„Die Russen sind da“ oder die Macht von Medien 

Von Frank Bosse

Das war eine wirklich berühmte Szene in einem Werner Beinhart- Comic. Meister Röhrich folgert nach einer selbst verschuldeten Detonation, dass die Russen (wieder) da wären. Waren sie natürlich nicht.  

Man musste daran denken, als sich am 1. September 2025 die Medien überschlugen. Die Tagesshau und viele andere berichteten von einer Aktion, den GPS-Empfang eines Fluges nach Plovdiv (Bulgarien) zu stören, wohl um die prominente Passagierin Ursula v. d. Leyen aufs Korn zu nehmen.
Der Pilot des Flugzeuges musste angeblich 1 Stunde länger in der Luft bleiben als geplant und schließlich nur mithilfe von Papier-Karten landen. Dabei verfügt der Flughafen in Plovdiv über ein Instrumentenlandesystem (ILS), das ist Satelliten-unabhängig. Auch ist eine Landung nur mit GPS gar nicht zulässig in der zivilen Luftfahrt!  

Die Meldungen über die Störung standen jedoch nicht einmal im Konjunktiv. Der wurde nur schamhaft benutzt, als unmittelbar der Zusammenhang „zu den Russen“ hergestellt wurde. Sie kamen also wieder, das war die eigentliche Botschaft. Wie kann eine Störung („Jamming =Blenden“ mit einem Störsignal) in mehreren tausend Metern Flughöhe funktionieren? Zum Empfang der Nutzsignale ist ein Flugzeug nicht etwa nur mit „Smartphone“-Technologie ausgerüstet, sondern benutzt spezielle Designs von Antennen mit „sphärischer“ Empfangs-Charakteristik, sie lauschen nur nach oben auf die Signalquellen und haben ob ihrer Größe einen „Gewinn“, also eine Verstärkung des Nutzsignals. Vom Boden aus sind Störungen daher sehr, sehr unwahrscheinlich. Das sah „Die Zeit“ allerdings anders: „Das GPS in Flugzeugen ist so störanfällig wie das in ihrem Handy“.  

Da hatte sich jemand schlicht nicht mal ansatzweise mit der Materie befasst, aber dicke Headlines in die Welt gesetzt.  

Der Schluss „die Russen sind da“ war wohl zu verlockend. Der Nato-Generalsekretär Rütte sah aus diesem Anlass „alle europäischen Länder an der Ostflanke der NATO“.   

Bemerkenswert ist nun, dass das Portal „Flightradar 24“ bereits am Nachmittag des 1. September 2025 meldete: „KEIN längerer GPS-Fehler, der Flug dauerte auch nur 10 min länger als geplant, der Landeanflug war regulär.“  

Trotzdem wurde die „Russen-Störungs-Legende“ noch tagelang aufrechterhalten, ehe die bulgarische Seite zögerlich den Nicht -Zwischenfall bestätigte, und zwar erst am 5. September. „Die Russen“ dementierten die Behauptung ohne jede Substanz schnell (zutreffend!) als Falschinformation, kurz nachdem sie in die Welt gesetzt wurde. „Natürlich“ ohne jeden Erfolg.
Vier lange Tage hämmerten viele Medien auf die Konsumenten ein, sinngemäß: „Die Russen wollten unsere Präsidentin vom Himmel holen“. Haben Sie, lieber Leser, das Dementi vernommen? Noch nicht? Das ist kein Wunder, es hatte vergleichsweise wenig Reichweite.
Zu „passend“ war das Setting für eine Propaganda-Schlacht gegen „die Russen“.
Eine Ausnahme bildeten hier die “Berliner Zeitung”  und “Nius” , die bereits am 2.9.25 von den realen erheblichen Zweifeln am Wahrheitsgehalt der Geschichte berichteten.  

