Stromhandel mit Frankreich

In einem Artikel bei Business Insider wird über die Möglichkeit der Begrenzung von Stromimporten aus Frankreich spekuliert. Ganz so einfach ist es wohl nicht. Frankreich wäre zudem nicht gut beraten, deutschen Überschuss-Strom mit Geld dazu zu verschmähen und später dann bei Mangellage Deutschland mit entsprechendem Aufschlag Strom zu verkaufen.

“Deutschland und auch Frankreich sind wichtige Stromtransitländer in der EU. Es wird fortlaufend Strom importiert und exportiert und dorthin weitergereicht, wo er benötigt wird. Der gemeinsame Strommarkt in Europa soll es ermöglichen, Geld einzusparen und Emissionen zu senken. Konkrete Zahlen für Deutschland: Den Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) zufolge lieferte Deutschland in diesem Jahr bis zum 8. Juli rund 26,2 Terawattstunden (TWh) Strom an andere europäische Staaten. Andererseits erhielt die Bundesrepublik von ihren Nachbarn 38,3 TWh. Zum Vergleich: Die öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland (also ohne die Eigenversorgung der Industrie) liegt im selben Zeitraum bei rund 234 TWh. Davon fallen im Saldo knapp fünf Prozent auf Stromimporte.”

Frankreich ist im Jahre 2024 das Kraftzentrum, was die Erzeugung von Strom und den Export in Europa angeht.

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Aus CO2 Butter machen. Ein Unternehmen will das bewerkstelligen. Heise.de:

“Eines der ersten Produkte, die Savor anstrebt, ist eine Alternative zu Butter. Biologie brauche man dafür nicht, so Alexander zum New Scientist, die zum CEO des Start-ups berufen wurde und zuvor als Materialwissenschaftlerin und Consultant für Klimalösungen arbeitete, bevor sie bei Orca zum Projektdirektor wurde. […] Der Prozess, den Savor verwendet, erinnert eher an die Petrochemie als an die Lebensmittelbranche. Das Unternehmen bedient sich der Tatsache, dass Fette bekanntlich aus unterschiedlich langen Kohlenstoff- und Wasserstoffatomen bestehen. Savor entnimmt nun CO₂ aus der Umgebungsluft, Wasserstoff aus Wasser, erhitzt und oxidiert sie und schafft so zusammen mit Glyzerin Triglyceride. Hinzu kommen Wasser und ein Emulgator, dann noch etwas Carotin für die Farbe. Den „grasigen“ Geschmack soll ein Hauch Rosmarinöl liefern.”

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Diese Analyse dürfte den Jublern, die stets Börsenstrompreise in Deutschland preisen, vermutlich nicht passen. Verivox hat Strompreise weltweit verglichen. Deutschland kommt nicht gut weg.

“Deutschland zweitteuerster G20-Staat

Unter Berücksichtigung der Kaufkraft liegen die Strompreise in Deutschland im weltweiten Vergleich auf Platz 21 (2021: Platz 15). In der Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer belegt Deutschland kaufkraftbereinigt Platz 2 (2021: Platz 1) hinter Italien. Wie stark die Einbeziehung der Kaufkraft den Strompreis verändert, zeigt folgendes Beispiel: Während Verbraucher in Deutschland nominal rund 5 Prozent weniger für Strom bezahlen als Verbraucher im Nachbarland Dänemark, kostet er kaufkraftbereinigt hierzulande sogar 13 Prozent mehr.

In anderen Ländern mit vergleichbarem Lebensstandard zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Preisunterschiede wachsen kaufkraftbereinigt zum Teil deutlich – im Vergleich mit den USA beispielsweise um 71 Prozentpunkte, mit Schweden um 21 Prozentpunkte und mit den Niederlanden um gut 6 Prozentpunkte. In vielen Ländern mit hohem Lebensstandard ist Strom kaufkraftbereinigt zudem mindestens um die Hälfte günstiger als hierzulande. Dazu gehören Finnland, USA, Kanada und Norwegen. Im kaufkraftbereinigten Vergleich am teuersten ist Strom in Sierra Leone, Sri Lanka, Kap Verde, gefolgt von Kolumbien und Italien, am günstigsten im Iran, Äthiopien und Sudan.”

