Eigentlich sollte man es beim Spiegel doch wissen, spätestens seit dem Fall Relotius, dass Texte der Spiegel-Autoren immer besser noch mal geprüft werden müssen bevor sie erscheinen.
Im Fall von Christian Stöcker haben wir dessen Arbeitsweise ja schon einmal beschrieben. Eine kurze Google-Suche, schnell mal die erste Seite der Ergebnisse scannen und dann aus Versatzstücken irgendwas zusammenzimmern, damit das eigene Narrative bedient und die eigene Blase belustigt wird. Ein gelber Gurt im Googlen reicht als Vorraussetzung.
Bei Energie und Klima schießt er gern schon mal schöne Böcke. Klar, kann passieren, wenn man schnell liefern muss und der Schaum vom eigenen Mund auf die Tastatur tropft. Sie wird rutschig.
Beim Thema Politik hat ihn die Kognition nun ebenfalls ein Streich gespielt.
Der Drang schnell mal etwas rauszuhauen, um noch irgendwie schnell auf einer Empörungswelle zu surfen, muss so groß gewesen sein, dass in einem neuen Werk so eklatante Fehler waren, bei denen sich der Spiegel nun veranlasst sah, die Korrekturen unter Stöckers Stück zu veröffentlichen.
Für Journalisten ist das wie ein peinlicher Schlag ins Gesicht.
Hat dort beim Spiegel niemand den Text vorher gelesen und geprüft?
Das ist schon fast das peinliche Niveau von Annika Joeres, bei der die Zeit auch schon peinliche Recherchefehler zugeben musste – wenn es gut lief, als es schlecht lief, fing sich die Zeit wegen der Falschaussagen der Autorin auch schon rechtliche Schwierigkeiten ein.
Hoffen wir mal für die Zukunft, dass der Faktencheck bei Stöckers Stücken zukünftig vor der Veröffentlichung stattfindet und nicht erst nach der Veröffentlichung.
Der Qualität kann es nur guttun. Andernfalls hat er gute Chance, dass die Maßeinheit für Falschinformationen demnächst in Stöcker gemessen werden.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, 2007 habe die Union zusammen mit der FDP regiert. Es war jedoch eine Große Koalition mit der SPD. Außerdem war von den Geschehnissen in der Silvesternacht 2016/17 die Rede, gemeint war die Silvesternacht 2015/16. Wir haben die Fehler korrigiert.
An einer anderen Stelle zu den Fällen in Solingen und Aschaffenburg war davon die Rede, dass die politische Verantwortung bei den Unionsinnenministern von Nordrhein-Westfalen und Bayern gelegen habe. Das ist so nicht korrekt. In NRW ist für die Abschiebung die grüne Fluchtministerin des Landes zuständig. Im bayerischen Fall lag ein Problem beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das dem SPD-geführten Bundesinnenministerium untersteht und wegen Überlastung mit Verzögerung arbeitete. Auch hier haben wir die Stelle korrigiert.
+++
Durchbruch bei CCS?
Könnte die Abscheidung von Kohlenstoff aus der Luft zukünftig deutlich einfacher und weniger kostenintensiv werden?
Ein Forscherteam aus Berkeley hat eine sehr spannende Entdeckung dazu gemacht, die vor allem bei CO2 reichen Prozessen sehr effektiv sein könnte.
Das entdeckt Material scheint demnach erhebliches Potential zu haben. 200 gr. Davon haben das Potential 20 KG CO2 aufzunehmen. So viel wie ein Baum in einem Jahr, so die Forscher.
Das dürfte allerdings sehr stark von der Größe des Baums anhängen.
Zur Pressemeldung:
A new type of absorbing material developed by chemists at the University of California, Berkeley, could help get the world to negative emissions. The porous material — a covalent organic framework (COF) — captures CO2 from ambient air without degradation by water or other contaminants, one of the limitations of existing DAC technologies.
“We took a powder of this material, put it in a tube, and we passed Berkeley air — just outdoor air — into the material to see how it would perform, and it was beautiful. It cleaned the air entirely of CO2. Everything,” said Omar Yaghi, the James and Neeltje Tretter Professor of Chemistry at UC Berkeley and senior author of a paper that will appear online Oct. 23 in the journal Nature.
“I am excited about it because there’s nothing like it out there in terms of performance. It breaks new ground in our efforts to address the climate problem,” he added.
+++
Sven Plöger bleibt stabil. Der ARD-Wettermann im Interview mit der Rheinischen Post. Nein, er will niemanden überzeugen, er ist auch kein Ideologe mit erhobenem Zeigefinger, er will einfach nur Verbote.
Wir lernen ein neues Wort “Klimaforschungsleugner”, aha!
Glauben Sie, dass Sie mit Ihrer Arbeit einen einzigen Klimawandel-Leugner umstimmen können?
PLÖGER Zunächst einmal: Ich spreche nicht von Klimawandel-Leugnern, sondern von Klimaforschungs-Leugnern. Denn wer jetzt noch leugnet, dass das Klima sich wandelt, ist schon sehr weit ab von der Spur. Aber zurück zur Frage: Es ist nicht mein Ansatz, Klimaforschungs-Leugner umzustimmen. Ich bin kein Missionar, kein Ideologe mit erhobenem Zeigefinger. Ich sage den Leuten nicht, was sie zu tun oder zu lassen haben, denn das führt nur zu Reaktanz – ich nenne das gerne „pubertären Widerstand“, also Trotz. Eltern können ein Lied davon singen.
Braucht es im Kampf gegen die Klimaerwärmung strengere Gesetze und Vorschriften?
PLÖGER Verpflichtende Gesetze und Vorschriften haben in der Geschichte schon viel Gutes bewegt. Als 1976 die Gurtpflicht eingeführt wurde, hieß es nicht: „Schnall dich an, wenn du Lust hast.“ Es war verpflichtend und hat viele Menschenleben gerettet. Das Verbot von verbleitem Benzin und die Einführung des Katalysators wurden ebenfalls erzwungen, auch wenn die Autoindustrie damals reflexartig und lautstark geklagt hat, dass dies Motoren und Arbeitsplätze zerstören würde. Beides ist nicht passiert. Was ich damit sagen will: Die Politik darf sich nicht ständig auf der Nase herumtanzen lassen oder ihre Entscheidungen von Umfragewerten abhängig machen.