Energie-Ökonomen schlagen leise Alarm

 
22 Punkte umfasst ein Papier, das drei Energie-Ökonomen für die FAZ verfasst haben. 
Sie sehen darin die Notwendigkeit, Korrekturen bei der Energiewende durchzuführen. 
Die Wortwahl dabei ist interessant. Offenbar will man bereits im Vorfeld die Fanboys der der Energiewende besänftigen oder einen Shitsorm vermeiden. Da wird dann das Wort Anpassung benutzt, klingt auch besser als Zurückfahren oder Stutzen. 
 
Hier die ersten 6 Punkte.

1. Anpassung des Zubaus an erneuerbaren Energien, unter Beibehaltung des 80-Prozent-Ziels. 

2. Anpassung des Netzausbaus, jedoch kein Abbruch laufender Projekte. 

3. Strategische industriepolitische Priorisierung anstatt Gießkannenförderung aller energieintensiven Unternehmen mit entsprechender Anpassung von Strompreiskompensation und Klimaschutzverträgen. 

4. Anpassung des Wasserstoff-Kernnetzes an realistischen Bedarf und Importrouten. 

5. Einsatz von blauem Wasserstoff, CCS-Kraftwerken und Kohlenstoffdioxidspeicherung an Land erlauben. 

6. Schneller Zubau von Gaskraftwerken unter Verzicht auf fixe Daten für eine Wasserstoff-Umrüstung. 

Anpassung ist also das neue Zauberwort. Es meint vermutlich die realistische Einschätzung und vor allem die möglichen Probleme, in die man mit einem zackigen Tempo reinläuft. 
 
Offenbar haben die Autoren einige der Probleme durchaus erkannt.  
Die privaten Dachsolaranlagen sollen nicht mehr ins Netz einspeisen und nur noch dem Eigenbedarf dienen, wer will und kann soll speichern, aber Geld gibt es keines mehr, auch nicht für Speicher. Logisch, denn die sind nicht netzdienlich. 
 
Auch den Ausbau von offshore Windkraft scheinen die Autoren als Problem erkannt zu haben. Denn der ist deutlich teurer, treibt die Kosten also noch weiter in die Höhe.  
 
Biogas und Biomasse soll keine Subventionen mehr bekommen. Solche Anlagen sollen das Geld am Kapazitätsmarkt verdienen. Ob das dann unbedingt günstiger ist, das ist allerdings offen. 
 
Erdkabel sehen die Autoren ebenfalls kritisch, auch hier sind die Kosten immens. 
Und die Unterteilung in verschiedene Netzpreiszonen für Deutschland wird befürwortet. 
 
Eigentlich müsste so ein Papier aus der Politik, entweder dem Wirtschaftsministerium oder den Parteien kommen. Aber in den Punkten versteckt ist halt auch Kritik an Fehlentwicklungen und wer gibt schon gern Fehler zu. Und wer gibt schon gern die eigene Ideologie auf? 
 
Alles in einem eine interessante Diskussionsgrundlage. Glücklicherweise ohne große Zahlen und Maßeinheiten, denn damit hat einer der Autor bei Twitter gelegentlich Pech und sich schon mal um den Faktor 1.000 vertan. 
 
Und geradezu positiv fällt auf, dass Claudia Kemfert ausnahmsweise mal nicht mit von der Partie ist. Sie hat sich mit ihren Speichern noch und nöcher glücklicherweise selbst aus der Diskussion genommen. Spätestens beim Punkt Speicher wäre das haarig geworden mit ihr an Bord.

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Die Präsidentschaft von Donald Trump in den USA wirft ihre Schatten voraus. 
 
Banken und Versicherungen verlassen die Klima-Allianz. 

 
Handelsblatt:

Die Banken folgen damit Wells Fargo und Goldman Sachs, die sich Anfang des Monats ebenfalls zurückgezogen hatten. Finanzinstitute, die in der Vergangenheit für ihre Verbindungen zur fossilen Brennstoffindustrie kritisiert wurden, haben in letzter Zeit zunehmend CO2-Neutralitätsstandards in ihre Geschäftspraktiken integriert. 

