AMOC: Was Experten sagen und was davon in der Öffentlichkeit ankommt 

Von Frank Bosse

Wir haben von dem Feature des MDR schon berichtet.  Es ist recht lang – fast 54 Minuten – und sehr aufschlussreich. 

Zwei Reporter beginnen mit der „Reise der Erkenntnis“ beim „Golfstromkollaps“.  
Karsten Möbius ist Reporter auch für Klimafragen beim MDR und am Anfang spricht er über die Katastrophe, die ein offener Brief (ein „düsteres Schreiben“) von einigen Wissenschaftlern ankündigte und auch er medial weitergab. Der Leser dieses Blogs hier war objektiv informiert, wir berichteten ausführlich und ordneten ein und fanden: Viel zu viel Alarm in Richtung Politik schon, viel Lärm um wenig Wissenschaft. So ordneten es auch andere ein, der Brief wurde bei den Adressaten in der Politik am Ende gar nicht besprochen.  

Wir merkten auch an, dass zu den lärmenden Unterzeichnern des Briefes vier Angehörige des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) gehörten. Das allerdings wird beim MDR (noch?) nicht erwähnt.  

Die Reise führt den Reporter zunächst nach Utrecht, dort wurde eine der Studien verfasst, die zum neuen Interesse an der AMOC führte. Es kommen ihm Zweifel nach dem Gespräch mit dem Lead-Autor und er stellt fest, was der normale Gang von Wissenschaft ist: Es gibt eine Studie, es gibt Kritik und Verbesserungen und so entwickelt sich das Wissen. Er folgert: Wenn man nur über eine Arbeit berichtet, als wäre das Ergebnis ist Stein gemeißelt, macht man Fehler als Berichterstatter.  
Genau das passierte aber mit der Studie aus den Niederlanden. Sie wurde in zahlreichen Medien geradezu gefeiert als “der Stein der Weisen”. Zeitungen wie der englische Guardian saugen solche Studien förmlich auf, um noch einige schlechte Nachrichten für die schockierte Leserschaft zu haben. Kritik oder gar Gegenmeinungen kommen dort nicht vor. Vielleicht ist das ja auch einfach zu anstrengend?  

Die Reise im Audio des MDR geht weiter nach Hamburg zum Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) und es wird Jochem Marotzke interviewt, der (für den Klimaberichterstatter Möbius ist das ein Wake-Up-Moment) erklärt ihm den gewaltigen Unterschied zwischen Golfstrom und AMOC (bei Min 26 des MDR-Audios), und zwar mit den Worten von Carl Wunsch, hoch geachteter Ozeanologe:  

Solange es Wind gibt und die Erde sich dreht, wird es den Golfstrom geben“.   

Wir hatten mit genau diesen Worten in diesem Artikel es genau so getan, allerdings schon im Juli 2023 und nicht Ende 2024.  

Der MDR-Reporter erfährt es in der Klarheit erst jetzt und er frage sich: 

 „Bin ich als Journalist Teil des Problems?“ 

Später befragt er auch Mojib Latif, und der sagt es ihm ziemlich unverschlüsselt bei Min 32:30: 

„Journalisten lassen ein Zerrbild entstehen“ 

 Das trifft Möbius hart, ist er doch Bestandteil dieser Medienmaschine. Er folgert für sich:  

 „Viel mehr zweifeln an Dingen, die scheinbar feststehen und diese Zweifel muss man auch hören.“ 

Dem ist unbedingt zuzustimmen! Nur wie setzt man es um? Hier unsere Hinweise: Bestimmte „Quellen“ wie das PIK nicht als den einzigen Ausgangspunkt für Nachrichten benutzen!  

Auch mal über den Zaun schauen, ob da nicht schon angemessene Zweifel geäußert werden, z. B. auch immer mal wieder auf diesem Blog vorbeischauen. Dann könnte auch die Klimaberichterstattung hierzulande besser werden und (vielleicht) wieder die Menschen erreichen. Wenn sie faktenbasierter wird und weniger “Lautsprecherhaft”.

Der Weg vom Karsten Möbius ist der richtige und hoffentlich folgen auf ihm sehr bald viele Journalisten.   

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