Von Frank Bosse
Nach Einführung des neuen nichtlinearen Loess-Trends findet man leider nicht mehr die Daten für Jahre, Jahreszeiten und Monate der Bundesländer und das Deutschlandmittel am wohlbekannten Ort. Dort ist nun ausschließlich eine Graphik zu sehen. Man hat beim Deutschen Wetterdienst DWD die Website wohl noch nicht angepasst? Falls ja, sollte das bald vollendet werden. Falls nein und es bleibt, so wäre das sehr, sehr schade, denn die leicht aufzufindenden Informationen als übersichtliche Daten sind wichtig für die Transparenz.
Mit ein wenig Geduld wird man jedoch fündig, auch beim DWD, allerdings ist es da mühsam.
Ein Verzeichnis mit den Monaten und dann je eine Tabelle mit allen Gebieten, auch für Deutschland gesamt. Offensichtlich ist das die Datenquelle für die früher sehr einfache Oberfläche.
Die kann man dann herunterladen und mit dem Kalkulieren beginnen. Es sei hier das jeweils erste Quartal (Jan.-März) als Mittel ausgewertet. Das ist schon aussagekräftiger als einzelne Monate.
Deutschland Jan. Feb. März Mittel
2024 1,5°C 6,58 °C 7,48 °C 5,19 °C
2025 2°C 1,48 °C 6,04 °C 3,17 °C
Der Verlauf seit Beginn der Messungen beim DWD bis 2025 mit dem neuen nichtlinearen Trend:

In Anbetracht der Problematik mit dem neuen „Loess-Trend“ (wir berichteten) sind hier nun nur die Jahre ab 2000 dargestellt.

Zunächst die reinen Zahlen. Das erste Quartal war im Jahre 2024 das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1881 mit 5,19 °C. Dagegen war das heurige Jahr mit 3,17 °C eher „normal“ nach 2000: 10 Jahre wiesen ein wärmeres 1. Quartal auf. Gestrichelt ist der lineare Trend 2000-2025 gezeigt.
So ein Sprung von 2,2 °C nach unten im aktuellen Jahr im Vergleich zum Vorjahr hat entsprechende Auswirkungen auf den Loess-Trend.
Wie im verlinkten Artikel erläutert, kann das Verfahren die letzten Jahre (hier 15 bei dem verwendeten Trend) nur schätzen, es fehlen ja die „Nachfolger“, die sind nur bis 2009 “vollzählig”, also stimmen bis dahin beide Trendlinien überein.
So konnte der Trend nicht „wissen“, dass der Datenpunkt für 2025 deutlich tiefer liegt als der von 2024, als der (rot) angewendet wurde vor Jahresfrist. Der „neue“ Loess-Trend bis 2025 (grau) kann das sehr wohl und berechnet folgerichtig ab 2010 geringere Werte als der bis 2024, obwohl sich die Rohdaten nicht änderten bis 2024. Für 2024 ist der Trendwert nun 0,1 K geringer, wenn auch 2025 verwendet wird.
Das ist eine unerwünschte Eigenheit jedes solchen Trends, trotzdem wird das Verfahren so vom DWD angewendet.
Lehre: Bei Daten mit recht viel Varianz für kleine Gebiete (Deutschland ist global gesehen klein) und für Jahre oder gar einzelne Monate (Quartale) ist ein solcher Trend mit „Verzerrungen“ am Ende und Anfang von Datenreihen wirklich nicht optimal. Man beachte die z.T. sehr großen Sprünge von Jahr zu Jahr bei den Werten seit 1881 im oberen Diagramm. Er sieht nur großartig aus. Kann das ein Grund sein für den DWD ihn so zu verwenden? Und: Es geht nicht zwangsweise nur bergauf mit den Temperaturen. Das ist (natürlich) eine Binse, nur gewinnt man bei der aktuellen “Front-Berichterstattung” manchmal den Eindruck, es sei so.
Anmerkung: Im ersten Absatz des Posts beklagen wir, dass es auf den Standard-Sites des DWD
https://www.dwd.de/DE/leistungen/zeitreihen/zeitreihen.html keine Tabelle mit Daten mehr gibt und drückten unsere Hoffnung aus, dass sich das wieder ändert. Tatsächlich ist das ab 08.04.2025 (nach unserem Redaktionsschluss) wieder anders, man findet wieder alles. Das ist sehr positiv.