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Der Preis ist heiß. So lautet der Titel eines Wirtschaftspodcast bei Spotify. Zu Gast in der aktuellen Sendung ist Axel Bojanowski und es geht um die Klimadebatte, auch um sein neues Buch und einen CO2-Preis. Eine sehr kurzweilige Sendung.

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Watson berichtet von Aussterben einer Kakteenart in Florida. Grund soll der Klimawandel bzw. Anstieg des Meeresspiegels sein.

“Konkret handelt es sich um den „Key Largo tree cactus“, eine große Baumkakteenart. In den Vereinigten Staaten ist der einzige Bestand des massiven Baumkaktus verloren gegangen. Forscher:innen gehen laut dem englischsprachigen Wissenschaftsportal „Science Daily“ davon aus, dass es sich dabei um das erste lokale Aussterben einer Art handelt, das durch den Anstieg des Meeresspiegels im Land verursacht wurde. Das Eindringen von Salzwasser in die Pflanze durch den Anstieg des Meeresspiegels, die Auslaugung des Bodens durch Wirbelstürme und Flutkatastrophen sowie der Pflanzenfraß durch Säugetiere hatten die Population stark unter Druck gesetzt.”

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Klarer Fall, der Konsument versagt. Er kauft die Fleischersatzprodukte von Beyond Meat nicht. Agrarheute:

“Nach den Recherchen des „Good Food Institute“ ist sein Rindfleischersatz in den USA doppelt so teuer wie echtes Rindfleisch, während Schweine- und Hühnerersatzprodukte dreimal bzw. viermal so teuer sind wie ihre Äquivalente, berichten die Analysten von Motley Fool. Die schwierige Situation von Beyond Meat wirkt sich auf die operative Leistung des Unternehmens aus. Im vierten Quartal 2022 sank der Nettoumsatz um 21 % auf 79,9 Millionen US-Dollar, da sich die Vertriebskanäle im Einzelhandel und im Gastronomiebereich erheblich verschlechterten. Das Unternehmen erwirtschaftete einen Betriebsverlust von 65,7 Millionen US-Dollar, was bedeutet, dass die Herstellung und der Vertrieb seiner Produkte mehr kosten, als es durch den Verkauf verdient, sagen die Analysten.”

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Martin Schlumpf berichtet am 1. Juli 2024 im Nebelspalter: 

Das Winterproblem der Wasserkraft – Schlumpfs Grafik 117

Die rund 700 Wasserkraftwerke der Schweiz bilden ein gewaltiges und gut aufeinander abgestimmtes Energiesystem, mit dem mehr als die Hälfte unseres Stromes erzeugt wird. Es ist wichtig, einen genaueren Blick auf dieses Systems zu werfen, um falsche Vorstellungen über dessen Möglichkeiten korrigieren zu können. Weil der «Brennstoff» dieser Kraftwerke, das Wasser, naturgegeben nicht immer in gleichen Mengen zur Verfügung steht, haben wir es mit einer volatilen Stromproduktion zu tun, die zudem durch eine deutliche Winterschwäche gekennzeichnet ist. Denn im Winter fliesst jeweils deutlich weniger Wasser die Bäche und Flüsse hinunter als im Sommer.

Was wichtig ist:

– Ohne Speicherseen könnte man nur 26 Prozent des Wasserstroms im Winterhalbjahr erzeugen. Mit den Speicherseen sind es immerhin 43 Prozent.

– Trotzdem hat die Wasserkraft ein Winterproblem – ausgerechnet dann, wenn die Stromnachfrage am höchsten ist.

– Solarpanels sind die denkbar ungünstigste Ergänzung zur Wasserkraft, weil sie ebenfalls im Winter viel weniger Strom produzieren.

Alle Zahlen in diesem Beitrag stammen von Statistiken des Bundesamtes für Energie (BFE, siehe hier). Aus diesen Quellen habe ich für alle Grafiken jeweils den  Durchschnitt der letzten zehn Jahre (2014-2023) berechnet.

