Sommer-Wichtigtuer

Von Frank Bosse

Was gab es zu Beginn des Sommers nicht alles für Wetter- und Klimaprophezeiungen? 
 
Schon im Mai 2025 wurde ein Hitzesommer vorhergesagt, wir berichteten

Die Frankfurter Rundschau druckte eine Wetterkolumne noch am 13.7. 25 von Dominick Jung und sprach von „drohender riesiger Hitzeglocke“ für den Restsommer in Mitteleuropa.  
Im Focus machte bereits am 10.6.2025 Jan Schenk eine Vorhersage:

„Vor allem im Juli und August erwartet uns demnach extreme Hitze und Trockenheit in Deutschland.“ 

Ende Juli nun eine ernüchterte Zwischenbilanz des „Spiegel“:  

„Gefühlt ist Herbst“ 

Mit dem Wetter ist es nicht so einfach! Das erklärte Jörg Kachelmann auch den “Bild”-Lesern in dieser Kolumne.
Die ständigen Übertreibungen und Fehleinordnungen seien:

Symbole für das Bildungsproblembei uns.“ 

  

Dabei haben „wilde“ Vorhersagen hierzulande Tradition. Erinnern Sie sich an den Vorjahressommer? Damals bekam der Kriminalbiologe Mark Benecke sehr viel Aufmerksamkeit, als er den „Höllensommer des Jahrtausends“ ausrief. Höllensommer ist eine Wortschöpfung von Benecke, es gibt diese Kategorie nicht in der Meteorologie, aber Benecke ist ja auch kein Meteorologe. 
Das hinderte die Medien allerdings nicht, seine Prognose für bare Münze zu nehmen und auch das Wort Höllensommer zu nutzen.   
Wir berichteten davon und wie es ausging, natürlich ohne „Hölle“. 

Und, was wird daraus gelernt? Der gleiche Mark Benecke dozierte Ende Juni 2025 wieder über Klima und Wetter vor einem Auditorium und zeigte auch solche Karten eines Wettermodells:  

Abbildung: Screenshot Youtube 

Sein Text sinngemäß: Diese Hitze sei das neue “Klima-Normal“.  
Nein: es ist kein Normal, es ist Wetter, das ändert sich!  
Das Modell von „Tropical Tidbits“, welches er auch zuvor verwendete, Ende Juli:  

Auf einmal sind die Temperaturen ganz anders verteilt, Deutschland ist nun zu kühl, Frankreich schon “sehr normal”! Das ist Wetter, genauer gesagt Atmosphärendynamik!  

Seit den ersten Julitagen haben wir in Mitteleuropa eine ausgeprägte Westdrift, die schaufelt immer neue Tiefdruckgebiete vom Atlantik zu uns. Und woran liegt das? Am ausgeprägten Jetstream.  
Das ist das Starkwindband in der Höhe von 8-12 km, das durch den Unterschied der Temperaturen in den Tropen/Subtropen und der Arktis in dieser Höhe angetrieben wird.  
Es wird nicht etwa tendenziell schwächer, wie uns andere Meteorologen wie Karsten Schwanke (wir berichteten) erzählen wollten, weil die Temperaturdifferenz am Boden abnimmt, er wird im Gegenteil stärker.  So sieht der europäische Jet gegenwärtig aus:  

Quelle 

Da liegt der Hase im Pfeffer: Im Sommer 2025 sehen wir einen sehr aktiven Jetstream, das Wetter ist eher unbeständig und feucht.
Es gibt bei solchen Wetterlagen eine „Erhaltungsneigung“ über viele Wochen, der Begriff „Siebenschläfer“ ist nicht ganz falsch: Ende Juni, Anfang Juli werden die Weichen für den Sommer bis etwa Mitte August gestellt. In 2025: Immer wieder „Atlantikbrühe“!  
Das hat zur Folge: Ein Sommer eher unbeständig und kühl und regnerisch, ein sehr warmer Tag kann auch durchaus mal vorkommen, nur halt nicht die “klimatisch erzieherisch herbeigesehnten” Hitzewellen. Per Ende Juli 2025 ist der Sommer gerade noch so in den Top 10 der wärmsten Sommer. Sollte sich das Wetter auch im August so halten, dann könnte auch diese Platzierung wackeln.
Andere Sommer sahen wir schon ohne starke Westdrift, dann wird es eher stabil warm und trockener. WETTER!
Das kann man beim besten Willen nicht vor Ende Juni prognostizieren! Axel Bojanowski schreibt daher richtigerweise in der Welt:  

“Dabei sind Wettervorhersagen für mehr als zehn Tage im Voraus Kokolores.” 

Wer immer es versucht: Er führt das staunende Publikum hinters Licht. Und es klickt so gut. Leider gehören viele Meteorologen, Kriminalbiologen und sonstige Pseudoexperten dazu. Weil es sich ja auch im Klimazusammenhang immer wieder gut macht: Sommerhitze hierzulande ist so ein schönes Symbol! Und falsch.  

Was fällt dem geneigten Leser ein zu Personen, die Jahr für Jahr das falsche Symbol ausrufen für „eine gute Sache“? Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert! Die Diagnose des Universalgelehrten Sascha Lobo ist vermutlich total falsch, wenn er im “Spiegel” feststellt:

“So nimmt der Anteil derer, die die Klimakrise für ein akutes, menschengemachtes Problem haben, hierzulande gerade leicht ab.” 

  Es sind viel eher Übersättigung mit Unsinn und Fehlalarmen denn “finstere fossile Mächte”, die er nur vermutet: 

“Desinformation und Verzögerungstaktiken im Dienste fossiler Geschäftsmodelle” 

  
Die Leute werden vielmehr ständig neu verängstigt und irgendwann funktioniert das nicht mehr, der Bogen ist überspannt, die “Sommerhorror-Bibliothek” versagt. Hoffen wir auf den Sommer 2025, auf dass nun der Krug bricht, der so schön immer wieder zu Wasser ging und schon immer “Kokolores”, Angstmache statt Wissenschaft, war!   

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