Sie werden sich nun fragen, was diese „wilde Story“ mit Klima und Energie zu tun hat? Auf den ersten Blick kaum etwas. Auf den zweiten sehr viel. Sie wirft ein Schlaglicht auf die Arbeitsweise vieler Medien.
Wir hatten hier über eine “AMOC”-Arbeit unter PIK-Beteiligung (Stefan Rahmstorf) berichtet und die offenkundlichen Probleme darin. Was meldeten bestimmte Medien ohne! Konjunktiv? 

Strömungssystem AMOC vor dem Kollaps“  

Die Atlantik Strömung wankt, kippt und kollabiert.“ 

 „Lassen wir beim Klimaschutz deutlich nach, kollabiert sie“. (die AMOC) 

Neue Studien prognostizieren erhöhtes Risiko für Kollaps des Golfstroms“ 

Die Reihe der Horrormeldungen ließe sich lange fortsetzen.  

Im Lichte der fraglichen Studie sind sie ausnahmslos genauso ohne Substanz wie „der Anschlag auf Ursula v. d. Leyen“.  

Ähnliches gilt für eine PIK- Studie aus dem Jahre 2024 zu Klimawandelkosten, wir berichteten ausführlich darüber, über den blamablen Ausgang zuletzt hier.  

Auch „Die Welt“ nahm sich der Sache an und Axel Bojanowski dröselte auch die ökonomischen Verflechtungen auf, die überhaupt zum Veröffentlichen des Manuskripts in Wissenschafts-Magazin „Nature“ führten, obwohl alle wissenschaftlichen Begutachter des Manuskripts der Arbeit davon abrieten.  

Was gab es beim Erscheinen für Headlines, die alles aus dem Hause PIK für bare Münze nahmen? 

Der Klimawandel ist ein Treiber der Inflation“   

Heißere Welt, weniger Geld“  

Was kostet uns der Klimawandel?“ 

Offensichtlich wird da oft eine bestimmte Stimmung gemacht. Oder haben sie in den angesprochenen Medien schon etwas zum Ende der „Klima-Kostenstudie“ vernommen? Auch nicht, wie beim „Russen-Anschlag“?  

Was in Teilen der Medien praktiziert wird, ist eher „Frontberichterstattung“! Man könnte es auch Demagogie nennen. Nur funktionieren solch „konzertierte Aktionen“ immer seltener, weil es viel mehr auch unabhängige Quellen gibt. Bei “den Russen“ war es „Flightradar 24“, das sehr frühzeitig den Vorhang aus Unsinn und Kriegs-Propaganda zerschnitt. Bei anderen Themen ist es oft komplexer. Warum ist da so viel falsche Einhelligkeit in den meisten Medien? Axel Bojanowski (“Welt”) wurde dazu im Fall der Klimaberichterstattung im Podcast “sachlich richtig” befragt.

Seine Antwort: 

 “Journalisten gehören einer bestimmten Gruppe an, die meistens links orientiert ist, die eher Großstadt-orientiert ist …das ist ein Milieu, dass sehr stark harmoniert mit dem Aktivismus- Milieu”  

Solche Medien sind daher naturgemäß nicht sehr interessiert am Wahrheitsgehalt einer Meldung, sie suchen vielmehr nach Bestätigungen ihrer eigenen (Vor) Urteile und bringen die dann auch so unter die Leute. Mehr “Haltung” als die Verpflichtung zur möglichst wahrheitsgemäßen und objektiven Berichterstattung zum frühest möglichen Zeitpunkt, um Legenden gar nicht erst wachsen zu lassen.   

Daher der Rat an den Leser: Fallen Sie nicht auf so etwas herein! Es gibt heute viele Möglichkeiten, sich umfassender zu informieren als vor dem „Internet-Zeitalter“ bis vor ca. 30 Jahren. Ein klein wenig bemühen sich auch die “Klimanachrichten” bei Klima und Energie um eine Rolle wie “Flightradar 24” im Falle “der Russen”.  

 Umso wichtiger bleibt die Vorsicht vor allen Versuchen der Zensur. Solange man zu bestimmten Themen wieder eine Art „mediale Gleichschaltung“ konstatieren muss, so lange haben wenige andere Medien eine große Bedeutung und Verantwortung.  

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