Von Frank Bosse
Der März hielt nur sehr wenig Regen für Deutschland bereit. Das kommt vor in unregelmäßigen Abständen, so ist das mit dem Wetter. Nun aber lesen wir in der Süddeutschen Zeitung (stellvertretend für auch andere Medien) so etwas:
„Anhaltende Dürren im Zuge des Klimawandels auch als Frühjahrstrockenheit…“
Andreas Brömser vom DWD wird so zitiert. Weiter unten im Artikel kommt dann der Sprecher der Landwirtschaftskammer in Oldenburg (Niedersachsen) zu Worte:
„Wenn es nicht bald und ergiebig regnet, sind regional durchaus erhebliche Ertragsverluste möglich.“
Wir wollen also einen Blick auf die Realitäten werfen. Dabei ist natürlich die Regenmenge im ersten Quartal 2025 wichtig. Was sagt der DWD faktenbasiert dazu?

Die Daten wurden so aufbereitet, dass der langjährige Mittelwert 1881-2025 die Nulllinie markiert und die Abweichungen davon jährlich als Standardabweichungen (Sigma) erscheinen. Tatsächlich ist da 2025 unternormal, nur bei weitem nicht signifikant.
Ein Trend ist auch nicht auszumachen. Mit -1 Sigma ist das nichts als Rauschen auf sehr wetterabhängigen Daten. Die letzte signifikante (<-2*Sigma) gab es 1972 für die Monate Januar-März. Da ist gar nichts mit “Klimawandel”!
Da oben im Zitat Oldenburg erwähnt wurde sei hier nun die Bodenfeuchte da dargestellt. Auch hierzu hat der DWD ein eigenes Werkzeug, den „Bodenfeuchteviewer“.
In unmittelbarer Nähe von Oldenburg lässt sich dieses Bild erzeugen:

In größerer Tiefe (ab ca. 70 cm) ist es da tief-dunkelblau, der Boden ist mit Feuchtigkeit übersättigt. Auch in Oberflächennähe bis ca. 20 cm Tiefe ist da noch 50% „nutzbarer Feldkapazität“, das ist nicht unüblich. Vor dem 1. April waren es noch 60%, kein Grund für wirklichen „Trockenalarm“.
Nun ist es auch bekannt, dass mehr Verdunstung bei gleicher Niederschlagsmenge eher zu Trockenheit im Boden führt. Das muss insbesondere im Sommer bei hohen Temperaturen berücksichtig werden. Im März? Die Temperaturen lagen in Niedersachsen (auch nach DWD-Daten) bei 6,3°C, das ist nun wirklich nicht so warm. Es gab in der Vergangenheit 20 Jahre mit höheren März-Temperaturen in Niedersachsen, ohne „Trockengemurmel“.
Die Verbindung Temperatur (für die Verdunstung wichtig) und Niederschlag findet sich auch im „SPEI“-Index. Er verarbeite beide Informationen und ist hier global aussagefähig, hereinzoombar auch in das Gebiet nahe Oldenburg. Wenn man die Daten glätten lässt, bekommt man einen guten Eindruck von Nässe- und Dürrephasen:

Siehe da, nach 1990 bis etwa 2005 war es oft sehr feucht, nach 2015 und besonders um 2020 war es sehr trocken, seit Kurzem nicht mehr. Die „klimawandelbedingte Trockenheit“ ist wohl vorüber. So einfach ist diese These auch nicht wiederzubeleben.
Kommen wir auf den Wunsch nach baldigem Regen von Wolfgang Ehricke, Sprecher der Landwirtschaftskammer Niedersachsens in Oldenburg zurück. Ihm kann wohl schon bald geholfen werden, die führende Wetter-Website „Kachelmannwetter“ hat eine Modell-Vorhersage auch für Oldenburg:

Ab dem 13. April gibt es wohl recht sicher Regen. Wieviel, das ist modellabhängig.
Weil es Wetter ist und auch noch April, das ist sehr schwer vorherzusagen.
Was bleibt von dem ganzen „SZ“-Artikel? Viel Text für einen einfachen Inhalt: Keine außergewöhnliche Trockenheit, viel Wetter.
Ein Tipp an Medien: Nicht alte Inhalte in neuen Schläuchen schlecht recherchiert verkaufen, es ermüdet das Publikum und führt zur Reaktion: “Wir glauben gar nichts mehr!”