Christian Morgenstern hat dem Lattenzaun einst in einem Gedicht ein Denkmal gesetzt.
Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da –
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum.
Ein Anblick grässlich und gemein.
Drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri- od- Ameriko.
Jede Wette, dass Sie lieber Leser und liebe Leserin das Bild eines Lattenzauns, bei dem allerdings einige Latten fehlen, nicht mehr aus dem Kopf bekommen, wenn Sie den Podcast von Deutschlandfunk Nova hören.
Sind Männer schuld am Klimawandel?
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Etwas spät zur AMOC-Partei kommt T-Online.
Gerade gestern haben wir noch über die Rolle von Medien gesprochen und mit etwas Verspätung kommt eine komplett unkritische Berichterstattung über die persönliche Passion von Stefan Rahmstorf, dem Umkippen der AMOC.
Nun gut, T-Online ist ein Anhängsel des Werbedienstleisters Stroer.
Anders als bei gewöhnlichen Medien, die Nachrichten mit Werbung finanzieren, wird hier Werbung mit Nachrichten garniert. Da bleibt redaktionelle Arbeit auf der Strecke.
Die Atlantische Meridionale Umwälzzirkulation (Amoc) steht einer neuen Studie von Klimawissenschaftlern zufolge näher vor einem Kollaps als bisher befürchtet. Die Folgen wären enorm: Bricht das wichtige Meeresströmungssystem zusammen, drohen in Deutschland eiskalte Winter. Es wäre eine paradoxe Folge der globalen Erwärmung. Während die Welt insgesamt immer heißer wird, fallen die Temperaturen im Norden auf Werte unter dem vorindustriellen Niveau.
Das Strömungssystem Amoc, zu dem auch der Golfstrom zählt, funktioniert wie eine gigantische Umwälzpumpe und gilt als Zentralheizung Europas. Von der Sonne aufgeheiztes Wasser fließt von den Tropen nahe der Meeresoberfläche nach Norden. In der Tiefe pumpt das ozeanische Förderband unterdessen kaltes Wasser in den Süden der Weltkugel.
Wir hatten erst kürzlich einen Artikel über die Modelle, die bei der Studie benutzt wurden:
Derzeit gibt es nur ein einziges Modell mit dem wahrscheinlichsten Szenario für den Klimaantrieb der “realen Welt“ (SSP245), das den Zeitraum nach 2100 bestreicht, der Verlauf ist grün gekennzeichnet. Die „blauen“ Verläufe beschreiben Verläufe des schon „überholten“ Szenarios mit 2,6W/m² Antrieb in 2100, das ist ebenso unwahrscheinlich wie das rote mit zu viel Emissionen. Auffällig ist, dass die AMOC in dem Szenario mit weniger Emissionen (blau) schneller zurück gehen soll bis ins Jahr 2200 als mit mehr (grün).
Im Aufsatz wird das mit Hypothesen begründet über schon „eingeschriebenes Kippen“ aber ein “Kipper” wird überall nur ein Kippen sehen wie ein Hammer in allem einen Nagel. Die viel logischere Erklärung liegt auf der Hand. Die verwendeten Simulationen für „blau“ benutzen Modelle (oben im Bild aufgeführt) mit einer deutlich höheren ECS- Klimaempfindlichkeit (im Mittel 3,95 °C/2*CO2) als das verwendete für „grün“ (2,64). Die Daten hierfür findet man in der Literatur zu “CMIP6” Klimamodellen.
Alles ist also in Wahrheit hochgradig abhängig von dem Parameter „Empfindlichkeit“ der Klimamodelle.
Aktuelle Forschung legt eine „Sensitivity“ um 2,3 °C/ pro Verdopplung des CO2-Gehalts der Atmosphäre als zentralen Wert für die richtige Welt nahe, der Mittelwert der Modelle, deren Simulationen über 2100 hinaus gehen und die verwendet wurden beträgt ganze 4,13 °C/2*CO2 und liegt damit sogar noch sehr deutlich über den Annahmen des IPCC AR6 mit ca. 3 °C/2*CO2.
Ist den „Kippern“ nicht aufgefallen, dass sie eine Modellwelt zur Beschreibung der realen Welt benutzten, die eine stark übertriebene Erwärmung beschreibt?
Es gibt doch mindestens eine Arbeit aus 2020, die Modelle untersucht hat auf ihre Fähigkeit, die Vergangenheit einigermaßen stimmig zu beschreiben und dringend empfahl, sieben der neun von den „Kippern“ verwendeten Modelle aus Zukunftsprojektionen herauszuhalten, sie laufen „zu warm“. Dann freilich hätte der Aufsatz nie geschrieben werden können, da es dann nur 2 Modelle über 2100 hinaus gegeben hätte, die nicht auszuschließen wären. Aber er sollte wohl unbedingt geschrieben werden.
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Eine interessante Arbeit zu den Thesen zum Anstieg des Meeresspiegels.
Die Erkenntnisse der Studie widersprechen Annahmen des IPCC zur Beschleunigung des Anstiegs des Meeresspiegels.
Aus dem übersetzten Abstract:
Im Jahr 2021 veröffentlichte das IPCC neue Meeresspiegelprognosen.
Zum ersten Mal gaben die Prognosen einen Einblick in den erwarteten relativen Anstieg des Meeresspiegels vor Ort.
Ein umsichtiger Planer der Küsteninfrastruktur wird wissen wollen, wie die lokalen Prognosen im Vergleich zu lokalen Beobachtungen zu sehen sind. Dieser Vergleich wurde bis heute nicht angestellt.
Wir haben lokale Prognosen und Beobachtungen bezüglich der Anstiegsrate im Jahr 2020 verglichen. Wir haben zwei Datensätze mit lokalen Meeresspiegelinformationen auf der ganzen Welt verwendet. In beiden Datensätzen haben wir etwa 15 % der verfügbaren Sätze gefunden, die für die Festlegung der Anstiegsrate im Jahr 2020 geeignet sind.
Die geografische Abdeckung der geeigneten Standorte ist schlecht, wobei die meisten geeigneten Standorte auf der nördlichen Hemisphäre stehen. Lateinamerika und Afrika sind stark unterrepräsentiert. Statistische Tests wurden an allen ausgewählten Datensätzen durchgeführt, wobei die Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs als Hypothese genommen wurde.
In beiden Datensätzen zeigen etwa 95 % der geeigneten Standorte keine statistisch signifikante Beschleunigung der Meeresspiegelanstiegsrate. Die Untersuchung legt nahe, dass lokale, nicht-klimatische Phänomene eine plausible Ursache für den beschleunigten Anstieg des Meeresspiegels sind, der an den verbleibenden 5 % der geeigneten Standorte beobachtet wird.
Im Durchschnitt wird die vom IPCC prognostizierte Anstiegsrate im Vergleich zur beobachteten Rate um etwa 2 mm pro Jahr nach oben geneigt.
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