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Wasserstoff ist seit neuestem der Heilsbringer der Energiewende. Irgendwann ist den Planern dann doch aufgefallen, dass das Stromnetz nicht als Speicher dienen kann. Also musste ein Speicherstoff ohne Kohlenstoff her: Wasserstoff, H2. Ein Forscherteam des Center for International Climate Research in Oslo (kurz: CICERO) veröffentlichte im Juni 2023 einen Artikel im Nature-Ableger “communications earth & environment”. Titel: “Eine Multimodell-Bewertung des Treibhauspotenzials von Wasserstoff”. In einer dazugehörigen Pressemitteilung schreiben die Autoren, Zitat:
“Der Treibhauseffekt von ausgetretenem Wasserstoff ist fast 12 Mal stärker als der von CO2, zeigt eine neue Studie von CICERO. Die Studie schließt eine Lücke in unserem Wissen über die Klimaauswirkungen von Wasserstoff, einer zentralen Technologie der Energiewende. Im Gegensatz zu Abgasen aus der Verbrennung von Kohle und Gas, die CO2 enthalten, werden bei der Verbrennung von Wasserstoff nur Wasserdampf und Sauerstoff freigesetzt. Vielmehr ist es das Entweichen von Wasserstoff bei Produktion, Transport und Nutzung, das zur globalen Erwärmung beiträgt. Wasserstoff ist kein Treibhausgas, aber seine chemischen Reaktionen in der Atmosphäre beeinflussen Treibhausgase wie Methan, Ozon und Wasserdampf in der Stratosphäre. Auf diese Weise können Wasserstoffemissionen die globale Erwärmung verursachen, obwohl er keine direkten Strahlungseigenschaften hat.
Die Studie wurde von Dr. Maria Sand, einer leitenden Wissenschaftlerin am CICERO, und ihren Kollegen in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Großbritannien, Frankreich und den USA durchgeführt. „Die Auswirkungen von Wasserstoff auf das Klima sind ein wenig erforschtes Thema. Einige wenige Arbeiten, die auf einzelnen Modellstudien basieren, bestätigen jedoch unser geschätztes globales Erwärmungspotenzial (GWP100) von 11,6“, erklärt Sand. „Wir haben fünf verschiedene Modelle der Atmosphärenchemie verwendet und Veränderungen bei atmosphärischem Methan, Ozon und stratosphärischem Wasserdampf untersucht“, so Sand. „Wasserstoff steht in Wechselwirkung mit verschiedenen biogeochemischen Prozessen. In unsere Schätzungen haben wir die Aufnahme von Wasserstoff durch den Boden, die photochemische Produktion von Wasserstoff, die Lebensdauer von Wasserstoff und Methan sowie die Wechselwirkungen zwischen Wasserstoff und Methan einbezogen“, so Sand.
Die Studie ist dank der fortschrittlichen und neuartigen Verwendung bestehender Klimamodelle die bisher umfassendste Bewertung der Klimawirkung von Wasserstoff. „Wir haben die Unsicherheiten bewertet, und unsere Studie bildet eine solide Grundlage für politische Entscheidungen über Wasserstoff“, sagte Sand. „Ein globales Erwärmungspotenzial von 11,6 ist signifikant, und unsere Studie zeigt deutlich, wie wichtig es ist, Wasserstofflecks zu reduzieren. Uns fehlt die Technologie, um Wasserstofflecks in dem erforderlichen Umfang zu überwachen und aufzuspüren, aber neue Technologien werden entwickelt, während sich die Industrie anpasst“, sagte Sand. Der potenzielle Nutzen einer Umstellung auf eine Wasserstoffwirtschaft hängt vom Ausmaß der Wasserstofflecks ab und davon, inwieweit Wasserstoff fossile Brennstoffe ersetzt. „Es gibt noch viele offene Fragen, und unsere Gruppe wird ihr Wissen weiter ausbauen, um eine rechtzeitige und korrekte Entscheidungsfindung in Bezug auf eine Schlüsseltechnologie für den Klimaschutz zu gewährleisten“, so Sand.
LINKS:
Sand et al. 2023: https://www.nature.com/articles/s43247-023-00857-8
CICERO: https://phys.org/news/2023-06-global-potential-hydrogen.html
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Ab 2027 soll der CO2-Emissionshandel der EU auf das Heizen und Fahren ausgeweitet werden. Doch mehrere Staaten, vor allem aus dem Osten, wollen die Einführung zumindest verschieben. Sie befürchten, dass die damit verbundenen massiven Preisaufschläge nicht akzeptiert werden. Alex Reichmuth hat für den Nebelspalter berichtet (https://www.nebelspalter.ch/themen/2025/01/starke-opposition-gegen-klimasteuern-beim-fahren-und-heizen).
Klimapolitik der Europäischen Union
Starke Opposition gegen Klimasteuern beim Fahren und HeizenDie Fakten: Die EU will ihren Emissionshandel für CO₂ im Jahr 2027 auf die Bereiche Gebäude und Verkehr ausweiten. Doch mehrere Staaten drängen darauf, die neuen Steuern später einzuführen.
Warum das wichtig: Die oppositionellen Staaten befürchten markante Preissprünge bei Gas, Heizöl und Treibstoff. Das könnte Nachteile für die Wirtschaft bedeuten und zu Protesten der Bevölkerung führen.
Das Zitat: «Wir müssen die Umweltziele überarbeiten, damit sie sich nicht negativ auf die gesamte Wirtschaft auswirken.» (Petr Fiala, Ministerpräsident von Tschechien, der im nächsten Herbst wiedergewählt werden will, siehe hier)
Die ganze Story gibt es im Nebelspalter (https://www.nebelspalter.ch/themen/2025/01/starke-opposition-gegen-klimasteuern-beim-fahren-und-heizen). Der Beitrag kann nach 20 Sekunden freigeschaltet werden.