Weiterlesen im Nebelspalter. Auch verfügbar auf schlumpf-argumente.ch.

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Barcelona Institute for Global Health:

Air quality in Europe shows significant improvements over the last two decades, study finds

A study led by the Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) has consistently estimated daily ambient concentrations of PM2.5, PM10, NO2 and O3 across a large ensemble of European regions between 2003 and 2019 based on machine learning techniques. The aim was to assess the occurrence of days exceeding the 2021 guidelines of the World Health Organization (WHO) for one or multiple pollutants, referred to as „unclean air days.“

The research team analyzed pollution levels in more than 1,400 regions in 35 European countries, representing 543 million people. The results, published in Nature Communications, show that overall suspended particulate matter (PM2.5 and PM10) and nitrogen dioxide (NO2) levels have decreased in most parts of Europe.

In particular, PM10 levels decreased the most over the study period, followed by NO2 and PM2.5, with annual decreases of 2.72%, 2.45% and 1.72% respectively. In contrast, O3 levels increased annually by 0.58% in southern Europe, leading to a nearly fourfold rise in unclean air days.

The study also looked at the number of days on which the limits for two or more pollutants were exceeded simultaneously, a confluence known as a „compound unclean air day.“ Despite the overall improvements, 86.3% of the European population still experienced at least one compound unclean day per year during the study period, with PM2.5-NO2 and PM2.5-O3 emerging as the most common compound combinations.

The results highlight the significant improvements in air quality in Europe followed by the decline of PM10 and NO2, while PM2.5 and O3 levels continue to exceed WHO guidelines in many regions, resulting in a higher number of people exposed to unclean air levels.

„Targeted efforts are needed to address PM2.5 and O3 levels and associated compound unclean days, especially in the context of rapidly increasing threats from climate change in Europe,“ says Zhao-Yue Chen, ISGlobal researcher and lead author of the study.

„Our consistent estimation of population exposure to compound air pollution events provides a solid basis for future research and policy development to address air quality management and public health concerns across Europe,“ points out Carlos Pérez García-Pando, ICREA and AXA Research Professor at the BSC-CNS.

Heterogeneous geographical distribution

The research team has developed machine learning models to estimate high-resolution daily concentrations of major air pollutants like PM2.5, PM10, NO2 and O3. This data-driven approach creates a comprehensive daily air quality picture for the European continent, going beyond sparsely distributed monitoring stations.

The models gather data from multiple sources, including satellite-based aerosol estimates, existing atmospheric and climate data, and land use information. By analyzing these air pollution estimates, the team calculated the annual average number of days in which the WHO daily limit for one or more air pollutants is exceeded.

Despite air quality improvements, 98.10%, 80.15% and 86.34% of the European population lives in areas exceeding the WHO recommended annual levels for PM2.5, PM10 and NO2, respectively. These results closely match the European Environment Agency (EEA)’s estimates for 27 EU countries using data from urban stations only.

Additionally, no country met the ozone (O3) annual standard during the peak season from 2003 to 2019. Looking at short-term exposure, over 90.16% and 82.55% of the European population lived in areas with at least 4 days exceeding WHO daily guidelines for PM2.5 and O3 in 2019, while the numbers for NO2 and PM10 were 55.05% and 26.25%.

During the study period, PM2.5 and PM10 levels were highest in northern Italy and eastern Europe, while PM10 levels were highest in southern Europe. High NO2 levels were mainly observed in northern Italy and in some areas of western Europe, such as in the south of the United Kingdom, Belgium and the Netherlands.

Similarly, O3 increased by 0.58% in southern Europe, while it decreased or showed a non-significant trend in the rest of the continent. On the other hand, the most significant reductions in PM2.5 and PM10 were observed in central Europe, while for NO2 they were found in mostly urban areas of western Europe.

The complex management of ozone

The average exposure time and population exposed to unclean air concentrations of PM2.5 and O3 is much higher than for the other two pollutants. According to the research team, this highlights the urgency of greater control for these pollutants and the importance of addressing the increasing trend and impact of O3 exposure.

