mal gefragt, wie die hunderte Milliarden € so für den sozialen Bereich aufgebracht werden sollen?
Strom aus Wind, Sonne und aus Wasserstoff (keine Primärenergie) soll es bringen. Woher soll die Menge für die Wärmepumpen kommen? Woher kommen sie für die Elektromobilität? Woher kommt die riesige Menge Strom für den Wasserstoff? Für die Digitalisierung? Bei uns klappt das nicht, sagt das Kleine 1×1. Das merken die, die rechnen können. Nur was tun? Für die Wärmewende hilft die tiefe Energie unter unseren Füßen. Für die Mobilität die alten Pläne für das 1-Ltr. Auto hervorholen. Wir sind doch inzwischen sicher klüger. Nicht das Auspuffergebnis, die gesamte Wertschöpfung, zählt. Für die Elektrolyse zu Wasserstoff gibt es norwegische Wasserkraft oder französische Kernkraft, nach dem Krieg die aus Russland. Und Verbote aufheben, so die für die Abscheidung von Kohlendioxid, für Fracking, für Nutzung von Schiefergas und Öl. CO2 um die Hälfte reduzieren, die andere Hälfte brauchen die Pflanzen und das Phytoplankton der Ozeane. Weiter Wind und Sonne nutzen, aber nicht weiter als Förderung der chinesischen Wirtschaft, von der wir bei PV zu 90 %, bei WKA zu 70 % abhängig sind. Den Bedenkenträger nicht mehr Priorität einräumen. Die Zukunft gehört uns, wenn wir Ideen, Einsatzwille, die besten Ingenieure, Tüftler und Geld einsetzen.