Einige Initiativen wurden jedoch auch wieder zurückgenommen, um republikanische Politiker nicht zu verärgern, die gegen eine Einschränkung der Finanzierung fossiler Brennstoffe sind. 

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Der Münchener Merkur ist skeptisch, was nach einem CDU-Wahlsieg in Sachen Klima passieren wird.

Dass die CDU nicht alles zurückdrehen kann, bestätigt auch Bundesbauministerin Klara Geywitz in Bezug auf das Heizungsgesetz von Wirtschaftsminister Robert Habeck, das groß in der Kritik stand. Die CDU kündigte bereits an, dieses komplett zurückzunehmen. „Wer jetzt behauptet, man könne einfach das Heizungsgesetz streichen und alles wieder rückgängig machen, macht den Leuten etwas vor“, sagte Geywitz der Welt am Sonntag. 

Geywitz warnt davor, dass die Heizkosten ab 2027 durch geplante EU-Regelungen nochmal teurer werden. Gesetze und Förderungen seien laut ihr daher notwendig. Das sehen auch Vertreter aus der Branche so. „So sehr wir gegen das Heizungsgesetz waren, unsere Betriebe haben sich mittlerweile darauf eingestellt. Und es ist überhaupt nicht förderlich, wenn CDU und FDP jetzt für 2025 die komplette Rücknahme ankündigen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handwerksverbands Handwerk BW, Peter Haas, in der Stuttgarter Zeitung. Ein ständiger Wechsel der Gesetze würde zudem Immobilienbesitzer verunsichern und nötige Sanierungen und Investitionen nur weiter nach hinten verschieben.

Ebenfalls im Merkur ein Artikel über den Zuwachs an Bestellungen für Wärmepumpen. 
Die Angst, die CDU könnte die Förderung in 2025 stoppen, schwingt offenbar mit.

Gegenüber der britischen Zeitung sagt der größte Installateur der Heizkörper, Thermondo, dass sich der Verkauf von Wärmepumpen um ein Dreifaches erhöht habe, im Vergleich zum Oktober. „In der letzten Novemberwoche hatten wir einen Rekord an Neubestellungen“, erklärte das Unternehmen. 

Ähnliches berichten der Konkurrent Enpal und, so die FT weiter, das Wirtschaftsministerium. Eine Sprecherin des von Robert Habeck (Grüne) geführten Ministeriums sagte der Zeitung: „Aktuell sehen wir 6.000 bis 8.000 Förderanträge pro Woche eingehen“. Diese würden in der Regel auch bewilligt. 

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Eigenartige Überschrift beim mdr: 
 
Was, wenn die atlantische Umwälzströmung versiegt und keiner darüber spricht? 
 
Immerhin hat der Autor gemacht, was ein Journalist machen sollte, er hat nachgefragt. 
Während aus den Niederlanden Alarm kommt, sehen es Forscher aus Hamburger weit weniger dramatisch.

Was für ein Stoff für Journalistinnen und Journalisten – doch Karsten Möbius zweifelt! Was bedeutet es für Menschen, wenn sie von solchen Studien hören, zieht es ihnen nicht einfach den Boden unter den Füßen weg? Ist Berichterstattung über solche Kipppunkte ein Grund dafür, dass sich die Menschen von Klimathemen abwenden? Sollten sie nicht dennoch erfahren, was die Forscher herausgefunden haben? Der Journalist macht das, was er am besten kann, er fragt nach. Seine Reise führt ihn nach Utrecht, den Ort von dem die spektakuläre Untersuchung stammt, nach Hamburg, wo die dramatischen Auswirkungen des Kipppunkts in Frage gestellt werden, nach Kiel, wo er von Deutschlands bekanntestem Klima-Wissenschaftler Mojib Latif Kritik einstecken muss.

Leser dieses Blogs wissen es besser. 
 
Die AMOC ist hier regelmäßig Gegenstand von Meldungen und Artikel. 
 
So wie hier oder hier
 
Vielleicht hätte der mdr sogar Reisespesen sparen können oder der Journalist wäre gebrieft in seine Gespräche gegangen, denn gerade die Studie aus den Niederlanden wurde in der Wissenschaft gut zerrupft. Er hätte nur hier lesen müssen.

 

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