Von Frank Bosse
Sie werden es auch gelesen und gesehen haben: Der CO2-Anstieg von 2023 bis 2024 erreichte einen Rekordwert. Das ist völlig korrekt. In den Meldungen (z. B. hier) ist auch so etwas zu lesen wie
„Das System bricht zusammen“.
Es wird vor allem auf einen „nachlassende Wirkung der Landsenken (u. a. Wälder)“ abgehoben, CO2 aus der Luft zu entnehmen. Was ist Wahrheit und was ist Dichtung, frei nach Goethe?
Die Datengrundlage für all diese Nachrichten ist bei der NOAA zu finden. Dort sind monatlich aufgelöste Messwerte für den CO2-Gehalt der Atmosphäre hinterlegt seit Ende der 50er Jahre.
Gemessen wird am Mauna Loa auf Hawaii.
Auch aufgeführt ist eine solche Graphik:

Man erkennt (in schwarz) eine kontinuierlich ansteigende Linie. Das ist nicht anders zu erwarten, solange der Mensch sehr viel Energie gewinnt durch Kohlenstoffverbrennung. Egal was da verfeuert wird, ob Kohle, Gas, Öl, Holz oder „Energie-Pflanzen“ (verbrämt als „Biobrennstoff“): Verbrennen bedeutet Oxidation, es entsteht neben Wärme auch reichlich CO2 aus dem Kohlenstoff des Energieträgers und dem Sauerstoff der Luft.
Ein erster logischer Schritt zur Reduktion des Anstieges von CO2 (das ist ein Treibhausgas und das wärmt unzweifelhaft durch Physik) wäre also das weitestgehende Vermeiden von Oxidationen.
Leider wählte auch Deutschland diesen Weg nicht, er würde unweigerlich zur Kernkraft führen. Stattdessen wird neben erneuerbaren Energien (keine Verbrennung) weiterhin sehr viel Kohlenstoff umgesetzt, wenn Erneuerbare Energien nicht genug liefert, leider ein Normalzustand.
Soweit zum Anstieg selbst. Die rote Kurve im obigen Diagramm bildet die eigentlichen Messwerte pro Monat ab und die haben einen auffälligen Verlauf über jedes Jahr. Stets bis Mai ist da ein steiler Anstieg, bis zum folgenden September ein fast ebenso steiler Abfall, danach geht es bis zum Jahresende wieder nach oben. Woher kommt das?
Fast alles Land ist auf der Nordhalbkugel der Erde konzentriert. Die Vegetation da außerhalb der Tropen macht einen Zyklus durch: sie ist aktiv in den Monaten ab April, die Wälder wachsen und binden sehr viel CO2. Es ist (neben Licht und Wasser) DER Treibstoff der Photosynthese, diese stellt eine „CO2-Senke“ dar.
Und die soll nun also „Anzeichen eines Kollapses“ zeigen? Dann müsste die abgebaute Menge an CO2 in der obigen Abbildung in 2024 sehr auffällig gering sein. Über die Jahre ab 1960 stellt sich ein Mittelwert für Mai bis September (Wachstumsende der Pflanzen) von rund 5,7 ppm CO2-Abbau ein. Die Abweichungen davon, abgetragen in Vielfache der Standardabweichung (Sigma), sind in diesem Diagramm erfasst:

Man spricht von „ungewöhnlich“, wenn die Abweichung mehr als 2 Sigma beträgt, dazu muss also Zufall zu 95% ausgeschlossen sein. Das tat die „Senkenleistung“ der Vegetation bereits im Jahre 1965 (-2,53 Sigma) und 2000 (-2,05 Sigma), nicht so in 2024 (-1,54 Sigma)!
Mitwirkende Faktoren wurden in den „Das System bricht zusammen!“-Meldungen auch aufgeführt,
z. B. Brände im Amazonas in 2023/24. Die finden nicht Eingang in die oben betrachtete Senkenleistung der Vegetation der extratropischen Nordhalbkugel.
Sie führten u. a. in der Tat zu einem beobachteten Rekord-Anstieg von 3,54 ppm von Dezember 2023 bis Dezember 2024. Diese Brände wurden auch von El Nino befeuert, der bringt Trockenheit in das Gebiet. Es sind viele Faktoren, die da wirken!
Schaut man sich die Abweichungen von dem oben besprochenen linearen schwarzen Trend im ersten Bild an, so erhält man ab 1960 das:

Sie waren in 1983 und 1998 noch höher als 2024 mit seinem Temperaturhub gegenüber 2022, dessen Ursache in der Wissenschaft nach wie vor unklar ist, wir berichteten.
Ist da also wirklich so viel Aufregung angebracht um den CO2-Anstieg von 2023 bis 2024, mit „Systemkollaps“? Die nüchterne Datenauswertung sagt eindeutig „nein“!
Was wäre für 2025 zu erwarten? Die zitierte WMO-Mitarbeiterin verneint die Möglichkeit eines Forecasts:
„Wir können nicht mehr vorhersagen, ob sich die 3,5 ppm Anstieg in diesem Jahr wiederholen.“
Der geneigte Leser hier könnte schlauer sein und den Anstieg von August 2024 zu August 2025 (letzter Datenpunkt der Quelle) zu Rate ziehen: Es sind 2,5 ppm, im Vorjahr waren das schon 3,3 ppm.
Auch der Abbau Mai-August ist wieder 1,1 ppm höher als noch 2024. Wir sehen keinen El Nino mehr, der beeinflusst das Wachstum sehr entscheidend mit. Da ist nichts außergewöhnlich im Verhalten, auch nicht retrospektiv in der Periode bis 2024. Was allerdings real besorgen muss, ist das steigende Wachstum des Treibhausgases insgesamt, damit einhergehend eine Erwärmung. Dem wird man im entscheidenden „Sektor“ Energie nur wirklich etwas messbares entgegensetzen durch reale „Dekarbonisierung“.
Was Deutschland hier leistet, das ist deutlich unter dem Mittelwert der EU. Es wird auch sehr wahrscheinlich hierzulande nicht besser, neue Gaskraftwerke sind objektiv nicht zu vermeiden, wenn die Sicherheit der Energieversorgung gewährleistet werden soll.
Die tiefere Ursache dafür ist nun physikalischer Natur nach einem politischen Entschluss, die Kernkraft abzuschaffen. Es bildete sich danach etwas, was man im Schach eine „Zwangszugfolge“ nennt. Deutschland ist beim CO2-Ausstoß ein „getriebenes Land“, es hat sich mit dem Ausstieg aus nicht Kohlenstoff-oxidierend wirkender Kernkraft und dem einseitigen Fixieren auf „Erneuerbare Energien“ geringer Dichte in eine jämmerliche, rein ideologisch bestimmte Position gebracht.
Das ist die „Wahrheit“ in den Zahlen zu den CO2-Daten, der Rest ist „Dichtung“.