Wasserstoff, ein weiterhin schwieriges Thema

Die aktuelle Bundesregierung setzt große Hoffnungen in Wasserstoff. Er soll dabei helfen, bestimmte fossile Brennstoffe ganz besonders in der Industrie zu ersetzen. Ob das Ganze auch wirklich bis zum Ende durchdacht wurde? 
 
Mehrere Artikel beschäftigen sich mit der Entwicklung und es sieht nicht nach einem Happy End aus, außer beim Wuppertal Institut. Der Artikel in der Ingenieur benennt die größten Hindernisse. Grüner Wasserstoff muss konkurrenzfähig sein ansonsten führt der Einsatz zu Mehrkosten und zu weniger Wettbewerbsfähigkeit. Deutschland wird bei Wasserstoff abhängig von Importen bleiben, die Frage ist nur, bis zu welchem Grad?

Damit sich grüner Wasserstoff als Energieträger der Zukunft etablieren kann, muss der Preis konkurrenzfähig sein. Und er muss in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen, um die fossilen Brennstoffe Gas und Öl zu ersetzen. Beides kann Deutschland allein nicht leisten: Studien zufolge kann das Land nicht einmal die Hälfte des künftigen Bedarfs selbst produzieren. 

Ein Großteil des grünen Wasserstoffs muss also importiert werden, was natürlich neue Abhängigkeiten schafft. Allerdings werden diese nicht so stark sein wie bei Gas und Öl, die nur von wenigen Ländern der Erde angeboten werden. Die zukünftige Versorgung sollte daher sicherer sein als die Versorgung mit Erdgas oder Erdöl. Aber welche Länder könnten uns in Zukunft beliefern? 

In eine ähnliche Richtung geht ein Artikel bei t3n. Allerdings deutlich pessimistischer.

Der Stand der Dinge sieht derzeit so aus: Elektrolyseure, die es nicht gibt, sollen mit überschüssigem Strom, den es nicht gibt, Wasserstoff in ein Netz einspeisen, das es nicht gibt, um damit Kraftwerke zu betreiben, die es nicht gibt. Alternativ soll der Wasserstoff über Schiffe und Häfen, die es nicht gibt, aus Lieferländern herbeigeschafft werden, die es – Sie ahnen es schon – ebenfalls nicht gibt.

Die Gesetze der Physik und der Mathematik hebt das Wuppertal Institut laut dem Bericht auf. Aus teuer soll günstig werden.
Das aber klingt eher wie ein Zaubertrick. Grüner Strom ist teuer und aus diesem soll konkurrenzfähiger Wasserstoff produziert werden.

In einer Metaanalyse des Wuppertal Instituts heißt es sogar: „Heimischer grüner Wasserstoff ist konkurrenzfähiger als erwartet“. In der begleitenden Pressemitteilung setzt sich der Präsident des Wuppertal Instituts, Manfred Fischedick, daher auch für ein schnelles Hochfahren der Wasserstoffproduktion zuerst in Deutschland ein: „Die Stärkung einer heimischen, grünen Wasserstoffwirtschaft ist nicht zuletzt wegen der damit verbundenen Wertschöpfung im eigenen Land sinnvoll. Mit dem Import von Wasserstoff sind nicht zwangsläufig Kostenvorteile verbunden.

Deutschland wird hier keine große Rolle spielen, wie man in dem t3n-Artikel in einem Vergleich sehen kann. Vielleicht war bei der Meta-Analyse auch der Wunsch der Vater des Gedankens?

Um die Wasserstoffproduktion voranzutreiben, versteigerte die Europäische Wasserstoffbank im Frühjahr 2024 Zuschüsse in Höhe von insgesamt 720 Millionen Euro. Wer die niedrigsten Wasserstoffpreise bot, bekam den Zuschlag. Diesen erhielten sieben Projekte aus Portugal, Spanien, Norwegen und Finnland, die Wasserstoffpreise zwischen 5,80 und 8,77 Euro pro Kilogramm vortrugen. Zusammen wollen die erfolgreichen Bieter jetzt über einen Zeitraum von zehn Jahren gut 52 Terawattstunden grünen Wasserstoff produzieren. Deutschland war mit 11,62 Euro pro Kilogramm schlicht zu teuer und ging leer aus. Die Zuschüsse sollen die Preisdifferenz zwischen den Produktionskosten und dem Marktpreis für Wasserstoff ausgleichen, der derzeit von Wasserstoff aus fossilen Quellen bestimmt wird. Das Geld stammt aus Einnahmen des EU-Emissionshandelssystems.

Daniel Stelter kommt auf seinem Blog zu ähnlichen Resultaten. Er kritisiert die ISE-Studie, auf die sich der Ingenieur Artikel beruft.

Die lokalen Produktionskosten für gasförmigen grünen Wasserstoff sind laut unseren Berechnungen für die 12 von H2Global vorausgewählten Länder nirgendwo so niedrig wie in Brasilien, Australien und dem Norden Kolumbiens. Zwischen 96 und 108 Euro kostet dort die Produktion einer Megawattstunde, das sind rund 3,20 bis 3,60 Euro pro Kilogramm grünen Wasserstoffs‘, sagt Dr. Christoph Hank, Hauptautor der Studie.“ – bto: Also rund 110 US-Dollar. Das ist mehr als die FT angesetzt hat, mit 62 Dollar, was allerdings noch keine Betriebs-, Transport- und Kapitalkosten enthielt. Wie die Bundesregierung angesichts dieser Zahlen von „wettbewerbsfähiger Energie“ reden kann, ist mir ein Rätsel. 

„‘Wird der Ferntransport per Schiff entweder in Form von Flüssigwasserstoff oder Ammoniak berücksichtigt, ergeben sich unter bestmöglichen Bedingungen Bereitstellungskosten für Deutschland von 171 Euro pro Megawattstunde in Bezug auf den Energiegehalt von sowohl Flüssigwasserstoff als auch Ammoniak‘, so Hank weiter.“ – bto: Es wird also noch teurer. Wie gesagt, es vergleicht sich mit rund 32 Dollar für Gas heute. 

Das Handelsblatt (Bezahlartikel) berichtet über Pläne von Thyssenkrupp, die ein mögliches Ende der Wasserstoffpläne beinhalten.

Die bisherigen Pläne sehen vor, die Hütten in Zukunft nicht mit Kohle, sondern mit Wasserstoff zu betreiben, wodurch die Stahlproduktion klimaneutral würde. Bislang fallen bei der Herstellung erhebliche Mengen an Kohlendioxid (CO2) an. Für den Bau einer dazu nötigen Direktreduktionsanlage (DRI) haben das Land Nordrhein-Westfalen und der Bund Hilfen in Höhe von zwei Milliarden Euro zugesagt. Rund ein Viertel der Summe ist bereits geflossen. Laut Insidern prüft der Stahlkonzern nun jedoch vier Szenarien.  Zum einen könnte der Bau der Anlage, mit dem der Konzern bereits begonnen hat, vollständig gestoppt werden. Unterlagen zufolge sind die Kosten eines solchen Szenarios noch Gegenstand aktueller Prüfungen

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