Der Weltwassertag im RBB

Von Frank Bosse

Am 22.3.25 war dieser Tag. „Radio Eins“ nahm das zum Anlass, mit Dr. Fred Hattermann vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung zu sprechen. Das Interview ist hier zu hören.  

Darin sagt der Experte auch einiges Richtiges. Bei Min. 1:40 stellt er fest, dass wir keine Dürre aktuell haben und im Sendegebiet (Berlin Brandenburg) sehr viel Variabilität beim Niederschlag zu beobachten ist. Er wünscht sich bald mehr Regen. Da ist allerdings „Land in Sicht“, die Niederschlagsmenge der nächsten 2 Wochen, modelliert vom ganz neuen KI-ECMWF Wettermodell:  

Bild 1: Niederschlagsmenge akkumuliert bis 6.4.25. Quelle 

Es werden 20-30 mm Regen erwartet im Zeitraum. Erstmal Entwarnung.  

Bei Min 2:15 erklärt Hattermann, dass der Winterniederschlag vor allem Flüsse auffüllt.  
Ein Blick also auf die aktuelle Situation, an die Oder:  

Abb. 2: Pegelstände an verschiedenen Messstellen. Quelle  

Nirgendwo ein Pegel unter dem Mittel. Auch hier also real Entwarnung.
Die Oder sieht momentan so aus wie auf dem Titelbild gezeigt: ganz normaler Flusspegel.

Weiter im Interview, jetzt wird es eher gemischt mit der Evidenz der Experten-Aussagen.  

Bei Min 2:50 hat er noch recht: Wir sehen keine eindeutigen Klima-Signale. Hier wäre das Gespräch besser zu Ende gegangen.  

Bei 3:30 Min spricht er nämlich von „einer Verlagerung der sommerlichen Niederschläge in den Winter“, klimabedingt. 

Hier nimmt er es mit Daten nicht allzu genau, wie eine Analyse der Mittelwerte über Brandenburg zeigt: 

Abb.3: Vergleich der Niederschläge im Sommer (JJA) und Winter (DJF) in Brandenburg.   

Wenn der Klimawandel ab 1980 sich manifestiert, so sollte man einen Trend nach unten erwarten. Der ist nicht vorhanden. Die Sommerregenmenge ändert sich im Verhältnis zur Menge im Winter zwar von Jahr zu Jahr sehr, ein Langzeittrend (Klima!) ist jedoch nicht zu sehen. Irrtum! 

Wenig später (Min. 3:45) meint Hattermann, dass die Anzahl der Tage mit Null Niederschlag zunehmen. Eine Analyse mit täglichen Daten für Brandenburg ab 1980:  

2003 ist da der Spitzenreiter (ein wirklich sehr warmes, hochdruckgeprägtes Jahr) dann folgt schon 1982. Kein Trend. Irrtum, Herr Dr. Hattermann! 

Bei Min. 4:00 war es jedoch der Moderatorin wohl noch zu optimistisch. Bei Min. 4:35 kommt daher der „Hitzestress im Sommer“ durch steigende Temperaturen. Das misst der SPEI-Index.  Er berücksichtigt die Temperaturen und den Niederschlag. Und da sehen wir tatsächlich etwas: 

Der SPEI-Index in der Hauptvegetationsperiode Mai-September. Datenquelle 

Allerdings ist auch zu sehen, dass auch sehr viel Variabilität im Spiel ist und einzelne, wirklich sehr trockene/feuchte Jahre (2018 war nun wirklich trocken und warm. 2007 war es ganz anders) können den Trend sehr beeinflussen. Er ist auch nicht statistisch signifikant (p=0,12).  

Ein langes Interview mit einigen Wahrheiten und (zu) vielen evidenzlosen oder nur “gefühlt evidenten” Behauptungen. Hydroklima und Klimawandel in Deutschland: Eine Sache mit sehr viel Unsicherheit und jähen Wendungen. Nichts für Klimapolitik “on the long run” wie es Klima nun einmal ist.   

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