Ground-level or tropospheric O3 is found in the lower layers of the atmosphere and is considered a secondary pollutant because it is not emitted directly into the atmosphere, but is formed from certain precursors—such as volatile organic compounds (VOCs), carbon monoxide (CO) and nitrogen oxides (NOx)—that are produced in combustion processes, mainly in transport and industry. In high concentrations, ozone can damage human health, vegetation and ecosystems.

„Ozone management presents a complex challenge due to its secondary formation pathway. Conventional air pollution control strategies, which focus on reducing primary pollutant emissions, may not be sufficient to effectively mitigate O3 exceedances and associated compound unclean days,“ says Joan Ballester Claramunt, ISGlobal researcher and senior author of the study. „However, addressing climate change, which influences ozone formation through increased sunlight and rising temperatures, is crucial for long-term ozone management and protection of public health.“

The challenge of compound episodes

Despite improvements in air pollution, the research team reported that over 86% of Europeans experienced at least one day with compound air pollution events each year between 2012 and 2019, where multiple pollutants exceeded WHO limits simultaneously.

Among those compound days, the contribution of PM2.5-O3 compound days increased from 4.43% in 2004 to 35.23% in 2019, becoming the second most common type in Europe, indicating a worrying trend. They mainly occur in lower latitudes during warm seasons and are likely linked to climate change and the complex interplay between PM2.5 and O3.

Warmer temperatures and stronger sunlight in summer boost O3 formation through chemical reactions. Subsequently, higher levels of O3 will accelerate the oxidation of organic compounds in the air. This oxidation process leads to the condensation of certain oxidized compounds, forming new PM2.5 particles.

Additionally, climate change increases the likelihood of wildfires, which further elevates both O3 and PM2.5 levels. „This complex interplay creates a harmful loop, highlighting the urgent need to address climate change and air pollution simultaneously,“ explains Ballester Claramunt.

Paper:

Chen, Z.Y., Petetin, H., Turrubiates, R.F.M., Achebak, H., García-Pando, C.P. and Ballester, J., 2024. Population exposure to multiple air pollutants and its compound episodes in Europe, Nature CommunicationsDOI: 10.1038/s41467-024-46103-3

Related study: Zhao-Yue Chen et al, Estimation of pan-European, daily total, fine-mode and coarse-mode Aerosol Optical Depth at 0.1° resolution to facilitate air quality assessments, Science of The Total Environment (2024). DOI: 10.1016/j.scitotenv.2024.170593

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Wir erhielten Leserpost von Uwe zur hier im Blog vorgestellten Pressemitteilung der Ludwig-Maximilians-Universität München vom 8.7.2024. Bei der LMU heißt es:

Dringt man mit dem Gerät in Dimensionen von mehreren hundert Nanometern vor – ein menschliches Haar ist durchschnittlich 700.000 Nanometern dick, der Radius eines Atoms beträgt etwa 0,1 Nanometer – eröffnet sich dem Betrachter plötzlich ein perfektes Muster. 

Finde den Fehler. Schwarzkopf muss es wissen. Sie schreiben auf ihrer Webseite:

Ob wir dickes oder dünnes Haar haben, liegt in unseren Genen. Als fein gilt in Europa ein Haar, das einen Durchmesser von 0,04 bis 0.06 mm hat. Normal ist ein Haar zwischen 0,06 und 0,08 mm und als dick wird es zwischen 0,08 und 0,1 mm bezeichnet. Asiatisches Haar ist im Vergleich zu europäischem Haar deutlich dicker, der Durchschnitt in Asien liegt zwischen 0,08 und 0,12 mm. 

Im Mittel hat ein normales Haar also eine Dicke von 0,07 mm. Wir lassen uns von Google die mm mal in nm umrechnen.

Überraschung: Ein normales Haar hat eine mittlere Dicke von 70.000 Nanometer und nicht 700.000 Nanometer wie es fälschlicherweise die LMU annimmt. Uwe schreibt dazu:

Was für dicke Haare hat man denn da in der LMU? das ist ja fast ein mm !

Danke für’s Aufpassen, Uwe.

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